ich habe mich entschieden einige meiner Videos und Fotos von Harpegnathos saltator hier im Forum zu posten, da sowohl Erfahrungsberichte als auch Bildmaterial zu dieser Art und zu anderen Arten der Gattung auf diesem Forum zu fehlen scheinen.
Ich habe die Kolonie seit Anfang 2010 in einem großen Ytongnest,liegend und mit einer Kammer, und muss der herrschenden Meinung über die Anfälligkeit der Tiere wiedersprechen. Beachtet man einige Dinge so sind die Tiere in der Haltung sehr angenehm und liefern, vorallem im Nest, viele Beobachtungsmöglichkeiten.
Die oft als primitiv und wenig sozial bezeichneten Ameisen sind immer interessant und bieten immer Raum neues zu beobachten. Auch sind sie nicht so viel weniger sozial als andere Ameisen, sie sind nur etwas impulsiver und es sind einfach weniger.
Das Teamwork aber auch die Impulsivität dieser Ameisen ist in folgendem etwas zu langen Video etwas zu sehen.
Es wird gemeinsam eine Arbeiterin aus ihrer Puppenhülle geholt.
Etwas nach der 7:53 Minute ist ein interessantes Verhalten einer Arbeiterin zu sehen. Die Arbeiterin schubst die Königin weg, was bei dieser Art sehr zu denken gibt, die eine Larve zu verletzen scheint (was genau sie da macht kann ich mir nicht erklären).
Das Verhalten zwischen Mutter und Töchtern bei dieser Ameisenart ist eigentlich nicht so anders als bei anderen Ameisenarten.
Die Königin dominiert das Nest stark und ist ein gefürchtetes Tier, das eigentlich nur mit dem nötigen Respekt behandelt wird (deswegen ist die Stelle im Video sehr interessant). Ihr wird sogar im Nest Vorfahrt gewährt.
Sie kann gegenüber den Arbeiterinnen teils etwas grob wirken, ist auch sehr selbstständig im Vergleich zu anderen Königinnen. Sie hat auch noch sehr viel Kraft.
Unter anderem ist es dieses Verhalten, welches den enormen Platzbedarf der Tiere erklärt, was das Nest angeht. An die Arena gibt es kaum Ansprüche.
Die Tiere sind in ihrem Verhalten sehr eingeschränkt wenn sie nicht genug Platz im Nest haben.
Aber auch ein anderer Grund macht ein großes Nest sehr wichtig.
Die Larven verpuppen sich sehr langsam und werden dabei sehr oft direkt aneinander gelegt bzw in unmittelbare Nähe. Ist nicht genug Platz vorhanden, dann werden sie oft aufeinander gelegt und das hat minderschöne Folgen.
Wenn sich zwei Larven so aneinander verpuppen ist die Folge leider, wie man der zusammengefallenen Puppe sieht, der Tod einer der Beiden.
Mein Fazit nach einem Jahr Haltung ist deswegen, dass ein möglichst großes Nest für Harpegnathos nötig ist, am besten ebenfalls ein liegendes, das macht die Beobachtung sehr viel einfacher, das interessanteste spielt sich im Nest ab. Darüber hinaus ist ein recht feuchtes Nest, entgegen der Meinung Einiger, sehr wichtig.
Die Larven dieser Art wachsen innerhalb einer Woche fast komplett aus. Dabei ist es anscheinend wichtig, dass die Haut dieser Larven feucht und dehnbar ist, ist dies nicht der Fall, so vertrocknen sie an einigen Stellen und werden gelb, abschließend werden sie gefressen.
Für dieses schnelle Wachstum ist auch eine sehr gute Futterversorgung nötig. Andie sechs oder mehr Heimchen trägt meine Kolonie am Tag ein und verwertet diese auch, bei gerade mal 50 Arbeiterinnen!
Das ist eine Heimchendose (am besten geeignet Heimchen Größe 4) in der Woche.
Da kommt man auch schon zu dem größten Streitthema, welches auf den Foren immer wieder aufkommt und auch schon als absolutes Argument gegen Harpegnathos angeführt wird.
Sie sollen sehr schnell Milben bekommen, man soll deshalb nur abgebrühte Tiere verfüttern.
Ich halte von dieser Aussage gar nichts.
Meine Kolonie wird seit einem Jahr mit lebendigen Heimchen aus der Box gefüttert und hat keine Milben. Die Fütterung mit abgebrühten Heimchen würde meiner Meinung nach sofort zu Schimmel führen. Die eingetragenen Tiere sind nämlich nur betäubt und leben bis zum Verzehr weiterhin.
Den selben Effekt hat aber auch ein kleines Nest, das Futter wird gestapelt und schimmelt vor sich hin.
Auch wird oft behauptet, dass Harpegnathos sich nicht putzen und nicht putzen können, wegen ihrer Mandibelform. Das stimmt zwar teilweise, ist aber kein Grund für eine Milbenanfälligkeit!
Selber können die Ameisen sich nur schwer säubern.
Dafür ist es bei diesen ach so unsozialen Tieren gang und gäbe sich gegenseitig zu säubern, noch öfter als bei anderen Ameisen, die ich bisher gehalten habe.
Dazu werde ich demnächst versuchen ein Video oder ein Foto zu posten.
Die ganzen Haltungsberichte die ins Leere laufen und dann irgendwann mit der Begründung "Milben" aufhören, gehen meiner Meinung nach auf gravierende Haltungsfehler oder auf einen Milbenbefall vor dem Kauf zurück.
Ist die Kolonie geschwächt bekommt sie wahrscheinlich sehr schnell Milben, dazu kann ich aber nur spekulieren...
Gruß
Kaj