Seit einiger Zeit habe ich in meinen Tropenterrarien ein Problem mit Xaximwürmern. Diese Würmer gehören zu den Planarien und können in einem warmfeuchten Waldterrarium sehr dominant werden. Dabei schädigen sie die Ameisen nicht direkt, bringen jedoch die gesamte Bodenfauna aus dem vom Halter mühsam errichteten Gleichgewicht. So verschwinden die Springschwänze nach und nach fast völlig, man nimmt an, dass die Xaximwürmer deren Eier finden und verzehren. Es verschwinden sogar Futtertiere, im Web finden sich Fotos und Videos von jagenden Xaximwürmern, die zB. Drosophila aktiv jagen, erbeuten und aussaugen.
Wie dem auch sei, mit dem Auftauchen der Xaximwürmer und dem Verschwinden von Springschwänzen und anderen kleinen Bodenorganismen läuft ein solches warmfeuchtes Terrarium Gefahr, sich in einen gammliges Etwas zu verwandeln. Moose verdrecken und werden von den kriechenden Würmern regelrecht verschleimt und verklebt, der gesamte Terrarienboden verändert sich zum Unguten.
Mir ist bis heute rätselhaft, wie ich mir dieses Würmer eingeschleppt habe, ich vermute, dass ich einige Eier dieser Tiere mit etwas tropischen Moos eingebracht habe. In einem kleineren Becken, dass ich mit den Tieren weitergegeben habe an Roger, ware die Würmer so dominant, dass es ausser ihnen und einigen Schnecken wirklich keine weiteren Bodentiere mehr gab. Nochmal, die Gigantiops oder andere Ameisen wurden nicht direkt geschädigt oder irgendwie von den Würmern befallen oder angegriffen, doch verloren sie eine wichtige Nahrungsquelle, nämlich die Springschwänze, die sie sonst gern und ständig erbeutet und gejagt haben.
Einige Zeit hab ich darüber nachgedacht, wie ich die Würmer bekämpfen kann, ohne die anderen Tiere im Becken übermässig zu beeinträchtigen. Es waren Würmer, es musste doch eine Möglichkeit geben, diese zu bekämpfen, ohne die Insekten zu schädigen. Aber mir fiel nichts ein und mir war nichts bekannt.
Erst als Roger mich darauf hinwies, dass es sich bei den Xaximwürmern um Planarien handelt, fand ich eine Spur. Es liegt für den Laien nicht unbedingt auf der Hand, dass er es hier mit Planarien zu tun hat. Planarien kenne ich aus der Aquaristik, meist handelt es sich um gedrungene Wurmformen, mit dreieckigen oder spitzen, aber klar erkennbaren Kopfteil. Die Xaximwürmer dagegen sind lange, bis drei Zentimeter lange, dünne und fast fadenförmige Würmer mit einen Maximaldurchmesser von vllt. einen halben Millimeter.
Planarien kann man bekämpfen, in der Aqaristik werden einige Mittelchen verwandt.
Es gibt chemische, syntetisch hergestellte Bekämpfungsmittel und Mittel auf pflanzlicher Basis. Viele der Mittel wirken gut gegen die Planarien und gegen andere Weichtiere wie Schnecken. Was in der Aqaristik manchmal unerwünscht ist, die Wirkung gegen mitunter wertvolle Schnecken, kann in der Terraristik sehr erwünscht sein. Landlebende kleine Schnecken können hier in entsprechend eingerichteten Terrarien eine echte Plage sein und sind wie die Xaximwürmer dann kaum im Schach zu halten. Schnecken sind dabei keine aktiven Jäger, verschmutzen aber Futterstellen usw.. Sie schädigen Pflanzen, machen sich am Futter der Futtertiere zu schaffen und fallen schonmal in das Zuckerwasser und machen es ungeniessbar für die Ameisen.
Ein Mittel also, dass Schnecken und Planarien bekämpft und dabei Insekten und andere Gliedertiere nicht schädigt, wäre fast die eierlegende Wollmilchsau für den Halter tropischer waldbewohnenden Ameisen und anderer trop. landlebenden Kleintiere.
Am Wochenende machte ich den ersten Versuch mit dem Mittel. Ich wendete es an einen Zuchtanstaz von trop. Springschwänzen an. Das Mittel, es handelt sich um No Planaria, löste ich in Regenwasser und besprühte damit das Substrat, auf dem die Tiere lebten. Ich verwendete etwa zwei Teelöffel des pulverförmigen Mittels, diese Menge löste ich in einen Liter Wasser. Nur ein wenig dieser Menge versprühte ich bei den Springschwänzen. Ich wollt wissen, ob die Springschwänze unter den Einsatz leiden würden und die Tiere sterben würden. Sie taten es nicht, also wendete ich das Mittel am zweiten Tag im Tropenterrairum an.
Ich besprühte den gesamten Boden reichlich mit dem im Wasser gelösten Mittel, ausserdem die Scheiben und die Pflanzen. Ich brachte auf diese Weise die gesamte restliche Menge in das Terrarium ein, immer noch fast ein Liter Wasser mit dem darin gelösten Mittel.
Schon am ersten Abend war ein merklicher Rückgang der Aktivität der Xaximwürmer zu bemerken, am nächsten Morgen fand ich viele verendete und sterbende Würmer an den nassen Scheiben und am Boden des Terrariums zwischen den Moosen und Pflanzen. Es sind heute, am dritten Tag des Experiments keine lebenden Würmer zu sehen.
Nun werde ich das weiter beobachten und hier über die weiteren Resultate des Experiments berichten. Es kann sein, dass ich in ein oder zwei Wochen nochmal sprühen muss, No Planaria wirkt wohl nicht gegen die Eier der Würmer, es wirkt wohl nur gegen die bereits aktiven Tiere. Aber warten wir es ab.
Es geht mir dabei nicht darum, die Würmer völlig zu verbannen und auszurotten, sinnvoll allerdings ist es, die Würmer zu dezimieren und mittelfristig wenigstens im Zaum zu halten, weil sonst eben die für das Becken, die Bepflanzung und für die Gigantiops wichtigen Springschwänze und anderen Kleininsekten verschwinden.
Noch kurz was zu dem Mittel "No Planaria". Es handelt sich wohl um ein pflanzliches Mittel, das aus einem Extrakt der Frucht der Betelnusspalme hergestellt wird. Es wirkt gegen die Planarien und gegen viele Schneckenarten. Genaueres lässt sich leicht ergoogeln.
Insekten werden augenscheinlich nicht beeinträchtigt. Wobei man aber sagen muss, dass dieser Versuch offenbar der erste ist, der unter diesen Voraussetzungen umd Zielsetzungen erfolgt. Man muss nun abwarten, ob es nicht eventuelle Wirkungen in der Zukunft gibt.
Es gehörte also Mut dazu, meine Gigantiops dieser Gefahr auszusetzen. Aber, es war der Mut des Verzweifelten, denn die Würmer waren auf den Vormarsch und wozu sie in der Lage sind, haben sie mir vormals in einem kleineren Terrarium eindrucksvoll gezeigt. Für die Verträglichkeit der Insekten sprach für mich auch, dass das Mittel bei dosierten Einsatz nicht die noch viel sensibleren und empfindlicheren Süsswassergarnelen schädigt, wenn das Mittel im Wasser des Aqariums eingesetzt wird. Anders als die luftatmenden Insekten müssen die Garnelen ausserdem ja das im Wasser gelöste Mittel über ihre Kiemen "konsumieren" und aufnehmen, bei richtiger Dosierung scheint das aber gut zu gehen und die meisten Garnelenarten nicht zu beeinträchtigen.
Für mich erstmal ein toller Erfolg, das Mittel eignet sich nach erster Auswertung auch für den Einsatz im Terrarium, also "am Land". Die Würmer haben mir in den letzten Wochen viel Kopfzerbrechen bereitet und meine mühevoll hergerichteten und teilweise wundervoll eingefahrenen Terrarien ziemlich geschädigt. Ich will noch nicht von einem Wundermittel sprechen, aber ich will auch nicht verhehlen, dass ich begeistert bin über den Erfolg nach zwei Tagen. Ich sehe heute schon wieder Springschwänze. Jedoch keine Xaximwürmer. Und die Springschwänze machen sich zudem an den Kadavern der Xaximwürmer zu schaffen, ein völlig anderes Bild als bisher.
Ich weiss, dass es sehr früh ist, jetzt schon von einen Erfolg zu sprechen. Aber, wie gesagt, die Ergebnisse sind sehr gut und es scheint, als ob man diese Xaximwürmer wirkungsvoll bekämpfen kann, ohne dabei das Terrarium komplett auszuräumen und das gesamte pflanzliche Inventar entsorgen zu müssen.
Ich bleib dran und berichte weiter.
LG, Frank.