*Tetramorium caespitum - Haltungsbericht


Post 12433 - 04.04.2011 18:26:53

So nun raffe ich mich endlich auf, um diesen Haltungsbericht zu beginnen (Schreibfaulheit lässt grüßen ;) ).


Zuerst will ich kurz schreiben, warum ich nun diese Art überhaupt halte. Mir ist die Gattung letzten Sommer auf unserer Terrasse aufgefallen als ich kleine schwarze Flecken gesehen habe, die gerade dabei waren Brotkrümel zu fressen. Bei genauerem Betrachten stellte sich schnell heraus, dass es sich um Ameisen handelt und bei einem Blick in den Seifert, wusste ich, dass es zumindest Tetramorium sp. sein mussten. Vor allem hat mich die granivore Ernährungsweise dieser Art gereizt, denn das ist schließlich bei den einheimischen Arten relativ selten, sie sind sozusagen die "kleinen Messor".


Vor etwa drei Wochen habe ich mir also eine kleine Kolonie (25-30 Tiere) gekauft, welche auch ohne Transportleichen bei mir ankamen. Zunächst lag ich die Transportbox in einen braplast Behälter, da das für sie gebaute Gipsnest noch nicht voll ausgetrocknet war und die Box sowieso zu groß zum Hineinstellen gewesen wäre.


Dort hatten sie die Möglichkeit in ein abgedunkeltes Reagenzglas umzuziehen. Nur zogen sie auch nach mehreren Tagen immer noch nicht um. Daraufhin probierte ich eine etwas andere Nestmöglichkeit aus und zwar einen Trinkhalm mit etwa 6 oder 7mm Durchmesser, welcher an einem Ende mit einem Stück feuchter Watte verschlossen wurde.Kurze Zeit nach dem Hineinlegen begannen sie auch schon mit dem Umzug.


Zuerst wurde die Brut umgelagert:



Später folgte dann die Gyne nach:



Nach solch einer Anstrengung bekommt man natürlich auch Hunger und so wurde ein Stück Brot dankend angenommen (Während das Microheimchen ignoriert wurde):



Da ich gerne mit etwas anderen Nestmöglichkeiten experimentiere, bot ich ihnen (wie auch zuvor schon den Crematogaster) ein kleines Stück Bambus an (Außendurchmesser etwa 1cm, etwa 3 mm Innendurchmesser). Am nächsten Tag befanden sie sich nicht mehr im Trinkhalm, sondern im Stück Bambus. Anscheinend scheinen sie wirklich sehr enge Nester zu bevorzugen.


Da das Gipsnest mittlerweile auch schon ausreichend getrocknet war, legte ich das Bambusnest in die Rochert Box (mit Gipsarena, -nest).


Sie begannen recht schnell Teile des Gipsnestes (welches mit einer kleinen Heizmatte zum Teil erwärmt wird) zu benutzen und errichteten einen Erdtunnel zu dessen Eingang:



Nach dem Teilumzug konnte ich auch erstmals beobachten, dass sie leicht verdünnten Honig aufnahmen:



Nachdem ich mir einen Zuchtansatz kleiner Drosophila besorgt habe, bot ich der Kolonie einige Fliegen an, welche auch gerne als Futter angenommen und in das Nest gezerrt wurden:



m Gipsnest selbst lagerten sie vor allem Puppen, ältere Larven (siehe auch http://www.eusozial.de/viewtopic.php?f=93&t=1201) und Drosophila (welche aber schnell zerlegt und verwertet werden).


Seit etwa 3 Tagen ist jetzt auch die Gyne in das Gipsnest gezogen (leider kann ich keine Bilder liefern, da sie sehr lichtscheu ist und sofort in einen mit Erde vollgeschmierten Bereich verschwindet, wenn ich ein Bild machen will).


Kritik, Anregungen, Diskussionen usw. bitte unter http://www.eusozial.de/viewtopic.php?f=33&t=1209 posten.



Post 12544 - 10.04.2011 09:12:27

Viel hat sich seit dem letzten Update nicht getan. Sie bewohnen jetzt alle Seiten des Gipsnestes mehr oder weniger stark und haben alle vier Ausgänge mit Erdpartikeln verschlossen. Die Außenaktivität beträgt höchstens 1-2 Arbeiterinnen, oft aber auch gar keine.


Sie scheinen sehr gerne recht fettige Dinge zu mögen z. B. Erdnussflips:



Dabei beschränkten sie sich allerdings nur auf das Aufnehmen von Fett und begannen gar nicht den Flip zu zerlegen.


Endlich konnte ich auch ein Bild der Gyne machen:



Sie macht es sich zusammen mit den "Altlarven" und Puppen an der wärmsten Stelle gemütlich.


Ich denke mal in ein paar Wochen, wenn aus den neu gelegten Eiern auch wieder Arbeiterinnen entstanden sind, wird die Aktivität sicher zunehmen. Der Bericht wird aber trotzdem etwa jede Woche aktualisiert werden, auch wenn es nicht viel neues zu berichten gibt ;)



Post 13022 - 11.05.2011 19:00:13

Über ein Monat ist jetzt seit dem letzten Update vergangen und was hat sich getan? Naja nicht so viel um es mal vorweg zu nehmen (zumindest auf den ersten Blick).


Eine Außenaktivität ist kaum vorhanden. Wenn es hochkommt, befinden sich max zwei Arbeiterinnen draußen und nehmen sporadisch Nahrung (Zuckerwasser, Fruchtfliegen) auf. Oft sieht man aber auch stundenlang gar keine Ameisen und man könnte fast meinen, dass gar keine in dem Behälter drin sind.


Leider sind sie immer noch sehr schreckhaft, was das wegnehmen des Sichtschutzes angeht, die Gyne läuft dann nur noch panisch im Nest umher und die Brut wird ebenfalls panisch weggetragen, daher habe ich auf Fotos verzichtet. Allerdings konnte ich zu meiner Überraschung doch feststellen, dass sich die Kolonie merklich vergrößert hat. Ich schätze, dass es jetzt etwa 50-70 Ameisen sind, sowohl Brut (zumindest erkenne ich Puppen). Schlecht für mich ist außerdem, dass sie enorme Mengen an Erde in das Nest geschafft haben (bietet ihnen am besten keine an, wenn ihr Einblick haben wollt) und auch den Gips bearbeiten (sie kleben kleine Gipspartikel an die Scheibe).


An Nahrung wurde bis jetzt nur Zucker-/Honigwasser, Fruchtfliegen und Ofenfischchen genommen. Körner werden komplett ignoriert, ebenso wie Haferflocken, Haferkleie. Das einzige, was sie auch noch annehmen sind sehr fettige Nahrungsmittel wie Erdnussflips usw. Der Hunger auf Getreideprodukte, wie ich ihn bei den Tetramorium auf meiner Terrasse sehen kann, ist jedenfalls noch nicht vorhanden.


Es scheint jedenfalls eine Art zu sein, die eine recht geringe Anzahl an Arbeiterinnen außerhalb des Nestes aufweist. Als Vergleich sehe ich momentan meine kleine Camponotus vagus Kolonie an, die weniger Arbeiterinnen aufweist, aber bei denen momentan ständig mindestens eine Arbeiterin furragiert. Auch bei Lasius niger oder Pheidole pallidula ist die Anzahl der furragierenden Ameisen im Verhältnis zur Koloniegröße deutlich höher.


Ich werde euch auf dem Laufenden halten ;)



Post 13253 - 27.05.2011 19:42:45

Hi,


so dann will ich meinen Bericht kurz aktualisieren. Die Außenaktivität der Kolonie hat erfreulicherweise stark zugenommen und auch ihr Appetit auf Insekten. Heute alleine haben sie 3 kleine Grillen zerlegt und in das Nest getragen.


Die Gyne konnte ich zwar bei meinem Kontrollblick nicht sehen, aber dafür jede Menge Brut (vor allem Larven). Leider war es mir wieder nicht möglich ein Photo von der Brut zu machen, da sie immer noch recht panisch auf Störungen reagieren.


Die Anzahl kann ich nur grob schätzen, ich denke, dass es so 100-150 sind.


Hier ein Video, wie sie das zweite Heimchen zerlegen (in HD angucken am besten):


https://www.youtube.com/watch?v=YqV6z7QwWCM



Post 13728 - 25.06.2011 21:19:57

Hi,


die Kolonie legt weiterhin ordentlich zu und hat jede Menge Brut (etwa 2 Kammern sind vollständig mit Brut gefüllt). Vor allem die Puppen lagern sie gerne in den Kammern, welche zu meiner Schreibtischlampe gerichtet sind:


Hier noch eine Nahansicht von der Brut:


An Nahrung nehmen sie mittlerweile fast alles an. Heute waren sie von einem Krümel Panettone ganz angetan:



Ansonsten fressen sie in der Woche etwa 3-5 kleine Heimchen.


Die anfängliche Inaktivität ist jedenfalls vorbei und wenn es so weitergeht, werde ich sie bald aus dem Rochertboxnest ausziehen lassen und ihnen etwas größeres anbieten.


Zumindest momentan zeigen sie sehr wenig Interesse daran auszubrechen. Jedenfalls konnte ich bis jetzt noch keine Ameise dabei beobachten, wie sie versucht hat die Wand der Rochertbox zu erklimmen (aber das kann sich ja auch schnell ändern ;) ).


Vielen Dank fürs Lesen und bis zum nächsten Update.



Post 13825 - 02.07.2011 08:41:58

Hallo,


ich habe diese Woche etwas wenig Zeit, daher reiche ich nur ein Video noch, dass ich bereits letzte Woche aufgenommen habe:


https://www.youtube.com/watch?v=v-vsZrOL0hA


Zwar sieht man schön, dass sie Fliegen sehr gerne mögen, aber leider auch, dass ich ein großes Milbenproblem habe (siehe Boden). Zum Glück konnte ich bis jetzt keine Milben an den Ameisen selbst sehen, so dass ich denke, dass es lediglich Futtermilben sind.


mfg


Barristan