Kurzflügler (Staphylinidae) gibt es ja in grosser Zahl und besonders artenreich, innerhalb der Käfer sind sie eine der artenreichsten Familien. Ihre Lebensweise ist äusserst vielfältig, meist jedoch räuberisch, was ihnen im Deutschen auch den Trivialnamen "Raubkäfer" eingebracht hat.
In Mitteleuropa sind etwa 2000 Arten bekannt, weltweit über 30.000.
Wenige Arten sind recht gross und auffallend. Manche von ihnen haben ihre Jagdreviere auf frischen Dung oder in Mist- und Komposthaufen, hier erbeuten sie kleinere Insekten. Eine wirklich grosse Art mit Körperlängen von 25 mm lebt unter Hornissennestern, wo die erwachsenen Tiere und die Larven Fliegenmaden erbeuten. Andere Arten leben in bewohnten und verlassenen Nestern von Kleinsäugern oder Vögeln und erbeuten hier andere Eindringlinge, diese Nestmitbewohner (Nidikole) haben hier ebenso wie der bei den Hornissen lebende Velleius dilatatus eine gesicherte Nahrungsquelle und ein geschütztes Dasein.
Viele Arten sind Ameisen- oder Termitengäste, dies als harmlose Mitbewohner (Kommensalen), als ameisenfeindliche Synechthren und als ameisenfreundliche Symphilen. Gut bekannt sind die Käfer aus den Gattungen Dinarda, Lomechusa und Atemeles.
Manche Kurzflügler werden auffallend gross, so hat mancher schon die schönen und kräftigen, über 2 cm langen schwarzen Ocyus olens oder den stahlblauen Ocypus ophthalmicus am Waldboden gesehen. Die beiden Arten gehören zu den grössten Arten Mitteleuropas. Sie sind nicht sehr selten und so begegnet man den Tieren oder ihren Larven hin und wieder.
Heute aber fanden wir hier an der Mosel einen grossen Kurzflügler mit offenbar ähnlicher, räuberischer Lebensweise, den ich aber noch nie gesehen hatte. Der Gute hatte einen kleinen, glücklicherweise nicht mehr frischen Dunghaufen (Hundekot :(..) als sein privates Jagdgebiet auserkoren und es bereitete einige Mühe, ihn da rauszupulen, denn als er mein Interesse bemerkte, war er sehr schnell darin verschwunden. trotzdem, obwohl nicht sehr appetitlich, ihn da rauszuklauben, wollte ich ihn sehen und wir scheuten keine Mühe.
Einmal gefangen, war der Käfer ungewöhnlich ruhig, blieb sogar auf der Hand sitzen und liess die Prozedur des Fotografierens recht geduldig über sich ergehen. Das fand ich erstaunlich, denn andere grosse und wehrhafte Arten sind durchaus temperamentvoll und verfügen dabei über eindrucksvolle Bewaffnung. Aber auch dieser Prachtbursche hatte mächtige, sichelförmige Mandibeln, ich musste ihn richtig ärgern, dass er endlich auf einem der Fotos mal "die Zähne zeigt". Selbst dann tat er es nur halbherzig, erstaulich, wie geduldig und gelassen er blieb...
Ein schönes und v.a. interessantesTier. Wir haben den Käfer hinterher wieder in sein privates Revier gesetzt.
LG, Frank.