*(australische) Oecophylla smaragdina - Haltungsbericht


Post 13083 - 16.05.2011 15:52:30

Hallo zusammen,


wie viele von euch wissen, gibt es seit einigen Wochen Kolonien der australischen Art von Oecophylla smaragdina bei Händlern im Angebot. Roger (puniceus) erwarb eine dieser Kolonien mit 2 Königinnen. Aufgrund des sehr guten Wachstums der Kolonie und der starken Brutentwicklung kam da schnell der Gedanke auf: wird die Kolonie mit zwei Königinnen vielleicht zu schnell zu groß?


Der liebe Roger wusste, das Oecophylla eine absolute Traumart von mir ist, schon seit Jahren. Und als er überlegte, die Kolonie zu trennen und eine der beiden Königinnen abzugeben, hat er an mich gedacht. :thanks: Ich konnte mein Glück gar nicht fassen. Sollte ich tatsächlich diese Art halten können, für die bisher das Geld nie gereicht hatte? Es sah ganz so aus.


Seit mehreren Wochen nun, lebt eine Kolonie mit einer der Königinnen bei Roger und eine Kolonie mit der anderen Königin bei mir. Da es sich ursprünglich um eine polygyne Kolonie handelt, möchten wir den Haltungsbericht gerne zusammen führen. Es wird also Posts von Roger und Posts von mir geben.


Vorab ein paar Informationen zu Oecophylla smaragdina (australische Variante):


Taxonomy: Unterfamilie Formicinae, Tribus Oecophyllini
Heimat: Australien
Eigenschaften: Minor - Majorarbeiterinnen
Winterruhe: Nein
Aussehen der Königin: Farbe: oft hellgrün bis braun; groß und kräftig
Aussehen der Arbeiterin: Farbe: braun, schlank und langbeinig
Nestbau: Gewebte Nester zwischen den Blättern von Bäumen und Sträuchern
Nahrung: Honigwasser, Insekten
Temperatur: 22 - 28 °C
Luftfeuchtigkeit: 60 - 80 % (tropisches Klima)
Bodenbeschaffenheit: Nur für etwaige Bepflanzung notwendig, nisten zwischen Blättern
Bepflanzung: z.B. Ficus, Pachira aquatica
Haltungsklasse: mittel *
* Quelle: Ants Kalytta - Ameisen Shop


Die Variante aus Australien hat - im Gegensatz zur asiatischen Variante - eine smaragdgrüne Gaster, welcher der Art ihren Namen gibt. Auch Kopf und Thorax sind bei manchen Arbeiterinnen grün gefärbt. Einfach wunderschöne Tiere, diese O. smaragdina. :love:



Nun gibt es in anderen Foren ja auch Haltungserfahrungen, die nicht so positiv sind. Entweder nur sehr kurze. Oder einen Bericht der Haltung einer Kolonie mit 3 Königinnen, welcher damit endet, das die Kolonie zu schnell zu stark gewachsen ist.
Jeder potentielle und vernünftige Halter sollte sich also eingestehen: die Art braucht Platz. Man muss die Möglichkeit haben anzubauen, Platz zur Verfügung zu stellen. Und ggfs. dann auch bereit sein, andere Arten abzugeben, um den Oecophylla den Raum zu bieten den sie benötigen. Auch eine Abgabe an einen Zoo kann nach ein paar Jahren der Haltung evtl. notwendig werden. Also ganz sicher keine Art, die man sich mal so nebenbei anschafft.


Der Vorteil der australischen Variante ist sicher, das die Kolonien etwas langsamer wachsen, wohl weniger Volkreich werden und auch ruhiger im Umgang sind. Sie sind schlicht nicht ganz so aggressiv wie die asiatische Variante. Und die Arbeiterinnen sind kleiner und zierlicher.


So genug geschrieben, für alle die nicht schon bei der Hälfte des Textes eingeschlafen sind, gibt es im nächsten Post nun noch ein paar erste Bilder.


Kommentieren, fragen und diskutieren könnt ihr gerne hier:


http://www.eusozial.de/viewtopic.php?f=33&t=1269


LG
Marcel



Post 13085 - 16.05.2011 16:07:55

So nun zu den Bildern:


Erst einmal ein Link auf ein Video von Rogers Kolonie hier im Forum:


http://www.eusozial.de/viewtopic.php?f=93&t=1230&p=12672&hilit=oecophylla#p12672


Und noch ein Link auf Bilder von Roger im Thread von Fred:


http://www.eusozial.de/viewtopic.php?f=14&t=1155&hilit=oecophylla#p11732



Nun die ersten Bildern direkt hier im Thread ;) Hierbei handelt es sich um meine Kolonie:


Zuerst zum Nest:


Hier das alte Hauptnest:

Es wurde jedoch fleißig an einem Neuen gewoben:



Während die einen mithilfe der Larven die Kanten und Spalten verweben, müssen die anderen fleißig das Provisorium zusammenhalten, oft übere mehrere Stunden hinweg:

Als alles soweit fertig war, für einen ersten Einzug, wurde die Gyne aus dem alten Nest ins neue eskortiert:


Kaum ist das neue Nest auch nur halbwegs fertig, überlegt schon die erste Arbeiterin, ob man das nicht erweitern könnte ;) :


LG
Marcel



Post 13086 - 16.05.2011 16:37:02

Und weils grad so schön ist ... noch ein paar Bilder einer Fütterung und frisch geschlüpfter Arbeiterinnen:


Zuerst die Fütterung:


Hier wird eine Fliege gestreckt:

Auch Teile von Tieren werden gut angenommen (hier ein Heimchen):

Die Fütterung im Überblick:


Das ganze hat natürlich auch einen Zweck. Frisch geschlüpfte Arbeiterinnen:


LG
Marcel
P.S. Die Bilder sind leider teilweise etwas verwaschen, was auch daran liegt, dass die Größe im Forum auf 800x600 Pixel reduziert wird. Beim nächsten mal werde ich sie gleich auf 800x600 reduzieren in der Fotobearbeitung ... dann wirds schärfer.



Post 13108 - 17.05.2011 19:28:49

Hallo,


nun ein paar Worte wie es mit den beiden Königinnen angefangen hat.....


Bekommen habe ich Sie am 24.12.2010 vom Gerhard,das war mein persönliches Weihnachtsgeschenk.
Die Kolonie hatte wie gesagt zwei Königinnen und etwa 20-40 Arbeiterinnen.Wollte Sie eigentlich ins gr. Gemeinschaftsbecken zupacken ,aber das ging nach hinten los.Die C.cf rectangularis in ihrer Überzahl haben das nicht zugelassen und innerhalb von 10 Minuten schon 15 smaragdina getötet.Schnell bekamen Sie dann ein eigenes Becken,es ist auch momentan noch ein Behelfsbecken,da ich das so nicht geplant hatte.Doch die Entwicklung der Kolonie ging so schnell das ich mir Gedanken über ein neues Becken ,sowohl die Trennung von einer König gemacht habe.Innerhalb von zwei Monaten hatte ich weit über 300 Arbeiterinnen und ich kam zu dem Entschluss Marcel eine Königin und ein Teil der Kolonie zu überlassen.Meine Kolonie ist sehr Pflegeleicht und mögen wohl extrem Wärme,die angebotenen Reagenzgläser im Becken befanden sich in jeder Ecke ,aber am liebsten sind Sie in die gezogen die ca. 15 cm vom Halogenstrahler entfernt waren.Dieser haben 50 Watt also schon sehr warm,Sie scheinen es zu mögen.Nun haben Sie drei Reagenzgläser besiedelt,diese sind recht Groß und ich schätze die Kolonie auf weit über 800 Arbeiterinnen.Das Behelfsbecken wird jetzt zu klein und ich hatte das Glück bei Ebay ein Becken mit den Masse H 130,B 90,T 60 cm zu ersteigern, für einen Preis von 20 Euro.Die Bodenplatte ist gesprungen aber diese bin ich gerade am Austauschen.Hoffe mit dieser Größe an Becken kann ich den Kleinen zu genügen kommen für eine gewisse Zeit.Werde im Becken einige Pflanzen und einen Wassergraben anbieten,da ich nicht möchten das Sie die Terrariumscheiben voll scheißen.Muss echt sagen das das meine erste Ameisenart ist wo die gesamten Scheiben verdreckt sind durch ihren Kot.Denke aber mit der Größe des Becken komme ich ne Weile aus.Bilder habe ich Momentan leider keine neuen,aber die von Marcel sind schon echt Klasse,besonders die von den frisch geschlüpften Arbeiterinnen.
Es ist echt ein besondere und wunderschön anzuschauende Art,die mich sehr begeistert.Wenn das Becken fertig ist werde ich Euch ein paar Bilder und Video´s machen, mit meinem USB-Mikroskop mal versuchen ins Nest zuschauen.


lg


rog



Post 13119 - 18.05.2011 04:49:24

Hier,
mal ein Bild vom Becken.Die Verkäuferin hat es mir letztendlich geschenkt wegen dem kaputten Boden.



Post 13232 - 26.05.2011 19:07:50

Das neue Becken ist seit dem Wochenende fertig und die smaragdina sind umgezogen,das war keine einfache Angelegenheit.
Auf jede Störung reagieren sie extrem aufgeregt und verteidigend,so das ich so manchen Biss ab bekommen haben.
Es hat nicht lange gedauert und sie haben sich ein Blatt in Leuchtennähe ausgesucht um es als Nest umzugestalten.
Sie mögen es halt richtig warm und da die Reagenzgläser im unterem Teil des Beckens sind haben sie sich schnell was neues gesucht.Die Königin befindet sich wohl auch schon dort,in den Reagenzgläsern ist Sie nicht zufinden.


Ich werde ihnen noch ein paar hotspot`s mit Halogenstrahlern anbieten...damit Sie noch Blätter einspinnen.



nun ein paar Bilder.


lg


rog



Post 13298 - 30.05.2011 03:47:10

Hallo zusammen,


nach langem basteln :hammer: und vorallem eine Zwangspause durch dies und das und noch einer Grippe danach, ist es endlich fertig:
das neue Becken für die Oecophylla. :yu: Es ist ein umgebautes 80x35x40 Aquarium für 35Euro aus dem Baumarkt. Nochmal 10-15 Euro für Silikon, Aluschiene und co. Und halt bissl Arbeit. Und fertig ist das Wunschformicarium. Passt genau in die Ecke, in der es jetzt steht. Wie angegossen.



Zuerst ein paar Bilder des neuen Formicariums.


So sah es bei einer Probeeinrichtung aus:

Der Ficus hinten rechts soll jedoch noch umgetopft werden und dann etwas stehen gelassen. Ist noch frisch aus dem Blumenhandel.
Deswegen sieht das ganze bis dahin so aus:

Zwei kleine Schmankerl hat das Formicarium. Der Vorteil eines Eigenbaus bzw. Umbaus...man kann gestalten.
Erstens einen Wassergraben. Bzw. momentan wird der mit Öl am Rand und Sand in der Mitte gestestet. Oecophylla sollen wohl Sand nicht gerne betreten. Laut Auskunft eines ehemaligen Halters. Einen Versuch ists Wert. Vorab noch eine kurze Erklärung: Das Formicarium selbst ist mit zwei Frontschiebetüren versehen. Der Graben ist nur als zweite Ausbruchssperre. Sozusagen Alcatraz. ;)

Und zweitens einer Futterluke. Gedanke ist, nicht immer die Scheiben öffnen zu müssen, wenn man nur mal etwas Zuckerwasser oder ein paar Heimchen nachschieben möchte ;) :

edit: Eigentlich sind es ja drei Schmankerl. Eines hat ich glatt vergessen: das Becken hat noch eine Schräge bekommen. Sodass hinten nochmal gut 10cm mehr Höhe zur Verfügung stehen. Insgesamt also 90cm Höhe. Dies bietet den hinteren Pflanzen etwas mehr Platz. Und gleichzeitig Raum für ein Lüftungsgitter an der linken Seite.


Allerdings ist das mit dem Umzug gar nicht sooo leicht. Im momentanen Becken haben sich die eigensinnigen Tierchen an die Seitenscheibe gewoben. Weil es da wohl minimal wärmer ist. Momentan versuche ich sie mit einem Spotstrahler zum Umzug zu bewegen.
Ihr jetziges Nest sieht eher aus wie ein Spinnennest. Aber Schönheit liegt wohl im Auge des Betrachters:

Und noch weben sie weiter fleißig dran. :shock:

Warum sie so fleißig sind sieht man hier. Brut in Massen. Larven. Eier. Nacktpuppen. Alles vorhanden:

Wie die Fledermäuse hängen die Nacktpuppen im Nest:

Und es gibt auch einen Hauptverantwortlichen. Wer erkennt sie im Wimmelbild?:

Schau mir in die Augen Kleines:


Das wars für heute, die Bilderflut ist zuende. Beim Umzug und auf Wunsch gibts mehr davon. :)


LG
Marcel



Post 13314 - 31.05.2011 16:42:03

Es ist richtig was los die letzten Tage,das neue vorhandene Blätternest wird gerade mit zusätzlichen Blättern vergrößert und ein kleines Zweignest kam auch noch dazu.Zwei der Reagenzgläser sind nun leer und im dritten sind Eier und kleine Larven vorhanden.Diese Art verwertet beim Nestbau Ihr altes gesponnenes Material,man sieht öfter wie Arbeiterinnen dieses abtrennen vom Reagenzglas und nach oben zum Blätternest tragen,dort wird es dann wieder verwendet.


lg


rog


hier zwei Video´s...


https://www.youtube.com/watch?v=hyAFW85Gvqw
https://www.youtube.com/watch?v=2iPoK_S4aIQ&feature=related


und ein paar Foto´s...



Post 13326 - 01.06.2011 15:38:54

Hab noch Glück gehabt ,das ich mit dem USB-Mikroskop ein paar Video´s ,aus dem Innerem eines Reagenzglases machen konnte.
Denn da war nicht mehr viel los,sind alle umgezogen.
Beim ersten Video wollte ich mal in die gute Stube schauen und mir Eier und Larven genau anschauen.Doch interessanter finde ich die Füsschen der smaragdina,deshalb hab ich nochmal eins mit einer höhern Vergösserung gemacht, damit man diese besser sieht.Finde die sehen aus wie kleine Alien´s.


lg


rog


https://www.youtube.com/watch?v=0rFOmqXq-XA
https://www.youtube.com/watch?v=S8Zr7bOPJZ0&feature=related



Post 13371 - 05.06.2011 18:07:18

Im zwei Tagesabstand werden neue Blätter zum Hauptnest dazu gepackt.Würde mir wünschen Sie würden sich ein paar andere Blätter als Nest suchen ,aber an der Scheibe mögen Sie zufrieden sein.Die Temperatur beträgt dort ca.28 Grad,aber erst seit dem ich Styropor hinter die Glasscheibe geklemmt habe,da das Becken an einer kühlerem Wand steht.Mit der Luftfeuchtigkeit bin ich noch nicht zufrieden ,die liegt bei 50 Prozent.Momentan befeuchte ich das Becken mit dem externen Nebler vom apicalis Becken,habe dort ein T-Stück in den Schlauch eingebaut.Jedoch ist der Schlauch zu den smaragdina sehr lang und es bildet sich was in Ihm.Muss mal schauen wie ich das am besten lösen kann,möchte mir eigentlich keinen zweiten Nebler kaufen.
Als Futter bekommen Sie ausreichend Zuckerwasser und alle zwei Tage 4-6 mittelgrosse Heimchen.Beides biete ich Ihnen unten am Blumentopf an,damit Sie in Bewegung bleiben und ich Sie besser beobachten kann.
Den Nestausbau bemerkt man schon frühmorgens Sie sind dann immer sehr nervös und zu Hunderten draußen aktiv.


lg


roger


https://www.youtube.com/watch?v=P9mJsOlexfc



Post 13383 - 06.06.2011 19:23:20

Stolze zehn Minuten hing Sie so,bis Hilfe kam...... :sleep::clap:



Post 13675 - 23.06.2011 19:33:29

Hallo zusammen,


wie die Bilder und Videos von Roger zeigen, geht es mit seiner Königin und Kolonie gut vorran. Ganz so wild ist das Gewusel bei meiner Königin+Kolonie noch nicht. Gestartet war die Gyne ja als Abspaltung von Rogers Kolonie und hatte zu Beginn rund 100 Arbeiterinnen.


Inzwischen sind dies deutlich mehr. Die Kolonie wächst und gedeiht. Beim letzten Bericht Ende Mai war das neue Becken fertig eingerichtet, die Kolonie aber noch im kleinen alten Becken untergebracht. Dies hat sich inzwischen geändert.


Das Nest wurde im kleinen Becken ja leider fleißig an die Scheibe gewoben. An einen schnellen Umzug mit Hilfe war da nicht zu denken. Die Tiere mussten sich schon selbst dafür entscheiden neu zu bauen und auszuziehen. Zum Glück passte das alte Terrarium ins neue hinein, ohne die Pflanzen komplett platt zu drücken:


Matroschka-Terrarium für rund eine Woche, bis sie sich endlich "erwärmen ließen" umzuziehen. Die Wärmequelle über der, als Nest gedachten, Pflanze hat schlussendlich doch geholfen.


(klick)


Inzwischen sieht das Terrarium so aus:


(klick)


Das Nest wächst auch fleißig, indem immer wieder mal neue Blätter verwoben werden. Inzwischen ist es ca. Handtellergroß.


Wo noch angebaut werden könnte, wird von den Oecophylla ständig sondiert. Sie bilden immer mal Trauben und Ketten. Mal an der Scheibe, mal an einer Pflanze, mal an der Decke des Terrarium.


Wirklich niedlich zu beobachten ist es, wenn nur 1-2 Arbeiterinnen den Platz interessant finden. Sie stehen dann gereckt da und strampeln mit den Vorderbeinen in die Luft. Mehrere Minuten lang. Wartend ob sich nicht doch Kolleginnen finden, die die Stelle auch interessant finden und sich auf sie stellen um das selbe zu tun. Oft geben die 1-2 Arbeiterinnen erst nach 10 Minuten und mehr auf. Das muss ich bei Gelegenheit mal fotographieren oder besser noch filmen.


Zufrieden bin ich nicht nur mit dem Koloniewachstum. Sondern auch mit dem Pflanzenwachstum. Die Kletterpflanze die zur Zeit als Nest dient, wächst von unten gut nach. Eine der Epiphyten blüht sogar:


Ach ja, fast hätt ichs vergessen: Große Sandflächen schrecken Oecophylla vielleicht ab. Kleine tun dies nicht. Der Graben um das Terrarium wurde also vom Sandgraben zum Wassergraben umgerüstet. Das funktioniert nun einwandfrei. :)


So genug Text und Bilder für heute.


LG
Marcel
P.S. Wo ihr Fragen, kommentieren und diskutieren könnt wisst ihr ja, so ihr mögt.



Post 14628 - 05.09.2011 14:00:08

Hallo liebes Forum :)


Da ich die Tage mal mehr Zeit habe, vor dem Umzug, ist mir auch aufgefallen das der Haltungsbericht ja lange nicht aktualisiert wurde.
Damit soll heute Schluss sein. ;)


Gestern beim füttern ging ich in Gedanken so durch, warum ich mit Oecophylla smaragdina eine der interessantesten und schönsten Ameisenarten halte. Aber sie außer beim füttern kaum beobachte. Ein genauerer Blick ins Becken genügte...besser gesagt der Versuch eines Blick! Bähh!
Die wohl unangenehmste Eigenschaft von Oecophylla ist, das sie ihren Dreck direkt von den Nesträndern fallen lassen. Und auch direkt überall hinurinieren. Häßliche braune Flecken überall. An den Scheiben, den Pflanzen, auf den Steinen. Einfach überall.


Und das braune Zeug ist relativ hartnäckig, da klebrig. Eine wahre Freude!
Dazu kommt, das sie die Futterstellen im vorderen Teil des Terrariums dauerhaft besetzen und beim näher kommen drohen. Berührt man etwas, klettern sie flink auf die Arme. Das schreckt erstmal ab, groß reine zu machen.


Naja...hilft ja nix. Also ran mit Wasser und Putzlappen. Schnell merkt man jedoch den Unterschied zwischen Mut und vorgetäuschtem Mut.
Und das nicht auf meiner Seite. ;) : Die O. smaragdina drohen erst fleißig. Sobald es aber etwas wackelt und bedrohlicher wird...ziehen sie sich zurück. Das einzige was nicht passieren sollte, ist an eines der Zweignester direkt zu kommen.


Nach rund einer Stunde intensivem putzens...konnte ich endlich mal wieder Bilder machen und fleißig beobachten. Wunderschöne Tiere. :love:


Ansonsten ist nur zu sagen: die Kolonie wächst fleißig weiter. :) Und hat sich mal wieder an den Scheiben verwoben. An sich nicht schlimm...toll zum beobachten des Nestinneren. Aber schlecht für den anstehenden Umzug.


So, für alle die tapfer bis hierher gelesen habe...und die die direkt hierher gesprungen sind auch: Ein "paar" Bilder, klickt wo ihr wollt ;).


Das Terrarium sieht nach wie vor ähnlich aus. Die Pflanzen wachsen mehr oder minder. Und der Wassergraben tut seinen Dienst.:
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Die Oecos verweben fleißig ihre Nester:
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Und bauen dabei die alten Nestteile immer mit ab und um. Und verwenden das Material wieder:
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Das alles um zeitgleich immer Massen an Brut großzuziehen:
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Zum Schluss kommen dann diese wunderschönen Ameisen dabei raus. :love: :



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Soviel für heute.


Kommentieren, Fragen, Diskuttieren könnt ihr hier:


http://www.eusozial.de/viewtopic.php?f=33&t=1269


LG
Marcel



Post 15180 - 04.10.2011 17:08:12

Hallo liebe Leute,


Zeit für ein Update. :)
Eins vorab: Die Oecophylla smaragdina haben den Umzug gut überstanden. (edit: Nachtrag: war leider doch nicht ganz der Fall, siehe nächstes Udpate.)


Das umgebaute Aquarium ist stabil genug gebaut, das es voll transportiert werden konnte.
Zum Glück. Denn die Oecos zwischen den Scheiben herausfischen zu müssen, war etwas, was ich mir nicht unbedingt antun wollte.


Somit sieht das Becken noch ca. genauso aus. Zukünftig wird es aber Bodennäher stehen.
Dann kann man besser von oben auf die Nestkonstruktion zwischen den Deckscheiben schaun.
Dieser kleine Hocker, wird es ca. 50cm vom Boden abheben:



Neulich habe ich ja schonmal geschrieben, das es interessant und unglaublich knuffig ist, wenn sich ein paar Arbeiterinnen dafür entscheiden, ein Blatt oder die nächste Wand erreichen zu wollen. Wie Artisten stellen sie sich aufeinander und strampeln mit den vorderen Beinen in die Luft.
Heute gibt es das ganze mal bebildert, zum besseren vorstellen.
(wie immer: durch draufklicken werden die Bilder größer)




Nur um zu verstehen, warum diese Versuche teilweise wirklich lustig aussehen. Hier das Verhältnis Arbeiterinnen-Abstand zum Ziel:



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Faszinierend finde ich auch immer wieder, wie schön, grazil und friedlich diese Art wirkt:



Und wie schnell das wechselt, wenn sie in Abwehrhaltung gehen:


Fast wie Dr. Jekyll und Mr. Hyde. ;)


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Und zum Abschluss noch ein Bild einer Arbeiterin in Bewegung:


LG
Marcel
P.S. Anbei auch mal wieder der Link zum kommentieren, diskutieren, anmerken, nachfragen:
http://www.eusozial.de/viewtopic.php?f=33&t=1269&p=14722&hilit=Oecophylla#p14722



Post 16056 - 24.11.2011 18:53:45

Hallo liebe Leute,


heute kommt ein Post mit etwas weniger Text. Dafür zwei Videos, die zeigen wie Arbeiterinnen ein Blatt zusammenhalten. Und gleichzeitig weitere Arbeiterinnen an den Rändern, mit Hilfe der Larven, die Kanten verweben. Die Videos sind schon ein paar Monate alt...bisher hab ich mich um den Upload aber immer gedrückt. ;)


https://www.youtube.com/watch?v=8hVaNTIDJIQ


https://www.youtube.com/watch?v=r6uI2nWAiZs



Dazu noch ein aktuelles Bild des Terrariums und der Nester.



Zur Zeit bewohnen sie das Blatt links oben, welches sie an die Scheibe geheftet haben.
Dem aufmersamen Leser mag auffallen, dass das Nest nicht gerade riesig ist.


Beim Umzug waren wohl, trotz zahlreichem Styropor als Verpackung, die Temperaturen im Umzugswagen zu niedrig.
Rund 2 Wochen nach Umzug verstarben zahlreiche Arbeiterinnen. Kälteempfindlich sind sie, diese Tierchen. Und die Temperaturen in der neuen Wohnung lagen anfangs auch nur um die 20°C, mit Licht um die 22-24°C. Das ist für diese Art einfach zu kalt auf Dauer. Sehr ärgerlich, wenn eine so schöne Kolonie doch deutliche Einbußen hat. Nun geht es aber wieder aufwärts und Proteine werden in rauhen Mengen eingetragen. Zum Glück!



Geplant ist zukünftig ein externes Nest, welches über einen Schlauch mit dem Terrarium verbunden wird. So kann ich leichter das Terrarium sauber halten und die Pflanzen abwischen, die Kolonie füttern etc.. Ohne immer mit einem Ansturm der Arbeiterinnen rechnen zu müssen.


Besonders nervig waren diese, als sie vorne an der oberen Deckscheibe genistet haben. Jedes mal wenn ich die Tür öffnete, hielten sie das für einen Angriff auf ihr Nest und kamen mir abwehrbereit entgegen. Es war kaum möglich das Zuckerwasser auszutauschen und Heimchen etc. gab es immer nur durch die Bodenklappe.


Bilder und Konstruktion des neuen Nest gibt es dann beim nächsten oder übernächsten Update.


LG
Marcel



Post 17886 - 12.03.2012 17:27:07

Hallo zusammen,


es wird. Die Verluste des Umzugs sind großteils kompensiert. Und die Kolonie zeigt sich aktiv. Sie bauen, futtern und patrollieren im Terrarium was das Zeug hält. Wenn ich am Schreibtisch sitze, sehe ich im Augenwinkel ständig Arbeiterinnen die Blattstängel hoch und runter laufen. Zur Zeit bewohnen sie 5 Nester. Wobei vier davon stark genutzt werden. So ein verteiltes Wohnen will natürlich organisiert werden. Dafür ist einiges an Laufarbeit nötig. Mich freuts. :) Das Hauptnest befindet sich dabei direkt unter der Deckscheibe , an einem der wärmsten Plätze. Dort hat es sicher 30-35°C. Die weiteren Zweignester sind in der Mitte des Terrariums angesiedelt.
HIer mal ein Überblick über die Nester (klicken zum vergrößern):
Hauptnest / drei der weiteren Zweignester / weiteres Zweignest


An diesem älteren Bild eines Zweignests sieht man, das die Tiere oben teilweise einen größere Öffnung lassen. Durch die Öffnung werden die Futtertiere transportiert. Sowohl rein, als auch raus. Beim raustragen machen sie es sich einfach: es muss nur bis zum Blattrand. Dann kopfüber kurz hängen und loslassen...das ist moderne Müllbeseitigung. ;) Auch sieht man am Bild, das die Blätter mit der Zeit gelb-braun werden. Fängt das Blatt dann an zu vertrocknen, wird es verlassen und ein neues gefaltet und verwebt.


Ganz angenehm am hohen Terrarium ist, dass es oben wärmer ist und unten kühler. Dadurch das die Tiere recht wärmeliebend sind, nisten sie nur im mittleren und oberen Bereich. Frische Triebe und Blätter können so erstmal wachsen, bevor sie gefaltet und als Nistplatz genutzt werden.
Erwärmt und beleuchtet wird das rund 90cm hohe Terrarium mit einer HQL 80Watt-Lampe und einer 33Watt Energiesparlampe. Die Engeriesparlampe nimmt der HQL dabei gleichzeitig etwas von dem ganz warmen Licht und erweitertet so das Lichtspektrum.


Auch bei dieser Art gibt es kleine Arbeiterinnen. Sie sind auch von den Proportionen anders aufgebaut. Im Verhältnis zur Köpergröße sind die Fühler, Beine und Mandiblen kürzer. Sie wirken damit klein und kompakt. Vielleicht werden diese Arbeiterinnen vorallem im Nestbereich zur Brutpflege eingesetzt. An den Bildern erkennt man, das eine der kleinen Arbeiterinnen noch nicht vollständig ausgefärbt ist. Es scheint sich also nicht um die letzten Pygmäen-Arbeiterinnen zu handeln.


Hier nochmal ein Bild, einer anderen unausgefärbten, also erst wenige Stunden/Tage-alten Arbeiterin. Sowie weitere Impressionen vom Kolonieleben.


Diskutieren, fragen und kommentieren könnt ihr wie immer hier:
http://www.eusozial.de/viewtopic.php?f=33&t=1269&start=10


LG
Marcel



Post 17891 - 13.03.2012 11:36:04

Hallo zusammen,


heute ist mir wieder eingefallen, dass ich doch vor ein paar Tagen ein Video hochgeladen habe. Jaja das Alter und die Vergesslichkeit. :schreck:


Wollte euch zeigen, das die Art auch gaaanz langsam kann, wenn nichts besonderes anliegt. Dann verrichten sie ihr Tagwerk in einem gemütlichen Tempo und kontinuierlich. Sonnen, laufen, Futter aufnehmen...warum hetzen wenns nicht sein muss. ;)



https://www.youtube.com/watch?v=rBdYC7VRctI&list


(Es macht wohl am meisten Sinn, das Video in groß anzuschaun und dann auf hoher Qualität, auch wenns da ein wenig lädt vorher. Die verkleinerten Versionen sind immer etwas matschig.)


LG
Marcel



Post 19161 - 10.06.2012 21:00:45

Hallo zusammen, Hallo Andie,


da der Wunsch per PN kam, hier mal Bilder der verschiedenen Arbeiterinnengrößen.
Für ein längeres Update reicht leider die Zeit im Moment nicht...die Uni nimmt mich etwas mehr in Anspruch zum Ende des Semesters.


Die Arbeiterinnen unterscheiden sich in der Körperform. Die sehr Kleinen sind eher etwas "pummeliger" im Verhältnis für diese Art:
kürzere Kiefer, runderer Kopf, vergleichsweise kürzere Beine. Die größeren Arbeiterinnen sind graziler, gestreckter und haben deutlich kräftigere, proportional größere Kiefer und eine deutlich höhere Beißkraft.


relativ kleine Arbeiterin (klick):


eine der größeren Arbeiterinnen in Abwehrhaltung (klick):


Arbeiterinnen im Größenvergleich (klick):


Und das schönste Bild, wie ich finde. Nochmal ein Größenvergleich:

Originallink (etwas schärfer): http://www.eusozial.de/gallery/image.php?album_id=169&image_id=1534


LG
Marcel



Post 19418 - 29.06.2012 22:18:19

Hallo zusammen,


erst einmal zum Allgemeinen: Die Kolonie entwickelt sich kontinuierlich und wunderbar. Sie haben sich sehr gut wieder eingelebt und der 80Watt-HQL-Spot liefert ihnen die nötige Wärme. Inzwischen haben sie die Blätter zu 8 Zweignestern verwoben und nehmen pro Fütterung gerne 20-30 Fliegen und 2-3 große Heimchen an.


Heute geht es mir aber eher um die Beschreibung eines speziellen Verhaltens von Oecophylla smaragdina:


Der Verteidigung


Die Art verteidigt ihre Nester und die unmittelbare Nähe dazu sehr vehement. Es sitzen immer Tiere auf den Blättern. Bei den größeren Zweignestern sitzen tagsüber kontinuierlich 10-20 Arbeiterinnen auf den Blattoberseiten. Ob dieses Verhalten vorrangig der Abwehr dient oder eher dem Sonnen, lässt sich schwer sagen, denke es ist eine Mischung aus beidem.


Schon von rund einem Meter aus nehmen sie einen optisch wahr. Ab ca. 30cm Entfernung gehen sie dann in ihr sehr typisches Abwehrverhalten über.
Sie laufen dazu der potentiellen Gefahr bis an die Blattvorderkanten entgegen und sperren die Mandibeln auf. Wenn sie etwas dann als wirkliche Bedrohung wahrnehmen, werden sie schneller in den Bewegungen. Fangen teilweise an mit den beiden vorderen Beinen Richtung Bedrohung zu greifen und recken häufig gleichzeitig den Gaster in die Höhe. Der Gaster vibriert dabei hin und her. Es werden so Pheromone verteilt, die der restlichen Kolonie Bescheid geben. Ein Verhalten, das auch bei der Entdeckung tief liegender Futterquellen zu beobachten ist. Da die Pheromone so recht direkt nach oben in die Luft verteilt werden und effektiv darüberliegende Zweignester erreichen.


Sollte der Kontakt zum "Angreifer" dann Zustande kommen, gehen die Arbeiterinnen direkt auf diesen über. Laufen ihn aufgeregt auf und ab. Sollte dieser weiterhin als Bedrohung eingeordnet werden. Gibt es zwei Verhaltensweisen: die erste ist, sie verteilen Ameisensäure pünktchenförmig auf z.B. dem Arm. Diese ist offensichtlich so hoch konzentriert, das die Stellen kurz darauf leicht anfangen zu jucken. Für einen Menschen nicht wirklich schlimm, aber spürbar. Eine sehr leichte Reizung der Haut eben. Die zweite Verhaltensweise ist deutlich unangenehmer und wird vorallem bei, als größere Bedrohung, eingeordneten Störungen umgehend nach dem Kontakt angewandt: Sie suchen sich möglichst weiche Stellen der Haut, verbeißen sich darin und spritzen Ameisensäure hinein. Lassen dabei die Hautstelle nicht mehr los und sind teilweise nur durch gleichzeitiges töten der jeweiligen Arbeiterin zu entfernen.


Das alles ist bei der Haltung nicht dramatisch, da vermeidbar. Aber eben sehr interessant zu beobachten, da es sich doch im Gesamten von anderen Arten unterscheidet. In der Natur werden sie ihre Nester damit sehr effektiv verteidigen. Und der Kontakt mit einem Nest, bei dem innerhalb von Sekunden 100te oder 1000te Arbeiterinnen auf den Mensch/Tier übergehen und angreifen, ist sicher kein Spaß. Auch bei der friedlicheren und zierlicheren Australischen Form der Art nicht. An die brotleibgroßen Nester der Asiatischen Form mag man da gar nicht denken.


Eine Arbeiterin in leichter Abwehrhaltung auf einem der Blattstile (klick):


Das typische erste Abwehrverhalten bei rund 1m bis 50cm Entfernung, sowie bei geringen Bedrohungen:


Hier wird es schon langsam ernster und die ersten Gaster werden emporgereckt:


Und so sehen sie bei rund 10cm Enfernung zur Störquelle aus:


Das letzte Bild, zeigt dann schon eine äußerst erregete Arbeiterin, die versucht auf die Bedrohung überzugreifen.


LG
Marcel
P.S. Kommentieren, diskutierten und fragen könnt ihr wie immer gerne hier: http://www.eusozial.de/viewtopic.php?f=33&t=1269&start=10