*Ameisen der türkischen Mittelmeerküste.

  • Hallo Ameisenfreunde,
    der Sommer ist nun hier in Deutschland längst Vergangenheit. Nur wenige Flugstunden südlich, an den Mittelmeerküsten Südeuropas und Mittelasiens ist der Sommer noch zugange.
    Wir sind dem Herbst für einige Tage entflohen und haben wie fast jedes Jahr die türkische Mittelmeerküste als Ziel erkoren. Ein nicht allzu fernes Ziel, leicht zu erreichen und doch eine völlig andere Welt. Natürlich sollte man sich von den zertretenen Pfaden völkerwandernder touristischer Germanenstämme entfernen, die ja oft gesäumt sind von einheimischen Parfümverkäufern mir Fünfliterkanistern und anderen Erfüllern geheimer Touristenwünsche, dann bleiben eigentlich angenehme und beeindruckende Begegnungen und Beobachtungen mit der Tier- und Pflanzenwelt, aber auch mit freundlichen menschlichen Bewohnern nicht aus.
    Wie immer waren wir bereits bei der Ankunft in Antalya nach dem Verlassen des Flughafens von der lauen Luft beeindruckt, die Temperatur bei unserer Ankunft um etwa 05 Uhr betrug (jetzt im November) ca 20 Grad. Ein leichter Wind, eine Dämmerung im Osten der aufgehenden, noch nicht sichtbaren Sonne, sich wiegende Palmen usw. verstärken den angenehmen Eindruck des ankommenden Reisenden. Beim Ameisenfreund kommt noch die Gewissheit hinzu, nun einige Tage einige der schönsten und interessantesten Ameisen Eurasiens beobachten zu können. Denn das kann man gar nicht verhindern, wenn man denn die Augen öffnet und die Dünen, Steppen und Wälder erkundet. Überall fast finden sich die verschiedenen Arten der Messor, in vielen Habitaten siedeln die grossen Cataglyphis nodus, ebenso finden sich verschiedene Camponotusarten, Pheidole, Solenopsis, Monomorium, Temnothorax usw.usf..
    Ab und zu habe ich wehmütig vorbeifliegenden Orientalischen Hornissen nachgeschaut. Diese Hornissen sind irgendwie ständig unterwegs, sie fliegen elegant uns schnell, ein Fotografieren gelang dieses Jahr leider nicht. Anders als im vorigem Jahr gab es in diesem relativ regenreichen Jahr mehr als genug genug Wasserstellen, so dass die Hornissen schwer an solchen zu fotgrafieren waren. Nächstes Mal...
    Feldwespenmännchen waren allerorten noch an Blütenständen zB. des Fenchel zu beobachten, ausserdem an den typischen Balzplätzen.
    Natürlich fanden wir auch wieder Skolopender, Skorpione, sehr grosse Heuschrecken, verschiedene Grabwespen usw.. Das ist nichts Besonderes, trotzdem manchmal ein Foto wert.
    Die meisten Ameisenarten waren jetzt im November noch intensiv mit der Aufzucht der Nachkommenschaft beschäftigt. Die meisten Messorarten, die zumindest an der warmen Küsten siedeln, tun dies hier ja ohnehin fast ganzjährig. Aber auch Cataglyphis nodus zog noch viel Brut auf, nutzte wie in jedem Jahr die überaus reichliche Proteinversorgung durch die Geschlechtstiere der jetzt schwärmenden Messorarten. Die grossen und wendigen Jäger der Cataglyphis erbeuteten zahllose Messorköniginnen und -männchen. Natürlich haben sie nicht alle erbeutet, bei einigen konnten wir es verhindern...
    Jetzt erst mal einige Fotoimpressionen der Lebensräume. Die Bilder entstanden in der Nähe der Küste, sie zeigen typische Lebensräume der Cataglyphis, Messor und anderer Arten. Andere Bilder entstanden in den Ausläufern des Taurus, oberhalb von Aspendos. Verschiedene Cataglyphis-Arten (..wie zum Beispiel die hier nicht häufigen Cataglyphis lividus) und Messor finden sich auch hier, allerdings etwas seltener. An vielen Stellen fanden wir hier bereits Lasius.
    Bilder von Ameisen und anderen Tieren folgen.


    LG, Frank.

  • Lepisiota frauenfeldi.
    Diese Ameise war fast allgegenwärtig. An warmen und sonnigen Nistorten sehr aktiv, mit allen Brutstadien, im Taurus an kühleren Standorten (die ersten drei Bilder) bildeten die Kolonien unter Steinen dichte Trauben mit ihren Körpern und waren bereits ohne Brut.


    LG, Frank.

  • Zwei Camponotus-Arten. Beide lebten im Pinienwald nahe der Küste. Die Nesteingänge versteckt, beide Arten mit versteckter Lebensweise, man sah am Tage die Tiere lediglich bei Aushubarbeiten am Nesteingang.

  • An sonnigen Stellen allgegenwärtig und absolut dominant: Cataglyphis nodus. Die grossen und geschickten Jägerinnen der Art erbeuteten Unmengen von Messorköniginnen und Messormännchen nach deren Hochzeitsflug am Boden.
    Wunderschöne, grosse Ameisen, kraftvoll und elegant.
    Ich füge hier mal Teile meines schwärmerischen Textes :roll: ein, den ich in meinem Thread im Ameisenforum zu der Art geschrieben hatte.
    Leicht geändert:


    Nun aber noch was zu den türkischen Ameisen. Einige Fotos der geliebten Cataglyphis, der Cataglyphis nodus. Die Art ähnelt sehr einigen afrikanischen bicolor-Arten, wenn ich richtig informiert bin, gehört die Art auch zur bicolor-Gruppe. Sie wäre dann der einzige Vertreter der Gruppe, der bis nach Mitteleuropa vorkommt.
    Die grossen Arbeiter sind etwas kräftiger und stämmiger als die anderer bicolor-Arten, mit breiteren Köpfen und noch grösserer Beisskraft... Die Art ist wie andere bicolor-Arten sehr polymorph, wobwei es hier sehr viele sehr kleine Arbeiter gibt, die ausschliesslich Innendienst tun. Im Aussendienst sieht man bei grossen Kolonien fast nur die grossen Arbeiterinnen, manchmal auch die Tiere mittlerer Grösse.
    Cataglyphis nodus ist unter den grossen Ameisenarten hier die dominanteste Art. Alles wird angegriffen und erbeutet, was ins Beuteschema passt. Aber immer mit der für Cataglyphis typischen Vorsicht, erstmal wird die potentielle Beute abgecheckt. Wurde einmal erlernt, dass eine Beute unschädlich ist und leicht zu überwinden, wird von erfahrenen Tieren sofort und ohne Zögern ungestüm angegriffen. Geschlechtstiere der schwärmenden Messor wurden massenhaft überwältigt und eingetragen, auch deren Weibchen, von denen man meinen könnte, dass sie einer Cataglyphis-Arbeiterin durchaus Verletzungen zufügen könnten. Das Risiko wurde von erfahrenen Catagyphis durch gezielte, zerstörende und tödliche Bisse zwischen Kopf und Brustpanzer minimiert.

  • Hallo zusammen,


    letzte Woche waren der Frank und ich in der Türkei unterwegs, um den kalten Wetter in wenigstens für ein paar Tage zu entfliehen. Das ist auch sehr gut geglückt, bis auf einen Regentag war immer tolles Wetter mit viel Sonne, die uns dann auch den ersten Sonnenbrand des Jahres bescherte. Die Lufttemperaturen waren dabei noch sehr angenehm mit knapp unter 20°C, und es war ein richtiges "Frühlingsfealing"; einigen Bäumen fehlten noch Blätter, viele blühten und die Ameisensaison hatte schon längst begonnen, wie man an den vielen fetten Larven in einigen Ameisennestern erkennen konnte.
    Besonders reizvoll ist die Gegend bei Side wegen der Nähe vom Meer zu dem Taurusgebirge, das sich stets im Hintergrund am Horizont erstreckt. Wir sind auch einige Male in die ersten Ausläufer des Gebirges gefahren, wo es zwar kälter war, aber wir wurden dafür mit einer wundervollen Landschaftsszenerie belohnt.
    Nun aber ein paar Bilder.
    Zunächst ein kleiner Wasserfall, den ich am Regentag im Gebirge fotographierte.


    Allzeit sehr abundant findet man Plagiolepis. Es gibt wohl einige Arten, die ich nicht näher bestimmt habe. Die kleinen Amesien haben überall kleine, opportunistische Nest sowohl unter Steinen als auch in Totholz oder einfach nur der Streuschicht. Die Völker besitzen sehr viele Königinnen, und legen viele Zweignester an.


    Pheidole sind auch nicht selten. Wir fanden nur eine gelbliche Art vor, deren Königin man nicht selten mal unter einem warmen Stein findet.


    Es gibt sehr viele Arten von Messor in der Türkei, die nicht selten direkt nebeneinander nisten. Besonders hübsch war eine rötliche Art, die zwar an vielen Stellen anzutreffen war, aber nie wirklich häufig auftrat.


    An alten Eichen kann man Liometopum microcephalum vorfinden. Diese Ameisen bilden riesige Nester aus, und ernähren sich sowohl trophobiontisch von zahlreichen Läusen, als auch räuberisch von beispielsweise Regenwürmern. Die Kolonien können dabei lange Straße zu den Futterplätzen ausbilden. Sie sind ausgeprägt polymorph, und haben interessante Nester; an einer Stelle hat ein Bauer einen alten Eichenast abgesägt, und dabei das Nest entblößt. Die Neststruktur im Inneren erinnert an die kartonähnlichen Nester von Lasius fuligionsus.


    Die kleinen Formicinen der Gattung Lepisiota waren auch allgegenwärtig, und klumpen sich im Frühjahr unter Steinen zusammen. Wir fanden einmal neben dem rot-schwarzen Lepisiota (wohl frauenfeldi oder dolabellae) auch noch eine gelbliche Art im Vordergebirge.

    Hier rannte eine Lepisiota Königin direkt neben einem Skorpion (Nils: Mesobuthus gibbosus).


    Cataglyphis nodus.


    Camponotus


    Aphaenogaster


    Ein paar andere Tiere. Einmal fand ich unter einem Stein überraschender Weise einen Krebs.

    Schildkröten gab es sehr häufig, was mich persönlich sehr gefreut hat, da ich noch nie eine maurische Landschildkröte im Freiland vorher beobachtet hatte.

    Eine Echse.


    Und zuletzt noch ein paar landschaftliche Impressionen.


    Viele Grüße, Phil

  • Da kann ich Phil nur recht geben. Wir hatten eine gute Zeit. Ein sehr schönes Land, gute Leute und ein gutes Bier, nebenbei bemerkt. Und an einen oder zwei Abenden belohnten wir unsere Bemühungen, die Fauna zu erkunden, mit einem bescheidenen Gläschen Raki. Oder zwei...
    Ich glaube, die Lufttemperaturen lagen an an der Küste schon bei etwas über zwanzig Grad. In geschützten Ecken konnte man sich etwas sonnen und trocknen nach einem Bade im 16 Grad warmen Meer. Zum Glück aber hatte es kaum Wind, es war sehr, sehr angenehm.


    Auch wenn diese Bilder hier eigentlich nicht hingehören, sondern eher in ein anderes Unterforum, will ich diesen Thread doch auch hierfür benutzen. Meine Ameisenbilder können mit denen von Phil nicht mithalten, aber auch von denen werde ich bei Gelegenheit demnächst noch ein paar nachreichen.


    Was soll man sagen. Dieses Land ist einfach großartig. Eindrucksvolle Landschaften, schon allein hier in der küstennahen Gegend und im Vorgebirge des Taurus. Atemberaubende Ausblicke. Mal wähnt man sich fast in Alaska, dann wieder im subtropischen Südkalifornien. Die mediterranen Länder sind etwas Besonderes mit ihrer Vielfalt auf manchmal engem Raum. Die südliche Türkei ist dann nochmal fast die Krönung, mit hohen, schneebedeckten Bergen und mit an der Küste reicher, subtropischer Fauna und Flora neben wüstenhaften Gegenden mit manchmal dürftiger, mittelmeerischer Macchie.
    Und die Menschen sind ebenfalls großartig. Das kann man sagen.
    Schneebedeckte Gipfel, gesunder und dichter Wald, den wir stundenlang durchfuhren, Wasserfälle und Flüsse. Eine wundervolle, sonnige Küste, geschmückt allerorten mit antiken Bauwerken.





    LG, Frank.

  • Ein paar Bilder habe ich auch gemacht von den Liometopum microcephalum.
    Man begegnet dieser Art nicht so oft. Sie sind wohl nirgendwo häufig. Über die Biologie ist wenig bekannt. Heute weiß man wohl, dass die Jungköniginnen selbstständig gründen. Es gibt jedoch wohl auch Beobachter, die meinen, dass die jungen Königinnen von zufliegenden Männchen der Art am Nestbaum oder sogar im Mutternest begattet werden und die Gründung dann im folgenden Frühjahr durch Koloniesabpaltung erfolgt. Jedes junge Weibchen verlässt demnach die Kolonie mit einer Gruppe von Arbeiterinnen.
    Ich halte das für nicht sehr wahrscheinlich. Immerhin wurden wohl ab und zu junge Königinnen, entflügelt und begattet, gefunden. Das bedeutet für mich, dass die Königinnen wahrscheinlich abfliegen zum Hochzeitsflug und dann klaustral gründen.
    Dass die jungen Königinnen jedoch etwas flugfaul sind, konnte ich vor etwa 20 Jahren in Ungarn beobachten, wo ich der Art schon einmal nachstellte. Junge Königinnen verliessen das Nest, liefen am Baum auf und ab, flogen jedoch nicht ab während der Zeit, in der ich dort beobachtete. Männchen konnte ich nicht beobachten, vielleicht war ich zu früh vor Ort, es war Mitte Mai. Jedoch schon sehr warm in Ungarn, für Mücken war es ideal. Meine Beobachtungen und Versuche machte ich in der Nähe der Donau südlich von Budapest, gegen Abend waren viele gemeine Mücken unterwegs und flogen erfolgreiche Angriffe gegen mich. Trotzdem hielt ich mehrere Abende durch und das bis in die Nacht, ich denke, dass die Geschlechtstiere der Art am Abend oder in der frühen warmen Nacht schwärmen. In Ungarn sicher jedoch erst im Juni.


    Die Kolonien sind beeindruckend. Die Individuenzahlen dürften nochmal größer sein als die in fuliginosus-Kolonien. In Ungarn, wo ich an verschiedenen Orten die größten Kolonien beobachten konnte, führten armdick von Ameisen belaufene Straßen strahlenförmig vom Nestbaum zu anderen Eichen. Immer fand ich die Art übrigens auf Eichen. Es soll jedoch so sein, dass Liometopum auch mitunter auf Weiden oder Pappeln anzutreffen ist.
    Hier in der Türkei fanden wir die Art an einigen Stellen. Jedoch auch eher selten.
    Eine Kolonie führte gerade einen riesigen, flächendeckenden Raubzug durch. Das gesamte Gelände ringsum um den Nestbaum war von vielleicht Millionen Ameisen belaufen. Alle wütend und angriffslustig mit aufgerissenen Mandibeln. Bald fanden wir den Auslöser (oder das Ziel?) des Raubzuges. Die Ameisen hatten mehrere Regenwürmer gefunden und waren dabei, sie zu verwerten. Sollte es im Umkreis weitere Ameisenkolonien oder Arbeiterinnen anderer Arten gegeben haben, so wurden diese bei diesem Raubzug sicher ausgelöscht. Wie wohl jegliches Insekten- oder Spinnenleben, wenn es denn für die Liometopum erreichbar ist.
    Jetzt im zeitigem Frühjahr beginnt sicher die Brutsaison der Art. Es herrscht also im Nest, in der Kolonie ein riesiger Bedarf an Proteinen. Auf den Bäumen, die gerade begannen, ihre Blätter zu entfalten, gibt es noch wenige erjagbare Insekten. Also müssen die Liometopum alle möglichen Nahrungsquellen erschließen. Für die Art wird berichtet, dass sie mit Massenangriffen auch andere Ameisenkolonien ausraubt. Einziger ernstzunehmender Konkurrent und Gegner auf den Bäumen und an der Erdbodenoberfläche sind wohl die Dendrolasius. Ihnen weicht Liometopum aus, Dendrolasius soll es gleichermaßen halten und sucht so, unnötige, kräfteraubende Konflikte zu vermeiden. Interessant dürfte das Aufeinandertreffen beider Arten an einem potenziellen Nahrungsbaum sein. Beide Arten leben in großem Maß von den Ausscheidungen ihrer Rindenlauskolonien. Hier kann es wohl dann zu unerbittlichen Kämpfen kommen, bei denen aber dann Dendrolasius die Nase vorn haben soll.


    Hier einige Bilder. Teilweise nicht sehr scharf, aber sie vermitteln hoffentlich einen blassen Eindruck von dem, was wir sahen. Die Tiere bewegen sich rasend schnell, besonders am Boden bei der Jagd. Hier hatten wir fast den Eindruck, Treiberameisen vor uns zu haben. Der Boden ist nicht unbedingt das Terrain, auf dem sich diese kurzbeinigen, flinken und morphologisch an die baumbewohnende Lebensweise angepassten Baumameisen wirklich wohl fühlen, wie es manchmal schien. Allein die Massen an Individuen macht die Ameisen am Boden extrem erfolgreich und ihre Entschlossenheit und Wucht, die sich aus der Menge an agierenden und rekrutierenden "Kolleginnen" speist. Fängt man eine Arbeiterin ab und sperrt sie für eine Zeit allein ein, verliert sie bald den Mut und wird schnell schüchterner.
    Sehr interessante Tiere. Ich habe die Hoffnung längst noch nicht aufgegeben, die Art mal etwas näher kennen lernen zu dürfen...;)





    LG, Frank.

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  • Hallo ihr zwei Urlauber!


    Schöner Bericht von euch beiden. Die Foto´s sind gut gelungen und im Text steht Begeisterung pur. So muss ein Urlaubsbericht sein.


    Die Aphaenogaster finde ich sehr hübsch. Die C. nodus sowieso und die schwarzen Camponotus sehen echt knuffig aus.
    War ja klar das du ein Bild von sich paarenden Schildkröten mit bringst :)


    Die Liometopum microcephalum sind echt hübsch, habe schon viele Videos gesehen von meinem bekannten aus der Ukraine. Riesige Kolonien die es gar nicht witzig fanden das er da um die Bäume spaziert ist. Er wurde immer wieder attackiert und musste das Filmen dann abbrechen. In der Haltung wohl aber noch nicht angekommen, wird wohl auch schwer werden an diese Königinnen ran zu kommen. Eine Bereicherung für jedes Forum wäre es aber, mal so ein geglückter Haltungsbericht!


    LG, Mathias

  • Ja, die Liomepotum sind wirklich sehr aggressiv und beeindruckend. Als ich den kleinen Teil des geöffneten Nestes inspizierte, sind natürlich sehr viele Ameisen auf meine Hand gerannt. Das Abwehrsekret war leicht gelblich und sehr klebrig, fast ein wenig wie Harz und es roch intensiv (kann den Geruch aber nicht wirklich beschreiben). So ein Kleber ist vermutlich sehr effektiv gegen andere Ameisen, aber auch gegen größere Säuger wie mich. Es ließ sich aber zum Glück gut mit Wasser abwaschen.


    Die Aphaenogaster fand ich auch sehr hübsch, und ich habe mir daher eine Kolonie als Souvenir mitgenommen. Bald kommen also vielleicht noch ein paar Bilder.


    Grüße, Phil

  • Hallo Mathias.
    Das war wirklich eine wunderschöne Woche da in der Türkei. Ich werde wieder hindüsen... Muss ich ja, Liometopum beobachten, du verstehst....;)
    Das ist wirklich ein schönes Land mit einer prächtigen Natur. Ich denke, das Land hat auch Phil beeindruckt und positiv überrascht, und der Phil hat schon mehr von der Welt gesehen wie ich. Aber die Türkei hat wirklich einiges zu bieten.
    Und wir waren nur in einen winzigen, gut erschlossenen Teil des Landes. Fast unberührte, ursprüngliche Wälder, nicht weit von der dichbesiedelten Küste. Wenn wir durch die Wälder am Südhang des Taurus fuhren, kam es vor, dass wir eine gute Stunde keinen Menschen oder ein Auto sahen.


    Auch diese Rossameisen waren beeindruckend. Offenbar war die Art kurz vor ihrem Schwärmzeitpunkt.




    Sehr schöne, große Ameisen. Eine Art von mehreren Rossameisen, die wir beobachten konnten.


    LG, Frank.

  • Nun war ich noch einmal in der Gegend und wäre doch am liebsten dort geblieben. Es war sehr nett, das Meer hatte bereits 22 Grad, was sich sehr negativ auf meine Aktivitäten bei den Ameisenbeobachtungen auswirkte.
    Die ersten beiden Tage hatte es gemischtes Wetter mit leichtem Regen ab und zu. Die Einheimischen sagten uns, dass sie noch nie einen Mai erlebt hätten, in dem es so viel geregnet hatte. Wärmegewitter begleiteten uns durch den gesamten, zehntägigen Urlaub, nur die letzten Tage waren völlig klar und vollsonnig. Zum Glück blieben die Gewitter meist im Inland, an den Hängen des gewaltigen Taurus, kleben...


    Natürlich sahen wir jede Menge verschiedener Ameisenarten. Interessiert hatte mich im Vorfeld aber besonders Liometopum microcephalum. Also klapperten wir alle uns bekannten Nistbäume der Art ab und suchten nach weiteren besiedelten Eichen, die wir auch fanden.
    Es gab viel zu sehen, aber nichts mitzunehmen..:) Die Art und ihre Biologie bleibt weiterhin rätselhaft. Offenbar waren wir durchaus in der Schwärmzeit vor Ort. Immerhin sah ich bei einigen Kolonien Männchen an den Nesteingängen. Diese Männchen wurden von den Arbeiterinnen aber nicht sehr liebevoll behandelt, viele Männchen wurden gezerrt und gestreckt. An der Basis mancher Nistbäume fand ich Flügel von Ameisengeschlechtstieren. Offenbar von "hingerichteten" Männchen.
    Vielleicht sind das zugeflogene Männchen aus anderen Kolonien. es gibt ja Theorien, dass es bei der Art zu Nestbegattungen kommen soll. Fremde, zufliegende Männchen dringen danach in die Nester ein und begatten die Jungköniginnen.
    Ich mache mir die Theorie nicht zu eigen, ich würde es sehen wollen. Dass aber diese Männchen so ruppig behandelt wurden, sprach entweder für diese Theorie oder dafür, dass der Hochzeitsflug bereits weitgehend vorrüber war und die unnützen Männchen nun, wie bei den Bienen, entsorgt wurden.
    Egal. Ich werde mich halt noch mal damit beschäftigen müssen. Macht ja Spaß.


    Ein paar schlechte Fotos. Es ist schwer, die Tiere zu knipsen. Sie bemerken einen sofort und sind dann extrem wuselig und wütend. Ich war nicht geneigt, den Finger zu Stabilisierung der Knipse an den Baumstamm zu legen, denn dann wären die Ameisen sofort übergelaufen und hätten mich mit ihrem harzigen Wehrsekreten behandelt. Darauf hatte ich keine Lust.
    Es sind Unmengen von Arbeiterinnen. Die Kolonien können eigentlich nicht monogyn sein, es sei denn, die Arbeiterinnen werden sehr alt. Gegen Monogynie spricht für mich auch, dass ich noch nie eine "relativ" kleine Kolonie gefunden habe, die aufgrund ihrer Volksstärke und der durchgehend geringen Größe der Arbeiterinnen den Schluss zugelassen hätte, noch nicht sehr alt zu sein. Aber das ist das Reich der Spekulationen...




    Wundervolle Kiefernwälder, die mich ein wenig an die Wälder Brandenburgs erinnerten. Schien die Sonnen, duftete es nach Kien, Harz und trockenen Holz. Hier lebten einige Cataglyphis-Arten (genauer gesagt, drei), verschiedene Camponotus-Arten, etliche Myrmicinen wie Aphaenogaster, Messor, Temnothorax und Pheidolen.




    Mit letzter Kraft erreichten wir jeden Abend die heimische Oase. Die Strapazen des Meeres und morgendlichen Badens und des Spazierens durch liebliche Landschaften mit wundervollen Ameisen und anderen Tieren hatten ihren Tribut gefordert. Aber was tut man nicht alles im Dienste der ..., ähemm, eigenen Neugier.


    Ich denke, ihr seht mir an, dass ich völlig am Ende war... :tease:




    Soviel erst mal. Ein bisschen habe ich noch zu erzählen.


    LG, Frank.

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  • Natürlich interessierten uns besonders die Cataglyphis-Arten. Neben den relativ häufigen Cataglyphis nodus sahen wir an einigen wenigen Stellen diese im Vergleich mit den nodus etwas kleineren und etwas zierlicheren, gelb- bis orangefarbenen Cataglyphis. Sehr hübsche und sehr wendige Tiere. Die Kolonien schienen sehr klein zu sein, ich schätze, dass es in ihnen allerhöchstens einige hundert Individuen gab.




    Vermutlich handelt es sich um Cataglyphis lividus. Ameisen der Art waren mir schon früher im Vorgebirge des Taurus begegnet, damals erschienen sie mir aber kleiner und unauffälliger. Jedenfalls waren wir begeistert von den schönen Tieren und verbrachten den Großteil unserer Zeit damit, sie zu beobachten. Dabei hoffend, vielleicht wenigstens eine begattete Jungkönigin der Art zu finden. Aber alles, was wir fanden, waren zwei geflügelte Königinnen, die zwar möglicherweise bereits begattet waren, was mir auch bewusst war, die wir aber doch vor Ort ließen. Das Risiko, eine unbegattete Königin mitzunehmen und so ihr jede Chance zu nehmen, war mir zu groß und erschien mir einfach als unverhältnismäßig. Zumal wir ja auch bis zum letzten Tag hofften... Neben den beiden Jungköniginnen fanden wir zwei Männchen, die wir natürlich auch gewähren ließen. Alle Kasten, Männchen, Jungköniginnen und Arbeiterinnen weisen die gleiche, auffallende Pigmentierung auf. Wie gesagt, sehr schöne Tiere.




    Die Art lebte in steppenhaften, begrenzten Gegenden, wir fanden die beiden Vorkommen auf zwei kleinen Bergen mitten im östlichen Side. Beide Biotope werden bedrängt durch rege Bautätigkeit, durch beide Biotope führten befahrene Wege. Diese Wege hatten den Vorteil, übersichtlich zu sein, hier fanden wir die Geschlechtstiere. Beide Biotope sind umringt von Siedlungen und Ackerbau. Man kann aber hoffen, dass diese beiden Hügel nicht überbaut werden, das Gelände ist abseits der Fahrtwege unwegsam und extrem steinig. Die Bodenbeschaffenheit machte auch jeden Gedanken an irgendwelche Ausgrabungstätigkeit überflüssig...


    Blicke über diese Biotope. Busch und Bodenvegetation. Viele Kolonien befanden sich inmitten der Bodenvegetation, einige fanden wir dort, indem wir heimkehrenden, mit Nahrung beladenen Arbeiterinnen folgten. Die Bilder oben stammen von den wenigen Kolonien, die am Wegesrand, mehr oder weniger im "Freien" Nesteingänge hatten.




    LG,, Frank.

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