*Aphaenogaster cockerelli - Haltungsbericht

  • Aphaenogaster cockerelli


    Hier werde ich über die Haltung meiner Aphaenogaster cockerelli berichten und euch natürlich reichlich Fotos zeigen. Über Feedback jeglicher Art würde ich mich sehr freuen! Hier ist der passende Ort dazu: http://www.eusozial.de/viewtopic.php?f=33&t=1579


    Vorwort:


    Es wurde immer ruhiger um meine Ameisenhaltung, als dann plötzlich die Königin meiner letzten Kolonie – Myrmecia pavida – umgekippt ist. Ein trauriges Ereignis, welches für mich aber der Auslöser war, nach neuen Arten zu schauen. Mathias hatte mir dann den Rat gegeben, mich an Motte zu wenden, der zu dem Zeitpunkt gerade in den USA war. Nach kurzem PN Wechsel hatte ich dann auch schon etwas ins Auge gefasst, Acromyrmex versicolor sollten es sein. Als ich Motte direkt nach seiner Rückkehr nach Deutschland besuchte, zeigte er mir neben den gerade genannten eine kleine handvoll Aphaenogaster cockerelli Königinnen (er hat sie inmitten eines Acromyrmex versicolor Schwarmflugs gefunden, im Madera Canyon, welcher sich in Green Valley, südlich von Tucson (Arizona), befindet). Von diesen hatten allerdings nur zwei mit der Gründung begonnen, bei allen anderen sah es relativ bescheiden aus. Da mir diese Tiere so gut gefallen haben, hat Chris mir eine der nicht gründenden Königinnen zugesteckt, damit ich mein Glück damit versuchen konnte.
    Nochmal ein ganz herzliches Dankeschön an dich, Chris!




    28.09.2011 Aller Anfang ist schwer


    Chris hatte schon vor ein paar Jahren erste Erfahrungen mit dieser Art gemacht und musste feststellen, dass die Gründung nicht ganz ohne ist, nur ein sehr geringer Prozentsatz hatte es geschafft. Da die für mich bestimmte Gyne seit dem Einfangen keinerlei Gründungsverhalten gezeigt hatte, waren die Vorzeichen denkbar schlecht.
    Bei mir war die Königin die ersten 24 Stunden in einem Reagenzglas, da sie aber keine Ruhe fand, ununterbrochen umherlief und an der Watte zupfte, war gleich klar, dass es so nichts werden kann. Ich habe ein kleines Plastikdöschen zur Hälfte mit feuchtem Sand befüllt, meine Hoffnung war, dass die Möglichkeit des Eingrabens den nötigen Anreiz bieten könnte, doch dem war nicht so. Die Königin war auch die folgenden beiden Tage in ihrer neuen Behausung völlig unruhig und hielt sich lange Zeit unter dem Deckel auf.
    Ein geschlossenes Behältnis war eindeutig nicht was sie wollte, also habe ich das mit Sand befüllte Plastikdöschen einfach in ein größeres Behältnis gelegt. Auch dieses wurde ausgiebig erkundet, doch nach ein paar Stunden begann die Aphaenogaster cockerelli zu buddeln. Einige Stunden später hatte sie einen waagerechten Gang bis zum Ende der Dose und dort eine kleine Kammer gegraben. Das war er erste Schritt in die richtige Richtung! Nach Rücksprache mit Chris erfuhr ich, dass er junge Königinnen in ihrem natürlichen Habitat oft beim Graben in vom Wasser ausgewaschenen Boden fand, also waagerechte Gänge am Rande ausgetrockneter Wasserläufe. Dies hatte ich wohl zufällig imitiert.




    Das Behältnis mit dem liegenden Döschen und das gegrabene Nest.




    05.10.2011 Auf dem Weg zur werdenden Mutter


    Nun hatte die Königin ein Nest, doch weiterhin war sie auch außerhalb dessen unterwegs, für mich ein Zeichen für eine eher semiclaustrale Gründung. Zuckerwasser nahm sie dankend an, aber auch ein kleines, halbiertes Heimchen weckte ihre Aufmerksamkeit. Sie zog das Heimchen mit in ihre Kammer und hat sich über 2 Tage daran begnügt. Meine Hoffnung stieg und sollte auch bestätigt werden, am 05.10. folgten die ersten Eier. In den kommenden Tagen wurden es ganze 40-50 Eier, hatte ich so keineswegs erwartet.




    Die frischen Eier, extrem schlecht zu fotografieren.




    28.10.2011 Zeit des Wartens


    Mit der Eiablage wurde die Gyne deutlich ruhiger, nur noch selten hat sie das Nest verlassen, bei Störungen bzw. Öffnen des Deckels kam sie gleich mit aufgerissenen Mandibeln zum Eingang des Döschens gelaufen, eine eindrucksvolle Drohgebärde. Viel ist ansonsten nicht passiert, exakt 23 Tage hat es gedauert, bis die erste Larve geschlüpft ist, danach folgten einige weitere. Schließlich waren es rund 10 Larven.




    Die lang ersehnten Larven und das Döschen, dem man ansieht, dass das Nest hin und wieder leicht einsackt. Die Gyne war recht grabwütig und hat ihre kammer stetig erweitert, nach einem ordentlichen Einsturz habe ich einiges an Sand entfernen müssen.




    01.12.2011 Wachset und mehret euch


    Ab dem Schlupf der ersten Larven gab es jeden zweiten Tag ein halbiertes Heimchen, dieses wurde immer gleich von der Pinzette genommen. Die Königin wirkt in ihrem Handeln richtig niedlich, aber spätestens mit der Futterannahme von der Pinzette habe ich sie gänzlich in mein Herz geschlossen... ;)
    Die Larven wurden aphaenogaster-typisch an das Futter gelegt und durften eigenständig fressen. Sie wuchsen gut, doch relativ langsam. An dieser Stelle ein Wort zu den Bedingungen:
    Die Tagestemperatur liegt bei 27°C , zur Nacht erfolgt eine Absenkung auf 24°C. Den Sand des Plastikdöschens habe ich manuell stets recht feucht gehalten, der Schwarmflug ist wohl einhergehend mit der Regenzeit in Arizona, dies dürfte also den natürlichen Gegebenheiten entsprechen.
    Am 01.12. hat sich die erste Larve verpuppt, die Entwicklungsdauer von Larve zu Puppe betrug bei diesen Bedingungen also 33 Tage.



    10.12.2011 Sch****e!


    Die Entwicklung lief weiter bestens, ich war mehr als glücklich über den bisherigen Verlauf, habe die Bedingungen beibehalten und weiterhin alle 2 Tage gefüttert. Mittlerweile waren es 4 Puppen und bei einem Kontrollblick entdeckte ich etwas ungewöhnliches, die Königin saß mit der gesamten Brut außerhalb ihres Nestes. Ich habe mir dabei nichts weiter gedacht, denn das Behältnis steht in einem kleinen Aquarium, welches ich seitlich mit einer Heizmatte erwärme. Die Königin war mit ihrer Brut einfach etwas näher Richtung Wärmequelle gewandert, eine gute Gelegenheit ein paar Bilder zu knipsen, denn das war in dem besagten Döschen nahezu unmöglich!
    Schon beim Fotografieren sind mir einige merkwürdige Punkte auf der Königin aufgefallen, das sah verdammt nach Milben aus. Beim Betrachten der Bilder auf dem Monitor bestätigte sich der Verdacht, die Gyne und auch die Brut waren über und über voll von Milben. Bestimmt mit einem Futtertier eingeschleppt war dies nun das Resultat feuchtwarmer, aber steriler Haltung.
    Als Sofortmaßnahme habe ich die Königin mit einem Pinsel vorsichtig von einem Teil der Milben befreit. Danach habe ich sie mitsamt ihrer Brut in ein komplett trockenes Reagenzglas gepackt. Am Eingang des Reagenzglases ist ein kleines Wattekügelchen, welches ich nun täglich befeuchte, damit die Königin trotz der jetzt trockenen Bedingungen Flüssigkeit aufnehmen kann. Der erste Schock legte sich bald, denn schon nach wenigen Stunden hatten sehr viele der Milben ihren Wirt verlassen und irrten durch das RG.




    Schon auf dem ersten Bild kann man die Milben erahnen, doch mit dem Makroobjektiv fotografiert bleibt kein Zweifel mehr.




    17.12.2011 Der erste Nachwuchs steht bevor


    Die erste Puppe verfärbt sich langsam aber sicher, bald wird die erste Arbeiterin schlüpfen. Ich denke, dass man nun von einer erfolgreichen Gründung sprechen kann und so entschloss ich mich über meine bisherigen Beobachtungen zu schreiben, da es ansonsten im world wide web keinen Haltungsbericht über diese Art gibt.
    Das Milbenproblem besteht leider noch immer, doch es hat sich weiter verbessert. Waren zu Beginn noch alle Körperteile der Gyne und auch die Brut betroffen, so kann ich jetzt nurnoch 5-6 Milben am Gaster der Königin ausmachen, alles andere scheint milbenfrei. Da Aphaenogaster cockerelli in extrem trockenen Habitaten vorkommen bin ich guter Dinge, dass mit entsprechenden Haltungsparametern auf kurz oder lang alle Milben verschwinden.




    Die erste Arbeiterin kündigt sich an und die Milben weichen langsam.



    Koloniestatus


    1 Königin
    0 Arbeiterinnen
    5 Puppen
    3 Larven
    0 Eier

  • 31.12.2011 ... oder auch nicht.


    Einen Tag nach meinem letzten Bericht sah noch alles super aus. Eine weitere Larve hatte sich verpuppt, somit waren es 6 und die Königin hat einen neuen Schwung Eier gelegt. Leider ist aus 4 der 6 Puppen nichts geworden, sie sahen schlupfbereit aus, doch die Königin hat sich ihrer nicht angenommen, somit wurden sie extrem dunkel, bis die Königin sie entsorgt hat. Ich kann über den Grund nur spekulieren, aber die Haltung war zu diesem Zeitpunkt sehr warm und trocken, der Milben wegen. Jetzt hat sie es wieder etwas feuchter und minimal kühler, noch ist ausreichend Brut vorhanden, Milben (in geringer Anzahl) allerdings auch. Ich werde weiter hoffen und berichten, wenn sich ewtas tut.


    Koloniestatus


    1 Königin
    0 Arbeiterinnen
    2 Puppen
    2 Larven
    6 Eier

  • Ich hatte es ja bereits im Bild des Tages Thread erwähnt, Chris hat mir erneut eine Aphaenogaster cockerelli zugeschoben ;) diesmal allerdings eine Kolonie, die problematische Gründung ist also geschafft.
    Ich werde den alten Thread hier nutzen und von Zeit zu Zeit Bilder zeigen.


    Die Kolonie hatte ca. 40 Tiere als ich sie bekommen habe und wächst seitdem stetig. Die Königin ist äußerst fleissig!


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