Fangen wir mal an:
Ich nutze mal direkt diesen Haltungsbericht und stell mich mal vor. Ich heiße Manuel und komme aus Essen. Ich habe zuvor schon einige heimische Arten gehalten, hatte aber immer schon ein Auge auf die Gattung Messor geworfen.
Nun endlich kann ich mich zu den glücklichen Messorhaltern zählen. Heute kam, überraschend früh, ein Päckchen mit einer sehr kleinen Kolonie Messor minor hesperius an. Leider ein wenig zu früh, weil mein Becken noch insgesamt zu feucht ist, aber bei geöffnetem Deckel und hoffentlich besserem Wetter wird das schon.
Zur Zeit sind es 5 Pygmäen + Königin und Brut. Die Brut habe ich nicht gezählt, weil ich die Kolonie lieber schnell ins Becken verfrachten wollte. Ich konnte allerdings einige Larven und Puppen erkennen.
Große Aktivität konnte ich natürlich noch nicht beobachten. Zwei Arbeiterinnen und die Königin haben kurz aus dem Reagenzglas geschaut und sich wieder zurück gezogen.
Ich habe direkt Zuckerwasser, Wasser und ein paar Samen angeboten. Ich bin mal gespannt, ob dies über Nacht angenommen wird.
Das Becken wird mit zwei Lampen beheizt. Diese sorgen tagsüber für muckelige 27°C. Nachts herrscht halt Raumtemperatur. Die Luftfeuchtigkeit mit geschlossenem Deckel beträgt leider noch satte 90%, ohne Deckel immer noch 60%. Diese Werte müssen noch runter, aber das wird schon werden. Worst case wachsen mir ein Pflänzchen im Becken, ist ja auch schön.
Ich hoffe, dass ich demnächst mit Bildern dienen kann, aber ich möchte die Kolonie momentan nicht stören.
Und natürlich darf auch diskutiertwerden.
Mal ein kurzes Update:
Die Außenaktivität ist immer noch sehr gering, aber das ist natürlich noch normal. Ich konnte bisher nicht beobachten, dass Honigwasser oder Samen angenommen wurden, aber sie wurden mit einem ordentlichen Vorrat mitgeschickt. Ich werde wohl auch erstmal keine weiteren Samen anbieten bis das Problem mit der Luftfeuchtigkeit behoben ist. Die Luftfeuchtigkeit beträgt bei geöffnetem Deckel ca. 50% und geschlossen "nur" noch 70%. Es wird.
Die Kolonie lebt auf jeden Fall noch, weil sie erstaunlich viele Proteine annehmen. Bei meiner früheren Kolonie Lasius niger wurde pro Woche nur ein kleines Heimchen angenommen. Diese Kolonie hat bisher 5 Fliegen und einen Weberknecht verputzt. Ich hoffe, dass dies auf ordentlich Brut hinweißt.
Eine weitere Nettigkeit hat mir meine Kolonie auch hinterlassen:
Sie hat leere Samenhülsen vor den Nesteingang gelegt, nach dem Motto: "Wasch das!"
Bisher habe ich mich nicht getraut, die rote Folie von dem RG zu entfernen, um mal in das Nest zu schauen, weil die Königin ziemlich schreckhaft wirkt. Als ich versehentlich das RG angestubst habe, ist die Königin wie wild aus dem Nest gerannt. Sie hat sich zum Glück wieder beruhigt und sitzt nun wieder drin, aber ich traue mich nun nicht mehr ran.
Bilder kommen irgendwann. Momentan passiert nicht viel und Bilder nur vom Becken sind nun auch nicht so interessant.
Ich habe mich heute getraut mal in das Reagenzglas reinzuschauen und was konnte ich sehen:
Sehr viel Brut in allen Stadien. Einige Puppen, viele viele Larven in verschiedenen Größen und natürlich ein ordentlicher Eierhaufen. Das erklärt natürlich den großen Hunger. Ich glaube ich werde die Proteinzufuhr nochmal erhöhen. Also muss ich jetzt häufiger auf die Jagd gehen.
Und noch etwas konnte ich sehen: Die erste Media-Arbeiterin. Insgesamt bin ich sehr zufrieden mit der Entwicklung, auch wenn bisher keine Samen angenommen wurden.
Wäre nett, wenn ihr in die Diskussion schreiben könntet, was ihr für Samen anbietet. Ich habe den Verdacht, dass meine Mischung nicht gut ankommt. Ich biete Vogelfutter für Kanarienvögel von Trill an.
Inhalt: Hanfsaat, Rote Hirse, Rübsen, Negersaat, Leinsaat, Kanariensaat und Gelbe Hirse.
Es geht munter weiter. Allerdings muss ich eine meiner Aussagen revidieren. Es ist, wie einige erfahrenere Halter vermutlich schon grinsend vermutet haben, keine Media Arbeiterin, sondern die erste richtige Minor Arbeiterin.
Ansonsten entwickelt sich die Kolonie gut. Es sind jetzt 9 Arbeiterinnen und es ist sehr viel Brut vorhanden. Besonders hübsch sind die Larven, weil diese mal größer sind, als bei meinen bisher gehaltenen Arten. Ich muss mich echt zusammen reißen, um nicht ständig in das RG reinzuschauen.
Es wurde auch das erste Samenkorn eingetragen. Also insgesamt bin ich sehr zufrieden und ich denke die Entwicklung wird demnächst rasant zulegen, wenn ich mir die Brutmassen anschaue.
Edit: Und hier ist der eigentliche Grund für das Update. Ich habe endlich mal ein Photo meines Beckens gemacht.
Bilder sind nicht die Schönsten, aber man kann etwas erkennen.
Kurzes Update:
Der Kolonie geht es gut. Ich habe mal zum testen Haferflocken angeboten. Diese wurden sehr gut angenommen und werde diese weiterhin anbieten. Honigwasser wird immernoch ignoriert, Proteine werden gerne angenommen.
Leider hat sich ein kleines Problem entwickelt. Ein Grassamen lag in der Watte und keimt grade. Sieht schon lustig aus, zwingt mich aber den Umzug etwas vor zu ziehen.
Ansonsten hat sich die Luftfeuchtigkeit bei ca. 50% eingependelt und ich habe immernoch keine Kamera zur Verfügung um ein paar Nahaufnahmen zu machen.
Würde gern ein paar Bilder teilen, weil diese Art wirklich gut aussieht.
Edit:
Es sind jetzt übrigens 11 Arbeiterinnen und mehrere dunkel gefärbte Puppen. Ich bin echt fasziniert. Durch die Größe kann man bei der Entwicklung vom Ei zur/zum Imago mit bloßem Auge erkennen.
Früher bei Lasius niger oder Myrmica rubra war das deutlich schwieriger.
Die kleinen machen ordentlich mir ordentlich Spaß. Jedesmal wenn ich in das Nest schaue, kann ich mehr Brut erkennen und das in allen Phasen. Im Nest herrscht schon ein ordentliches Gewusel. Ich denke es müssten mittlerweile 15 Arbeiterinnen sein und dieses mal ist wirklich eine Media-Arbeiterin dabei.
Mittlerweile wird auch im größerem Radius fouragiert. Aber genau das macht mir etwas sorgen. Der Körnervorrat ist aufgebraucht und bisher wurden keine weiteren Samen (bis auf einige Haferflocken) angenommen. Ich denke, ich werde mal Grassamen organisieren und hoffentlich werden diese angenommen.
Sobald der Körnervorrat wieder vorhanden ist, werde ich mich um den Umzug der Kolonie kümmern.
Es geht munter weiter. Ich habe heute versucht ein paar Fotos zu schießen, allerdings ohne Erfolg.
Ansonsten entwickelt sich die Kolonie wirklich gut. Majore lassen noch auf sich warten, aber das wird schon noch.
Ich habe heute mal Grassamen angeboten. Diese wurden sofort eingelagert. Also ist das Ernährungsproblem auch behoben.
Ich versuche mir diese Woche eine vernünftige Kamera zu organisieren, um mal ein paar Fotos zu machen. So ganz ohne ist das ja langweilig.
Leider habe ich bisher keine akzeptablen Bilder hingekriegt und es hat sich bis vor kurzem nicht viel getan.
Der Kolonie geht es weiterhin gut. Es werden mittlerweile auch andere Samen angenommen.
Die Kolonie besitzt ca. 30 Arbeiterinnen und es kommt mir so vor als wären mehr Media-Arbeiterinnen als Minor-Arbeiterinnen in der Kolonie. Auf Major-Arbeiterinnen warte ich noch, aber ich konnte einige größere Larven entdecken.
Zum Wichtigsten: Die Kolonie ist heute in den Ytong gezogen. Ich habe einfach das RG vor den Eingang gelegt und Schwupps sind sie umgezogen. Ich hätte erwartet, dass das länger dauern würde.
Zwei Arbeiterinnen musste ich noch aus der Müll-Höhle (Sie haben eine Kammer unter dem Stückchen Ytong gegraben und ihren Müll eingelagert) zum neuen Nest führen.
Die Temperaturen liegen bei 27°C und die LF ist mit 55% etwas höher. Liegt aber daran, dass ich das Nest befeuchtet habe und das Becken geschlossen ist.
Da ich diese Art nun schon etwas länger halte hier mal ein Zwischenfazit:
Diese Art bereitet mir viel Freude und die Haltung macht viel Spaß. Es ist wirklich schön, dass man die Larven und Puppen gut erkennen kann, im Vergleich zu kleineren Arten. Aber sie hinterlassen einen ziemlichen Dreck und das Becken erzeugt ordentlich Wärme.
Ich muss ehrlich sagen, wenn man mich nochmal vor die Wahl stellen würde, würde ich mich für Myrmica sp. entscheiden. Sie sind zwar etwas kleiner, aber dafür steigt der Wuselfaktor. Die Unterschiede sind imho nicht so groß und die Sauberkeit ist ein Punkt für Myrmica sp.
Soweit zu meiner Kolonie. Ich hoffe ich kann bald Bilder reinstellen und ich freue mich auf die ersten Majore-
Edit: So viel zum Thema Umzug ins Nest. In der Nacht ist die gesamte Kolonie AUF den Ytong gezogen. *facepalm*
Ich habe direkt ein neues RG angeboten und hoffe, dass sie wieder umziehen. Ich vermute, dass der Ytong zu trocken war, weil sich die Kolonie neben dem Wassertank eingenistet hat. Nun gut, sobald die Kolonie wieder im RG ist, wird der Ytong ordentlich befeuchtet und dann mal schauen.
Ich muss leider mitteilen, dass mir die Königin abgehauen ist. Sie muss kurz über die Kante geklettert sein, als ich kurz in das Becken geschaut habe, bevor ich gemerkt habe wo die Kolonie hingezogen ist. Nun krabbelt sie irgendwo bei mir in der Bude rum und wird vermutlich verhungern/verdursten. Ich versuche noch ein Nest in der Nähe des Formicariums anzubieten, eventuell nistet sie dort und ich kann sie mit dem Rest der Kolonie vereinen.
Also die Königin ist wieder aufgetaucht. Aber ich habe keine Ahnung, wo sie war....Auch unter dem Nest war sie nicht, sie ist einfach wieder aufgetaucht, als wäre nichts gewesen.
Ich bin auf jeden Fall sehr glücklich darüber, weil ich die Kolonie schon abgeschrieben hatte.
Nun ist die Kolonie wieder umgezogen. Ich weiß zwar noch nicht wohin, aber das passt schon.
Ja ich und meine Kolonie lebt noch. Es hat sich halt nur recht wenig getan und regelmäßige "Jetzt sind es n+1 Arbeiterinnen!"-Posts sind auf Dauer auch eher langweilig.
Na ja. Die Kolonie entwickelt sich gut, allerdings gab es einige Ausfälle, was aber nicht verwunderlich ist, weil die Pygmäen allmählich sterben.
Was mir bisher an dieser Art aufgefallen ist bzw. überrascht hat:
Zunächst hatte ich erwartet, dass diese Art eher trockene Bereiche bevorzugt. Dementsprechend hatte ich auch mein Ytong-Nest angelegt. Aber ich habe das Gegenteil beobachtet. Sobald ich das RG vor die Öffnung des Nestes gelegt habe, welches ich natürlich zuvor ordentlich gewässert hatte, zog die Kolonie in das Nest, nur um sich dann später direkt neben dem Wassertank (im Freien auf dem Nest) "einzunisten". Dies ist bisher zweimal geschehen, obwohl ich beim zweiten Versuch noch stärker bewässert habe. Ich konnte die Kolonie auch nur überzeugen wieder in das RG zu ziehen, indem ich das RG IN den Wassertank eingebettet habe.
Dann ist diese Kolonie erstaunlich genügsam. Obwohl ich für eine gewisse Zeit wenig Proteine angeboten habe (ich habe es einfach wegen Stress verpeilt ), hat die Kolonie dennoch ordentlich Brut aufgezogen.
Körner werden zwar verbraucht, dies allerdings sehr langsam. Zuckerwasser oder ähnliches wurde bisher komplett ignoriert.
Das einzig Aufwendige ist dieser Kolonie hinterher zu räumen. Das sind wirklich Dreckspatzen, aber das ist ja von Messor-Arten bekannt.
Insgesamt muss ich sagen, dass mir diese Kolonie wirklich große Freude bereitet. Vor allem der sehr geringe Aufwand der Haltung gefällt mir, allerdings wird sich dies mit dem Wachstum der Kolonie noch ändern.
Zu den schon vor langer Zeit versprochenen Bildern: Ich konnte eine Kamera organisieren, allerdings bin ich absolut unfähig scharfe Bilder zu schießen, darum wird es wahrscheinlich keine Bilder geben.
Btw.: Ich wurde das erste mal von einer Ameise attackiert. Eine Media-Arbeiterin hat sich beim Umsetzen des RG's in meinen Finger verbissen. War sehr merkwürdig. Es tat zwar nicht weh, aber ich konnte spüren, wie die Mandibeln in die Haut schnitten.
Naja in diesem Sinne noch "Happy Ameisenhaltung"
Es war eine lange und harte Schlacht. Es hat viele Verluste und Schmerz gegeben. Ich war oft versucht einfach aufzugeben, aber ich habe durchgehalten. Und endlich. Ich habe den ("Troll")-Krieg gewonnen.
Die Kolonie ist endlich in das von mir vorgesehene Nest gezogen. Aber erstmal zu der gesamten Geschichte:
Vor zwei Wochen hat es die Kolonie geschafft sich durch den Wattepfropf des RG-Nestes zu knabbern. Ich habe gerade noch gesehen wie ca. 20 Arbeiter in einer Traube dort drin schwammen und die Königin ebenfalls gerade hineinkrabbeln wollte. Das einzige, was ich in diesem Moment machen konnte war eine Zwangsumsiedlung. Ich habe das RG möglichst sanft ausgeschüttet und versucht jede Arbeiterin zu retten. Tatsächlich haben es alle geschafft. Die Kolonie ist erstmal sehr hektisch rumgelaufen, um dann in das von mir vorbereitete Nest zu flüchten. Soweit so gut dachte ich zunächst. Keine Verluste und sie sind da, "wo sie sein sollen".
Am nächsten Morgen ist die Kolonie umgezogen. Wieder auf das Nest. Dieses mal habe ich kein neues RG angeboten, sondern stur das Nest bewässert. Bis ich vor zwei Tagen ordentliche Betriebsamkeit bemerkt habe. Die Kolonie ist tatsächlich in das Nest gezogen. Auch die Kammer-Nutzung entspricht der von mir geplanten.
Ich bin wirklich froh, dass es funktioniert hat. Ich habe immer wieder überlegt, ob ich nicht doch ein RG anbieten soll. Allerdings ist dieses mittlerweile zu klein.
Naja, es hat funktioniert, obwohl ich teilweise dachte, die Kolonie würde nicht in das Nest umziehen. Eigentlich war auch geplant, das jetzige Nest gegen ein neues auszutauschen, aber dann hat sich auf dem Nest bereits die Kolonie eingenistet gehabt.
Jetzt bin ich nur gespannt, wie lange es die Kolonie in dem Nest aushält, aber es sieht gut aus. Zum ersten mal hat die Kolonie Körner eingebracht und die Arbeiter sitzen nicht "verstört" auf einem Haufen, sondern gehen der Brutpflege nach.
In diesem Sinne: Happy Ameisenhalting!
Die Kolonie lebt jetzt seit wenigen Tagen in dem Nest und hat es geschafft es komplett zu "versauen". Ich weiß nicht wieso, aber die Samen wurden von der Kolonie im feuchten Bereich eingelagert. Und nun wächst im Nest das Gras......
Nun muss ich der Kolonie eine neues Nest schmackhaft machen und das Alte säubern......
Ich werde die Kolonie nach dem Umzug an einen Bekannten abgeben, welcher ebenfalls Ameisenhalter und sehr an dieser Art interessiert ist.
Das war meine erste Erfahrung mit einer "exotischen" Ameisenart. Ich habe viel gelernt. Es war sehr interessant, aber ich werde mich wieder einer unkomplizierteren Art widmen. Vermutlich Myrmica rubra, diese Art hat es mir einfach angetan.
Also vielen Dank für die ganzen Dankeschöns und die Aufmerksamkeit.
Haltungsbericht geschlossen.