*Berge Dalmatiens; Kroatien 2012

  • Der Bericht über den Istrienaufenthalt ist hier zu sehen; http://www.antstore.net/viewtopic.php?f=136&t=15134 oder hier von Phil geschrieben; http://eusozial.de/viewtopic.php?f=8&t=954
    Diesmal führte meine Reise nach Dalmatien, genauer auf die trockenen Berglandschaften der Insel Pag, im nördlichen Dalmatien.
    Leider waren meine üblichen Begleiter nicht dabei und ich reiste zu einem Teil meiner Familie. Ich musste jetzt also selber die Fotos machen, eine Tätigkeit, die ich aufgrund meines mangelnden Talentes, gewöhnlich lieber anderen überlasse.


    Die Berge um Pag stellen einen sehr extremen und nur schwer bewohnbaren Lebensraum für die meisten Tiere dar.


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    Im Frühling und Herbst sollen laut den Einheimischen selbst Windgeschwindigkeiten von 200km/h keine Seltenheit sein. Regen ist in der Gegend allerdings eine Seltenheit. Wenn überhaupt, so kommt es im Sommer höchstens zu einem schwachen und kurzen Nieselregen, welcher häufig von sehr starken Winden angekündigt wird.
    Der Winter in der Region ist äußerst mild. Die niedrigste Temperatur, welche je in der Region gemessen wurde (letztes Jahr) betrug -8°C und war für die Region schon fast katastrophal niedrig. So beschwärten sich die Einwohner dauernd, dass die Feigenbäume dieses Jahr wahrscheinlich nur zwei mal Früchte tragen werden, da diese Bäume die wohl einzigen essbaren Pflanzen dort sind, ausgenommen Thymian und anderen Kräutern, ist dies wohl ein massiver finanzieller Ausfall.


    Generell ist die Flora der Insel sehr eintönig, neben Feigen sind nur sehr knochige Eichen zu finden, welche wohl die einzigen Bäume sind, welche auf den steinigen Bergen wachsen können und auf diesen niedrige und fast unpassierbare Wälder bilden, welche selten über 3m hoch wrden.


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    Diese Wälder sind extrem Totholzreich, dafür kann man nur stellenweise überhaupt Erde finden, meistens besteht der Boden nur aus scharfkantigen kleinen bis sehr großen Steinen. Im Gegensatz zu den Eichen in Istrien sind auf den Eichen in Dalmatien nur extrem selten Gallen zu finden, welche auch nicht von Ameisen bewohnt sind, was mich sehr verwundert hat, da in Istrien auf jeder Eiche Gallen zu finden waren, in welchen auch immer Ameisen anzutreffen waren.


    Ist das Gebiet etwas ebener und hat auch nur etwas Erde, so kann man ab und zu einen etwas höheren Wald sehen.
    Der Boden ist dann sehr dicht mit Gräsern und einigen anderen Pflanzen bewachsen, Ameisen lassen sich dort nur sehr schwer finden und aufgrund der besseren Begehbarkeit ist dieser Wald stellenweise stark verschmutzt, ich hielt mich darin deswegen nur kurz auf.


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    Die Ameisenfauna solcher Gebiete ist relativ karg und weist viele Unterschiede zu der Faune in Istrien auf.


    Messor wasmanni
    Die einzige Messor Art, welche in der Gegend um Pag auffindbar war, war Messor wasmanni. Messor capitatus scheint hier vollkommen zu fehlen, ebenso waren Messor structor nicht zu finden.


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    Messor sind vorwiegend in Gärten und an Straßenrändern zu finden, auch auf Baustellengebieten fehlen sie nicht. Diese Art scheint hier also ein Kulturfolger zu sein, der vom Festland rübergeweht wurde, da sie etwas abseits von menschlichen Siedlungen nicht zu finden sind. Dies liegt wohl daran, dass in den niedrigen Wäldern keine Samentragenden Pflanzen aufzufinden sind und in den höheren Wäldern die Vegetation am Boden zu dicht ist.


    Auch diese sehr hitzeverträglichen Ameisen leiden unter den Sommertemperaturen;
    Nur sehr früh morgens, so gegen 5-8 Uhr, und sehr spät abends, gegen 18-22 Uhr, kann man bei größeren Kolonien eine Straßenbildung beobachten. Während des restlichen Tages sehen die Nester wie ausgestorben aus, nur selten kommt eine Arbeiterin heraus und trägt eine Samenhülse raus.
    Die Vermutung drängt sich auf, dass die Ameisen ihre Samen für den Sommer und weniger für den Winter einlagern, da im Sommer die Brut versorgt werden muss und die Alaten aufgezogen werden und die Ameisen in dieser Zeit fast nie Insekten eintragen, da diese von anderen Ameisen (Tetramorium spp., Pheidole pallidula, Lasius emerginatus und Crematogaster scutellaris) eingetragen werden, welche tagsüber noch eine geringe Aktivität aufzeigen.


    Die Straßen von Messor wasmanni können spät abends allerdings ebenso lang sein, wie sie es in Istrien waren, allerdings werden auf diesen nur wenige Samen eingetragen.



    Tetramorium spp.
    Ähnlich wie in Istrien waren in der Gegend um Pag zahlreiche Kolonien einer oder einiger Tetramorium spp. zu finden. Diese Kolonien waren für gewöhnlich sehr groß und schienen sehr trotz der brühenden Hitze sehr aktiv zu sein. So waren diese Ameisen häufig die ersten, welche Futterquellen wie Aas oder Essensreste entdeckten und boten anderen Ameisen kaum eine Chance diese zu nutzen.
    An Blüten und früchten waren diese Tetramorium spp. allerdings nicht zu finden.


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    Auch diese Ameisen waren strenge Kulturfolger und in den Wäldern nicht aufzufinden, sondern an Straßenrändern und neben sonstigen menschlichen Bauwerken. Auch auf den waldlosen Berghängen fehlten sie gänzlich, wie ohnehin die allermeisten Arten.
    Die Straßenbildung dieser Tierchen war auch über lange Strecken überragend schnell und glich in etwa der von Pheidole pallidula, es ist also anzunehmen, dass diese Ameisen einen großen Teil vom Aas und von den Insekten einsammeln werden, welche die sehr karge Umgebung hergibt.
    Auch Nüsse wurden von den Tieren gerne angenommen.


    Allerdings kletterten Tetramorium spp. Arbeiterinnen nie auf Gräser oder Bäume, sie waren nur den ganzen Tag auf dem warmen Boden aufzufinden. Ich vermute, dass sie neben einigen Camponotus Arten, die wohl wärmeresistentesten Ameisen in der Gegend da waren.


    Die Bestimmung von Tetramorium spp. gestaltet sich äußerst schwierig, da ich keine Tiere zur Bestimmung mitgenommen habe, wird die Bestimmung wohl nicht über Tetramorium spp. hinausgehen.



    Sollten einzelne oder alle Bilder nicht zu sehen sein, bitte melden!
    Fortsetzung folgt
    Gruß
    Kaj

  • Plagiolepis spp.


    Diese sehr kleinen, etwa 1,5-2mm großen Ameisen haben wir ebenfalls häufig im Frühling in Istrien gefunden. Allerdings handelt es sich auf der Insel Pag wohl um eine ganz andere Art dieser winzigen Ameise, der kleinsten in wohl ganz Kroatien.
    Auf Pag waren die Nester von Plagiolepis spp. deutlich größer als in Istrien und ebenfalls stark polydom. Jedes Zweignest bestand aus mehreren Tausend Arbeiterinnen und mindestens so vielen Puppen. Aus den Puppen von einigen eingesammelten Nestern schlüpften nach wenigen Tagen vorwiegend Männchen aber auch Arbeiterinnen, hingegen aber sehr wenige Jungköniginnen.
    Die Zweignester von Plagiolepis spp. bestehen meist aus einer oder zwei Kammern und sind unter Steinen zu finden, selten lose in der Erde. Auch unter Rinde können diese Ameisen manchmal gefunden werden, aber eher selten. Königinnen sind nur in einem der Zweignester zu finden und bei weitem nicht so zahlreich wie bei den Plagiolepis in Istrien. So konnte ich auf Pag nur etwa 5 Königinnen pro Kolonie feststellen, während es in viel kleineren Kolonien in Istrien deutlich mehr Königinnen waren.
    Es wäre hilfreich zum Vergleichen die Plagiolepis aus Istrien und aus Pag zu bestimmen, allerdings ist mir dies noch nicht gelungen, außerdem mangelt es auch an Specimen.


    Plagiolepis sind fast den ganzen Tag aktiv, auch bei brühender Hitze kann man sie manchmal beobachten, wie sie schwach belaufene Straßen auf Bäumen entlanglaufen um an ihre Lausfarmen mit winzigen Läusen zu kommen.
    Diese Straßen führen den Baum nicht selten weiter als 2m herauf.


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    Eines der Nester, welches ich im Wald gefunden hatte wurde von einem großen Hügel aus Müll gesäumt, dieser bestand vorwiegens aus Erde, es konnten allerdings auch Reste von kleinen Skorpionen (Euscorpio spp.), anderen Ameisen (nach Gasterform und Größe zu schließen vorwiegens Camponotus spp.) und vielen Flügeln von Insekten.


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    Es ist also naheliegend, dass Plagiolepis sich wohl opportunistisch von allen Gliederfüßern ernähren, welche sie gerade vorfinden können.
    Plagiolepis nehmen allerdings mehr Nektar zu sich, auch in der Haltung werden überraschend große Mengen an zuckerhaltigen Flüssigkeiten eingetragen, dabei entstehen sehr schnell stark belaufene Straßen.


    Diese Ameisen können praktisch überall gefunden werden, wo auch Vegetation zu finden ist, an welche sie gebunden zu sein scheinen.



    Pheidole pallidula


    Pheidole pallidula sind auf Pag auch durchaus häufig, im Hochsommer allerdings überraschend wenig aktiv.
    Häufig konnte man unter Steinen eine Vielzahl leerer Kammern und verlassener Gänge antreffen, welche durch Pheidole pallidula angelegt wurden, jedoch waren die Ameisen tief in die Erde gezogen, entweder wegen der Feuchtigkeit oder wegen der besseren Temperatur.
    Brut konnte man erst in der Tiefe von etwa 15cm oder mehr entdecken, jenachdem wo das Nest war. Wobei Pheidole pallidula normalerweise eher flache Nester hat.


    Während meines Ausfluges war gerade Schwärmzeit für Pheidole pallidula. Dieses Ereignis war allerdings enttäuschend klein.
    Täglich gegen 17 Uhr, als die Sonne gerade abnahm, fingen die Jungköniginnen an auszuschwärmen, die Männchen folgten kurz darauf.
    Zunächst bildeten sich Schwärme von jeweils etwa 40-50 Jungköniginnen, welche immerwieder von einzelnen Männchen angeflogen wurden. Diese Männchen flogen gezielt auf eine Jungkönigin, die Paarung erfolgte dabei auf dem Boden. Nach der Paarung mit einem oder zwei Männchen warfen die Königinnen ihre Flügel ab (ich konnte kein einziges Mal beobachten, dass eine Königin erneut in die Luft stieß) und suchten nach Schutz.
    Diese Schwärme waren überraschend tief und gut zu beobachten, da sie häufig geschützt von Bäumen oder neben der Hauswand stattfanden, da die relativ große Schwalbenpopulation wohl ansonsten viele Opfer unter den Ameisen fordern würde. Außerdem schienen die Ameisen windgeschützte Orte vorzuziehen.


    Die am 13.7 gefangenen Königinnen begannen gleich nach dem Fangen Eier zu legen. Die ersten Larven waren schon nach einer Woche zu sehen. Die ersten Arbeiterinnen schlüpften am Ende des Monats.
    Jede Königin hat mehr als 10 Arbeiterinnen aufgezogen.


    Die Königinnen bzw. die ersten Arbeiterinnen bauten in den Regenzgläsern schnell eine Kammer aus Watte, welche etwa Fingernagelgroß war, ich nehme an, dass in der Natur ebenfalls so große Gründungskammern üblich sind und deswegen Königinnen nach der Gründung unauffindbar sind. Deswegen ist es mir nicht möglich zu sagen, wie lange der Schwarmflug in dieser trockenen und heißen Region schon gedauert hat.


    Aggressivität, Dominanz und Rekrutierung:
    Pheidole pallidula haben in Europa die wohl schnellste Rekrutierung unter den Ameisen.
    Man würde zwar annehmen, dass andere Ameisen mit großen Kolonien vergleichbar schnell sind, allerdings zeigte sich, dass dies nicht der Fall ist. Hierzu ein kleiner Bilderbericht;
    Da ich sehr enttäuscht war von den fehlenden Crematogaster scutellaris Straßen entschied ich mich diese anzufüttern. Ich ging also in den totholzreichen Wald, den ich für das Hocheitsgebiet der Crematogaster scutellaris hielt und legte etwas Nutella in die unmittelbare Nähe eines Crematogaster Nestes.
    Leider wurde es gleichzeitig von einer Crematogaster scutellaris und eine Pheidole pallidula Arbeiterin.


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    Schnell rannten beide zurück ins Nest und holten Verstärkung. Während das Signal einer einzigen Crematogaster scutellaris ausreichte um etwa 10 Arbeiterinnen hin und her laufen zu lassen, legten die Pheidole pallidula Arbeiterinnen schnell eine gut belaufene Straße an.
    Als die Pheidole Soldaten eintrafen machten sie überraschender Weise kurzen Prozess mit den Crematogaster scutellaris Arbeiterinnen, obwohl diese ihr Wehrsekret eingesetzt haben.


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    Es kamen immer mal wieder Crematogaster zur Futterquelle, wurden allerdings alle schnell von den Pheidole pallidula Soldaten ausgeschaltet und anschließend ins Nest abtransportiert.
    So konnten die Arbeiterinnen in ruhe die Futterquelle abtragen, während die Soldaten hektisch um diese herrumrannten und die fremden Arbeiterinnen ausschalteten.


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    Fortsetzung folgt
    Gruß
    Kaj

  • Da es bei mir noch an der Bestimmung von einer Ameisenart harpert, kommen hier erstmal die Fotos von anderen Tierchen aus der Gegend.


    Die großen Hundertfüßler, die in Kroatien nicht gerade selten sind, waren auf den trockenen Bergen eher in dieser Form hier zu finden:


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    Für die Tierchen war das Wetter wohl doch etwas zu extrem.
    Ebenso lassen sich die meisten Crematogaster scutellaris Königinnen in einer sehr ähnlichen Form finden.


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    Dass die meisten Crematogaster scutellaris Königinnen die Gründung nicht schaffen ist allerdings nicht nur hier so; Öffnet man in Istrien eine Eichengalle, so ist es fast sicher, dass darin mindestens eine tote Crematogaster scutellaris Königin sein wird, häufig sogar eine viel höhere Anzahl!



    Es gibt einige Insekten, welche sich darauf zu spezialisiert haben scheinen, einfach zu nerven. Diesmal meine ich nicht Mücken, welche Stunden laut umherschwirren, ohne Blut zu trinken, sondern Zikaden.


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    Sitzt man weit von den Tierchen weg und hört sie aus der Ferne, so ergibt die Vielzahl ihrer "Gesänge" eine liebliche und unverwechselbare mediterrane Hintergrundmusik. Wandert man jedoch durch den Wald und hat die Tiere dierekt über dem Kopf, so kann der Lärm teilweise wirklich ohrenbetäubend sein, ich war schon auf Rock-Konzerten, die leiser waren.


    Andere Insekten schaffen es ganz ohne Lärm, sehr imposant zu sein. So wie dieser Käfer, welcher sich in der Nähe einer Mülltonne an etwas Tomate vergriffen hat.


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    Ebenso imposant war diese Spinne, welche ich wohl bei der Jagd gestört habe.


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    In Kroatien leben im Totholz nicht nur Ameisen, sondern auch Tiere welche häufig für deren nahe Verwandte gehalten werden.


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    Diese primitiven Trockenholztermiten (dry wood termites) sind ab und zu in härteren Ästen zu finden, häufig in der Nähe von Ameisen, wie Camponotus truncatus oder Temnothorax spp..


    Auch im Totholz schien diese kleine Wespe in Totholz zu leben, oder zumindest in etwas ihre Eier zu legen, was in Totholz lebt.


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    Auf den warmen steinigen Hängen konnte man auch einige junge Gottesanbeterinnen finden.


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    Rosenkäfer sind in Deutschland eher selten und stehen unter Schutz, jedoch in Kroatien sind es die wohl häufigsten Käfer.


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    Ein mir bis dato unbekanntes und eher skuril geformtes Tierchen konnte sich überraschend gut auf der Hauswand tarnen.


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    Fortsetzung folgt
    Gruß
    Kaj


    EDIT:Ergänzung zu den Termiten: Die Kolonien waren extrem klein, selbst für primitive Termiten, welche wie viele Ponerinae nur sehr kleine Kolonien ausbilden. Es sah für mich aus, als wenn die Termiten den für die Region ungewöhnlich starken und langen Winter nicht gut verkraftet hätten und nur noch Reste von größeren Kolonien übrig gewesen wären. So waren die Kolonien gerade mal etwa 20-30 Tiere groß, die Hohlräume in den Ästen allerdings verhältnissmäßig riesig und sehr ausladend.
    Ebenfalls habe ich nur ein einziges mal eine tote Königin in einem Nest gefunden.
    Die Termiten waren grob geschätzt etwas kleiner als 1cm, allerdings gab es in den Kolonien auch jüngere und somit kleinere Tiere.

  • Hallo,
    Ich meld mich mal aus der Versenkung zurück (für den Kommentar jedenfalls ;) )
    Deinen Bericht zu lesen hat mir echt Spass gemacht. Es war schön mal wieder was über Insekten zu lesen was so intressant ist. :thumbup:
    Das unbekannte Tier ist glaube ich eine Stabschrecke oder ein naher Verwandter.
    [Blockierte Grafik: http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/3/37/Medauroidea_extradentata_female.jpg/264px-Medauroidea_extradentata_female.jpg%20<br>]


    Mit freundlichen Grüßen
    Simon *sich klammheimlich wieder davon stehl*

  • Ich kann mich Gladaed da anschließen, ein toller und interessanter Bericht. Übrigens schön mal wieder was von Dir zu hören, Gladaed. Ich vermute, so richtig interessant ist die Gegend allerdings wegen der großen Hitze/Trockenheit wohl nur im Frühjahr.
    Der Bestimmung kann ich mich allerdings nicht anschließen. Das unbekannte Tierchen ist zwar aus ner doofen Perspektive fotographiert, aber ich meine mit relativer Sicherheit sagen zu können dass das ne Nasenschrecke, evtl. Acrida ungarica, ist. Also keine Stabschreckenverwandte.


    Grüße, Phil

  • Hallo Kai,


    wirklich ein toller Bericht. :ok: Kann mich da Simon und Phil nur anschließen. Sehr interessant und kurzweilig geschrieben. Da kommt Sehnsucht auf, nach Zelten und Kroatien. Hatten ne schöne Tour in Istrien, wir drei. Wird Zeit das nächstes Jahr im Frühjahr zu wiederholen. (Zu dir und Phil wink :wave: )


    LG
    Marcel
    P.S. Simon, du musst doch nicht gleich wieder in der Versenkung verschwinden, jetzt wo du die Seite schonmal wieder in der Chronik deines Browsers hast. ;)

  • Hi
    Auch hier muss ich sagen: Ein sehr schöner Bericht (wieder einmal ;))


    Ich denke die Spinne dürfte vom Körperbau her auf eine Wolfspinne schließen lassen. Meine Vermutung nach handelt es sich um eine "Apulische Tarantel" also Lycosa tarantula.


    Da es meines WIssens nur eine "große" Skolopenderart dort gibt, sollte es ein Scolopendra cingulata sein.
    Bist du dir sicher, dass es sich nicht nur um eine Exuvie handelt?


    Grüße Nils

    "Ein Experte ist ein Mann, der hinterher genau sagen kann, warum seine Prognose nicht gestimmt hat" - Winston Churchill

  • Ersteinmal danke euch allen für das Lob, es freut mich, dass mein Bericht euch gefällt.
    Es war wirklich super wieder ans Mittelmeer reisen zu können, aber das Schreiben des Berichtes und das Beobachten und Suchen von Ameisen macht mehr Spaß als schnöder Pauschalurlaub!^^


    Antfriend, sicher wäre es schön wieder in alter Zusammensetzung zu verreisen. Man findet schwer eine Gruppe die so gut zusammenpasst!
    Da ich eh bald weiter in Richtung Mittelmeer wohne, wird das auch logistisch besser zu bewältigen sein!


    Phil, so interessant wie der Rest von Kroatien ist die Gegens wohl nie. Es ist zwar interessant zu beobachten, wie die Tiere mit der Trockenheit zurrechtkommen, allerdings war ich teilweise schon um 5 aus dem Bett um 8-9 Stunden im Wald zu verbringen um dann wenige Tiere gesehen zu haben.
    Im Frühjahr sollen die Windstärken laut einigen Anwohnern wohl sehr extrem sein, weswegen ich dann nicht unbedingt dieses Ziel wählen würde.^^
    Mit deiner Bestimmung liegst du wohl richtig. Habe mich schon gewundert, warum so viele Leute dieses Tier für eine Stabschrecke halten. :D


    NCS, auch du dürftest mit der Bestimmung der Spinne recht haben. War ein sehr schönes Tier, war auch sehr flink und interessant.
    Wegen des Skolopender; Wo brechen die Tiere ihre "Haut" denn auf?
    Von oben konnte ich nämlich keinen Aufbruch erkennen.



    Es war sehr schade, immer alleine unterwegs zu sein. Zum einen kann man sich dann mit niemanden über das gerade gesehene austauschen, zum anderen bin ich ein dramatisch schlechter Fotograph und versäume die meisten guten Motive.
    Übrigens war es teilweise extrem schwer sich in diesem Wald zu bewegen, aufrecht stehen konnte ich fast nie und man konnte ich nur auf scharfe schmerzende Steine setzen. Setzt man sich auf Holz, so hat man eine 50/50 Chance sich auf ein riesiges Crematogaster scutellaris Nest zu setzen und das gehört neben dem Biss einer Kreuzotter wohl zum unangenehmsten, was einem in der Region passieren kann.
    Auch hat der Wald die unangenehme Eigenart sich wegen der starken Winde fast auf die Seite zu legen. Man hat also eine vorgegebene Gehrichtung; nach oben. Versucht man sich nach unten durch zu schlagen, so bewegt man sich nicht nur langsam, sondern wird komplett zerkratzt und man sieht überhaupt garnicht, wohin man seinen Fuß gerade setzt. So ist es mir auch passiert, dass ich am Gipfel des Berges angekommen bin und gerade den Sonnenuntergang sehen konnte... zwar ein schöner Anblick, aber irgendwann trifft einen die Erkenntniss, dass man noch irgendwie runterkommen muss und keine Ahnung hat wo man ist, wie ein Dampfhammer. Angeblich sollen nachts auch die Ottern rauskommen...^^
    Alles in allem war es ziehmlich anstrengend und häufig sehr schmerzhaft.


    Gruß
    Kaj

  • Zitat von "baumarkthammer"

    Fortsetzung folgt


    ...eeh, wieso schreibe ich sowas eigentlich?


    Die Bestimmung von Camponotus aus der Region scheint eigenlich nicht schwer und doch habe ich so meine Schwierigkeiten alle mitgebrachten (und inzwischen wohl verlorengegangenen) Camponotus Arbeiterinnen und Gynen zu bestimmen.


    Zwar kann man meistens Camponotus lateralis und Camponotus dalmaticus Gynen sehr einfach unterscheiden, da die Gynen von Camponotus lateralis in den meisten Regionen einen roten Kopf aufweisen. In den Wäldern um Pag sind die Camponotus lateralis Königinnen allerdings etwas untypisch gefärbt; die Köpfe sind vorwiegend schwarz und weisen meist nur von unten eine leicht rötliche Färbung auf, wenn überhaupt. Gerademal 50km weiter, auf dem Festland, waren die Köpfe der Königinnen wieder rot gefärbt, es scheint also wohl eine sehr lokale Farbmorphe zu sein.
    Die Gaster hat auch eine überraschend ähnliche Form, jenachdem wie gut die Königinnen genährt sind.
    Da sich Camponotus lateralis angeblich als Crematogaster scutellaris tarnen, schien mit diese Farbmorphe sehr erwähnenswert.


    Als die beste Methode die eingesammelten Königinnen zu unterscheiden, stellte sich die Färbung der Beine heraus.
    Zunächst verglich ich alle Königinnen der beiden Arten, welche ich mit ersten Arbeiterinnen vorfand (welche hingegen die ganz typische Färbung aufweisen). Es scheint, dass die Beine von Camponotus dalmaticus Königinnen lila sind, während die Beine der Camponotus lateralis Königinnen stets schwarz sind oder Stellenweise leicht rötliche Färbungen aufweisen.
    Die Bestimmung von Ameisen anhand der Färbung ist zwar meiner Meinung nach sehr unsicher, allerdings ist dies die einzige Methode welche sich mir bot.


    Nach dem Bestimmen von allen Königinnen zeigte sich, dass fast keine Unterschiede in gewählten Nist-und Gründungsplätzen zu sehen waren. Was auf einem so beutearmen und kargem Gebiet meienr Meinung nach recht seltsam ist, da die Ameisen die selbe ökologische Niesche zu füllen scheinen. Beide Arten bevorzugten am Boden liegendes Totholz als Nistplatz. Camponotus dalmaticus können in sehr seltenen Fällen auch zwischen Steinen gefunden werden.
    Teilweise lebten auch große Kolonien der beiden Arten nahe aneinander.


    Insgesamt waren Camponotus dalmaticus zwar im Vergleich zu Istrien sehr häufig zu finden (in Istrien während 2 Ausflügen gerade mal 3 oder 4 Kolonien gefunden), allerdings waren sie etwas seltener als Camponotus lateralis.


    Aktivität war während meines Aufenthaltes übrigens von beiden Arten nicht zu bemerken.


    Bei den beiden Arten waren übrigens rötlich gefärbte Eier keine Seltenheit.


    [Blockierte Grafik: http://www.antstore.net/download/file.php?id=27654]


    Die Intensität der Färbung schwankte dabei allerdings stark.


    Neben diesen beiden Camponotus Arten -mit welchen ich am vorwiegend beschäftigt habe, weil sie mich sehr interessiert haben- lebten noch Camponotus truncatus und Camponotus aethiops in den Wäldchen. Camponotus truncatus waren dabei vorwiegend "hoch" in den Baumkronen der 1,50m hochen Bäumen zu finden und lebten dort vorwiegend in sehr hartem Totholz. Einmal fand ich auch zwei in Pleometrose gründende Camponotus truncatus Königinnen, diese sind gerade bei Phil, mal sehen ob was daraus wird, die Gründung bei der Art ist nämlich etwas anders als bei anderen Camponotus Arten.
    Camponotus aethiops waren allerdings sehr selten. Nur selten konnten sie an den Stellen gefunden werden, wo auch etwas Erde war... was nicht sehr häufig war.



    Leider habe ich häufig versäumt Fotos zu machen, da ich häufig zu beschäftigt war mit den Ameisen. Deswegen habe ich vorallem von den interessantesten Ameisen nur wenige oder keine Fotos, aber auch ansonsten gehen mir langsam die Fotos aus.
    Vielleicht finde ich noch irgendwo Bilder und werde hier mehr einfügen oder werde noch weiter schreiben, wenn mir noch was einfällt.
    Es ist schade, dass ich hier keine weiteren Bilder mehr einfügen kann, so sieht der Bericht etwas schnöde aus nur mit Schrift, aber anders geht es nicht.


    Gruß
    Kaj

  • Es freut mich, dass mein Bericht euch so gut gefällt!



    Bei einem "Spaziergang" auf einen der Hügel- der ausschließlich aus scharfkantigen, spitzen, gnadenlos heißen Steinen bestand -konnte ich einen Schnappschuss von der einzigen Ameise machen, welche auf dort lebte. Wohlgemerkt wurde das Foto etwa um 14 Uhr geschossen, als die Temperatur im Schatten schon auf etwa 30-35°C kletterte, in der vollen Sonne auf den kargen Hügeln war die Temperatur unerträglich, wenn man nicht genug Wasser dabei hatte um sich und seine Anziehsachen ausreichend zu hydrieren.
    Die Ameisen waren also sehr hitzebeständig und müssen sehr lange ohne Wasser auskommen. Das Nest der Ameisen lag irgendwo zwischen den Steinen, Erde war keine zu finden.


    [Blockierte Grafik: http://www.antstore.net/download/file.php?id=27704]


    Leider habe ich die Tiere verloren, welche ich zu Bestimmung in Alkohol eingelegt hatte, ich werde sie also wohl erst irgendwie bestimmen können, wenn ich wieder in die Gegend fahre, was nicht so bald sein dürfte.
    Anhand des Fotos wird eine Bestimmung wohl kaum möglich sein.


    Hier werde ich wohl keine Updates mehr schreiben, da ich in absehbarer Zeit nicht mehr nach Dalmatien fahren werde.
    Gruß
    Kaj

  • Hier folgt nun der Vollständigkeit halber auch sehr verspätet mein Update des Kroatienaufenthaltes im Jahre 2013. Leider hatte ich wegen meinem Studium wenig Zeit diesen hier zu posten, da ich alle Bilder erneut hochladen muss, was etwas Zeit in Anspruch nimmt und das ist dann etwas weniger Zeit in der ich die spannende Achterbahn nicht fahren kann, die doch das Lernen über Osteuropäische Ikonologie ist, oder Altkirchenslavisch oder andere Synonyme für Langeweile, die man doch im Slavistikstudium antrifft. :zzz:
    Als Entschädigung werde ich hier einige weitere Bilder mehr hochstellen, welche anderen Vorenthalten wurden.
    Pünktlich um euch alle auf den kommenden Frühling und Sommer einzustimmen poste ich also- mit minimalem Druck von Phil- hier meinen Bericht zum Ausflug nach Pag, welcher im Hochsommer 2013 stattgefunden hat. Auch dieses mal war ich beim Ameisensammeln alleine unterwegs, da meine bisherigen Begleiter leider wegen des Studiums wenig Zeit haben. Begleitet von meiner alten und schon stark ramponierten A1250 von GE, welche zu ihren besten Zeiten schon mittelmäßig war, gelang es mir jedoch trotzdem einige weitere Fotos zu machen.
    Der diesjährige Ausflug ging wieder auf die hitzig trockene Insel Pag, welche dieses Jahr neben unbeschreiblichen Hitzewellen auch von Gewittern mit fast sturmhaften Winden heimgesucht wurde. Dies hatte zum einen die Folge, dass die Bäume- und hier besonders die Feigenbäume -sehr viele Früchte trugen und das Angebot an Nahrung nun sehr hoch war.


    Das Leben um den Feigenbaum


    Tatsächlich war das Nahrungsangebot so groß, dass jegliche Feindschaften und Konkurrenzen vergessen schienen. So konnten auch mal verschiedene Ameisen (hier auf dem Bild sind es Messor wasmanni und Tapinoma) an einer Futterquelle gesehen werden. Die Messor hat sich hier allerdings sehr strecken müssen.



    Die sonst eher auf Samen versessenen Messor taten sich an jeglichen Feigen gütlich, welche auf den Boden gefallen waren. Die Kerne schienen ihnen dabei nicht im Sinn zu liegen.



    Die üppigen Blätter der Feigenbäume schienen die Messor aber dann doch zu stören. Nahe am Nesteingang taten diese so als wären sie Atta oder Acromyrmex und zerschnitten Blätter.



    Dieses trockene Laub wurde allerdings natürlich nur beseitigt, damit es die Straßenbildung nicht störte.
    Auch konnte ich dieses Jahr beobachten, dass Messor tatsächlich auch mal Samen eintrugen und nicht nur Hülsen rausbrachten, wie letztes Jahr.



    Auch Crematogaster scutellaris taten sich an den Feigen gütlich, diese allerdings eher arboricol, da sie eh eher auf das Futterangebot auf den Bäumen einzugehen scheinen. Der Rosenkäfer scheint dabei gänzlich ignoriert zu werden.



    Generell schien sich die Population der Rosenkäfer verlielfacht zu haben. Überall wo Feigen zu finden waren (und das waren sie überall), konnten auch Rosenkäfer gefunden werden.



    Auch Camponotus fallax kamen dieses Jahr zum Vorschein, auch wenn dieses Foto die einzige Begegnung mit diesen Ameisen schildert, die ich dieses Jahr hatte. Auch sie schienen sich sehr über die Feigen zu freuen, gingen dabei aber etwas vorsichtiger und weniger destruktiv vor als Crematogaster scutellaris... weshalb sie es auch selber schuld waren, dass größere Säugetiere ihnen die reifen Früchte streitig gemacht haben.



    Dieses Jahr konnte ich einige Male bei Camponotus lateralis etwas schwer vorstellbares feststellen. In den letzten Jahren habe ich durchaus schon größere Kolonien von Camponotus truncatus gefunden, welche in Pleometrose gegründet haben oder aus sonstigen Gründen mehrere Gynen im Nest hatten. Dieses Jahr hingegen sind mir mehrmals Nester von Camponotus lateralis untergekommen, welche mehrere Königinnen hatten.



    Diese Kolonie ist der Größe nach zu schätzen gerade ein Jahr alt. Das bedeutet, dass sie in dem Jahr gegründet wurde, in dem ich das erste mal die Region besucht habe, ein ausgesprochen trockenes Jahr mit ungewöhnlich starkem Winter. Ich vermute, dass dieses Zusammenleben dadurch begründet werden kann. Diese Kolonie habe ich zwar mitgenommen, aber ich hatte leider keine Gelegenheit sie lange zu halten, da ich ein neues Studium angefangen habe. So weit ich es über mehrere Wochen beobachten konnte, haben die Königinnen keinerlei Aggressivität gegeneinander gezeigt, die Menge an Brut war normal. Allerdings bestand die Kolonie aus mehr als 15 Arbeiterinnen (meiner Erfahrung nach haben einzeln gründende Königinnen selten mehr als 3-5 Arbeiterinnen zu dieser Jahreszeit). Solche Kolonien waren allerdings leider äußerst selten.


    Um kurz noch bei Camponotus zu bleiben; Camponotus dalmaticus. Eine sehr schöne, aber dafür umso langweiligere Ameise. Nur sehr selten sieht man diese schwarz/rot glänzenden Ameisen furagieren, um ehrlich zu sein habe ich sie in der Natur fast nie gesehen. Generell ist es überraschend, dass Camponotus lateralis und Camponotus dalmaticus so eng aneinander leben können. Diese Ameisen bewohnen beide Totholz, haben wahrscheinlich eine ähnliche ökologische Niesche und doch zeigen sie keine auffällige Aggressivität gegenüber der anderen Art. Es ist nicht selten ausgewachsene Kolonien beider Arten nebeneinander zu finden. Während Camponotus lateralis sehr aggressiv gegenüber Camponotus piceus (einer ansonsten eher friedlichen Ameise, die Auseinandersetzungen aus dem Weg geht) ist, so fehlt dieses Verhalten gänzlich bei Begegnungen mit Camponotus dalmaticus, auch wenn diese unter Stress und unnatürlich von mir herbeigeführt wurden.
    Ich habe leider noch keine Ahnung woher dieses eher contraintuitive Verhalten herrührt.
    Eine weitere interessante Beobachtung 2013 war, dass sowohl Camponotus dalmaticus als auch Camponotus lateralis teilweise Tunnel an den rauen Rinden von Eichen benutzen, ich vermute die doch recht große Population von Trockenholztermiten legt diese Tunnel an. Bisher habe ich diese nie bemerkt, da sie auf der Eichenrinde nicht weiter auffallen (und äußerst schwer abzulichten sind, gemeint sind auf dem Foto die feinkörnigeren Strukturen, diese überdachen Gänge auf der Rinde).



    Dieses Verhalten mag ein Grund sein, weswegen man Camponotus dalmaticus etwa so häufig beim Furagieren antrifft, wie gutes Bier in der Region.
    Durchaus häufig kann man Camponotus dalmaticus bei etwas feuchterem Wetter unter Steinen finden. Es werden keine Gänge gegraben und einen unterirdischen Teil gibt es auch nicht, diese Art ist nur an Hohlräumen interessiert.




    Während alle anderen Ameisen sich von den brühend heißen Straßen fernhalten, kommen Pheidole pallidula wohl erst auf ihre Betriebstemperatur.
    Alle 1-2 Meter kann man am Straßenrand eine Pheidole pallidula Kolonie finden, welche ihren Abschnitt der wertvollen und mit Insektenleichen gepflasterten der Straße fanatisch ablaufen. Jedes tote Tier auf der Straße gehört fast allein Pheidole pallidula.



    Die Brut scheint es allerdings nicht so warm zu mögen. Die Kammern waren nichtmal in 20cm Tiefe zu finden! In milderen Gegenden legen Pheidole pallidula sehr flache Nester an und bauen sogar kleine Türmchen, in denen sie ihre Brut lagern um auch noch die kleinste Menge an Hitze abzuschöpfen.
    Eine Ameise, welche keine Probleme mit Hitze hat, ist Solenopsis fugax. Die Nester haben weit abseits vom Hauptnest riesige Kammern mit Puppen und sonstiger Brut. Auch unter dem kleinsten Stein kann sich solch eine Kammer verbergen. Ein Verhalten, welches schon recht gut beobachtet und beschrieben ist. Teilweise konnte man sogar die häufig beschriebenen etwas größeren und dunkleren Arbeiterinnen finden, welche wohl auftauchen sollen, wenn die Kolonie keine Kolonien hat, von denen sie die Brut stehelen kann.




    Sieht zwar etwas aus wie eine Gigantiops destructor, ist aber leider keine. Die Art dieser Wespen lässt sich leider kaum bestimmen anhand solcher Fotos.



    Allerdings immernoch sehr gut im Beseitigen von diesen vermaledeiten Springspinnen... nicht, dass ich mich vor Spinnen fürchte, aber es ist mir mehr als ein mal passiert, dass ich gerade eine frisch geschwärmte Jungkönigin fangen wollte, aber eine dieser Spinnen sie mir weggeschnappt hat. Man würde zwar nicht denken, dass diese recht weichen und relativ kleinen Spinnen in der Lage sind eine Königin von Camponotus dalmaticus oder Camponotus lateralis zu schnappen und wegzuschleppen, aber sie schaffen es ganz gut. Durch einen flinken Biss in den Thorax wird die Ameise gelähmt und sehr schnell in die nächste Höhle verschleppt.
    Glücklicher Weise sind das aber nicht die einzigen Spinnne in Kroatien, auch einige stationäre Vertreter kann man finden.
    Diese Beeindruckende Spinne fand ich auf einer kleinen sehr felsigen und sehr warmen Waldlichtung in voller Sonne. Das Netz war zwischen zwei Stücken Totholz gespannt, welche etwa 3 Meter auseinander lagen, also eine durchaus imposante Baut!



    Leider hatte ich nur meine Hand als Größenvergleich.



    Es handelt sich bei der Spinne wohl um eine Argiope lobata, sie kommt wohl leider hauptsächlich in Afrika vor. Die Größe der Spinne und des Netzes hat mich- als jemanden, der wenig von Spinnen weiß -angenehm an eine Nephila erinnert, welche ich mal hatte. Eher unappetitliche Tiere.


    Kleinere Vertreter der Spinnentiere waren ebenfalls zu finden. Kroatien hat eine schier nicht endenwollende Menge an Skorpionen.




    Ich habe mir leider noch nie die Mühe gemacht diese Skorpione alle zu bestimmen, es scheinen wohl aber mehrere Arten zu sein, die in der Region vorkommen.
    Auch Zikkaden kommen in großer Zahl vor.



    So unendlich laut und nervig.


    Das erste mal dieses Jahr habe ich auch einige Reptilien gefunden. Zwar waren alle Kreuzottern in eher plattem Zustand oder so schnell weg, dass ich sie nicht fotografieren konnte, aber ein Reptil war dann doch bereit fotografiert zu werden, da es nicht dafür bekannt ist besonders schnell wegzulaufen.



    Diese Tierchen sehen überraschend deplaziert aus im Wald. Man würde meinen sie gehören auf eine Wiese oder eine Steppe.



    Auch sehr langsames und dankbares Fotomodell hat dieses Liebespaar Schnecken geboten, dass sich an einer Messor-Straße vergnügt hat.




    Aus irgendeiner weit entfernten Gegend hergeweht, eine Libelle.



    Deswegen sehr überraschend, da der nächste Süßwassertümpel wirklich sehr weit entfernt ist.


    Zum Abschluss noch ein (leider totes) Pärchen Käfer, die ich bis dato nur in Larvenform gefunden habe.




    Die zahlreichen Kratzer, die ihr auf den Panzern dieser großen Käfer sehen könnt, rühren von ihrer filigranen Flugfähigkeit her. Wenn sie einmal in der Luft sind, besitzen sie das Fluggeschick von einem Tennisball der von einem Kleinkind gegen die Wand geworden wird. Alles was steht, steht diesen Käfern im Weg. Sie sind so sehr die Könige der Lüfte, wie Tauben der Schrecken der Meere sind.


    Das meist warme und trockene Klima auf Pag kommt von den zahlreichen und für die Gegend recht hohen Bergen und Lagounen, welche sehr hohe Wolken und Stürme anfangen. Diese Berge sind es erst, die Pag zu einer der interessantesten von mir besuchten Gegenden machen, was die örtliche Flora und Fauna angeht.



    Meist hat man den Eindruck, dass man Urlaub am Schicksalsberg macht, so hoch türmen sich die Wolken.



    Dies hat aber auch zur Bedeutung, dass selbst bei schwersten Unwettern auf dem Festland ist es auf Pag noch trocken und sonnig.
    So kann es durchaus sein, dass auf dem Festland 20cm Hagelkörner am Straßenland liegen, während auf Pag einfach nur der Wind etwas stärker wird.


    Hinter diesen Bergen liegt ein Land, dass durchaus auch feucht sein kann und was Ameisen angeht leider teilweise auch sehr langweilig.
    Tatsächlich kann man in den dort dauerfeuchten Wäldern nur einige wenige Formica Kolonien finden.



    Ansonsten strömen diese Gegenden nur über von einem Typ Mensch, welcher mir zum Glück ansonsten in Steppen und in den Bergen sehr selten begegnet: Dem Pauschaltouristen!



    Lärmend und müllend.


    Man kann durchaus verstehen, wieso sie in diese Wälder strömen (an dem Tag an dem ich da war, war es zum Glück regnerisch und leer). Es kann auch dort durchaus schön sein.



    Ein paar Tiere lassen sich auch finden, aber generell sind die Wälder eher lichter besiedelt und lohnen die lange Autofahrt nicht... ich war etwas enttäuscht muss ich sagen, ich kenne Kroatien anders.



    Abschließend will ich noch eine kleine Korrektur anbringen;
    Messor capitatus kommen wohl doch auf Pag vor, allerdings sind diese nur nach Regenfällen aktiv und sind mir so 2012 nicht aufgefallen. Nach starken Regenfällen und Stürmen werden die wenigen Kolonien, welche man entlang von Straßen finden kann, kurz aktiv. Diese Aktivität ist aber nur von kurzer Dauer, ich kann mir kaum vorstellen, die Population ist sehr klein und meistens findet man nur den verlassen aussehenden Nestaushub. Man muss schon etwas graben um zu sehen, dass es sich um Messor capitatus handelt.



    Ich hoffe die Bilder konnten die Freude auf den kommenden Frühling und Sommer wecken.
    Gruß
    Kaj

  • Danke für alle an das sehr positive Feedback, dass ich hier erhalten habe. Mit einer der Gründe, warum ich solche Berichte überhaupt schreibe.
    Ich finde es sehr schade, dass ich nicht bessere und zahlreichere Bilder mitbringen kann, aber da ich alleine durch die Wälder ziehe, ist es leider so, dass ich so einiges entweder vergesse zu fotografieren, oder erst sehr spät merke, dass ein bestimmtes Objekt ein Foto wert gewesen wäre. Diejenigen die schon mit mir unterwegs waren, wissen, dass ich erst an Fotos denke, wenn das Kind schon in den Brunnen gefallen ist.
    Und jede Kolonie und jedes Tier kann man leider nicht mitnehmen um es zuhause abzulichten, der Bericht wird eh schon so zu einem eher ungeahnten Titanen (man muss bedenken, dass es hier nicht um eine lange gehaltene Kolonie geht, sondern um Beobachtungen, welche über einen Raum von gerademal zwei Wochen gemacht wurden :wait: ).


    Aber wiedermal habe ich festgestellt, dass ich einen kleinen Teil in meinem Bericht vergessen habe. Diesmal habe ich die gesamte Palette an Temnothorax vergessen, welche in Kroatien vorkommt. Es mag sein, dass sich diese in Istrien hauptsächlich auf eine Temnothorax Art beschränkt haben, welche wir zunächst für Temnothorax exilis hielten (jetzt jedoch wissen, dass sie falsch bestimmt war).
    Leider bin ich äußerst schlecht im Bestimmen von Temnothorax, da mir die Tiere einfach zu klein sind.


    Ich habe allerdings noch einige wenige verstorbene Tiere und eine Kolonie mitgenommen, welche ich zuhause fotografieren konnte.


    Zunächst kann man auf Pag eine recht helle Temnothorax finden, welche glaube ich der selben Art angehört, welche man auch in Istrien finden kann.



    Diese bewohnt mit vorliebe sehr weiches, morsches Holz, welches auch sehr gerne von Camponotus lateralis und Camponotus dalmaticus bewohnt wird. Auf Bäumen kann man sie selten finden, Gallen fehlen hier nämlich fast gänzlich. Auch kann man die Tiere nicht annährend in den selben Mengen wie in Istrien finden, Temnothorax sind insgesamt selten.
    Das erste mal in meinem Leben glaube ich auch einen Parasiten bei Temnothorax gefunden zu haben.



    Ich vermute, dass es sich hier um Myrmoxenus ravouxi handelt, allerdings lebten beide Königinnen fast ein halbes Jahr zusammen bei mir. Vielleicht kann mir da jemand helfen? Meines Wissens nach töten Myrmoxenus ravouxi die Königin der Wirtskolonie nämlich schnellst möglich.


    Es gibt auch einige etwas dunklere Arten, bei dieser Art handelt es sich glaube ich um Temnothorax angustulus.



    Sie kommt neben einer anderen schwarzen Art in sehr hartem Totholz vor, häufig neben Trockenholztermiten und Camponotus truncatus.


    Gruß
    Kaj

  • Danke für den schönen Bericht, Kaj! Die kleinen gelben Temnothorax sehen echt niedlich aus. :D


    Ich musste schmunzeln, als ich deine Umschreibung für das Flugverhalten mancher Käfer gelesen habe, solche pummeligen Gesellen, die mit der Trägheit der Masse nicht klarzukommen scheinen, sind uns in Griechenland auch öfters begegnet.


    LG, Phillip

    "Das Leben besteht aus vielen kleinen Münzen und wer sie aufzuheben versteht, hat ein Vermögen." (Jean Anouilh)

  • Hallo,


    die vermeindliche Myrmoxenus hat sich als Intermorphe mit unter entwickeltem Thorax herausgestellt. Danke nochmals an Merkur für die Korrektur.



    Phillip, wenn die wenigstens mit ihrer Masse zurrechtommen wurden wenn sie am Boden sind...
    Freut mich sehr, dass dir mein Bericht gefällt!


    Gruß
    Kaj

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