Die Geschichte einer Atta texana Kolonie
Nachdem mich Mathias darum gebeten hatte "kurz" ein "wenig" über die Haltung meiner Atta texana Kolonie zu erzählen, dachte ich mir, dass ich ja auch gleich die ganze Geschichte niederschreiben könnte
Wie ich ja im [Bilder-Thread] bereits angemerkt hatte, konnte die Kolonie sich leider nicht optimal entwickeln und musste mit einigen Rückschlägen zurecht kommen. Es sind einige Dinge schief gelaufen, die ich natürlich voll und ganz auf mein Kappe nehmen muss. Will nicht zu viel verraten, mehr dazu folgt daher später...
Die Königin hat letztes Jahr im Mai kurz nach dem Schwarmflug ihren Weg zu mir nach hause gefunden. Ihr allgemeiner Zustand war also sehr gut und ich war zuversichtlich, dass sie es schaffen würde zu gründen.
Also hab ich mich auf die Suche nach einem passenden Behälter gemacht und musste feststellen, dass sie doch recht viel Platz benötigt. Wirklich massiges Tier. Da ich sie nicht schon nach kurzer Zeit wieder umsetzen wollte, habe ich also direkt eine Plastikschale mit 250ccm genommen. Habe keinerlei Lüftungsfläche angebracht, da bei der Versorgung eigentlich ausreichend gelüftet wird. Blieb nur noch die Wahl des richtigen Bodengrundes.
Ich habe all meine bisherigen Acromyrmex sp. Königinnen in kleinen, runden Plastikdosen gründen lassen, in die ich Vermiculit gefüllt habe. Die Mitte habe ich dabei ausgespart, um den Pilz nicht direkt mit dem Bodengrund - oder eher Feuchtigkeitsspeicher - in Kontakt zu bringen. Nur leider hatte ich zu diesem Zeitpunkt kein Vermiculit zur Hand Daher habe ich zu einem Material gegriffen, dass einen ähnlich guten Wasserspeicher abgibt... Seramis. Fataler Fehler, wie ich schnell feststellen musste. Angefeuchtet ist Seramis recht stabil, aber sobald die Körnchen austrocknen hält sie nichts mehr davon ab einfach durch die Gegend zu fliegen
Das Rumhantieren mit dem Behälter wurde damit jedes Mal zum Geduldspiel. Natürlich schaffte die Königinnen sich auch den Platz den sie zum Gründen brauchte, indem sie das Seramis an den Seitenwänden hoch auftürmte. Durch versehentliches, ruckartiges Anstoßen kam es folglich sogar ein Mal dazu, dass ein Teil des Pilzes bedeckt wurde. Habe es daher recht früh - nachdem genügend Arbeiterinnen vorhanden waren und ich den Pilz nicht mehr für sonderlich gefährdet hielt - gegen ein Sand-Lehm-Gemisch ausgetauscht.
Der Pilz den ich der Königin angeboten habe, stammt von einer Acromyrmex sp. Kolonie. Ich hatte ihn einige Zeit zuvor von Herrn Kalytta bekommen, um eine falsch gehaltenen Acromyrmex cf. crassispinus Kolonie zu retten (erneut ein großes Dankeschön an dieser Stelle!). Sie hatte sich sehr schnell wieder erholt und musste daher auch gleich als Pilzspender herhalten Ich habe ein Stück in der Größe einer 1-Euromünze vorsichtig in den Behälter der Königin überführt und der Pilz wurde auch problemlos angenommen. Allerdings hatte ich anfangs das Gefühl, dass irgendetwas nicht stimmte. Zwar schien es so als würde die Königin sich aktiv um ihn kümmern, aber die angebotenen Blattstücke wurden von ihr einfach so weit wie möglich vom Pilz weggeschafft. Ich habe so ziemlich alles ausprobiert, was ich nahe gelegenen Parkanlagen finden konnte, aber nichts wurde von ihr akzeptiert. Meine anfängliche Sorge um das Wohl der Königin schlug jedoch schnell in Begeisterung um. Der Pilz wuchs und wuchs... ganz ohne irgendwelches Pflanzenmaterial als Nahrungsquelle
In kürzester Zeit verschwanden alle Pflanzenpartikel die von der Acromyrmex cf. crassispinus Kolonie eingearbeitet wurden und der Pilz bestand nur noch aus reinem, hell-weißem Myzel. Dieses wurde von der Königin flach auf dem Boden ausgebreitet und hatte bald die Größe eines 5-Mark-Stücks (der gute alte Heiermann... wer vermisst ihn nicht
) angenommen. Es bleibt natürlich eine Vermutung meinerseits, aber ich gehe stark davon aus, dass nicht befruchtete Eier an dieser Stelle das Pflanzenmaterial als Nahrungsgrundlage ersetzt haben.
Erste Eier hatte die Königin schon in ihrem Transportbehälter gelegt (wurden aber nicht mit in den Behälter überführt) und auch wenn es, mit dem weißen Myzel als Hintergrund, schwer zu erkennen war, so konnte ich doch nach ca. drei bis vier Wochen deutlich ein kleines Gelege im Zentrum des Pilzes ausmachen. Die Anzahl lag bei geschätzten 15 bis 20 Eiern und ersten kleinen Larven, die ständig von der Königin umsorgt wurden. Aus Zeitmangel habe ich die Entwicklung in den ersten Wochen nicht genau beobachten können und weiß daher nicht in welchen Abständen Eier gelegt wurden. Allerdings gab es hinsichtlich der Menge ab dem Zeitpunkt meiner "Entdeckung" der Brut keine größeren Veränderungen mehr. Im Verlauf der nächsten zwei Monate schien die Königin nur wenige neuer Eier zu legen, bis nach gut drei Monaten die ersten drei Arbeiterinnen anfingen auf dem Pilz umher zu wandern. Nun kam nach und nach wieder neue Brut hinzu, welche größtenteils von den Arbeiterinnen gepflegt wurde. Die Königin hielt sich zwar ständig in der Nähe auf und war deutlich an dem Wohlergehen ihres Nachwuchses interessiert, aber die Aufgabe der Versorgung hatte sie scheinbar an das junge Gefolge delegiert.
Mit steigender Fraukraft in der Kolonie wagte ich auch bald wieder den Versuch ein paar Blattstücke anzubieten. Ich hatte einige junge Triebe verschiedener Pflanzen (Brombeere, Rose, Ahorn, usw.) besorgt und bot alle in kleinen Mengen, bereits vor geschnittener Blätter, an. Leider musste ich feststellen, dass Atta texana - oder zumindest meine Kolonie dieser Art - etwas schneidefaul ist. Zwar lies sich keine besondere Vorliebe für eine bestimmte Pflanze erkennen, aber die Arbeiterinnen gingen generell eher zögerlich ans Werk und schnitten nur sehr geringe Mengen, zwecks Transport zum Pilz, zurecht. Daher musste ich ständig dafür sorgen, dass nicht verbrauchtes Material rechtzeitig wieder aus dem Behälter entfernt wurde, bevor dieses anfing zu verrotten oder sich Schimmel bilden konnte. Trotz der eher geringen Schneidaktivität entwickelte sich die Kolonie sehr gut. Die Brutentwicklung verlief weitestgehend konstant bei Haltungstemperaturen um die 24 °C, wobei die Brutmenge in den folgenden drei Monaten als eher klein einzustufen war. Nach sechs Monaten hatte auch der Pilz, durch die Aktivität der nun ca. 15 Arbeiterinnen, die gewohnte Struktur angenommen und war durchsetzt mit Pflanzenpartikeln.
Nun erfolgte die Umsetzung, wie weiter oben bereits erwähnt, in einen mit einem Sand-Lehm-Gemisch befüllten Behälter (Heimchendose, keine Lüftungsfläche). Die Umsiedlung verlief wie geplant und die Kolonie fühlte sich bereits nach kurzer Zeit sichtlich wohl in ihrem neuen zu hause. Mehr noch! Ich hatte mit dem Umsetzen scheinbar eine ganz neue Ära für die Kolonie und ihre Entwicklung eingeläutet, denn plötzlich lief alles rasend schnell ab und nach wenigen Wochen platzte die Kolonie förmlich aus allen Nähten. Vielleicht hatte ich auch mehr Zeit für die Versorgung, aber das wird hier nicht der ausschlaggebende Faktor gewesen sein. Der Pilz füllte fast den kompletten Behälter aus und hatte damit ungefähr das Volumen eines Tennisballs. Blöd nur, dass nun kaum noch Platz vorhanden war, um ihnen Nahrung für den Pilz anzubieten Es musste also schnellst möglich ein neuer, noch größerer Behälter her und durch Unachtsamkeit (böse Zungen würden es vielleicht sogar Schlamperei nennen!) hätte die kommende Umsiedlung um ein Haar das Leben der Kolonie gekostet.
Ich hatte noch zwei Aufbewahrungsboxen mit einem Fassungsvermögen von ca. zwei Litern herum stehen. Es handelt sich um blaue Boxen mit rotem Deckel, die ich bei einem Einkauf beim nahe gelegenen Obi mal mitgenommen hatte. Der Deckel hat zwei Mulden die Griff gedacht sind und schließt nicht dicht mit der Box ab. Meiner Ansicht nach waren sie optimal geeignet, um meiner Atta texana und auch der Atta mexicana Kolonie ein neues Heim zu bieten. Die Atta mexicana Kolonie beweist übrigens eindrucksvoll das ich dem Behältnis als solchem hier keine Schuld geben kann
Die Box hatte ich ebenfalls mit ca. vier Zentimeter hohem Sand-Lehm-Gemisch befüllt und das Ganze gut angefeuchtet. Die richtige Wassermenge zu finden erwies sich allerdings schon als etwas schwierig. Nach einigem hin und her zwischen Wasser nach gießen und wieder auffüllen mit trockenem Sand, war ich mit dem Ergebnis endlich zufrieden und schuf noch eine kleine Vertiefung in einer Ecke, um die Kolonie dort platzieren zu können. Die Umsiedlung erfolgte mit Hilfe von zwei zuvor sterilisierten Esslöffeln und ging bei richtiger Positionierung der beiden Behälter locker von der Hand. Noch die letzten Arbeiterinnen umgesetzt, den Zeigefinger mit
Es waren nun wieder ein paar Tage (2-3) vergangen und ich warf wieder mal einen Blick über meinen Ameisenbestand, entfernte Müll und fütterte alle Kolonien die schon länger nichts mehr bekommen hatten. Zu guter Letzt wollte ich mir etwas mehr Zeit nehmen, um die beiden Atta-Kolonien zu begutachten und mir einen Eindruck von ihrer weiteren Entwicklung zu machen. Doch als ich den Deckel der Atta texana Kolonie anhob rutschte mir das Herz in die Hose. Anders kann ich es nicht beschreiben, denn ihr könnt euch nicht vorstellen - das hoffe ich zumindest inständig - wie ich mich plötzlich fühlte als ich sah, dass von dem, noch vor wenigen Tagen, so lebendigen Pilz nur noch ein brauner und ganz und gar nicht lebendig wirkender Ball übrig geblieben war!! Die Kolonie hatte sich mit einem winzigen Stück, des vorher noch so schön angewachsenen, Pilz in die Mitte der Box begeben und gaben ein wirklich trauriges Bild ab Auch wenn ich es bislang nicht erwähnt habe, die Kolonie war mir bis dahin doch schon sehr ans Herz gewachsen und hatte mir mit ihrer schönen - wenn auch nicht überragend guten - Entwicklung bislang sehr viel Freude bereitet. Ich konnte einfach nicht fassen was ich hier vor mir sah und vor allem, wie es dazu kommen konnte. Was war passiert?!
Wie so oft im Leben, kommt hier natürlich wieder Murphys Gesetz ins Spiel. Viele verschiedene Faktoren bestimmen, ob es einer Kolonie in Gefangenschaft gut ergeht. Wenn es einen Weg gibt etwas ordentlich falsch zu machen, dann wird es auch jemand falsch machen. Und genau derjenige bin in diesem Fall ich gewesen Ich nutze einen einzelnen Spotstrahler, um in meinem Ameisenverschlag (ein kleiner Wandschrank) die Temperatur zu regulieren. In den kälteren Monaten des Jahres richte ich diesen Strahler so aus, dass die Behälter teilweise direkt bestrahlt werden. Dies führt dann punktuell zu höheren Temperaturen, aber es hebt eben auch die Durchschnittstemperatur ausreichen hoch. Da ich mir der Gefahr zu hoher Temperaturen durchaus bewusst und platziere die Behälter dementsprechend so, dass der Nestbereich so weit wie möglich von der wärmsten Stelle entfernt ist. Sollte es den Kleinen dann doch zu kühl sein, haben sie jederzeit die Möglichkeit einen wärmeren Bereich aufzusuchen. In der beschriebenen Eile habe ich nur leider den Deckel falsch herum auf die Box der Atta texana gelegt. Dieser ist beschriftet mit "Atta texana - 05/2009" und eben an diesem Schriftzug orientiere ich mich, um die ursprüngliche Position des Behälters innerhalb des Schrankes wiederzufinden. Nun stand die Kolonie aber genau falsch herum und der Pilz und der umliegende Bodengrund waren damit sehr hohen Temperaturen ausgesetzt. Zum einen verdunstete die Feuchtigkeit des, den Pilz umgebenden, Bodengrundes und legte sich auf der anderen, weit kühleren Seite als Kondenswasser wieder ab (die Stelle an der der Pilz sich eigentlich hätte befinden sollen). Und zum anderen waren die Temperaturen einfach zu hoch und überstiegen deutlich die Toleranzgrenze des Pilzes. Dieses trockene und heiße "Klima" muss dem Pilz sehr schnell geschadet haben, da nur ein winziger Rest von der Kolonie gerettet werden konnte.
Ich habe natürlich sofort neuen Pilz hinzu gegeben, den die Acromyrmex cf. crassispinus natürlich ohne Zweifel gerne zur Rettung der Atta texana hergegeben haben Statt den verstorbenen Pilz weg zuwerfen, habe ich ihn ebenfalls zu dem neuen Pilz gelegt. Dazwischen lagen vielleicht fünf Millimeter, so dass die Arbeiterinnen noch bequem zwischen alt und neu hin- und herlaufen konnten. Ich habe dies getan, da noch einige Arbeiterinnen in der Nähe des abgestorbenen Pilzes zu finden waren und ich mir sicher war, dass er nicht durch Umstände verstorben war (Milben, Schadpilz, etc.), die dem neuen Pilz gefährlich werden könnten. Ich konnte schnell feststellen, dass die Arbeiterinnen anfingen den abgestorbenen Pilz zu revitalisieren. Es wurde neues Pflanzenmaterial in die oberen Schichten eingearbeitet und nach kurzer Zeit färbte der Pilz sich stellenweise wieder grau-weiß. Es sah also danach aus, als ob die Kolonie doch noch nicht verloren war. Vor ungefähr einer Woche war von dem vermeintlich abgestorbenen Pilz nicht mehr viel zu sehen.
Ich weiß, es ist mehr eine Geschichte als ein Haltungsbericht geworden, aber ich hoffe der ein oder andere findet dennoch Gefallen daran. Ich bin jedenfalls froh, dass sie ein Happyend hatte Meine Fehler haben die Entwicklung der Kolonie zwar um gut zwei Monate zurückgeworfen, aber sie ist auf dem besten Wege sich von dem, nennen wir es mal, Zwischenfall vollständig zu erholen. Die Fotos im [Bilder-Thread] zeigen übrigens den Ist-Zustand. Ich selbst bin zu der Erkenntnis gelangt, dass ich unbedingt eine bessere Technik zur Wärmeregulierung (vor allem für die Wintermonate) finden muss. Wundert euch also nicht, wenn ich in ICQ/Skype nur noch zu sehr ungewöhnlichen Uhrzeiten anzutreffen bin und Antworten hier im Forum mitten in der Nacht ankommen... dann bin ich vermutlich ausgewandert und genieße die Vorzüge eines sehr viel angenehmeren Klimas
Fragen, Anregungen und Kommentare aller Art sind natürlich immer willkommen Also, auf zum [Diskussions-Thread].
Bis dahin,
Christian
Update - 14.03.2010
Es ist eine Weile her, dass ich von der Entwicklung meiner Atta texana Kolonie berichtet habe. Ich nehme ein sehr unschönes Ereignis des gestrigen Tages zum Anlass, um euch auf den neusten Stand zu bringen. Aber bevor ich zu dem komme, was mir bei dieser Kolonie wieder Sorgen bereitet, erzähle ich mal was sich bis vor ein paar Tagen getan hat.
Die Kolonie hat sich sehr gut weiter entwickelt. Es kam sehr viel neue Brut hinzu und der Pilz wuchs nach den Rückschlägen wieder normal weiter. Die Schneideaktivität nahm leider nicht großartig zu, aber da nun deutlich mehr und auch größere Arbeiterinnen vorhanden waren, wurde effektiv mehr geschnitten. Dabei waren sie relativ wählerisch im Vergleich zu meinen restlichen Blattschneidern. Nur sehr junge Triebe und Blättern werden gerne angenommen. Älteres Blattwerk landet hingegen meist direkt auf dem Müll. Aber dennoch ging es ihnen sehr gut... bis ich für sieben Tage geschäftlich verreisen musste...
Vor Antritt der Reise habe ich natürlich Vorkehrungen getroffen! Da ich niemanden habe der meine Tiere versorgen kann, wurden sie alle nochmals reichlich mit Nahrung eingedeckt. Alle Behälter wurden ordentlich gereinigt, so dass ich eigentlich sicher war, dass für alles gesorgt war. Dennoch habe ich zusätzlich noch einen Temperaturregler installiert. Die schwankenden Temperaturen der vergangenen Wochen beschafften mir immer wieder hohe Abweichungen von den optimalen Temperaturen, so dass ich es für sinnvoll hielt hier präventiv tätig zu werden.
Ich bin am späten Freitag Abend nach Hause gekommen und war ehrlich gesagt dermaßen fertig, dass ich meine Kleinen nicht eines Blickes mehr gewürdigt hatte. Das Bett war einfach zu verlockend.
Als ich gestern allerdings einen Blick auf die Atta texana Kolonie geworfen habe, musste ich feststellen, dass der Pilz während meiner Abwesenheit fast komplett abgestorben war! Eine wirkliche Erklärung kann ich für diesen erneuten Zwischenfall allerdings nicht liefern. Die Temperaturen waren durch den Regler immer im optimalen Bereich. Als einzige Möglichkeit bleibt nur noch eine zu hohe Luftfeuchtigkeit, Staunässe oder der Befall durch einen Schadpilz (Schimmel). Normalerweise versorge ich die Kolonie alle zwei Tage und dadurch findet natürlich auch ein regelmäßiger Luftaustausch statt. Nun wurde der Behälter gut sieben Tage nicht mehr geöffnet. Für eine derartige Ursache spricht auch die schwärzliche Verfärbung des Pilzes.
Leider blieb nichts anderes übrig, als die Kolonie mit neuem Pilz zu versorgen. Also musste wieder mal meine Acromyrmex cf. crassispinus Kolonie als Pilzspender herhalten. Diese sind einfach so robust, dass ich es ihnen einfach zumute. Wie zuvor habe ich ein frisches Stück mit in den Behälter gegeben, nachdem ich es gründlich von restlichen Arbeiterinnen befreit hatte. Die Ameisen zogen innerhalb eines Tages fast vollständig um, so dass ich heute den alten Pilz entfernen konnte. Es war zwar noch ein wenig des alten Mycels aktiv, aber ich hielt es für sinnvoller alles zu entfernen, um eine Gefährdung des neuen Pilzes zu verhindern.
Zur Zeit hoffe ich einfach, dass die Kolonie es noch einmal schafft und die Kurve kriegt. Es sind mittlerweile ca. 30 - 40 Arbeiterinnen vorhanden. Daher wäre es äußerst schade sie zu verlieren. Drückt mir die Daumen!!
Bis dahin,
Christian
Da ich nun begonnen habe alte Links in all meinen Beiträgen zu korrigieren, scheint die Gelegenheit günstig zu sein zusätzlich das ein oder andere Thema mit einem abschließenden Beitrag zu versehen. Leider fängt man (oder ich im Speziellen ) vieles an und ist anfangs auch noch voller Euphorie. Nach und nach ebbt dann aber entweder das Interesse ab oder man möchte den negativen Ausgang des Haltungsversuches nicht unbedingt im Forum verewigen. Letzteres ist natürlich völlig falsch, denn aus den eigenen Fehlern können auch andere durchaus eine Lehre ziehen.
Die Aufzucht von Blätter schneidenden Pilzzüchtern mit Königinnen war immer eine recht mühsame Angelegenheit, aber vor allem bei Atta texana wollte es mir nie so recht gelingen. Eine permanent stabile Kolonie hat es glaube ich nie gegeben. Zwischenzeitlich sah es immer ganz gut aus, vor allem wenn ich selbst Königinnen direkt nach dem Schwarmflug sammeln konnte. Durch die Gründung in Pleometrose wurde auch die hohe Sterblichkeitsrate der Königinnen gut kompensiert. Aber mit zunehmender Außenaktivität schien es dieser Art nicht mehr möglich zu sein schadhafte Einflüsse unter Kontrolle zu halten. Einige Gruppen habe ich beim Auftreten der ersten Arbeiterinnen an andere Halter abgegeben, aber mir wäre nicht bekannt, dass es dort langfristig besser lief. Meist schwand erst der Pilz dahin bis nach diversen Rettungsversuchen mit dem einhergehenden Stress dann am Ende auch die letzte Königin das Zeitliche segnete.
Ich habe drei oder gar vier Jahre in Folge entsprechende Aufzuchtversuche unternommen und es wäre schon interessant gewesen zu erfahren, wie sich diese Art von anderen in der Haltung unterscheidet. Da aber die Atta Arten aus Südamerika in Form junger Kolonien deutlich leichter zu beschaffen waren, habe ich es irgendwann aufgegeben Atta texana unbedingt halten zu wollen.
Die Ursache für die Anfälligkeit des Pilzes in Zusammenhang mit dieser Art konnte ich nie wirklich klären. Meist habe ich ein und denselben Pilzstamm für die Aufzucht verschiedener Arten genutzt. Bei den meisten Acromyrmex gab es da z.B. keine Probleme, aber A. versicolor muss man wohl als heikle Kandidatin ebenfalls ausklammern. Hier gab es mal eine einzige Kolonie von mir die zumindest über einen gewissen Zeitraum erfolgreich gehalten werden konnte. Aber auch in diesem Fall war irgendwann das Pilzsterben der Anfang vom Ende der Kolonie.
Meine Vermutung war, dass der Pilz der in den südlichen USA beheimateten Arten sich unter Umständen doch gravierend von dem aus Südamerika unterscheidet. Leider kam ich nie an entsprechendes Pilzmaterial, um diese Vermutung mit einem weiteren Aufzuchtversuch zu überprüfen. Eventuell bietet sich diese Gelegenheit in der Zukunft aber noch.
Wie man sich nun denken kann, hat die Kolonie über die ich in diesem Thema berichtet habe es nicht geschafft. Es war der erste Aufzuchtversuch und man konnte nicht unbedingt erwarten, dass alles reibungslos läuft. Wenn ich mir die Bilder aus dem alten [Bilder-Thread] aber so anschaue, dann war es rückwirkend betrachtet einer der erfolgversprechendsten Versuche diese Art zu halten. Übrigens ganz witzig mal wieder einen Blick auf die eigenen Anfänge hier in diesem Forum zu werfen... da könnte man glatt nostalgisch werden