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Hier findest du alle Posts des Threads probleme-bei-der-vergesellschaftung-milbenbefall.


Post 20426 -

Hallo Ameisenfreunde.


Vor einiger Zeit stellte ich zu einen Bedauern fest, dass es meinen Pseudomyrmex gracilis gar nicht so gut geht im tropisch eingerichteten Terrarium, dass sie mit Paraponera und Gigantiops gemeinsam bewohnen. Vermutlich ist das Klima einfach zu feucht für diese Ameisen, die wohl eher in trocken-warmen Regionen zu Hause sind. Warm ist es im Terrarium auch, jedoch gibt es auch eine hohe Luftfeuchte, was sicher das Auftreten und Überleben von Parasiten wie parasitischen Milben begünstigt. Die Pseudomyrmex haben andere Ansprüche an den Neststandort, ihnen versuchte ich nun auch besser gerecht zu werden.


Vermutlich schleppt man sich diese Biester, die parasitischen Milben regelmässig ein mit befallenen Futtertieren. Während bei den Paraponera nie ein Befall zu erkennen ist, gibt es bei den Gigantiops ab und zu leicht befallene Arbeiterinnen, die einige der Milben tragen. Doch scheinen die Gigantiops wenig unter diesen Milben zu leiden, sie treten nur manchmal auf und verschwinden dann wieder für lange Zeit. Möglicherweise haben diese beiden Ameisenarten aus feuchtwarmen Regenwäldern Anpassungen an solche Ektoparasiten entwickelt, die es ihnen erlauben, mit ihnen zu leben oder sie abzuwehren. Nicht zuletzt teilen v.a. die Paraponera ihr Nest mit versch. Mitbewohnern, die als Feinde und fitte Konkurrenten der Milben betrachtet werden können. Insbesondere Asseln werden ganz sicher auch Milbengelege verzehren und so die Milben abwehren.
Den trockenholzbewohnenden Pseudomyrmex scheint eine solche Anpassung völlig zu fehlen und es gibt in ihren trockenen Nestern auch keine entsprechenden Mitbewohner und so litten sie drastisch unter den Befall. Hier ein Foto einer besonders stark befallenen Arbeiterin, einige Wochen alt.



Als mir der Befall erstmalig auffiel, dachte ich zunächst, die Arbeiterinnen wären mit Holzstaub, zB. Aushub aus dem Holznest überpudert. Erst ein Blick durch die Lupe und das Fotografieren zeigte den extremen Befall.


Erste Bekämpfungsmassnahme war ein neues Nest, trocken und sehr warm direkt unter der 150-Watt-HQI-Lampe in deren Lichtkegel, nur etwa 25 cm entfernt von ihr. Hier herschen tagsüber Temps von über 30 Grad. Die Pseudomyrmicinen haben das neue Holzhabitiat schnell erkundet und sind sofort hier eingezogen, als Nest dient ein Holunderast.
Danach versuchte ich mich mit der Frage zu befassen, welche natürlichen Feinde die parasitischen Milben in einen solchen Lebensraum in Schach halten könnten. In Frage kam eigentlich als schnelle "Eingreiftruppe" nur eine ganzes Regiment räuberischer Raubmilben.
Es gibt eine ganze Reihe verschiedener Arten zu beziehen, viele von ihnen sind ausgesprochene Nahrungsspezialisten, wie es scheint. Und natürlich sind alle Arten, die angeboten werden, vor allem Fressfeinde für die verschiedenen Spinnmilben, die an Kultur- und Zimmerpflanzen zu Schäden führen. Manche scheinen sich ausschliesslich von solchen Milben zu ernähren, andere scheinen durchaus auch andere Milbenarten zu erbeuten. Wieder andere schrecken wohl auch nicht vor Insekten wie Collembolen zurück, diese sind also völlig ungeeignet. Meine Wahl für einen Versuch fiel auf die Raubmilbe Phytoseiulus persimilis. Sie scheint eine gewisses Spektrum verschiedener Spinnmilben und Weichhautmilben zu erbeuten und ist dabei, so ist zu lesen, nicht speziell an eine oder wenige Arten angepasst.
Die Milben-Truppe habe ich vor zwei Wochen massiv im Terrarium ausgebracht. Geliefert wurden sie in kleine Pappröhrchen mit etwas Substrat. Das habe ich auf dem Terrariumboden verteilt und schon nach wenigen Sekunden konnte ich die kleinen Räuber ausschwärmen sehen.


Natürlich kann ich nicht direkt dokumentieren, ob und wie die Raubmilben die parasitischen Milben dezimieren. Ich hoffe und nehme an, dass sie freilaufende, wandernde Milben verschiedener Arten, also auch diese parasitischen Milben erbeuten und deren Eier und Jungtiere sowohl im Freiland wie auch in den Ameisennestern dezimieren.
Indirekt scheint sich nun, nach zwei Wochen, eine Entspannung abzuzeichnen. Der Befall ging stark zurück, besonders bei den vormals stark befallenen Pseudomyrmex.


Hier neue Fotos einer Arbeiterin. Man erkennt noch leichten Befall, es war auch nicht zu erwarten, dass der Befall schnell und völlig verschwindet. Aber, er wird nach und nach weiter zurückgehen, die Raubmilben werden wahrscheinlich immer wieder parasitische Milben erbeuten, die gerade nicht an den Ameisen sitzen. All diese parasitischen Milben verlassen nach meinen Beobachtungen den Wirt von Zeit zu Zeit, um sich zu paaren oder Eier abzulegen. Diese Wanderphasen machen die Milben angreifbar und es ist zu hoffen, dass sie in diesen Phasen von den Raubmilben erbeutet werden können.
Fotos.



Ob der Effekt nun wirklich vor allem dem neuen, trockeneren und wärmeren Nest geschuldet ist und oder auch dem Einsatz der Raubmilben, lässt sich natürlich nicht mit letzter Gewissheit sagen. Vermutlich spielen beide Faktoren eine Rolle. In jedem Fall ist der Einsatz solcher Raubmilben nützlich, die Milben schützen ja auch die Pflanzen vor deren Parasiten unter den Milben, die schnell mal eingeschleppt sind und dann grossen Schaden machen können. Die Raubmilben werden von nun an wohl auch permanent im Terrarium anwesend sein und so immer bereit sein, beim Auftreten schädlicher Milben sich zu vermehren und zuzuschlagen. Eine kleine, immer ausbaufähige Restpopulation wird sicher überleben nach dem Verschwinden der meisten Beutemilben.
Der Versuch ist es wert. Nicht zuletzt muss man alles versuchen, um die Ameisen in der Haltung zu schützen.


LG, Frank.


Hallo Ameisenfreunde.


Vor einiger Zeit stellte ich zu einen Bedauern fest, dass es meinen Pseudomyrmex gracilis gar nicht so gut geht im tropisch eingerichteten Terrarium, dass sie mit Paraponera und Gigantiops gemeinsam bewohnen. Vermutlich ist das Klima einfach zu feucht für diese Ameisen, die wohl eher in trocken-warmen Regionen zu Hause sind. Warm ist es im Terrarium auch, jedoch gibt es auch eine hohe Luftfeuchte, was sicher das Auftreten und Überleben von Parasiten wie parasitischen Milben begünstigt. Die Pseudomyrmex haben andere Ansprüche an den Neststandort, ihnen versuchte ich nun auch besser gerecht zu werden.


Vermutlich schleppt man sich diese Biester, die parasitischen Milben regelmässig ein mit befallenen Futtertieren. Während bei den Paraponera nie ein Befall zu erkennen ist, gibt es bei den Gigantiops ab und zu leicht befallene Arbeiterinnen, die einige der Milben tragen. Doch scheinen die Gigantiops wenig unter diesen Milben zu leiden, sie treten nur manchmal auf und verschwinden dann wieder für lange Zeit. Möglicherweise haben diese beiden Ameisenarten aus feuchtwarmen Regenwäldern Anpassungen an solche Ektoparasiten entwickelt, die es ihnen erlauben, mit ihnen zu leben oder sie abzuwehren. Nicht zuletzt teilen v.a. die Paraponera ihr Nest mit versch. Mitbewohnern, die als Feinde und fitte Konkurrenten der Milben betrachtet werden können. Insbesondere Asseln werden ganz sicher auch Milbengelege verzehren und so die Milben abwehren.
Den trockenholzbewohnenden Pseudomyrmex scheint eine solche Anpassung völlig zu fehlen und es gibt in ihren trockenen Nestern auch keine entsprechenden Mitbewohner und so litten sie drastisch unter den Befall. Hier ein Foto einer besonders stark befallenen Arbeiterin, einige Wochen alt.



Als mir der Befall erstmalig auffiel, dachte ich zunächst, die Arbeiterinnen wären mit Holzstaub, zB. Aushub aus dem Holznest überpudert. Erst ein Blick durch die Lupe und das Fotografieren zeigte den extremen Befall.


Erste Bekämpfungsmassnahme war ein neues Nest, trocken und sehr warm direkt unter der 150-Watt-HQI-Lampe in deren Lichtkegel, nur etwa 25 cm entfernt von ihr. Hier herschen tagsüber Temps von über 30 Grad. Die Pseudomyrmicinen haben das neue Holzhabitiat schnell erkundet und sind sofort hier eingezogen, als Nest dient ein Holunderast.
Danach versuchte ich mich mit der Frage zu befassen, welche natürlichen Feinde die parasitischen Milben in einen solchen Lebensraum in Schach halten könnten. In Frage kam eigentlich als schnelle "Eingreiftruppe" nur eine ganzes Regiment räuberischer Raubmilben.
Es gibt eine ganze Reihe verschiedener Arten zu beziehen, viele von ihnen sind ausgesprochene Nahrungsspezialisten, wie es scheint. Und natürlich sind alle Arten, die angeboten werden, vor allem Fressfeinde für die verschiedenen Spinnmilben, die an Kultur- und Zimmerpflanzen zu Schäden führen. Manche scheinen sich ausschliesslich von solchen Milben zu ernähren, andere scheinen durchaus auch andere Milbenarten zu erbeuten. Wieder andere schrecken wohl auch nicht vor Insekten wie Collembolen zurück, diese sind also völlig ungeeignet. Meine Wahl für einen Versuch fiel auf die Raubmilbe Phytoseiulus persimilis. Sie scheint eine gewisses Spektrum verschiedener Spinnmilben und Weichhautmilben zu erbeuten und ist dabei, so ist zu lesen, nicht speziell an eine oder wenige Arten angepasst.
Die Milben-Truppe habe ich vor zwei Wochen massiv im Terrarium ausgebracht. Geliefert wurden sie in kleine Pappröhrchen mit etwas Substrat. Das habe ich auf dem Terrariumboden verteilt und schon nach wenigen Sekunden konnte ich die kleinen Räuber ausschwärmen sehen.


Natürlich kann ich nicht direkt dokumentieren, ob und wie die Raubmilben die parasitischen Milben dezimieren. Ich hoffe und nehme an, dass sie freilaufende, wandernde Milben verschiedener Arten, also auch diese parasitischen Milben erbeuten und deren Eier und Jungtiere sowohl im Freiland wie auch in den Ameisennestern dezimieren.
Indirekt scheint sich nun, nach zwei Wochen, eine Entspannung abzuzeichnen. Der Befall ging stark zurück, besonders bei den vormals stark befallenen Pseudomyrmex.


Hier neue Fotos einer Arbeiterin. Man erkennt noch leichten Befall, es war auch nicht zu erwarten, dass der Befall schnell und völlig verschwindet. Aber, er wird nach und nach weiter zurückgehen, die Raubmilben werden wahrscheinlich immer wieder parasitische Milben erbeuten, die gerade nicht an den Ameisen sitzen. All diese parasitischen Milben verlassen nach meinen Beobachtungen den Wirt von Zeit zu Zeit, um sich zu paaren oder Eier abzulegen. Diese Wanderphasen machen die Milben angreifbar und es ist zu hoffen, dass sie in diesen Phasen von den Raubmilben erbeutet werden können.
Fotos.



Ob der Effekt nun wirklich vor allem dem neuen, trockeneren und wärmeren Nest geschuldet ist und oder auch dem Einsatz der Raubmilben, lässt sich natürlich nicht mit letzter Gewissheit sagen. Vermutlich spielen beide Faktoren eine Rolle. In jedem Fall ist der Einsatz solcher Raubmilben nützlich, die Milben schützen ja auch die Pflanzen vor deren Parasiten unter den Milben, die schnell mal eingeschleppt sind und dann grossen Schaden machen können. Die Raubmilben werden von nun an wohl auch permanent im Terrarium anwesend sein und so immer bereit sein, beim Auftreten schädlicher Milben sich zu vermehren und zuzuschlagen. Eine kleine, immer ausbaufähige Restpopulation wird sicher überleben nach dem Verschwinden der meisten Beutemilben.
Der Versuch ist es wert. Nicht zuletzt muss man alles versuchen, um die Ameisen in der Haltung zu schützen.


LG, Frank.



Post 20448 -

Hallo Roger, das wäre ja sensationell, wenn diese australis Milben verzehren und es verstehen, solche manchmal rabiaten Arten wie die apicalis an Putzerstationen ruhigzustellen. Hast du es mal wirklich beobachten können, dass die australis die Milben abpflücken von den Körpern der anderen, befallenen Ameisen?


Ich bin aber etwas skeptisch, sei mir nicht böse. Die Körperhaltung der apicalis und auch der australis sieht mir auf den Bildern eher nach gehemmter Agression aus, man bedroht sich mit offenen Kiefen, zurückgelegten Fühlern und mit körperlicher Präsenz sowie mit kollektiven Auftreten. Dieses Verhalten habe ich bei den apicalis auch bei Begegnungen mit anderen Arten beobachtet, etwa mit Myrmica spec. oder mit Myrmicaria, mit denen ich sie mal zusammenhielt. Bei mir kam es zu ganz ähnlich aussehenden Begegnungen an Futterstellen mit diesen Arten und in der Nähe des Nestes der Myrmica mit diesen. Die apicalis waren bei mir gar nicht so agressiv gegenüber den anderen Arten, wie man es vermuten könnte bei den grossen, starken und wendigen Ameisen. Sie versuchten eben eher, mit Präsenz und mit Drohen andere Arten zu verdrängen und zogen mit dieser Taktik manchmal sogar den Kürzeren, auch bei viel kleineren, aber mutigen, entschlossenen und stachelbewehrten anderen Arten wie den europäischen Myrmica. Diese musste ich damals sogar entfernen, weil sie mir die apicalis einfach abstachen.
Die Myrmica griffen einfach an, stachen zu, meist in die Tarsen, während die apicalis noch ritterlich und ritualisiert drohten... Zwar töteten die apicalis dann die stechenden Knotenameisen. Aber an den Stichen gingen die betroffenen apicalis während der nächsten ein, zwei Tage zugrunde.


Ich denke, dass die apicalis bei Arten, die aus den gleichen Gebieten stammen wie die apicails mit diesem Drohverhalten durchaus Erfolg haben und so manchmal verlustreiche Kämpfe vermeiden können. Ihr Verhalten muss ja im Herkunftsgebiet meist "funktionieren" und von den anderen Arten dort "verstanden" werden, es muss ja irgendeinen Sinn machen. Bei Begegnungen mit Arten aus anderen Regionen funktionierte es meist nicht, zumindest bei mir. Die verstehen das Verhalten nicht, halten es für Schwäche und nutzen manchmal das andauernde Drohverhalten der apicalis, um anzugreifen. Die Myrmica nahmen die grossen apicalis nicht sehr ernst und griffen sie einfach sofort an, auch wenn das dann vielen von ihnen das Leben kostete.
Beide Arten "kannten" sich nicht und waren im Verhalten nicht aufeinander eingespielt, wie man es oft bei Artenpaaren aus einer Region beobachten kann bei Konflikten. Immerhin gehören die Myrmica-Arten nicht unbedingt zu den absolut wehrhaftesten und agressivsten Ameisen in unseren Breiten, dennoch verstehen sie es, sich in vielen Habitaten gut zu behaupten. Sie tun dies in einer Mischung aus agressiven und ausweichenden Verhalten gegenüber anderen Arten, die dominater sind wie zB. Lasisu spec..
Die Auseinandersetzungen der apicalis mit den Myrmica in meinem Treibhaus damals waren so einfach nur Missverständnisse zwischen den beiden Arten mit eigentlich unnötigen Opfern. Ebenso die Streitigkeiten der apicalis mit den asiatischen Myrmicaria.


Dass die australis weniger unter den Milben leiden oder gar nicht, deckt sich auch ein wenig mit meinen Beobachtungen. Formicinen aus tropischen Gefilden sind vielleicht weniger gefährdet und meist viel weniger stark befallen als Myrmicinen oder manche Ponerinen und besitzen wohl bessere Abwehrmechanismen, wirksamere Drüsen usw.. Auch die Gigantiops leiden wenig unter den geringen Befall, der bei ihnen aber durchaus schon manchmal auftrat. Auch bei ihnen in der Mundregion und im Bereich um die Augen, weniger an Gliedern und Körper. Aber es kam bei ihnen noch nie zu so einen massenhaften Befall wie hier bei den Pseudomyrmicinen vor einiger Zeit.


Es wäre natürlich grossartig, wenn die australis als Milbenverzehrer einsetzbar wären. Wenn das aber wirklich bei den anscheinend geduldigen apicalis geklappt hat, so ist es schwer vorstellbar, dass die ruhelosen Pseudomyrmicinen in gleicher Weise stillhalten würden, wenn Ameisen fremder Arten an ihnen Milben absammeln wollten.
Am Ende zählt nur, dass es den apicais gut geht und sie nun milbenfrei sind.


...Aber das hätte ich auch gern gesehen...


LG, Frank.


Hallo Roger, das wäre ja sensationell, wenn diese australis Milben verzehren und es verstehen, solche manchmal rabiaten Arten wie die apicalis an Putzerstationen ruhigzustellen. Hast du es mal wirklich beobachten können, dass die australis die Milben abpflücken von den Körpern der anderen, befallenen Ameisen?


Ich bin aber etwas skeptisch, sei mir nicht böse. Die Körperhaltung der apicalis und auch der australis sieht mir auf den Bildern eher nach gehemmter Agression aus, man bedroht sich mit offenen Kiefen, zurückgelegten Fühlern und mit körperlicher Präsenz sowie mit kollektiven Auftreten. Dieses Verhalten habe ich bei den apicalis auch bei Begegnungen mit anderen Arten beobachtet, etwa mit Myrmica spec. oder mit Myrmicaria, mit denen ich sie mal zusammenhielt. Bei mir kam es zu ganz ähnlich aussehenden Begegnungen an Futterstellen mit diesen Arten und in der Nähe des Nestes der Myrmica mit diesen. Die apicalis waren bei mir gar nicht so agressiv gegenüber den anderen Arten, wie man es vermuten könnte bei den grossen, starken und wendigen Ameisen. Sie versuchten eben eher, mit Präsenz und mit Drohen andere Arten zu verdrängen und zogen mit dieser Taktik manchmal sogar den Kürzeren, auch bei viel kleineren, aber mutigen, entschlossenen und stachelbewehrten anderen Arten wie den europäischen Myrmica. Diese musste ich damals sogar entfernen, weil sie mir die apicalis einfach abstachen.
Die Myrmica griffen einfach an, stachen zu, meist in die Tarsen, während die apicalis noch ritterlich und ritualisiert drohten... Zwar töteten die apicalis dann die stechenden Knotenameisen. Aber an den Stichen gingen die betroffenen apicalis während der nächsten ein, zwei Tage zugrunde.


Ich denke, dass die apicalis bei Arten, die aus den gleichen Gebieten stammen wie die apicails mit diesem Drohverhalten durchaus Erfolg haben und so manchmal verlustreiche Kämpfe vermeiden können. Ihr Verhalten muss ja im Herkunftsgebiet meist "funktionieren" und von den anderen Arten dort "verstanden" werden, es muss ja irgendeinen Sinn machen. Bei Begegnungen mit Arten aus anderen Regionen funktionierte es meist nicht, zumindest bei mir. Die verstehen das Verhalten nicht, halten es für Schwäche und nutzen manchmal das andauernde Drohverhalten der apicalis, um anzugreifen. Die Myrmica nahmen die grossen apicalis nicht sehr ernst und griffen sie einfach sofort an, auch wenn das dann vielen von ihnen das Leben kostete.
Beide Arten "kannten" sich nicht und waren im Verhalten nicht aufeinander eingespielt, wie man es oft bei Artenpaaren aus einer Region beobachten kann bei Konflikten. Immerhin gehören die Myrmica-Arten nicht unbedingt zu den absolut wehrhaftesten und agressivsten Ameisen in unseren Breiten, dennoch verstehen sie es, sich in vielen Habitaten gut zu behaupten. Sie tun dies in einer Mischung aus agressiven und ausweichenden Verhalten gegenüber anderen Arten, die dominater sind wie zB. Lasisu spec..
Die Auseinandersetzungen der apicalis mit den Myrmica in meinem Treibhaus damals waren so einfach nur Missverständnisse zwischen den beiden Arten mit eigentlich unnötigen Opfern. Ebenso die Streitigkeiten der apicalis mit den asiatischen Myrmicaria.


Dass die australis weniger unter den Milben leiden oder gar nicht, deckt sich auch ein wenig mit meinen Beobachtungen. Formicinen aus tropischen Gefilden sind vielleicht weniger gefährdet und meist viel weniger stark befallen als Myrmicinen oder manche Ponerinen und besitzen wohl bessere Abwehrmechanismen, wirksamere Drüsen usw.. Auch die Gigantiops leiden wenig unter den geringen Befall, der bei ihnen aber durchaus schon manchmal auftrat. Auch bei ihnen in der Mundregion und im Bereich um die Augen, weniger an Gliedern und Körper. Aber es kam bei ihnen noch nie zu so einen massenhaften Befall wie hier bei den Pseudomyrmicinen vor einiger Zeit.


Es wäre natürlich grossartig, wenn die australis als Milbenverzehrer einsetzbar wären. Wenn das aber wirklich bei den anscheinend geduldigen apicalis geklappt hat, so ist es schwer vorstellbar, dass die ruhelosen Pseudomyrmicinen in gleicher Weise stillhalten würden, wenn Ameisen fremder Arten an ihnen Milben absammeln wollten.
Am Ende zählt nur, dass es den apicais gut geht und sie nun milbenfrei sind.


...Aber das hätte ich auch gern gesehen...


LG, Frank.



Post 20451 -

Das ist dann wirklich eine sehr interessante und verblüffende Geschichte, Roger. Es wäre eine Sensation mit zwei nicht erwartbaren Aspekten. Zum einen, dass diese beiden Arten so stark kooperieren, zum anderen dürfte neu sein, dass die australis diese Milben als Nahrung verwenden. Ähnliches ist m.E. nicht für irgendwelche anderen sozialen Insekten oder Artenpaare unter den Isekten überhaupt bekannt.
Ich weiss, dass du die apicalis kennst, du hältst sie ja schon sehr lange.


Du solltest eigentlich versuchen, das nochmal zu dokumentieren. Vllt. mit Videoaufnahmen. Ich würde soweit gehen und die apicalis nochmal mit Milben infizieren. Denn wenn man solchen Beobachtungen mit guten Beweisen belegen kann, wäre das einfach sensationell.
Eine völlig neue Variante in den zwischenartlichen Beziehungen bei Ameisen.


LG, Frank.


Das ist dann wirklich eine sehr interessante und verblüffende Geschichte, Roger. Es wäre eine Sensation mit zwei nicht erwartbaren Aspekten. Zum einen, dass diese beiden Arten so stark kooperieren, zum anderen dürfte neu sein, dass die australis diese Milben als Nahrung verwenden. Ähnliches ist m.E. nicht für irgendwelche anderen sozialen Insekten oder Artenpaare unter den Isekten überhaupt bekannt.
Ich weiss, dass du die apicalis kennst, du hältst sie ja schon sehr lange.


Du solltest eigentlich versuchen, das nochmal zu dokumentieren. Vllt. mit Videoaufnahmen. Ich würde soweit gehen und die apicalis nochmal mit Milben infizieren. Denn wenn man solchen Beobachtungen mit guten Beweisen belegen kann, wäre das einfach sensationell.
Eine völlig neue Variante in den zwischenartlichen Beziehungen bei Ameisen.


LG, Frank.



Post 20447 -

Hallo Frank,


wie Du weißt hatte auch ich einen Milbenbefall in meinem Gemeinschaftsbecken.Betroffen war die P.apicalis Kolonie, die Milben ware meist an den Mandibeln und den Augen.Ich war auch ratlos wie ich eine große Kolonie in ihrem Becken von Milben befreien konnte. Der Chris hatte erfolgreich seine pavida Kolonie mit Probiosa entmilbt, das Zeug hab ich mir gleich bestellt und an einzelnen Tiere ausprobiert, aber es hat leider nicht geholfen. Ich habe auch im Internet rechachiert und einen Milbenexperten gefunden der mir sagen konnte um welche Milbenart es sich handelt. Es sind Nymphen (Deutonymphen) von Astigmatina Milben. Diese Milbengruppe hat sehr viele Arten in Europa und auch weltweit. Er konnte mir aber leider nichts zur Bekämfung der Milben sagen.


Aber Tage später konnte ich eine interessante Beobachtung im Becken machen.


Im Becken befinden sich außer den apicalis auch eine P.australis Kolonie, die sich anfangs immer aus dem Weg gegangen sind.
Aber seit dem die Milben aufgetreten sind konnte ich an einer bestimmten Stelle im Becken immer wieder beide Arten voreinander hockend sehen. Diese Beobachtung konnte ich nur Nachmittags feststellen. Ich habe mir zuerst nichts dabei gedacht, bis ich genauer hingesehen habe.
Man konnte sehen, dass die australis sich an den Milben der apicalis bedient haben und die apicalis alles über sich ergehen ließen.
Die apicalis wurden nie agressiv und haben mit angelegten Fühlern sich geduldig putzen lassen.
Nun, seit dem die Milben weg sind, gibt es auch solche Treffen der beiden Arten nicht mehr.
Schade eigentlich, diese kleine Putzerstation war schön anzusehen.


Zusätzlich habe ich Baumharz gesammelt und dann zerkleinert im kompletten Becken verteilt. Hierzu kann ich aber nicht sagen, ob das Harz zur Milbenbekämpfung beigetragen hat...


Anbei ein paar Makroaufnahmen der befallenen apicalis, den milbenfreien australis und den Treffen der beiden Arten.


lg
rog


Hallo Frank,


wie Du weißt hatte auch ich einen Milbenbefall in meinem Gemeinschaftsbecken.Betroffen war die P.apicalis Kolonie, die Milben ware meist an den Mandibeln und den Augen.Ich war auch ratlos wie ich eine große Kolonie in ihrem Becken von Milben befreien konnte. Der Chris hatte erfolgreich seine pavida Kolonie mit Probiosa entmilbt, das Zeug hab ich mir gleich bestellt und an einzelnen Tiere ausprobiert, aber es hat leider nicht geholfen. Ich habe auch im Internet rechachiert und einen Milbenexperten gefunden der mir sagen konnte um welche Milbenart es sich handelt. Es sind Nymphen (Deutonymphen) von Astigmatina Milben. Diese Milbengruppe hat sehr viele Arten in Europa und auch weltweit. Er konnte mir aber leider nichts zur Bekämfung der Milben sagen.


Aber Tage später konnte ich eine interessante Beobachtung im Becken machen.


Im Becken befinden sich außer den apicalis auch eine P.australis Kolonie, die sich anfangs immer aus dem Weg gegangen sind.
Aber seit dem die Milben aufgetreten sind konnte ich an einer bestimmten Stelle im Becken immer wieder beide Arten voreinander hockend sehen. Diese Beobachtung konnte ich nur Nachmittags feststellen. Ich habe mir zuerst nichts dabei gedacht, bis ich genauer hingesehen habe.
Man konnte sehen, dass die australis sich an den Milben der apicalis bedient haben und die apicalis alles über sich ergehen ließen.
Die apicalis wurden nie agressiv und haben mit angelegten Fühlern sich geduldig putzen lassen.
Nun, seit dem die Milben weg sind, gibt es auch solche Treffen der beiden Arten nicht mehr.
Schade eigentlich, diese kleine Putzerstation war schön anzusehen.


Zusätzlich habe ich Baumharz gesammelt und dann zerkleinert im kompletten Becken verteilt. Hierzu kann ich aber nicht sagen, ob das Harz zur Milbenbekämpfung beigetragen hat...


Anbei ein paar Makroaufnahmen der befallenen apicalis, den milbenfreien australis und den Treffen der beiden Arten.


lg
rog



Post 20449 -

Hallo Frank,


Ich kenne das Verhalten der apicalis bei Begegnungen mit anderen Arten und deshalb war es für mich anfangs eine normal Situation.Doch hielten diese Begegnungen sehr lange an,weshalb ich einmal näher nachschaute.
Leider können die Bilder nicht richtig wiedergeben was man mit eigenen Augen sieht,dafür war meine Kamera zu der Zeit zu schlecht.Jedoch konnte diese Beobachtung auch der Chris machen ,der zu Besuch war.Die australis gingen gezielt auf die Augen und Mandibeln der apicalis, danach warteten Sie einen Moment und wiederholten die Aktion mehrmals.Es sah nicht danach aus das Sie die apicalis attackieren wollten.Die apicalis haben sich regelrecht versammelt an dieser Stelle und haben sich bei einer ankommenden australis immer in ihre Richtung bewegt und Sie fast animiert.


Lg


Rog


Hallo Frank,


Ich kenne das Verhalten der apicalis bei Begegnungen mit anderen Arten und deshalb war es für mich anfangs eine normal Situation.Doch hielten diese Begegnungen sehr lange an,weshalb ich einmal näher nachschaute.
Leider können die Bilder nicht richtig wiedergeben was man mit eigenen Augen sieht,dafür war meine Kamera zu der Zeit zu schlecht.Jedoch konnte diese Beobachtung auch der Chris machen ,der zu Besuch war.Die australis gingen gezielt auf die Augen und Mandibeln der apicalis, danach warteten Sie einen Moment und wiederholten die Aktion mehrmals.Es sah nicht danach aus das Sie die apicalis attackieren wollten.Die apicalis haben sich regelrecht versammelt an dieser Stelle und haben sich bei einer ankommenden australis immer in ihre Richtung bewegt und Sie fast animiert.


Lg


Rog



Post 20460 -

Hatte auch schon mal darüber nachgedacht das nochmal zutesten, um das mal richtig zu dokumentieren. Doch leider produziert die australis Kolonie nur noch Geschlechstiere und die Arbeiterinnen werden langsam richtig knapp. Muss mal schauen ob ich mir dann noch eine neue Kolonie zulege.Dem Chris hatte ich mal australis Arbeiterinnen mitgegeben um das Verhalten an seiner venator Kolonie zutesten, da Sie auch Milben hatten. Doch wurden die australis von den venator erjagt.



lg


rog


Hatte auch schon mal darüber nachgedacht das nochmal zutesten, um das mal richtig zu dokumentieren. Doch leider produziert die australis Kolonie nur noch Geschlechstiere und die Arbeiterinnen werden langsam richtig knapp. Muss mal schauen ob ich mir dann noch eine neue Kolonie zulege.Dem Chris hatte ich mal australis Arbeiterinnen mitgegeben um das Verhalten an seiner venator Kolonie zutesten, da Sie auch Milben hatten. Doch wurden die australis von den venator erjagt.



lg


rog