*Messor cephalotes - Haltungsbericht


Post 21853 - 15.01.2013 22:06:19

Ich gebe dem Druck so manches Interessentem mal nach und eröffne hier den wohl ersten deutschen Haltungsbericht zur Messor cephalotes.


Doch was soll ich sagen? So selten und schön sie auch sein mögen, so wenig anspruchsvoll sind sie. Ich halte sie sehr ähnlich wie meine Messor arenarius. Sie erfahren im 24 Stundenrythmus Temperturen von ca 18-26 Grad in Nestnähe. Messen tue ich sowieso nicht, sowas ist alles Gefühlssache mittlerweile. Sie bewohnen jetzt ein nettes Ytongnest mit Wassergabe von oben und natürlich nur auf einer Seite gelegen.
Es sind quirlige Gesellen, bereits sehr frühzeitig ziemlich forsch. Sie sind stets mutig, ganz anders als die meisten Messor. Ich habe sie bis vor kurzem in einem 30mm Durchmesser RG gehalten, welches einen durch Styropor verengten Nesteingang hatte. Wenn ich das RG in die Hand nahm, kamen immer welche hinaus. Also musste ich die Öffnung mit meinem Daumen zuhalten. Dieser wurde dann meist von 2-3 Arbeiterinnen "mit den Mandibeln begrüßt". Wenn ich die Watte mal weiter in den Wassertank hineinschieben musste, habe ich dazu einen Schaschlikspieß benutzt. Dieser wurde ebenfalls sofort angeknabbert. Hätte ich sowas bei meinen barbarus oder arenarius versucht, wären die in Todespanik ausgebrochen bei dem Koloniestand.
Die Kolonie besteht z.Z. aus etwa 30 Tieren, reichlich Brut und der Königin. Sie misst etwa 23-25mm und ist somit noch ein gutes Stück größer als eine Messor arenarius-Königin. Ihre Färbung, besonders im Licht, ist phänomenal und atemberaubend! Selten eine so schöne Ameise gesehen.
Die Arbeiterinnen sind kleiner als man denkt. Muss jetzt grad mal schätzen, aber 5-7mm ist derzeit der Standard. Das sind jedoch nicht die normalen Minore, es sind die Erstlingstiere, quasi Pygmäen. So war es mit meinen arenarius zu Anfangs übrigens auch. Die ersten etwas größeren Ameisen sind aber bereits "in der Mache". Von der Färbung her ähneln sie arenarius-Arbeitern schon ziemlich, jedoch sind sie stets heller und kräftiger ausgefärbt. Ein Nachdunkeln mit fortschreitendem Alter wie bei den arenarius ist derzeit nicht in Sicht und ich vermute auch, dass sie so hell und kärftig rot bleiben. Sehr schön! :)
Laut Herrn Kalytta bilden Messor cephalotes sehr stark belaufene Straßen und haben ein starkes Wachstum. Messor arenarius dagegen bilden bilden nur wenig belaufene Straßen, dort findet man tendenziell eher die "Einzelgänger". Auch werden Messor cephalotes sehr volkreich mit riesigen Nestern. Ich bin gespannt und freue mich auf die Entwicklung der Kolonie. Was noch zu erwähnen ist, dass die Tiere unglaublich aktiv im Nest sind. Ständig sind sie dabei Ameisenbrot herzustellen und im RG an der Watte herumzuzuppeln.


Bisher erfahre ich sie als sehr willensstark und sehr pflegeleicht (aber das sind ja fast alle Messor). Im Gegensatz zu den arenarius kommt mir diese Anfangsphase mit wenigen Tieren überhaupt nicht heikel, instabil oder schwierig vor. Nein, im Gegenteil. Sie sind sehr dankbar und stabil.


Zum Schluss gibts natürlich das obligatorische, optische Leckerli, diesmal zum Anklicken und nur wenig verkleinert:



Viele Grüße
Stephan


PS: Diskussions-Thread
http://www.eusozial.de/viewtopic.php?f=33&t=2099



Post 21861 - 16.01.2013 12:23:21

Ich möchte an dieser Stelle gleich ein paar der Fragen aus dem Diskussionsthread beantworten:


Es gibt derzeit nicht viele Kolonien, ganz im Gegenteil. Es sind wenige und werden vorerst wenige bleiben. Die Quelle ist natürlich Herr Kalytta. Ich habe die 3. Kolonie, d.h. vor mir hat er bereits 2 hergegeben. WENIGE sind noch übrig. Es gibt ansonsten NIEMANDEN als Quelle derzeit. Der Preis für diese tollen Ameisen ist ein Liebhaberpreis, keine Frage. Mir war es das aber wert. Ihr solltest euch auf einen Preis oberhalt einer Myrmecia einstellen. Dafür sind Messor cephalotes aber auch wirklich nicht schwer zu halten, was das Risiko minimiert, dass sie nach dem Erwerb eingehen. Ich würde allerdings eine Abholung stets empfehlen. Robuste Tiere hin oder her, Posttransport für so teure Ameisen... mittlerweile würde ich für soetwas bspw. auch nach Frankfurt(Oder) fahren (ich wohne im südlichen NRW).


Die Kolonien haben bei ihm selbst bzw. bei befreundeten Ameisenhaltern gegründet. Wenn die Personen zu den Gründungsparametern etwas schreiben wollen, da es im Diskussionthread gefragt wurde, so können sie das gerne hier im HB-Thread tun. Ich habe meine Kolonie mit round about 20 Arbeitern bekommen, d.h. sie hat bereits gegründet. Die Erfolgsquote bei den Gründungen war meines Wissens nach durchschnittlich gut, es hat zu Anfangs aber etwas gedauert, bis die ersten Arbeiterinnen da waren. Auch diese Messor sind einfach robuste Tiere.


Was die Ernährung angeht, so bekommen sie natürlich alle paar Tage mal ein paar Körner. Die Königin knackt derzeit ebenfalls noch mit. Proteine werden SEHR GUT angenommen. Trotz der geringen Größe der Kolonie und den, absolut gesehen, wenigen Larven, kann ich alle 2 Tage ein "kleines" mittleres Heimchen reinwerfen, sofort versammeln sich 3-4 Ameisen darum und beginnen es ins Nest zu schleppen, wo es dann zerlegt wird. Ich kann mir gut vorstellen, dass große Kolonien tatsächlich, sofern vorhanden, Unmengen an Proteinen annehmen werden. Bei den anderen Messor, die ich halte, gerade auch bei den arenarius, war bei dem Koloniestand bei weitem kein so großer Hunger auf Proteine vorhanden. Den arenarius musste ich die Heimchen sogar in den Nesteingang stopfen, draußen haben sie die gar nicht beachtet. Die cephalotes dagegen schleppen auch aus der Arena ein.


Ich hoffe, ich konnte etwas helfen.


Und noch ein Leckerchen. Die Königin ist von der Seite wirklich unheimlich massiv. Ihr Gaster ist nicht so kugelig wie der einer arenarius-Königin, er ist leicht flach, also breiter als hoch.



Post 23004 - 12.05.2013 08:02:30

Ich habe ja schon einmal gelesen, dass bei jemandem eine M. cephalotes unglaublich früh Geschlechtstiere aufgezogen hat. Jedoch stehe ich derzeit vor einem Rätsel. Ich habe derzeit eine Puppe, die ich nicht einordnen kann. Sie wird binnen der nächsten 7 Tage schlüpfen, bin gespannt, was dabei herauskommt.
Die Puppe ist kleiner als meine Königin, hat etwa die Größe einer normalen Majore. Vom Aussehen her ist es jedoch eine Königin, kein Männchen, dafür ist der Kopf zu groß, jedoch nicht groß genug für eine Majore. Der Thorax ist aber definitiv der eines Geschlechtstieres, kein schlanker von einer Majore. Was jetzt aber schlichtweg fehlt sind die Flügel. Von anderen Arten, die bei mir Geschlechtstiere aufgezogen haben, kenne ich es nur so, dass man bereits im Puppenstadium die verpuppten Flügel gesehen hat.


We will see...



Post 25278 - 22.12.2013 11:52:09

Naja,


dann gibts jetzt wirklich mal ein Update:


Die Puppe, die ich im vorigen Beitrag angesprochen habe, ist wirklich zu einer Jungkönigin geworden. Sie ist nie geschwärmt, hatte aber auch nach einem Tag bereits einen leicht kaputten Flügel. Ein Rätsel für mich ist eher, warum sie so klein war. Von der reinen Masse würde ich ihr 40-50% der Masse meiner Königin zuschreiben, von der Größe war sie locker 5 mm kleiner.


Tja, was soll ich sagen, eine sehr schöne Art und kinderleicht zu pflegen. Sie reagieren Messor-typisch sehr empfindlich auf Erschütterung und Atmenluft, fressen wie die Weltmeister und sind sehr ansehnlich. Bei der aktuellen Größe (<200 Tiere), kriegen sie jeden Tag 2 adulte Heimchen, von denen nichts übrig bleibt. Ich wette sie könnten auch 5 verdrücken, aber erstmal bin ich gerade dabei ein neues Nest zu basteln, ein sehr großes Nest :)
Sie sind vom Kolonieaufbau einer "normalen" Messor sehr ähnlich. Sie werden einfach sehr volkreich und haben daher sehr viele kleinere und mittlere Tiere. Vegleiche ich sie mit einer Messor arenarius, haben sie wirklich wenig große Tiere. Meine arenarius bestanden zu 50% aus großen Media-Arbeiterinnen, 1/3 kleine Arbeiterinnen und der Rest halt Majore. Das vermisse ich doch ein wenig. Auf jeden Fall sind die cephalotes unglaublich schön gefärbt, vor allem, wenn sie im Licht laufen. Und sie sind sehr aktiv, laufen permanent und sind auf Futtersuche. Zudem brauchen sie unglaublich viel Wasser, das darf man nicht unterschätzen!


Hier noch ein paar Bilder


Vollansicht vom alten Nest, wobei man bedenken muss, dass unter dem Nest der Bereich auch voll bewohnt ist. Vom Transport hierhin und dahin ist das Nest trotz Fixierung verrutscht, jetzt steht es nicht mehr am Seitenglas und untergraben ist es, weil "zuviel" Sand druntergerutscht ist.


So, hier sieht man die "dicke Mutti" mit ihrem Puppenhaufen


"Mutti" in Nahaufnahme. Wunderschöne Dame"


Die neusten Werke der Königin. Viele dicke Larven und man beachte die vielen Eipakete im Hintergrund. Ich halte sie übrigens zur Zeit etwas kälter bei etwa 24 Grad ohne Spoterhitzung.


Tja, ich melde mich dann nach dem Umzug ins neue Nest kurz. Auf zur 1000er Marke ;-)


Viele Grüße
Stephan



Post 30709 - 04.10.2014 17:29:45

Tja,
ein kleines Update heute:
Den Damen gehts wunderbar. Eine, wie für alle Messor typisch, einfach zu haltende Art, die sich, obwohl man es auf Grund der Herkunft vermuten muss, auch ohne großartige Zusatzheitzung prächtig vermehrt. Die 500er Marke habe ich mittlerweile hinter mir gelassen, obwohl ich die Ameisen seit rund einem Jahr lediglich im Ameisenraum (Tag u. Nacht 22-25 Grad) und eben OHNE Spot oder Heizkabel halte. Auch bei der Futterversorgung habe ich sie eher knapp gehalten und nur bei Lust und Laune mal Protein gegeben. Ansonsten gabs eben Körner und auch mal Fischflocken. Trotzdem habe ich neben einigen Majoren auch bereits 3 Supermajore. Diese überragen die normalen Majore nochmals deutlich! Die Kopfgröße dieser Tiere weckt in mir --nicht-- den Wunsch, diese Tiere einmal über die Hand laufen zu lassen. Die Beißkraft muss gewaltig sein. Der Kopf ist ca doppelt so groß wie der der Königin.


Da ich mich jetzt bei den Ameisen deutlich verkleinert habe, kann ich den jetzt noch vorhandenen Arten jedoch mehr Aufmerksamkeit schenken. Ich gebe den Messor jetzt 8 Stunden Spotlicht (42 Grad darunter) und auf einer Seite des aktuellen Beckens ein Heizkabel, welches 3 Mal über die volle Länge ans Glas geklebt wurde. Das Becken selbst ist absolut unspektakulär. Deswegen gibts dazu auch kein Foto. Einfach n Ytong so zurecht gesägt, dass er an 3 Beckenseiten etwa 4-5cm frei lässt für Substrat, eben dieses dort hinein und auf den Ytong gekippt, fertig. Sie sind natürlich extrem grabfreudig, haben unzählige Nesteingänge auf der kleinen Fläche (60*30er Becken) und es bewegen sich tagsüber so um die 100 Arbeiterinnen gleichzeitig an der Oberfläche.
Alles Futter wird sehr schnell eingetragen, selbst bei Heimchen und sogar Heuschrecken reicht es, wenn ich die Sprungbeine entferne. Den Rest erledigen sie schon. Darauf ist Verlass!
Das Wichtigste, und dafür gibt es eben wohl ein Foto, ist aber eine Tränke für diese Ameisen. Fürs Ameisenbrot wird Unmengen davon benötigt. Und wenn man mal 5 Tage weg ist (quasi in den Urlaub) und die Tränke (wahrscheinlich) bereits am ersten Tag umgekippt ist, ist der Durst bei der Wiederkehr des Halters entsprechend groß.




Post 31272 - 11.12.2014 14:37:35

Hier zu sehen: eine kleine Majore, im Hintergrund eine große Minor.
Die echte Majore, die ich fotographieren wollten, war natürlich weg, als ich Fotoapperat, Speicherkarte und Stativ geholt hatten -.-



Die Kolonie wächst und gedeiht ansonsten, unstillbarer Hunger, Durst, wühlwütig, sehr aktiv, bräuchten eigentlich ein sehr viel größeres Becken oder eine Anlage mit (bald mehreren) externen Nestern.