Science update related to ANTs & other hymenoptera

  • Hi Phil,


    ich denke, dass das ganze auf den Arten basiert, die im Antwiki unter Germany aufgelistet sind..


    Bereits vor einiger Zeit habe ich eine E-Mail dorthin gesendet, dass einge Arten überhaupt nicht in Deutschland vorkommen, ein paar wurden entfernt, es sind aber wohl immer noch Arten aufgelistet, die hier nicht heimisch sind, z. B.:


    • Camponotus universitatis
    • Plagiolepis taurica
    • Plagiolepis xene
    • Tetramorium atratulum
    • Tetramorium bicarinatum


    Es sind sicher noch einige andere Fehler drin. Und genau diese Arten findet man dann auch auf Antweb, z. B. https://www.antweb.org/images.…genus&project=germanyants


    Ich bezweifle, dass man einige dieser Arten jemals in Deutschland gefunden hat.

  • Jungsteinzeit: Menschen nutzten Honigbienen schon vor 9000 Jahren


    Zitat

    Reste an alten Tonscherben lieferten den Beleg: Die frühen Bauern der Jungsteinzeit haben Honigbienen bereits 1500 Jahre früher gezielt eingesetzt als bislang gedacht. Schon damals gewannen sie so Honig und Wachs.


    http://www.spiegel.de/wissensc…ls-gedacht-a-1062270.html

  • http://phys.org/news/2015-12-t…usly-unseen-behavior.html
    Neues Sprungverhalten bei Odontomachus entdeckt: Anstatt mit der Mandibel zu katapultieren hüpfen diese auch "normal" mit ihren Beinen nach vorne.


    Die Forschungsarbeit von Magdalener Sorger (schöne Homepage) wird wohl bald (kann das Paper noch nicht finden?) in Frontiers in Ecology and the Environment veröffentlicht.


    Zitat aus obigen Artikel:

    Zitat

    "Jumping behavior in ants is incredibly rare," says Magdalena Sorger, a recent Ph.D. graduate at North Carolina State University and sole author of a paper reporting the discovery. "Out of 326 genera of ants, only three genera jump using their legs. Another three genera are known to jump using their jaws. But now we know that one species of jaw-jumping ant uses its legs as well. That's extremely interesting."


    Deutsch:
    "Sprungverhalten bei Ameisen ist unglaublich selten", sagt Magadalena Sorger, eine Doktorandin bei der North Carolina State Universität und alleiniger Autor des Paper, welches die neue Entdeckung beschreibt. "Von 326 Gattungen der Ameisen sind nur drei davon dafür bekannt mit ihren Beinen zu springen. Weitere drei können mit ihren Mandibeln springen. Aber jetzt wissen wir, dass eine Art von Mandibelspringenden Ameisen auch ihre Beine verwendet. Das ist sehr interessant."


    Sprungverhalten ist bei Ameisen gar nicht so extrem selten, nur kaum wissenschaftlich beschrieben; die drei Gattungen von denen vermutlich gesprochen wird sind Myrmecia, Harpegnathos und Gigantiops. Ich habe eine Art Sprungverhalten auch bei größeren Camponotus (z.B. fulvopilosus) beobachtet, sicher kommt es noch bei weiteren Arten vor.
    Was sind Eure Beobachtungen dazu? Das ist ein typisches Thema, bei denen so mancher Ameisenhalter vielleicht wichtige Beobachtungen gemacht hat.


    Bei mandibelspringenden Ameisen fallen mir nur Odontomachus und vielleicht noch Anochetus ein (Schnappkiefer gibt es sonst noch bei einigen Myrmicinen und bei der Formicine Myrmoteras). In vielen Fällen halte ich das Hüpfen eher für ein Versehen (eigentlich will die Ameise nur wo reinschnappen, entpuppt sich das Ziel als zu hart zum Penetrieren wird sie eben rückwärts geschleudert) als für eine geplante Fortbewegungsweise. Ich bezweifle, dass es außer bei Odontomachus tatsächlich noch andere Fälle von "echter" Fortbewegung durch Schnappkiefer gibt.


    Grüße, Phil

  • Hallo,


    da fällt mir z.B noch Pachycondyla (apicalis) ein und ich meine das die ein oder andere Pseudomyrmex auch springt. Leider habe ich nie wirklich drauf geachtet, da es mir als nichts besonderes erschien. Meine aber, dass es da noch ein paar andere Gattungen gab, vielleicht fallen mir ja später noch welche ein.


    Sven

  • Also Pseudomyrmex (ähnlich zu den pallidus) sind bei mir auf jeden Fall gesprungen. Meine es bei Cataglyphis aus beobachtet zu haben. Bei Diacamma bin ich mir nicht mehr ganz so sicher. Aber auf jeden Fall nicht so zielgerichtet wie Pseudomyrmex.


    Grüße Nils

    "Ein Experte ist ein Mann, der hinterher genau sagen kann, warum seine Prognose nicht gestimmt hat" - Winston Churchill

  • Vorgestern wurde ein hervorragendes Review über myrmecophile Käfer veröffentlicht. Reviews sind sehr wichtig und unglaublich praktisch in der heutigen Wissenschaft; es sind große Zusammenfassungen allen Wissens über ein bestimmtes Thema. Man kann davon ausgehen, dass fast alle wissenschaftliche Publikationen, die bisher über dieses Thema gemacht wurden, in einem Review Article zitiert sind. Wenn man sich mit einem Thema nur oberflächlich auseinander setzen will, und dabei nicht hunderte von verschiedenen Publikationen durchforsten möchte, dann ist ein Review sehr hilfreich, ebenso bei der Suche nach wissenschaftlichen Quellen.
    In diesem Fall handelt das Review von Parker von Käfern, die in einer abhängigen Beziehung zu den Ameisen stehen, und davon gibt es überraschend viele. Einige treten dabei als Parasiten auf und ernähren sich von Ameisenbrut, andere leben friedlich ohne negative Auswirkungen einfach nur in den Nestern.
    Parker, J. 2016. Myrmecophily in Beetles (Coleoptera): Evolutionary patterns and biological mechanisms. Myrmecol. News 22: 65-108 http://myrmecologicalnews.org/…&Itemid=92&layout=default


    Schönes Bild einiger myrmecophiler Käfer aus der Publikation:



    Sehr lobenswert ist, dass der Review Article auch Open Access ist, also jeder kann darauf zugreifen. Leider sind sehr viele andere Artikel des Journals Myrmecological News nicht Open Access, wer einen bestimmten haben möchte, kann sich bei mir melden.


    Grüße, Phil

  • Ich hatte schon an anderer Stelle darauf hingewiesen, dass Experimente nahelegten, dass die Länge eines Zeitraumes währenddessen sich Ameisen bewegen schon vor Beginn der Bewegung feststeht. Auch pendeln sich die Durchschnittsgeschwindigkeiten einzelner Bewegungsintervalle um einen konstanten Wert ein. Die damaligen Untersuchungen wurden an Ameisen innerhalb des Nestes vorgenommen. Nun haben die Forscher neue Ergebnisse zu dieser Thematik publiziert: Hierbei sollte überprüft werden, ob dies anfangs genannten Gesetzmäßigkeiten auch bei Ameisen gelten, die außerhalb des Nestes unterwegs sind. Diese Frage konnten die Forscher positiv beantworten. Die Annahme einer universellen Gesetzmäßigkeit wurde also untermauert.


    Weiterhin interessierte die Forscher, wie sich die soziale Interaktion auf die Bewegungsintervalle (hinsichtlich Geschwindigkeit und Dauer) auswirkt. Hierbei wurde festgestellt, dass Ameisen Informationen, die sie gesammelt haben während sie sich bewegen, wohl erst dann verarbeiten, wenn sie die Bewegung beendet haben.


    Zitat

    [...] Certain relevant social information may be collected during a movement, and processed when at rest, or alternatively we suggest that it would be simpler for the ant to both collect and process the information when its current movement is complete. [...]


    Eine, wie ich finde, äußerst spannende Thematik. Leider konnte ich die recht komplexe Publikation bislang aus Zeitmangel nur überfliegen. Daher hier auch nur der kurze Hinweis. Aber zumindest ist sie frei zugänglich, hier der Link:


    Ants determine their next move at rest: motor planning and causality in complex systems


    Es lohnt sich auf jeden Fall mal reinzuschauen. Insbesondere da auch auf ähnliche Beobachtungen beim Menschen eingegangen wird.

  • In einem gestern veröffentlichten Paper wurde die erste sozialparastische Ameisenart in der Gattung Nylanderia beschrieben, N. deceptrix. Es handelt sich um eine Inquiline (die Art hat keine Arbeiterinnenkaste), und interessanter Weise haben die Männchen stark reduzierte Flügel. Gefunden wurde sie in Massachusetts.
    Das Paper ist auch Open-Access:
    Steven Messer, Stefan Cover, John LaPolla 2016: Nylanderia deceptrix sp. n., a new species of obligately socially parasitic formicine ant (Hymenoptera, Formicidae) ZooKeys 552: 49-65


    http://zookeys.pensoft.net/articles.php?id=6475


    Grüße, Phil

  • Wie gelingt es Ameisen ihre oftmals sehr komplexen Nester zu bauen? Dieser Frage sind Forscher aus Frankreich anhand von Beobachtungen und Untersuchungen bei Lasius niger nachgegangen. Wie so oft bei Ameisen spielen auch hier Pheromone eine wichtige Rolle. In diesem Zusammenhang wirken sich auch klimatische Bedingungen auf die Gestalt des Nestes aus, da sich die Pheromone in einer trockenen Umgebung schneller verflüchtigen als in einer feuchten Umgebung.


    How ants self-organize to build their nests


    Liebe Grüße,
    Christian

  • Auch im hohen Alter noch so fit wie in der Jugend sein - davon träumen sicherlich viele Menschen. Bei Arbeiterinnen von Pheidole dentata ist dies der Normalzustand, wie Forscher nun herausfanden. (Minor-)Arbeiterinnen dieser Art leben unter Laborbedingungen ca. 140 Tage lang. Die Forscher führten Tests mit Ameisen unterschiedlichen Alters durch, welche ergaben, dass die älteren Damen genauso fit sind wie ihre jüngeren Schwestern. Und dies sowohl in körperlicher, als auch in geistiger Hinsicht, wie vergleichende Untersuchungen an den Gehirnen ergaben.


    Die Publikation ist frei zugänglich:


    Lifespan behavioural and neural resilience in a social insect


    Liebe Grüße,
    Christian

  • Sind epigenetische Faktoren dafür verantwortlich, ob eine Larve eine Arbeiterin oder eine Königin wird?
    Bei Ameisen versucht man schon sehr lange herauszufinden, wie eigentlich Determiniert wird, ob eine Larve zur Arbeiterin oder Königin heranwächst, bzw. ob eine Major- oder Minor Arbeiterin schlüpft. Denn im genetischen Code, der DNA, unterscheiden sich diese nicht. Und anders als bei Honigbienen gibt es kein "Gelee Royal", dass die Arbeiterinnen heranwachsen lässt. Hinzu kommt, dass bei einigen Arten die Königinnen sich kaum bis gar nicht morphologisch von den Arbeiterinnen unterscheiden, aber trotzdem ein anderes Verhalten an den Tag legen und sogar deutlich älter werden (nachgewiesen bei den Gamergaten bei H. saltator).
    Ein frühere Studie (hier) konnte nachweisen, dass zwischen Arbeiterin und Königin eindeutig epigenetische Unterschiede bestehen, und das dies der Auslöser für die Verhaltens- und Physiologischen Unterschiede sein könnte.
    Die Epigenetik ist ein Teilbereich der Genetik und handelt von DNA-Modifaktion auf molekularer Ebene. Das Funktionsprinzip ist eine Methylierung, es wird also eine Kohlenstoffgruppe (-CH3) an die DNA angehängt. Die Stelle kann auch einfach wieder De-Methyliert werden, ist also konsequenzlos reversibel. Der DNA-Code bleibt absolut unbeeinflusst, aber das Ablesen wird verändert. Es verhält sich also im Prinzip wie eine Änderung der DNA, ist aber keine.
    Eine neuere Studie hat sich nun mit den epigenetischen Unterschieden bei Cerapachys biroi befasst, und keine Auswirkungen der DNA-Methylierung auf das Verhalten der C. biroi gefunden. C. biroi ist eine sehr seltsame Ameise, da sie keine Königinnenkaste besitzen und sich die Arbeiterinnen auch unbegattet vermehren. Sie haben einen Treiberameisen-ähnlichen Lebenszyklus mit einer reproduktiven und stationären Phase im Kolonieleben. Während der reproduktiven Phase legen einige Arbeiterinnen Eier und Verhalten sich wie Königinnen.
    Die Studie wirft der Vorgängerstudie ernsthafte statistische Fehler vor (kein replikatives Studiendesign), und legt nahe, dass die Beweislage dafür, dass Epigenetik in der Kastendetermination eine Rolle spielt, nur sehr knapp bis gar nicht vorhanden ist. Neben den C. biroi wurde dies bislang nur bei einer Polistes (Feldwespe) und Dinoponera korrekt untersucht, und auch diese zwei Studien haben keine wirklich signifikanten Unterschiede in der DNA Methylierung in Gehirnen zwischen Arbeiterinnen und Königinnen gefunden.


    Romain Libbrecht, Peter Robert Oxley, Laurent Keller, Daniel Jan Christoph Kronauer (2016) Robust DNA Methylation in the Clonal Raider Ant Brain. Current Biology 26: 1-5 DOI: http://dx.doi.org/10.1016/j.cub.2015.12.040



    Mein Kommentar dazu: Die Studie von 2010 über DNA-Methylierung bei Harpegnathos saltator und Camponotus floridanus hat tatsächlich sehr anzweifelbare Ergebnisse, dass hätte auch den Peer-Reviewern auffallen sollen, gerade im hochangesehenen Journal Nature. Die Freude, endlich eine Erklärung gefunden zu haben, hat zu einer zu großen Unvorsicht bei der Interpretation der Ergebnisse geführt.
    Dennoch halte ich es für möglich, dass epigenetische Faktoren eine wichtige Rolle spielen. Man sollte sich auf jeden Fall noch andere Ameisen anschauen; C. biroi halte ich wegen der wirklich absolut untypischen und ungewöhnlichen Lebensweise nur bedingt für derartige Studien, vor allem mit so globalen Konsequenzen, geeignet.


    Grüße, Phil

  • Wie viele Kilometer Blätter müssen Blattschneiderameisen schneiden, um einen Quadratmeter Blätter zu verarbeiten? Dieser und weiterer Fragen sind Forscher nachgegangen und haben die Ergebnisse nun veröffentlicht. Die Antwort auf die Frage lautet übrigens: ca. 3 km. Weiterhin findet nur etwa 12% der Schneidarbeit außerhalb des Nestes statt.


    Auch ist das Schneiden natürlich eine Arbeit mit einem hohen Energieaufwand. Daher verwundert es nicht, dass man nachweisen konnte, dass die Ameisen vorgeschnittene Blätter präferieren.


    Weiterhin legen die Beobachtungen der Forscher nahe, dass, anders als bisher beschrieben, noch relativ intakte Blattfragmente für die Kultivierung des Pilzes verwendet werden. Viele andere Quellen sprechen diesbezüglich wohl eher von einem Brei.


    Zitat

    While observing our laboratory colony and examining wild colony garden material, we have exclusively encountered leaf fragments that were relatively intact: wider than the thickness of the leaves and not folded or crushed.


    Das folgende Video zeigt, dass auch die Beine der Blattschneiderameisen perfekt an ihre Arbeit angepasst sind:



    Die Publikation ist frei zugänglich und man findet sie hinter folgendem Link:


    Leaf processing behaviour in Atta leafcutter ants: 90% of leaf cutting takes place inside the nest, and ants select pieces that require less cutting


    Liebe Grüße,
    Christian

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