[mitte]Solenopsis invicta Haltungsbericht
„ Hab ich das gerade richtig gelesen ? Einen Haltungsbericht über diese Art ? Spinnt er ?! „
Einige von euch werden sich dies jetzt ganz sicher denken, und einige werden mich für „dumm“ und „ Verantwortungslos „ Beschuldigen, aber das ist mir ehrlich gesagt egal. Und ich bitte auch diejenigen, die absolut kein Verständnis dafür zeigen, diesen Bericht zu ignorieren. Ja, ich starte hiermit einen Haltungsbericht über diese Art, und trotzdem möchte ich damit nicht abstreiten, dass es sich um eine gefährliche, hoch invasive Ameisenart handelt, welche große Schäden anrichten kann. Dem bin ich mir sehr wohl bewusst. Auch bin ich mir allen anderen Risiken dieser Art bewusst. Immer wieder ließt man, wie gefährlich diese Art ist, und man sie keinesfalls halten sollte. Da habt ihr auch recht – dem stimme ich zu. Diese Art ist in der Haltung sehr gefährlich und macht man einen Fehler, kann es nicht gut enden. Ich möchte mit diesem Bericht niemanden ermutigen sich solch eine Ameise in das Haus zu holen, schon gar nicht zu halten – das ist nicht die Absicht dieses Berichtes. Viel mehr ist meine Absicht diese Art den Leuten näher zu bringen, die schönen Seiten, aber auch die schlechten Seiten dieser Solenopsis zu zeigen und zu dokumentieren. Ich bin nun schon knapp 10 Jahre in der Ameisenhaltung tätig, und auch hielt ich schon mehrere Male Solenopsis Arten, darunter war auch mehrere Male die Solenopsis invicta. Wenn diese Art so gehalten wird, dass nichts passiert, macht diese ein riesen Spaß, aber auch irgendwann kommt einmal der Zeitpunkt, wo dies aufhört und die Kolonie überbrüht werden muss. Früher oder später muss man sich damit anfreunden. Anderes war bei mir nie der Fall. Ab einer gewissen Größe überbrühte ich sie. Jedoch verlor ich nie das Interesse an dieser Art, und finde sie einfach toll. Es ist sehr wenig bekannt über diese Art, es werden immer ihre invasiven Seiten präsentiert und damit auch abgeschreckt. ZURECHT ! Sollte es zu einem Ausbruch kommen, ist alles offen. Jedoch werden mit geringer Wahrscheinlichkeit große Risiken für unser Ökosystem mit einer Kolonie auftreten. Oft wird dies auch ziemlich penetrant wiederholt. Unser Ökosystem unterscheidet sich groß von denen, in dem sich invasive Arten anderer Länder und deren Ökosysteme durchaus durchsetzen können. Oft spielen sich dies nur in Orten in Deutschland ab, wo auch diese Bedingungen herrschen. ( Gewächshäuser...). Und wie oft wirklich invasive Ameisen nach Deutschland gebracht werden und nichts passiert, möchte ich mir nicht ausmalen.Wie viele Solenopsis invicta Kolonien, oder auch andere invasive Arten in irgendwelchen Gewächshäusern, oder Zoos rumlungern.. usw. Ich möchte dies auch nicht weiter vertiefen. Einige werden sich die Mäuler darum zerreißen. Ich habe meine Meinung dazu. Dies bitte alles im Diskussionsthread. Wie dem auch sei.
Mein Interesse dieses Haltungsberichtes besteht darin, auch von den Gefahren zu berichten. Ich bin mir durchaus bewusst, welche Ameisenart ich da gerade beschreibe und halten werde.
Ich denke mir, dass es viele gibt, die gerne mehr über diese Art erfahren möchten, vor allem, da der Name Solenopsis invicta immer fällt, wenn es um invasive Ameisenarten geht. Dies nutze ich jedoch nicht als Gunst der Stunde, um diese Art schmackhaft zu machen.
Ich persönlich möchte diese Art ein weiteres Mal halten, da sie mein Interesse stark geweckt haben. Ich finde ihr gesamtes Auftreten einfach wunderbar. Sie sind aggressiv, und man kann einiges sehen. Auch das Füttern von Lebendfutter macht großen Spaß . Das schnelle und dankbare Koloniewachstum ist ebenfalls schön anzusehen, wenn sich die Kolonie, monatlich enorm vergrößert. Sie vertilgen wirklich alles, sind quasi richtige Bioabfalltonnen
Nun zu der Kolonie, bzw den Kolonien.
Ende nächster Woche werde ich diese erhalten. Wie einige von euch schon wissen, hat sich Solenopsis invicta auch schon in Asien etabliert, und genau daher stammt die Kolonie, welche ich erhalten werde. Es handelt sich um eine polygyne Kolonie, das heißt es sind einige Königinnen dabei.
Die Kolonie wird nach meiner Anweisung komplett gesichert abgeschickt. Sie werden mehrfach eingepackt, und komplett luftdicht.
Ich hatte vor, diese Kolonie zu splitten, und meine Erfahrungen mit einer einzelnen Gyne, sowie einer Kolonie mit mehreren Gynen zu sammeln. Aus meinen Erfahrungen damals, konnte ich da einige Erfahrungen sammeln, da dies auch sehr entscheidend ist auf die spätere Koloniegröße.
Da Solenopsis invicta gerne versuchen, und auch ziemlich clever dabei vorgehen, was es heißt auszubrechen, ist vor allem hier Wert zu legen. Externe Nester sind dafür nicht geeignet, da sie keine Mühe haben sich durch Y-Tong, oder Gips zu beißen. Das Nest gehört somit in ein Becken. Ebenfalls gehört aufs Becken ein passgenauer Deckel. Und mit passgenau meine ich, dass kein Spalt vorhanden sein sollte an den Kanten des Beckens und des Deckels. Als Ausbruchsmittel verwende ich weder Parrafinöl, nach Vaseline oder PTFE. Solenopsis invicta schafft es über diese Sperren. Als besonders gut erwies sich Talkumpulver, was ich übrigens für alle Arten benutze und nie Klagen konnte. Dieses wird am am gesamten Deckel innen aufgetragen. Verhindert zwar die Sicht von oben, aber das ist in Ordnung. Meine damaligen S. invicta schafften es nie darüber . Natürlich muss dies regelmäßig erneuert werden, und darauf geachtet werden, dass sich keine hohe Feuchtigkeit bildet, sonst ist dieser wirkungslos. Der Deckel hat bei mir eine Aussparung, um Tätigkeiten im Becken zu verrichten. Abgedeckt wird dieser mit einem genau angepassten Gazegitter, sodass auch, falls Schwarmflüge stattfinden, nichts ausbrechen kann. Ebenfalls dient diese Aussparung dazu, dass zu hohe Feuchtigkeit entsteht und die Ausbruchssperre ihre Wirkung verliert. Ebenfalls dient sie zur Zirkulierung. Solenopsis sollten nie längere Zeit unbeaufsichtigt sein, dh. keine längere Zeit alleine sein, schon gar nicht größere Kolonien, da dies die Ausbruchsfreudigkeit drastisch erhöht. Als Nest wird Gips dienen, was sie früher oder später selbst bearbeiten werden. Auf sonstige Einrichtungen werden ich verzichten, da Solenopsis invicta früher oder später eh alles auseinander nimmt und um stapelt.
Anbei noch ein paar Bilder ( kurz vor dem Versand) :
Das wars für heute. Den Bericht werde ich weiterführen, sobald die Kolonie angekommen ist.
Anregungen, Kritik, Äußerungen oder sonstiges bitte hier :
http://www.eusozial.de/viewtopic.php?f=33&t=2213[/mitte]
Hallo,
nun die Kolonien sind verfrüht eingetroffen und ich muss sagen Wow. Mit solch einer Menge hatte ich nicht gerechnet. Leider sind viele gestorben, weil es auch zu feucht war, und viele verklebten und ertranken, aber bekanntlich sind Solenopsis invicta ja nicht dumm, und als sie ankamen konnte ich tatsächlich ein Solenopsis invicta Floß, oder auch Kugel sehen, als ich eine Art Schwamm mit etwas Holz entfernte. Tatsächlich knäulte sich die komplette Kolonie zu einer Kugel zusammen um sich vorallem möglichen zu schützen. Naja, als ich die Box aufmachte strömten mir etliche Tiere entgegen, und als ich versuchte sie aus dieser Box zu kippen, noch mehr. Letzendlich waren meine Hände voller Ameisen, und lasst euch gesagt sein, Feuerameisen haben nicht ohne Grund ihren Namen. Meine Hände waren glühend Rot, und es brannte wie Feuer. Dabei verbeißen sich die kleinen Biester so fest, dass man sie kaum losbekommt. Schlimm, schlimm. Nachdem ich die Kolonie trennen konnte, kehrte etwas Ruhe in die Kolonien. Und vorerst sind sie in kleinen Boxen, mit Gips ausgegossen etwa 1cm, und Reagenzgläsern. Noch sind sie nicht komplett umgezogen und leben auf dem Gips und teilweise im Reagenzglas, aber das wird sich bald ändern, wenn der Gips etwas trockener wird, und die Tiere die feuchten Bereiche suchen. Heimchen bot ich auch sofort an, und so hungrig wie sie waren, war davon auch nichts mehr übrig. Schöne Tiere muss ich sagen, vorallem sind auch alle verschiedenen Größen dabei : Von Major, bis Minor. Die kleineren haben es aber in sich. Ihr Gift wirkt, für mich jedenfalls, viel stärker, als das der Majoren. Leider starben auch einige beim Umsetzen, weil die sich so festbissen, und es so höllisch brannte, dass ich sie abziehen musste. Dadurch kamen einige ums Leben.
Eben führte ich einen Kontrollblick durch und konnte auch schon Eier erkennen. Ob diese noch von vorher sind, kann ich nicht sagen. Beim Umsetzen konnte ich jedoch keine Brut erkennen. Vermutlich von vorhin, bestätigt sich dadurch, dass ich auch schon 2-3 Gynen Eier legen sehen konnte. Klingt doch mal vielversprechend alles. Gynen unzählbar 30-40, Arbeiterinnen etwa 800-1000 ( aufgeteilt in 3 Kolonien) , aber das ist bei dem ganzen Zusammenknäulen und Gewusel kaum zählbar.
Da ich kurz angebunden bin, gab es jetzt nur ein kurzes Update.
Viele Grüße
Hallo,
heute möchte ich von den Stichen der Solenopsis berichten :
Stich nach 22 Stunden :
http://www.upload.eusozial.de/i/evon05drfn7j.jpg
Schmerzt ungefähr so, wie ein dicker Eiterpickel.
Stich nach 45 Stunden :
http://www.upload.eusozial.de/i/yn71kb4qh46l.jpg
Schmerzt nur noch leicht bei Berührung. Ein kleiner Huppel ist zu spüren.
Zu sehen ist, dass nach 22 Stunden immer noch ein Schmerz zu verzeichnen ist. Direkt nach dem Stich brennt es wie Feuer, klingt aber relativ schnell ab. Dann kommt aber der Schmerz einer leichten Entzündung.
Der Stich ist nicht so ohne. Ich möchte mir nicht ausmalen, wie es ist, in ein solches Nest zu treten irgendwo im Freien.