*Messor arenarius- erste Erfahrungen


Post 22928 - 06.05.2013 15:23:44

Wie ich schon in meinem Beitrag vom 20.2.2013 in der Werkstattabteilung "Formicarium für Messor arenarius" geschrieben habe, wohnt seit diesem Datum ein kleines Völkchen dieser wahrhaft interessanten aber die Geduld enorm strapazierenden Ernteameisen bei mir.
Nachdem sie sich also kurz nach ihrer Ankunft gestärkt hatten sah ich einmal ein paar Tage nichts mehr von ihnen. Dann fiel mir auf ,daß der Eingang des Reagenzglases jeden Tag ein Stückchen mehr zugebaut wurde-alles in der Nacht.
In den nächsten Tagen wanderte immer wieder einmal eine einsame Arbeiterin im (wie mir jetzt vorkam) riesigen Becken umher , fand aber immer zurück. Ein Eintragen von Körnern oder täglich angebotenen Insekten verschiedener Art war nicht zu sehen. Da ich in anderen Berichten gelesen hatte, daß diese Art Ruhe zur Gründung (obwohl sie eigentlich schon darüber hinaus waren) benötigte schaute ich nicht nach wie es ihnen gehen mochte.
Nach 19 Tagen ,am 11.3. hob ich doch den Deckel über der Eprouvette auf und schaute (bei Nacht mit Rotlicht) nach. Alles in Ordnung-K und Arbeiterinnen nebst Brut und einem ordentlichen Körnervorrat (heimlich eingetragen!) wohlauf, nur der Wasservorrat im Reagenzglas war im Schwinden, aber eine zweite Eprouvette lag ja schon lange bereit.
Am 22.3 wieder ein Kontrollblick: 1K ,2 Media,13 Minore 15 Larven (darunter 2 recht große)
In den nächsten Tagen verschwanden über Nacht 2 kleine Heimchen. Der Eingang blieb aber tagsüber immer fest zu.
Anfang April setzte eine gewisse Betriebsamkeit ein. Baumaterial wurde aus dem Reagenzglas geschafft und einige A waren in der Umgebung des "Nestes" unterwegs um Körner einzutragen.



Eine Fliege wurde auch freudig begrüßt und eingeschleppt



2 Tote fand ich eines morgens weitab vom Reagenzglas, aber da ich von der wahrscheinlich doch etwas kürzeren Lebenserwartung dieser Art gelesen hatte machte ich mir keine übertriebenen Sorgen.


Am 16.April rege Tätigkeit am Eingang. Immer wieder sehe ich A im 2.Reagenzglas verschwinden um Wasser aufzunehmen. Ihr Nestvorrat mußte fast erschöpft sein. Wieder 2 Tote.


Am 22. April , also nach mehr als 2 Monaten begannen einzelne A das Ytongnest zu erkunden (das Reagenzglas lag keine 8cm vom Eingangsschacht entfernt) .Schon am nächsten Tag sehe ich 8A geschäftig einen Gang belaufen und auch schon ein Häufchen Körner in einer der obersten Kammern.


26.April. Das Völkchen ist in das Ytongnest gezogen und hat sich einen 28° warmen und ziemlich feuchten (Kondenswasser an der Scheibe ,85% LF)
Teil eines Ganges als Brutstube ausgesucht .Am Bild der Teil auf den der Pfeil weist. In der mit einer gepunkteten Linie umfaßten , trockenen und sehr warmen (30°und mehr) Kammer lagert ein Körnervorrat. Die durchgehende Linie bezeichnet den Gangverlauf der nicht zu sehen ist.



Und noch ein , wegen der angelaufenen Scheibe, sehr unscharfes ,verschwommenes Bild von der Königin



Jetzt werden regelmäßig Körner eingetragen, auch ca. jeden 2.Tag ein Insekt oder eine Spinne. Auffallend ist, daß ich noch nie eine Ameise an der Tränke, die in unmittelbarer Nachbarschaft des Eingangsloches steht gesehen habe. Entweder besuchen sie sie Nachts oder sie lecken das Wasser von den Scheiben.
Noch ein Wort zu den Temperaturen und der LF (gemessen mit in den Ytongblock eingebauten Termometern und Hygrometern , keine Präzisionsgeräte zwar):
In der Arena tagsüber 26 bis 35° je nach Standort und 30% LF.Nachts 22°und 40%.


Im Ytongnest reichen die Werte von 20°und 90%LF ganz unten bis zu 33° und 25% LFin den obersten Kammern.


Die den Scheiben vorgehängten Heizmatten (sie lassen sich auch in der Höhe verstellen-Klettbänder) bewähren sich bis jetzt, der 25W LED Balken gibt ein fabelhaftes Licht und die Keramikpilze strahlen gut von oben auf den Boden und die obersten Nestkammern.


LG
Volker



Post 23086 - 20.05.2013 14:52:43

Die Messor arenarius haben ordentlich an Aktivität zugelegt.
Eine Zählung von heute ergab :
etwa 32 Arbeiterinnen (davon 2 frischgeschlüpfte Majore , siehe beigefügtes Bild)
und über 30 Larven, davon einige Nacktpuppen.
Die Zahl läßt sich sehr schwer eruieren, da die Tiere die Scheiben der Brutkammer gnadenlos zukleistern.


Bei der Tränke sehe ich sie nach wie vor nicht, allerdings sind die Scheiben auf Höhe der Brutkammer und tiefer unten mit Kondenswasser bedeckt. Die Affinität zu Feuchtigkeit ist erstaunlich für Ameisen aus ariden Gebieten, aber wahrscheinlich ist die Erdfeuchtigkeit in ihren doch sehr tiefen Nestern gegeben. Die Befeuchtung der Ytongblöcke die ja in einer Art Wassergraben stehen bewährt sich bis jetzt sehr gut und ist ,durch die große Speicherfähigkeit des Ytong sehr pflegeleicht und durch die vorgehängte Heizmatte werden die obersten Kammern ganz trocken gehalten. Dort speichern sie auch brav ihre Körner.
Ich bin schon sehr gespannt auf die weitere Entwicklung und auch erleichtert , daß die Haltungsbedingungen offenbar passen .




LG
Volker



Post 23820 - 18.07.2013 17:04:03

Die Entwicklung dieses Völkchens Messor arenarius ist wirklich (zumindest für mich) erstaunlich.
Seit dem letzten Eintrag hat sich die Zahl der Arbeiterinnen (darunter etliche wirklich große Majore mit schönen rotbraunen Köpfen) auf ca.140 erhöht .Das ist auch ungefähr die Anzahl der Puppen die sie momentan pflegen.


Eine Ansicht des Nestbereiches, den sie momentan besiedeln, links und rechts haben sie noch je eine Kammer besetzt. Die Brut ist auf 4 Kammern verteilt , der Temperaturbereich und Feuchtegrad aber ziemlich derselbe .



Die Außenaktivität hat auch zugenommen, sie belaufen bereits das um das Formikarium laufende Rohrsystem und fouragieren in dem dort angebrachten Außenbehälter (siehe Baubericht).


Ein paar Bilder von der Brut , auf einem sieht man ganz schön den Größenunterschied der Tiere.





Die Qualität der Bilder läßt zu wünschen übrig aber alle Scheiben sind feucht und/oder zugekleistert.


Ich füttere diverse Körnermischungen und täglich ein ,zwei Fliegen, Heuschrecken, Spinnen oder was so anfällt.
Sie trinken nicht am bereitgestellten Wasser, wahrscheinlich lecken sie die Scheiben, die ziemlich angelaufen sind, ab.


Interessant ist wie sie ihren Nistbereich erweitert haben: zuerst waren es nur 3 Kammern, die Zugänge zu den anderen wurden zugeschüttet.Als sie offenbar mehr Platz brauchten baggerten sie die verschütteten Zugänge wieder frei und erweiterten um ein, zwei Kammern. Dann wiederholte sich dasselbe Spielchen. Momentan besiedeln sie einen ganzen Ytongblock und noch ein bißchen von zwei anderen( insgesamt bis jetzt 90X25 cm).


An Temperatur und Feuchtigkeit habe ich seit Monaten nichts verändert, der" Laden" läuft problemlos.


LG


Volker



Post 24135 - 03.09.2013 19:11:37

Wieder Zeit für ein kurzes update. Absolut erstaunlich war es für mich die ungeheure Betriebsamkeit und Schaffenskraft dieser Ameisen in den letzten Wochen mitzuverfolgen.
Nicht nur haben sie an Volksstärke enorm zugelegt (mit genauen Zahlen kann ich leider nicht dienen aber Fotoauszählungen haben 250 + ergeben , die Brut dürfte sich auf genausoviel belaufen) sie haben auch präzise Vorstellungen von ihrer unmittelbaren Umgebung und setzen alles daran diese so zu gestalten wie es ihnen paßt. Ein Foto dazu:



Das Bild ist ein Fotomerge aus 3 Bildern (der Abstand zur gegenüberliegenden Wand beträgt nur 90 cm ,also Weitwinkeleinsatz) und zeigt die 160 cm Nestytong und die darunterliegende Schicht Seramis als Wasserspeicher. Wer genau schaut und sich die Mühe nimmt das Bild mit den ersten Bildern in meinem thread zu vergleichen sieht gleich die vielen aus dem Ytong genagten Gänge die nach unten in die "Feuchtgebiete" führen. Doch nicht genug damit, sie schleppten die Seramiskörner in die obersten trockenen Getreidespeicherkammern und als diese voll waren stopften sie alle Kammern so weit voll wie es eben ging. Erst vor ein paar Tagen begannen sie die Körner auch aus dem Bau zu schleppen. Ich bin gespannt wie das enden wird.
Ihre Brut lagern sie nach wie vor bei 28° an ziemlich feuchten Orten, zeitweilig schleppten sie sie auch ganz nach unten in die Seramisschicht (das war während der Hitzeperiode).
Spannend sind so manche Lösungen von Problemen.
So verschließen sie zeitweise für einige Tage das Eingangsloch (ein senkrechter 10 cm langer Schacht, 20mm breit). Ich fragte mich wie? Füllen sie den Gang voll? Nein, wie man am nächsten Bild sieht legten sie kleine Ährenstückchen so über den Eingang, daß sich die Sand und Seramisbröckchen darin fingen und das Ganze wie ein Dach über dem Kopf wirkt. Daß das Zufall war glaube ich fast nicht, denn wenn sie das Loch wieder freiräumen bauen sie es beim nächsten Mal wieder genauso zu.




Auch interessant wer sich um wen kümmert. Bei den Eiern und ganz kleinen Larven habe ich fast nur die kleinsten Ameisen arbeiten gesehen, die großen Larven werden auch von den Majoren betreut ( die übrigens imposant sind und schön anzuschauen mit ihren hellbraunen Köpfen ) ,die auch nie im Freien zu sehen sind (eine mittlere Größe treibt sich im Freien herum).
Hier wird Ameisenbrot zubereitet:



und hier die Brut betreut:




Das Erkunden und Eintragen von Körnern (absoluter Favorit Chiasamen) ist auch spannend. Mittlerweile finden sie schon kleine Häufchen die mehr als ein Meter von ihrem Loch entfernt liegen , hat eine die Quelle entdeckt sind in Minutenschnelle schon 3,4 andere da und helfen den Schatz zu bergen.




Leider gibt es auch schon die ersten Toten, eine allzulange Lebensspanne scheint die Art nicht zu haben. Auf einigen Toten habe ich Läuse gesehen, ich hoffe der Befall hält sich bei den Lebenden in Grenzen, möglich , daß die Feuchtigkeit den Befall begünstigt, aber sie könnten ja in knochentrockene Kammern ausweichen wenn sie wollten. Letztlich müssen sie damit allein klarkommen .


LG
Volker



Post 24971 - 15.11.2013 15:06:32

Nachdem sich in den letzten Wochen wieder viel getan hat ein kleiner Bericht . Es ist absolut unglaublich zu welchem Wachstum diese Ameisen (als Volk natürlich) fähig sind. Ich habe einige Zeit mit Zählungsversuchen verbracht, es ist keine genaue Angabe möglich , aber meine Schätzungen gehen von mindestens 600 bis möglicherweise an die 800Arbeiterinnen.

Dies ist der mittlere von 3 ganzen Ytongsteinen und wer genau hinschaut sieht, dass der Stein, so wie alle anderen auch, bereits in der Luft hängt.
Die Tiere haben nämlich die gesamte 3cm hohe Seramisschicht, auf die ich die Ytongsteine zwecks guter und anhaltender Feuchtigkeitsversorgung gestellt habe , herausgeräumt und im Becken weg vom Eingang deponiert.


Unter den Steinen, im Hohlraum also und auf dem Glasboden des Formikariums wimmelt es geradezu vor Brut und sie pflegende Ameisen. Was oben in den Kammern gelagert ist ist nur ein magerer Rest.


Hier sieht man auch , daß im Bereich 24° die meiste Brut gelagert wird. Die Temperatur unter den Steinen ist aber sicher niedriger und die Luftfeuchtigkeit nochmal um einiges höher (an die 90%).
Die Außenaktivität ist tagsüber sehr hoch, oft sind 50 und mehr Arbeiterinnen unterwegs, besonders wenn es , wie hier gerade im "outhouse" Chiasamen gibt. Dann verstopfen schon beinahe auch einmal die Zugangsröhren .


Auch nachts ist ziemlich viel los. Die Aktivität erlahmt nur dann etwas, wenn ich 2 oder 3 Tage nicht füttere, also keine Körner im Außenbereich zu finden sind.
Auf dem Bild der Gesamtansicht des Formikariums sieht man oben auf dem Deckel eine Box stehen. Das ist die Schokoschabenzucht für die ich die Abwärme der Heizmatte, die auf die Unterseite des Halbdeckels geklebt ist, nutze. Da gehen leicht 5 Schaben täglich den Weg alles Irdischen.
Wasser biete ich schon lange keines mehr im Außenbereich an, es ist immer nur zugeschüttet worden. Die Feuchtigkeit die sich auf den Scheiben der unteren Kammern bildet genügt ihnen offensichtlich. Alle 14 Tage träufle ich einen Viertellieter Wasser durch die Befeuchtungsröhren. Das wird jetzt natürlich nicht mehr von der Seramisschicht aufgenommen sondern steht auf dem Glasboden. Es gibt dann hektische Aktivität, Puppen werden hinauf ins Trockene geschleppt, die Aufregung legt sich aber bald wieder und sie ziehen wieder nach unten. Wahrscheinlich liegt noch genug Sand und Ytongstaub am Boden der das Wasser aufnimmt.
Die Arena wird nach wie vor von einer Ledleiste (25W) beleuchtet , von einem Keramikpilz mit 50W und einer Heizmatte von 15W von oben erwärmt. Es sind noch 2 zusätzliche Keramikheizkörper installiert , gebraucht habe ich sie bis jetzt noch nicht. Die Temperatur geht hier von 34° unter dem Keramikheizer bis zu 22° in den entfernten Ecken. Im "outhouse" hat es oft nur 18°.
Wenn ich nocheinmal so ein Formikarium bauen müßte würde ich auf jeden Fall statt des Seramis Blähtonkugeln nehmen um zu verhindern , daß die Tiere alles herausbuddeln. Ansonsten ist die Anlage mit den Tieren eine leicht zu pflegende Freude .
LG
Volker
W



Post 24973 - 16.11.2013 20:58:56

Prima Bericht, der gefällt. :clap:


Das Rohr vor dem großen Becken können die Ameisen das belaufen oder dient es nur als Aufhängung für die rote Verdunkelung?


Wenn sie es belaufen können, wie bekommst Du die Löcher ins Becken?


Grüße Wolfgang



Post 24989 - 19.11.2013 16:14:26

Das Rohr dient beidem : der Aufhängung für die Heizmatten, die auch zur Verdunkelung gebraucht werden( obwohl ich auch eine rote Folie über dreiviertel der Beckenlänge habe) und als Straße zu ihrem externen Becken (Futterbecken) , es führt außerdem um das ganze große Becken herum (am 2. und 3. Bild des oberen Beitrages auszugsweise zu sehen). Das Rohr hat 2 Ein/Ausgänge ins Becken (am 2.Bild sieht man die T- Verbinder ,die in Bodenhöhe ins Becken münden). Die 2 Löcher dafür (und die 2 Löcher für das externe Becken) habe ich mir bohren lassen bevor ich die Frontscheibe eingesetzt habe. Die Becken sind selbst gebaut.
Die Rohre wurden übrigens erst ab einer gewissen Volksstärke erfolgreich belaufen, als erst wenige Arbeiterinnen vorhanden waren haben sich die wenigen Mutigen die sich in die Röhren wagten regelmäßig "verlaufen" und kamen oft erst nach Stunden aus den Röhren , einige sind sogar nie mehr herausgekommen und wurden erst später als Tote von anderen auf den Müll gebracht. Ich vermute es braucht halt eine gewisse Menge an Arbeiterinnen um eine stabile Duftspur zu legen die wieder zurückführt zum Nesteingang.
Heute haben sie einen monatelang verschlossenen Eingang wieder freigeräumt (es sind 3 Eingänge vorhanden).Gerade vorhin habe ich 85 Tiere heraußen gezählt .
LG
Volker



Post 24990 - 19.11.2013 17:18:19

Dass wenige Arbeiterinnen mit Schläuchen oder Röhren nicht klarkommen, wenn diese nicht gerade besonders kurz sind,
die Beobachtungen mache ich bei der Gattung Messor auch immer wieder.


Dank Dir für die Informationen.


Grüße Wolfgang



Post 25427 - 04.01.2014 18:02:11

Vor einer halben Stunde fiel mir auf, daß in der Arena auffallend viele Tiere unterwegs waren (sicher 150+). Als ich einen Routinekontrollblick unter die Verdunkelungsfolie vor dem Nistbereich warf, glaubte ich meinen Augen nicht zu trauen: in einem Gangstück saß eine riesige geflügelte... , ja was? Gyne, Männchen ? Ich rannte um die Kamera aber die Störung war zuviel, nur zwei sehr schlechte Fotos , dann verschwand das Tier in einem der Löcher.
Könnt ihr mir vielleicht weiterhelfen ? Was geschieht da noch , was kann ich tun (außer mir wie ein werdender Vater vorkommen?) ?
LG
Volker





Post 25429 - 04.01.2014 19:31:49

Eindeutig eine Jungkönigin, Glückwunsch, Volker. Wenn die bei dir Geschlechtstiere aufziehen, machst du einiges richtig.
Toller Erfolg!


LG, Frank.



Post 25431 - 04.01.2014 19:49:26

Hallo Frank,
danke für deine Antwort , aber wie geht das Spielchen weiter? Was wird wahrscheinlich weiter passieren, ziehen sie auch Männchen auf, kommt es zu einem Schwarmflug ? Kann ich irgendetwas machen ? Ich war noch nie mit so einer Situation konfrontiert. Im Netz hab ich auch kaum etwas gefunden.
LG
Volker



Post 25432 - 04.01.2014 20:00:43

Hallo Volker, Freilandnester ziehen Männchen und Jungköniginnen gleichzeitig auf und diese verlassen dann das Nest am selben Tag bzw. in den Tagen der Schwarmflugzeit einer Art. Manchmal erst die Kerle, einige Zeit danach die Damen, das ist je nach Art unterschiedlich. Wichtig ist, dass beide "Fraktionen" vorhanden sind. Wenn jetzt keine Männchen da sind, hat diese Jungkönigin leider etwas Pech.
Aber es wäre ohnehin schwierig, Messorarten sind keine Bodenkopulierer, entschuldige diese viereckige Wortkonstrukt, aber die Messorarten schwärmen alle aus, Männchen und Weibchen fliegen also aus und die Geschlechtstiere finden in der Luft zusammen und fallen oder sinken fliegend dann meist kopulierend zu Boden. Die Kopulation und Verhängung der Geschlechtstiere hält dann am Boden noch eine Zeitlang an, bis sich das Weibchen, mehr oder weniger resolut, mit eindeutigen Willensbekundungen oder gar mit Bissen vom Männchen trennt. Manchmal fliegt das Weibchen dann wieder auf, bei vielen Arten begatten mehrere Männchen nacheinander die Jungkönigin.
Es ist also leider mit diesen Arten sehr schwierig, Begattungen in der Gefangenschaft zu erhalten. Andere Gattungen, viele Formicinen zB. machen es einen da leichter. Sie brauchen oft keine ausgedehnten Schwarmflüge, um ihr Begattungsverhalten abzurufen.
Ich finde, dass das trotzdem ein schöner Erfolg ist und die Hoffnung stirbt zuletzt.
Sieh doch bitte nochmal in den Winkeln des Nestes nach, ob vllt. noch mehr Geschlechstiere, v.a. auch Männchen vorhanden sind oder sieh dir die Puppen an, ob es da evtl. Männchenpuppen gibt. Diese wären schlanker, vor allem die Gaster der Puppen und die Fühler wären viel länger als bei den weiblichen Tieren.


LG, Frank.



Post 25433 - 04.01.2014 20:18:02

Herzlichen Dank für deine schnelle Antwort , Frank. Ich liege ohnehin schon mit der Kamera auf Lauer und bin sehr gespannt was sich da noch tun wird. Erstaunlich ist aber diese förmliche Bevölkerungsexplosion, das waren vor 10 Monaten 13 Tiere.
LG
Volker



Post 25439 - 05.01.2014 09:01:14

Hi Volker,


herzlichen Glückwunsch zu den ersten Jungköniginnen!
Viele deiner Beobachtungen kann ich nur bestätigen.
Zum Beispiel wurden bei mir auch ausschließlich Jungköniginnen aufgezogen.
Auch mich hat das enorme Wachstum von M. arenarius beeindruckt. Vor allem, da diese Art ja nicht so volkreich wie beispielsweise M. barbarus werden soll. Ich bin daher sehr gespannt, wie es bei dir diesbezüglich weitergeht.
Auch dass sie sich gerne in kühlere Nestregionen zurückziehen konnte ich beobachten. Vor allem die Gyne mochte es bei mir nicht allzu warm. In dem Zusammenhang würde mich noch einmal interessieren, ob deine Wärmematten, die vor den Kammern angebracht sind, eingeschaltet sind?! Falls ja, könntest du diese testweise mal ausgeschaltet lassen. Evtl. bringt sie das dazu, sich wieder vermehrt in den Ytongkammern aufzuhalten. Von oben dürfte ja noch ausreichend Wärme erzeugt werden.
Denn scheinbar haben die Tiere trotz hektischer Betriebsamkeit nach einer Bewässerung nicht die gesamte Brut wieder in die Ytongkammern verlegt. Die Puppen der Junggynen wären dir sonst sehr wahrscheinlich schon früher aufgefallen, da sie sich doch deutlich von denen der Majorarbeiterinnen unterscheiden.
Ist natürlich ärgerlich, dass sich jetzt ein Teil der Kolonie deiner Aufmerksamkeit entzieht, aber immerhin kompensiert sie das durch positive Überraschungen ;)


Schönen Gruß und weiterhin viel Erfolg!


Reduan :)



Post 25442 - 05.01.2014 12:55:50

Hallo Reduan,
danke für deine Antwort, wenn du frontal auf die ganze Anlage blickst, so siehst du 2 Matten. Ich habe nur die rechte in Betrieb und zusätzlich eine 10 W Matte über der Arena (an der Doppelstegplatte die als Teilabdeckung fungiert befestigt). Dazu kommt noch ein Keramikpilz mit 60W , und ein Wärmekabel (Reptilienbedarf) das in Schlangenlinien im Arenaboden verlegt ist und nur bei Tag läuft .Das ist es dann auch schon. Im Raum hat es durchschnittlich 18°, in der Nacht ist Heizung aus. In der Arena hat es so im Schnitt 23°, unter der Matte und dem Pilz 32°. An anderen Plätzen nicht mehr als 20°.
Da die Tiere sämtliche Seramiskörner auf denen die 3 Ytongblöcke gestanden sind herausgeräumt haben befindet sich unter den Nistblöcken ein 3 cm hoher Hohlraum mit Glasboden. Dort wimmelt es vor Ameisen und Brut die auf dem nackten Glas liegt. Wenn ich bewässere wird es dort auch sehr feucht, dann tragen sie die Brut vorübergehend nach oben , räumen sie aber bald wieder hinunter.Dort unten ist es ziemlich kühl (leider keine Möglichkeit zu messen aber gefühlt 18°. In diesen Hohlraum sieht man nur leider sehr schlecht hinein.
Manche Kammern im Ytong , in denen nur Puppen, aber ziemlich viele, gelagert werden , haben 28° und 80% Luftfeuchte. Da sie aber den ganzen Ytong durchtunnelt haben kann ich nicht sagen wie es dort aussieht. Aber so zwischen 18 und 22° schätze ich. Ich werde aber deine Anregung aufnehmen und einmal probieren die vorgehängte Matte auszuschalten.
Interessant finde ich auch , daß die Tiere als Bewohner arider Landschaften so feuchtigkeitsliebend sind. Könnte es sein, daß wir mit der Bewässerung die Frühlingsregen simulieren und das in Verbindung mit guter Futterversorgung einfach ein Anstoß zu vermehrter Brutproduktion ist?
Das ist das Schöne an der Haltung , daß es immer mehr Fragen als Antworten gibt.
Oder zB. neulich streute ich den Tieren Chiasamen in die Arena in die entferntesten Winkel. Nach einer Stunde sah ich neben einem der 3 Einganglöcher ein schönes Häufchen Samen liegen . Bei näherer Beobachtung konnte ich sehen wie Arbeiterinnen aus dem Arenabereich mit den Samen kamen und sie dort vor dem Eingang auf den Haufen legten. Andere kamen nur aus dem Loch , schnappten sich einen Samen und verschwanden sofort in den Tiefen des Nestes. Eine tolle Arbeitsteilung! Und daß man solche Beobachtungen frei Haus geliefert bekommt rechtfertigt für mich schon die Haltung von Ameisen in Gefangenschaft , vor allem wenn auch meine Enkel schon diese Dinge mitverfolgen . Respekt und Achtung vor Lebewesen geht halt meiner Meinung nach nur über "begreifen".


LG
Volker



Post 25449 - 05.01.2014 18:01:59

Habe jetzt mal aufgrund deiner Fragestellung mal einen kleinen Regen bei meinen Messor spec. simuliert. Und siehe da, nach der normalen anfänglichen Aufregung war eine deutlich höhere Fouragiertätigkeit feststellbar. Demnach könnte es da tatsächlich einen Zusammenhang geben.
Ein anderes ähnlich gelagertes Beispiel kann ich jeden Sommer im Garten nach dem Rasenmähen beobachten, wenn bei Myrmica rubra eine deutliche Steigerung der Fouragiertätigkeit nach dem Mähvorgang einsetzt. Ob es der Geruch toter Insekten ist, der dafür verantwortlich ist? Oder sie sind mittlerweile auf das Motorgeräusch des Mähers konditioniert ;)



Post 25989 - 25.02.2014 17:55:09

Ein kleiner Beitrag zur Ernährung :
seit einiger Zeit platziere ich einzelne Rispen von Kolbenhirse in der Arena, dieses Angebot wird von den Tieren intensiv genützt (ich wollte schon sagen: begeistert angenommen ) . Sie sind an einer einzelnen Rispe bis zu drei Tage zugange und die wird so abgeerntet, daß buchstäblich kein einziges Korn mehr übrig ist. Ich zähle oft bis zu 20 Tiere die sich daran zu schaffen machen und welchen Körpereinsatz sie dabei zeigen, das sieht man auf den Bildern.
Neben der Nahrung und der Bedienung ihres Sammeltriebes denke ich mir auch, daß die intensive körperliche Betätigung sich nur positiv auf alle sonstigen Tätigkeiten auswirken kann.






LG
Volker



Post 25992 - 25.02.2014 20:24:45

Hey Volker,


wie immer tolle Bilder von deiner Messor Kolonie! Das mit der Kolbenhirse muss ich direkt einmal bei meiner Kolonie versuchen. :)


Viele Grüße, Phillip



Post 25994 - 26.02.2014 16:45:19

Finde ich auch beeindruckend. Tolle Fotos, Volker, man glaubt fast das Knacken und Knistern zu hören, wenn die Messor arenarius die Rispe schreddern...:)
Eine gute Beschäftigung für die Ameisen. Ich sah übrigens auch immer wieder Ernteameisen, auch arenarius, barbarus und andere, kleinere Arten, unbeholfen auf Gräsern herumklettern im Freiland. Die Ernteameisen sind pfiffig genug, die Samen direkt oben an den Rispen und Blütenständen von Pflanzen abzuernten und klettern dafür auch, wenn auch eben nicht sehr gut. Woher sie dann wussten, wann Gräser und Kräuter ertnereif waren, bleibt dabei ihr Geheimnis.


Aber vielleicht ist auch das noch eine Art, sie zu beschäftigen, man könnte solche Rispen an ihren Stengeln auch in den Sand stecken und die Ameisen so nötigen, sich noch etwas mehr anzustrengen. Das Abernten wird dann noch aufwendiger und schwieriger, aber das ist für die Ernteameisen nicht ungewöhnlich. Ich bin sicher, sie werden auch das auf sich nehmen.


LG, Frank.



Post 25999 - 26.02.2014 19:25:50

Vielen Dank für euer freundliches Urteil, es ist immer ein Ansporn !
Ich habe den Vorschlag gleich umgesetzt , da der Untergrund meines Arenabodens aus skulpturierten Ytongplatten (drauf dann eine dünne Schicht Sand) besteht war gleich ein Löchlein gebohrt und siehe da , nach wenigen Minuten war die Rispe schon besiedelt.
Wieder was Neues zum Schauen!



LG
Volker



Post 35907 - 09.09.2015 18:54:48

Wie schon vor einem Jahr hat mein Messor arenarius Völkchen wieder Geschlechtstiere , Jungköniginnen, hervorgebracht. 5 Stück habe ich gezählt , aber der Bau ist mittlerweile so ausgedehnt und die Ytongsteine so durchlöchert, daß eine genaue Zahl unmöglich anzugeben ist.
Hier ein paar Bilder , leider großteils trübe und unscharf, da die Scheiben arg verdreckt sind, aber die Größe der Tiere und die prächtigen Flügel lassen sich auch so bewundern. Im ersten Bild bearbeiten gerade einige Arbeiterinnen die noch weichen Flügel einer vor kurzem geschlüpften Alate.



Post 36536 - 29.11.2015 17:33:16

Heute Nachmittag große Aufregung im Formicarium. 7 Jungköniginnen versuchten abzuheben um ihren Vermehrungszyklus zu starten. Leider natürlich vergeblich , aber es war sehr interessant zu beobachten wie sich die Tiere Erhebungen , auch noch so kleine , aussuchten , sich dann schräg nach oben orientierten und wegflogen. Der Flug , natürlich durch die relative Enge des Behältnisses ohnehin behindert , war sehr stürmisch und ungerichtet.
Temperatur 28° Luftfeuchtigkeit 60% (ich wässerte den Boden in den letzten Tagen mehr als sonst).
Die normalen Arbeiterinnen waren auch in höchster Aufregung , sie krabbelten oft auf die Königinnen und man hatte den Eindruck , dass das den Alaten lästig war.
Hier ein paar bildliche Eindrücke davon.IMG_2610.jpg[/attachment][attachment=4]IMG_2610.jpg[/attachment