*Camponotus rufipes - Haltungsbericht


Post 25161 - 14.12.2013 11:17:06

Haltungsbericht über Camponotus rufipes


Hallo zusammen,


ich habe diese ziemlich große Camponotus Art aus Südamerika vom diesjährigen Schwarmflug derzeit hier in der Gründung und werde ein wenig über diese hübschen Tiere berichten. Schon jetzt fällt auf, dass sich diese Art im Gegensatz zu anderen Camponotus sehr schnell entwickelt. Sie bewohnen vorerst eine Heimchendose mit etwas Kokoshumus, einem Reagenzglas mit Wassertank und einer Tictac-Dose, die trocken ist und auch gerne genutzt wird. Ein 20W Halgenstrahler sorgt für die benötigte Temperatur. :)


Im Prinzip sind Camponotus rufipes leicht zu halten, besonders viel kann man nicht falsch machen. Einzig problematisch ist das Wachstum der Kolonien, ist man nicht darauf vorbereitet, dann können sie einem schnell "über den Kopf wachsen".


Generelle Informationen:


Unterfamilie: Formicinae (Schuppenameisen)
Gattung:Camponotus
Art:rufipes


Verbreitung: Weit verbreitet in Südamerika; Argentinien, Bolivien, Brasilien, Kolumbien, Franz. Guyana, Guyana, Paraguay, Suriname, Uruguay, Venezuela.
Habitat: Sehr anpassungsfähig; im tropischen Regenwald, aber auch in Parks, Gärten, usw.
Nestbau: Meist in Totholz oder an der Stammbasis von Bäumen, reine Erdnester sind eher selten.
Kolonie: monogyn, die Kolonien werden sehr groß und dominant
Gründung: claustral
Arbeiterinnen: polymorph; 9-15mm (Königin: 17mm)
Nahrung: Zucker- bzw Honigwasser, stark insektivor


Das Reagenzglas ist aus Plastik und schon ziemlich zerkratzt; es gestaltet sich schwierig, ansprechende Fotos hinzubekommen:




Die Arbeiterin hat sich wie zu sehen ordentlich Zuckerwasser einverleibt, auch die Königin verlässt öfters das Reagenzglas und trinkt daran.
Kleine Futtertiere, Spinnen und frischgeschlüpfte Schokoschaben, werden problemlos angenommen. Ich wollte mich schon immer an einem richtig hübschen Holznest versuchen, Camponotus rufipes ist die ideale Art dafür. :)


Ich würde mich freuen, wenn innerhalb dieses Berichtes eine kleine Diskussion entsteht, Kommentare sind willkommen!


LG, Phillip :)



Post 25163 - 14.12.2013 15:45:34

Ein kleines Video noch:
https://www.youtube.com/watch?v=4AfIjGEOWoQ


Die beiden sind völlig gelassen, was Filmen oder Fotografieren angeht, stehen auch unabgedeckt im Hellen unter dem Strahler. Die Puppe sieht ziemlich lädiert aus, sowas kann beim Versand immer mal passieren. Wird denke ich nichts mehr draus, aber Brut gibt es ja genug.


LG, Phillip :)



Post 25374 - 30.12.2013 19:43:27

Warum ich trotz dem Tod der einzigen Arbeiterin zufrieden bin


Leider ist die erste und einzige Arbeiterin in einem Tropfen Honigwasser hängengeblieben und ertrunken. Sie muss sich ziemlich blöd angestellt haben, denn es war nur ein winziger Tropfen und die Arbeiterin sehr groß. Ich fischte sie noch lebend heraus, ein paar Tage später fand ich sie dann aber tot vor dem Reagenzglaseingang.


Die Königin zeigt währenddessen das Vermehrungspotenzial dieser Art, 22 Larven, eine Puppe sowie einige Eier konnte ich heute zählen. Die Färbung von Camponotus rufipes gefällt mir sehr gut, auf den ersten Blick mag diese Art etwas langweilig aussehen aber das schlichte braun, kombiniert mit roten Beinen und einer tollen goldenen Behaarung machen sie dann im Licht doch zu einer sehr hübschen Art. Wenn jetzt alles gut geht fürchte ich, dass sie in absehbarer Zeit sogar meine C. fellah überholt haben wird. :thumbup:





LG, Phillip :)



Post 25540 - 12.01.2014 11:33:42

Nach zwei Wochen Puppenruhe ist heute die erste Arbeiterin geschlüpft!
Es ist eine sehr kleine Pygmäe, aber für einen zweiten Start ist die Entwicklung sehr gut. Und glücklicherweise sind noch weitere Puppen vorhanden, sodass Madame bald wieder ihr Service-Personal zur Verfügung hat. ;)


Viel gibt es natürlich derzeit noch nicht zu schreiben oder zu beobachten, vorerst verbleiben die beiden noch im verschlossenen Reagenzglas bei einer Temperatur von 32°C.




LG, Phillip :)



Post 25798 - 09.02.2014 18:34:22

So langsam werden sie munter:
Sechs Arbeiterinnen sind es inzwischen, weniger als ich erwartet hatte, aber immerhin. Außerdem sind zwei der vorhandenen Puppen so dunkel, dass sie in den nächsten Tagen schlüpfen sollten. Schon jetzt sind die kleinen ziemlich aktiv und neugierig, fast immer ist eine Arbeiterin in der kleinen Box unterwegs. Ein etwas zerdrücktes Stück Schokoschabe stieß zwar auf reges Interesse, wurde aber noch nicht eingetragen. Zuckerwasser ist dafür umso beliebter.


Da sie bei Störung sehr hektisch werden, ist es kein Leichtes ein gutes Foto hinzubekommen:



LG, Phillip :)



Post 25980 - 24.02.2014 20:48:03

Früh übt sich...
was einmal eine große und aggressive Kolonie sein will. Es sind erst neun Arbeiterinnen, weniger als ursprünglich erwartet, aber dennoch sind wirklich ständig zwei oder drei Arbeiterinnen unterwegs, oft auch am Deckel. Dadurch ist es nicht immer leicht die Box zu öffnen ohne dass eine der Kleinen entwischt - zudem können sie bei Störung sehr schnell werden. Zu Beginn wurde eigentlich nur Zuckerwasser angenommen, aber inzwischen tragen sie auch gerne kleine Insekten ein.


Das Wärmebedürfnis dieser Art ist wirklich groß, tagsüber verlassen sie oft das Reagenzglas samt Königin und Brut, um sich so dicht wie möglich am Spotstrahler zu positionieren. So richtig viel gibt es derzeit nicht zu berichten, ich bin mal gespannt wie lange ich noch die Box öffnen kann, ohne dass es unangenehm wird. ;)


LG, Phillip



Post 26032 - 01.03.2014 15:55:16

Heute gab es frisches Zuckerwasser:



Derzeit gibt es keine Puppen, aber dafür eine ganz gewaltige Menge kleiner (und teilweise größerer) Larven. Die Fotos zeigen das nur teilweise:



War lustig zu sehen, wie sich die Arbeiterinnen tollpatschig auf das Zuckerwasser (in dem ich immer auch einen Löffel Honig auflöse) gestürzt haben, das war jetzt schon eine Stunde her und sie sind immer noch am Trinken. :)


LG, Phillip



Post 26039 - 01.03.2014 16:25:42

Hallo Phillip,


freut mich sehr das du über diese tolle Art berichtest.
Hatte diese selbst schon einmal in der Haltung, waren damals mit meine ersten Exoten und muss sagen, dass ich mit deren argessivität und schnellen Wachstum damals etwas überfordert war :D
Hoffe man hört noch lange Zeit etwas von deiner Kolonie, vorallem freue ich mich über Bilder, das schöne matt schwarz zu den orangenen Beinen ist einfach was ganz besonderes.


LG



Post 26056 - 02.03.2014 09:23:57

Hey Marcel,


auch mir gefallen sie besonders gut, vor Allem auf die erste dicke Major-Arbeiterin freue ich mich! Das Wachstum kann bei Camponotus rufipes wirklich enorm sein, das wird auch das Spannende im Bericht und für mich werden, wie groß wird die Kolonie in einem Jahr sein?


Du merkst, ich habe zumindest vor, längerfristig über diese hübsche Art zu berichten, ich hoffe ich kann mein Versprechen auch einhalten. :)


Viele Grüße, Phillip



Post 26253 - 13.03.2014 20:35:30

Ein kleiner Schnappschuss durch den Deckel der Box:


Die Camponotus rufipes halten sich tagsüber oft mitsamt der Königin und Brut einfach irgendwo in der Box auf, anstatt im Reagenzglas zu bleiben. Es stört sie dabei auch nicht, wenn man die Box beispielsweise hochhebt; nur das Entfernen des Deckels und der damit verbundene Luftzug lösen Panik aus. In den letzten Tagen gab es viel Proteinfutter - das zur Zeit gute Wetter lockt Spinnen und Fliegen aus ihren Ecken. Viele Larven sind daher inzwischen kurz vor der Verpuppung und zwei Puppen gibt es auch schon. Außerdem gibt es ein Bündel neuer Eier.


Zuckerwasser ist bei ihnen der Renner, vom Trinken lassen sie sich durch (fast) nichts abbringen und die Arbeiterinnen scheinen teilweise fast zu platzen. ;)


LG, Phillip



Post 26647 - 05.04.2014 18:09:51

Wahnsinn, es sind kaum mehr als drei Wochen vergangen...
...und die im letzten Update abgelichteten Larven gibt es nicht mehr, sie haben sich längst verpuppt und es sind bereits zahlreiche Arbeiterinnen geschlüpft. Außerdem ist das halbe Reagenzglas mit Puppen, Larven und Eiern gefüllt. Es geht jetzt so richtig los bei ihnen, leider wird das Öffnen der Box auch sehr stressig, sie verspritzen sofort Ameisensäure und zwar nicht zu knapp.


Ich denke ich werde in wenigen Wochen ein zunächst kleines Becken für diese sich wahnsinnig schnell entwickelnde Art einrichten. Ich werde mich dann wieder melden, hoffentlich auch mit Fotos von den Ameisen. ;)


LG, Phillip



Post 27350 - 07.05.2014 17:51:38

Wie geht es der Kolonie nach dreiwöchiger Abwesenheit ihres Pflegers?
Wie der eine oder andere vielleicht mitbekommen hat, war ich die letzten drei Wochen nicht zuhause sondern im schönen Malaysia. Vorneweg habe ich einige Vorkehrungen getroffen, damit die kleine Kolonie die Zeit ohne Pflege gut übersteht. Dazu zählte unter Anderem, die Hälfte der kleinen Box mehrere Zentimeter hoch mit feuchtem Humus aufzufüllen, um zusätzlich zum Wassertank des Reagenzglases Feuchtigkeit zur Verfügung zu stellen und eine gewisse Luftfeuchtigkeit aufrecht zu erhalten. Die zweite Maßnahme war, sie zunächst reichlich mit Zuckerwasser und Futtertieren zu füttern, sodass sie ihre Reserven auffüllen konnten. Für die Proteinversorgung der zum Zeitpunkt meiner Abreise reichlich vorhandenen Larven habe ich kurz vor der Abreise dann ca. 30-40 Heimchen der Größe "micro" lebend in die Box gesetzt, auch die Camponotus rufipes sind problemlos in der Lage diese zu erbeuten.


Die recht simplen Vorkehrungen haben sich bewährt, als ich wiederkam fand ich die Kolonie putzmunter vor mit inzwischen über 30 Arbeiterinnen. Brut gab es nur noch relativ wenig, vermutlich haben sie alle Heimchen innerhalb der ersten Tage gefangen und an die vorhandenen Larven verfüttert, sodass nach deren Verpuppung nicht mehr allzu viel passierte.
So ganz sicher bin ich mir aber noch nicht, denn sie haben den Humus komplett zu einem Nest umgegraben; was sich darin noch an Brut (und Arbeiterinnen?) befindet weiß ich nicht. Die Königin hockt zumindest mit den meisten Arbeiterinnen im Reagenzglas. Bei der ersten Fütterung haben sie einen ganzen See von Zuckerwasser getrunken. ;)
Auch einige Heimchen gab es inzwischen wieder und neben der ein oder anderen noch vorhanden gewesenen kleinen Larve gibt es nun einen frischen Haufen Eier, sie legen direkt wieder los!


Ich habe die Box aus Platzgründen umgestellt und erwärme sie seit einigen Tagen über das Vorschaltgerät eines LED-Strahlers. Dadurch hat es in der Box tagsüber 28-29°C und in der Nacht (12h Tag-/Nachtrhythmus) sinkt die Lufttemperatur auf circa 24 Grad ab.


Die Ameisen sind viel zu schön und inzwischen auch zu aktiv um länger in der Box zu bleiben, ich werde mir in der nächsten Zeit mal konkrete Gedanken über eine neue Lösung machen, das will ich ja schon länger. Habe aber irgendwie das Gefühl, dass ich doch erstmal nicht dazu kommen werde, mal sehen. :shifty:


So viel zu diesen schönen Ameisen erstmal - viele Grüße, Phillip



Post 27419 - 11.05.2014 11:26:49

Ein kleiner Umzug mit Volkszählung
Die alte Box gefiel mir nicht mehr, für meine Zeit der Abwesenheit hatte der hohe Bodengrund als Feuchtigkeitsspeicher sehr gut funktioniert, aber jetzt wollte ich wieder einen besseren Überblick über die Kolonie haben. Daher habe ich sie in eine neue, schlichte Box mit etwas Lehmerde als Bodengrund und einem frischen Reagenzglas umgesetzt - der Umstand, dass sie derzeit nicht viel Brut haben, erleichterte das erheblich.


Beim Umsetzen habe ich mal mitgezählt, 28 Arbeiterinnen hat die Kolonie inzwischen. Nach dem Umsetzen saß die Königin zunächst mit einigen Arbeiterinnen in der neuen Box; für mich die ideale Chance ein paar Fotos von den hübschen Camponotus zu machen:



Die Anzahl der Eier ist in den letzten Tagen bereits gestiegen, ich hoffe sie legen jetzt wieder richtig los.


LG, Phillip :wave:



Post 30250 - 15.08.2014 06:02:24

Ende des Berichtes und es ist nicht schade darum.


Ich habe die Camponotus rufipes jetzt weggegeben, es gab nichts mehr, was mich an ihnen besonders gereizt hätte. Es handelt sich halt um eine schnellwachsende und aggressive Camponotus Art, sehr leicht zu halten und zu versorgen. Sie lieben Zuckerwasser und tragen an Insekten ein, was sie kriegen können.


Die Kolonie war zuletzt auf um die 70 Arbeiterinnen angewachsen, auch erste Majore gab es. Für ein Portrait dieser Art reicht denke ich das Geschriebene.


LG, Phillip