*Messor spec. aus Nordafrika - Haltungsbericht

  • Hallo zusammen,


    bereits seit mehreren Monaten gedeiht bei mir eine unbestimmte Messor Kolonie aus Nordafrika, die ich von Herrn Kalytta erhalten habe. Ich möchte hier diese leicht zu haltende Art vorstellen, die in der Haltung wie die meisten Messor Arten wenig Probleme bereitet und schön zu beobachten ist; in vielen Aspekten eine ideale Art auch für Einsteiger.

    Es handelt sich um eine ziemlich große Art mit starkem Polymorphismus; in meiner Kolonie sind noch viele Pygmäen vorhanden, die wirklich winzig im Vergleich zu den Media und Majoren sind. Wie die meisten Messor Arten sind sie wärmeliebend, tragen reichlich Körner ein und vermehren sich schnell. Meine Kolonie hat geschätzt um die 200 Tiere, bei dem derzeitigen Brutstand aber bald drastisch mehr. ;)




    Weitere Haltungsberichte über diese Art:


    -http://www.eusozial.de/viewtopic.php?f=53&t=2480 (von Reduan)
    -http://www.eusozial.de/viewtopic.php?f=53&t=2239 (von Flo)


    Generelle Informationen:


    Unterfamilie: Myrmicinae (Knotenameisen)
    Gattung: Messor
    Art: unbestimmt


    Verbreitung: Nördliches Afrika
    Habitat: Halbwüste, dem entsprechend trockenes Klima
    Nestbau: Erdnester, oft in Lehmboden oder unter Steinen
    Kolonie: monogyn, die Kolonien werden sehr groß
    Gründung: claustral
    Arbeiterinnen: polymorph; 4-14mm[?] (Königin: 17mm)
    Nahrung: Hauptsächlich verschiedenste Körner und Saat, diese Art trägt aber auch gerne Insekten ein


    Schon bevor die Kolonie Anfang September bei mir ankam, machte ich mich daran, ein 60cm Becken für die Messor einzurichten. Lange stand das Becken ungenutzt bei mir im Schrank, da es sich um ein flaches Becken handelt, dass für ein bepflanztes Becken ungeeignet wäre. Für die Ernteameisen ist es aber ideal, zumal es jeweils eine 25mm Bohrung auf beiden Seiten hat.
    Als Nest und Bodengrund dient ein liegender Ytong, der die Grundfläche des Beckens ziemlich exakt ausfüllt. In die flache Vorderseite habe ich dann entsprechend Kammern eingearbeitet, außerdem gibt es ein liegendes Nest, das über einen unterirdischen Tunnel mit dem Frontnest verbunden ist und gesondert erwärmt wird. Es soll einen Stein simulieren, unter dem es tagsüber besonders heiß ist und unter den die Brut getragen wird.
    Der gesamte Nestblock und die Kammern sind mit Lehm eingepinselt, das sieht einfach natürlicher aus als weißer Stein und verhindert zudem, dass Brut in die Poren fällt. Dadurch, dass kein tiefer Sand als Bodengrund vorhanden ist, können die Ameisen nicht buddeln.


    So sah das Becken nach einem Wochenende Arbeit aus:


    Das liegende Nest:



    Die Kolonie kam wohlbehalten bei mir an und zog innerhalb weniger Stunden komplett in das neue Nest. Nun hatte ich bis vor einem Monat keine Möglichkeit, das Becken zu beheizen und es tat sich nicht viel; zwar wurden Körner fleißig eingetragen und die Königin legte auch einige Eier, aber natürlich war bei Zimmertemperatur kaum ein Brutwachstum zu verzeichnen. Seit das liegende Nest mit einem Halogenspot (20W) aus circa 15cm Entfernung direkt erhitzt wird, geht es rasend schnell voran. Ein kleiner Vergleich, was sich innerhalb eines Monates getan hat:




    Die Brut sorgt für einen regelrechten Ansturm auf Futtertiere, meist wird innerhalb kürzester Zeit eine Straße zum Abtransport gebildet. Wählerisch sind sie dabei nicht, ob Schaben, Fliegen oder diese dicke Hauswinkelspinne, alles wird verputzt:




    Die Größe der derzeitigen Larven lässt mich hoffen, dass es bald mehr Majoren gibt, eins zwei gibt es schon, das Nest verlassen sie natürlich für gewöhnlich nicht. :D




    Ich bin gespannt wie es weitergeht. Die heutige Zählung ergab drei Eipakete mit insgesamt um die 80 Eier...bald mehr, als derzeit überhaupt an Brut vorhanden ist. :thumbup:


    Diskussionsthread: http://www.eusozial.de/viewtopic.php?f=33&t=2483


    LG, Phillip :wave:

  • 05.01.14
    Es läuft gut wie bisher, reichlich Brut, bereits eine ganze Menge neu geschlüpfter Arbeiterinnen und immer noch keine einzige tote.
    Es sind um die zehn Majorpuppen vorhanden, ganz schön große teilweise! Die Königin legt fleißig Eier und die Brutmenge ist beachtlich für die Koloniegröße. Leider ist die Menge der Brut auf Fotos schwer festzuhalten, da sie die Brut sehr verteilt lagern.


    Seit ein paar Tagen habe ich die Postkarte, mit der ich bisher das liegende Nest abgedeckt hatte, weggenommen und die Ameisen dem direkten Licht des Wärmespots ausgesetzt - die Messor stört das überhaupt nicht, im Gegenteil; zum ersten Mal konnte ich sogar die Königin dort beobachten. :)


    Die Befeuchtung erfolgt etwas grob mit einer kleinen Gießkanne, gibt zwar jedesmal eine kleine Überschwemmung aber nach fünf Minuten kehrt wieder Ruhe ein und die Brut wird wieder unter an die wärmsten und feuchtesten Stellen getragen. Ich denke so werde ich erst einmal weitermachen, da es gut funktioniert und der Feuchtigkeitsbedarf doch nicht zu unterschätzen ist.


    An der Scheiben schlägt sich dann mitunter auch Kondenswasser nieder:



    Die Königin zeigte sich gestern das erste Mal im oberen Nestteil:




    Es gab wieder einmal Proteine und im Gegensatz zu den meisten Arten wird nichts weggeschmissen, selbst wenn nach einigen Tagen die Futtertiere komplett vertrocknet sind, werden sie noch zerlegt und verwertet:



    Mal sehen was das Jahr 2014 so bringt! :)

    Dateien

    • P1060854.jpg

      (328,63 kB, 963 Mal heruntergeladen, zuletzt: )
    • P1060847.jpg

      (325,02 kB, 966 Mal heruntergeladen, zuletzt: )
    • P1060841.jpg

      (287,52 kB, 966 Mal heruntergeladen, zuletzt: )
    • P1060840.jpg

      (277,48 kB, 961 Mal heruntergeladen, zuletzt: )

    "Das Leben besteht aus vielen kleinen Münzen und wer sie aufzuheben versteht, hat ein Vermögen." (Jean Anouilh)

  • Unermüdliche, genügsame Ameisen, die nichts verschmähen...
    ...nicht einmal Kellerasseln! Aus dem Becken der Ectatomma tuberculatum entferne ich gerade fast alle Asseln und da dachte ich mir, ich probiere mal, wie so eine etwas vorbearbeitete und zerquetschte Assel bei meiner Messor sp. Kolonie ankommt. Andere Ameisenarten tragen Asseln meist nur im absoluten Nahrungsnotfall ein, die Messor hingegen waren sofort zahlreich zur Stelle und zerlegen nun die Asseln im Nest. Ich bin wieder einmal beeindruckt, wie wenig wählerisch diese Ameisen sind. In ihrem natürlichen Habitat können sie es sich natürlich auch nicht leisten, Futter links liegen zu lassen.


    Zwei Fotos der Asseln beim Abtransport und beim Zerlegen im Nest:



    Die Unkompliziertheit dieser Art macht sie wirklich zu dankbaren Pfleglingen, die ein wenig einen Gegenpol zu den teilweise in ihrer Entwicklung recht langsamen und anspruchsvolleren Ponerinae darstellen und andere Beobachtungen zulassen.

    Dateien

    • P1060871.jpg

      (401,72 kB, 918 Mal heruntergeladen, zuletzt: )
    • P1060864.jpg

      (487,76 kB, 917 Mal heruntergeladen, zuletzt: )

    "Das Leben besteht aus vielen kleinen Münzen und wer sie aufzuheben versteht, hat ein Vermögen." (Jean Anouilh)

  • Ein paar Fotos aus dem Kolonieleben
    Inzwischen schlüpfen täglich neue Arbeiterinnen, vor Allem Media und, zu meiner Freude, eine nicht zu verachtende Anzahl an Majoren. Ich habe mich gestern mal ein wenig in Position gebracht um ein paar ordentliche Fotos hinzukriegen und bin wirklich zufrieden mit dem Ergebnis. Hier ein paar der Aufnahmen, leicht macht es mir meine Kamera inzwischen wirklich nicht mehr:









    LG, Phillip :)

  • Ernteameisen? Kaum zu merken!
    Tatsächlich ist die Begeisterung für Futtertiere deutlich größer als für Körner, einige Nachtkerzensamen und Nussstückchen liegen seit Langem unangetastet in der Arena. Schaben, kleine Spinnen (dank des warmen Wetters) und Kellerasseln, die ich inzwischen täglich aus anderen Becken in das Messor Becken "entsorge", stoßen bei ihnen auf deutlich mehr Begeisterung und lösen nicht selten eine Generalmobilmachung aus. ;)


    Was den Brutstand angeht, macht sich die gute Fütterung inzwischen deutlich bemerkbar, es sind wahnsinnig viele Larven vorhanden und vor Allem ziemlich große. Diese verhältnismäßige gigantische Puppe habe ich heute entdeckt (da kann selbst die Königin vom Kopf her nicht ansatzweise mithalten):



    Auch ansonsten sind die Brutkammern alle gut gefüllt und Einiges an Brut wird unten in den Kammern des großen Ytongnestes gelagert, wo ich leider keine Fotos hinbekomme, auf denen mehr als die Reflexion des Blitzes und ein paar verschwommene schwarze Farbklekse zu sehen sind.




    Versuchsweise habe ich mal etwas unbehandeltes Meersalz und Zucker angeboten; eingetragen wurde es zumindest beides:



    Eine interessante Beobachtung meinerseits ist, dass die Ameisen sehr genau den simulierten Tag-/Nachtrhythmus zu kennen scheinen. Nicht erst die Wärme der Lampe bewegt sie inzwischen dazu, die Brut in das liegende Ytong-Nest unter die Wärmelampe zu tragen, sondern sie beginnen bereits eine Viertelstunde bevor das Licht angeht, die Brut dort hin zu transportieren. Dasselbe Phänomen zeigt sich am Abend, die letzte halbe Stunde werden die im oberen Teil gelagerten Bruteinheiten deutlich weniger, obwohl die Lampe nach wie vor scheint.


    Der Diskussionsthread darf gerne fleißig genutzt werden: http://www.eusozial.de/viewtopic.php?f=33&t=2483


    LG, Phillip :)

  • Heute geschlüpft, die bisher größte Major-Arbeiterin:


    Die kleineren Arbeiterin sind immer noch mit dem Entfernen der Puppenhaut beschäftigt:


    LG, Phillip :)

    Dateien

    • P1070203.jpg

      (279,84 kB, 720 Mal heruntergeladen, zuletzt: )
    • P1070198.jpg

      (307,96 kB, 719 Mal heruntergeladen, zuletzt: )

    "Das Leben besteht aus vielen kleinen Münzen und wer sie aufzuheben versteht, hat ein Vermögen." (Jean Anouilh)

  • Eine Kolonie die wächst und dennoch verschwindet.
    Wie nicht anders erwartet haben die Messor meine dreiwöchige Abwesenheit problemlos überstanden, ihre Körnervorräte sind dennoch nicht sichtbar kleiner geworden. Wie ich bereits vorher berichtet habe, ist diese Art sowieso eher an tierischer Nahrung interessiert als an Körnern. Dementsprechend war auch nicht verwundert, dass die Menge der vorhandenen Brut gefühlt etwas zurückgegangen ist.


    Gleichzeitig hat die Kolonie ihre Grabaktivität derart ausgeweitet, dass sie nun hinter dem Ytong im trockenen Lehm hocken. Ein Großteil der Brut wird zwar immer noch im liegenden Ytongnest gelagert (der einzige feuchte und gleichzeitig wärmste Teil des Beckens), doch auch die Königin scheint sich in den Lehm verzogen zu haben. Ich bin nach wie vor erstaunt, dass es einfach keine Toten gibt bei dieser Kolonie, nicht dass man sich das wünscht, aber ich halte sie nun seit einem Dreivierteljahr und das Einzige, was auf den Müllhaufen zu finden ist, sind Körnerreste und tote Futtertiere.


    Gestern habe ich zum ersten Mal die Temperatur im Ytongnest gemessen und war selber sehr erstaunt:


    Das ist schon eine beeindruckende Temperatur, objektiv betrachtet würde ich sie für zu heiß halten. Da aber seit Monaten dort die Brut den ganzen Tag gelagert wird und sich die Kolonie ohne Ausfälle bestens entwickelt, scheint es zu passen.


    Futter gibt es jeden Tag wieder reichlich und schon nach wenigen Sekunden fängt ein kleines Gewusel an.




    Diskussionsthread: http://www.eusozial.de/viewtopic.php?f=33&t=2483


    LG, Phillip

    Dateien

    • P1080574.JPG

      (289,32 kB, 628 Mal heruntergeladen, zuletzt: )
    • P1080611.JPG

      (476,06 kB, 627 Mal heruntergeladen, zuletzt: )
    • P1080590.jpg

      (393,59 kB, 627 Mal heruntergeladen, zuletzt: )

    "Das Leben besteht aus vielen kleinen Münzen und wer sie aufzuheben versteht, hat ein Vermögen." (Jean Anouilh)

  • Pustekuchen? Nein, Pusteblumen!
    Draußen ist der Löwenzahn verblüht und so gibt es ideales Futter für die Messor im Überfluss. Die Ernteameisen gehen dabei sehr geschickt vor; einige kleinere Ameisen trennen die Samenkörner vom Fallschirmchen ab, andere sammeln sie ein und tragen sie ins Nest. Nach nur einer Stunde sind alle Fallschirmchen "abgeerntet" und ich kann sie auf niedrigster Stufe wegsaugen. Es erstaunt mich immer wieder, mit welcher Begeisterung sie die Körner eintragen, obwohl sie bereits riesige Vorräte die haben.


    Die Ernteameisen bei der Arbeit:


    Es ist nicht leicht, die Ameisen im Nest zu fotografieren, aber hier zeigt sich sogar die Königin und man kann erahnen, wie viele Eier es gibt (im Hintergund sind lauter große Eipakete zu sehen):


    Das warme Wetter derzeit hat zur Folge, dass ein regelrechter Ansturm auf die Tränke herrscht, teilweise ist sie schwarz von Ameisen.


    LG, Phillip :)

    "Das Leben besteht aus vielen kleinen Münzen und wer sie aufzuheben versteht, hat ein Vermögen." (Jean Anouilh)

  • Dies ist der letzte Beitrag von meiner Seite in diesem Haltungsbericht.
    Schweren Herzens habe ich die Kolonie vor Kurzem abgegeben, an Christopher Janßen, bei dem sie wohlbehalten angekommen ist. An der Kolonie selber hat es nicht gelegen, sie hat sich ja bestens entwickelt und lief völlig problemlos. Ich möchte mich aber mehr auf ein paar wenige Arten konzentrieren, die mehr Pflege brauchen und auch aus Platzgründen wusste ich nicht mehr wirklich, wohin mit den Messor. Ich wäre auf die Dauer nicht damit zufrieden gewesen, eine so schöne Kolonie in einer kleinen, hässlichen Plastikbox zu halten, wo ich sie nicht würdigen kann. Vielleicht mag Chris ja ab und an ein wenig berichten, ansonsten ist der Bericht hiermit beendet.


    Ich hoffe es ist dennoch ein ausreichendes Portrait dieser schönen und unkomplizierten Art entstanden.


    LG, Phillip

    "Das Leben besteht aus vielen kleinen Münzen und wer sie aufzuheben versteht, hat ein Vermögen." (Jean Anouilh)

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!