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Hier findest du alle Posts des Threads adoption-der-besonderen-art.


Post 25871 -

Hallo Ryk, in deinen Bericht erwähnst du, dass die sozialparasitische Königin der Formica rufa von der Hilfsameisenkolonie nach ihrem Eindringen "anektiert" wird. Das ist etwas ungenau und missverständlich, es sollte eher heissen, dass die fremde Jungkönigin adoptiert wird von den Hilfsameisen bzw., dass die sozialparasitische Jungkönigin das Wirtsameisennest nach der Tötung der fusca-Königin (es kann übrigens auch eine andere Serviformica-Art oder Formica-Art von der rufa-Köngin parasitiert werden, mtw. F. cinerea) das Nest der Wirtsameisen anektiert.


Im Sinne des Wortes: anektieren, gewaltsam in Besitz nehmen, sich "widerrechtlich" aneignen. Das ist ja das Bestreben der Königin der sozialparasitischen Art in diesem Fall, sie versucht, sich die Hilfsameisenkolonie anzueignen und für die Aufzucht ihrer Waldameisennachkommenschaft dienstzuverpflichten...


Deine Schilderungen decken sich in etwa mit dem, was ich vor Jahren an diesen Ameisen auch beobachtet habe. Heutzutage sind solche intimen Beobachtungen an diesen Arten schwierig, man müsste dazu die Ameisen aus Ländern importieren, in denen sie weniger streng geschützt sind wie hierzulande. Aber das ist ja möglich.
Und Beobachtungen diesen Geschehens bei diesen sozialparasitischen Ameisen sind nur unter Haltungsbedingungen möglich, nicht im Freiland. Man braucht eben Nesteinblick, um das Geschehen im Nest, unter normalen und ungestörten Bedingungen, also ohne Nestöffnungen o.ä. beobachten zu können.
Der strenge Schutz der Roten Waldameisen verhindert weitgehend die sinnvolle weitere Beschäftigung mit diesen Arten durch interessierte Freizeitforscher. Eigentlich schade und ein Beispiel für einen m.E. falsch angelegten und inkompetenten Tierschutz.


Trotzdem motiviert mich dein Beitrag, kann gut sein, dass ich mich in diesem Sommer mal wieder mit diesen Arten beschäftige.


LG, Frank.


Hallo Ryk, in deinen Bericht erwähnst du, dass die sozialparasitische Königin der Formica rufa von der Hilfsameisenkolonie nach ihrem Eindringen "anektiert" wird. Das ist etwas ungenau und missverständlich, es sollte eher heissen, dass die fremde Jungkönigin adoptiert wird von den Hilfsameisen bzw., dass die sozialparasitische Jungkönigin das Wirtsameisennest nach der Tötung der fusca-Königin (es kann übrigens auch eine andere Serviformica-Art oder Formica-Art von der rufa-Köngin parasitiert werden, mtw. F. cinerea) das Nest der Wirtsameisen anektiert.


Im Sinne des Wortes: anektieren, gewaltsam in Besitz nehmen, sich "widerrechtlich" aneignen. Das ist ja das Bestreben der Königin der sozialparasitischen Art in diesem Fall, sie versucht, sich die Hilfsameisenkolonie anzueignen und für die Aufzucht ihrer Waldameisennachkommenschaft dienstzuverpflichten...


Deine Schilderungen decken sich in etwa mit dem, was ich vor Jahren an diesen Ameisen auch beobachtet habe. Heutzutage sind solche intimen Beobachtungen an diesen Arten schwierig, man müsste dazu die Ameisen aus Ländern importieren, in denen sie weniger streng geschützt sind wie hierzulande. Aber das ist ja möglich.
Und Beobachtungen diesen Geschehens bei diesen sozialparasitischen Ameisen sind nur unter Haltungsbedingungen möglich, nicht im Freiland. Man braucht eben Nesteinblick, um das Geschehen im Nest, unter normalen und ungestörten Bedingungen, also ohne Nestöffnungen o.ä. beobachten zu können.
Der strenge Schutz der Roten Waldameisen verhindert weitgehend die sinnvolle weitere Beschäftigung mit diesen Arten durch interessierte Freizeitforscher. Eigentlich schade und ein Beispiel für einen m.E. falsch angelegten und inkompetenten Tierschutz.


Trotzdem motiviert mich dein Beitrag, kann gut sein, dass ich mich in diesem Sommer mal wieder mit diesen Arten beschäftige.


LG, Frank.



Post 25902 -

Naja, wir haben es hier nicht mit Sklaven zu tun, es geht mit unseren Waldameisen hier ja nicht um sklavenhaltende Raubameisen, hier haben wir es bei den parasitierten Ameisen mit den sogenannten (...in diesem speziellen Falle des temp. Sozialparasitismus sogenannten!) Hilfsameisen zu tun.
Die sozialparasitischen Königinnen einiger Waldameisenarten brauchen diese Hilfsameisen nur für eine kurze Zeit während der abhängigen Koloniegründung, zu der sie aus eigenen Kräften und "Talenten" nicht fähig sind, also temporär. Man spricht vom temporären Sozialparasitismus.
Die Hilfsameisen wie Formica fusca und andere Serviformica-Arten, die in anderen Fällen durchaus als Sklavenameisen dienen, nämlich bei den obligatorischen Duloten, also zB. den stets sklavenhaltenden Arten wie den Amazonenameisen, sind hier in diesem Falle eben nur zeitweise benötigte Hilfsameisen einer ansonsten und im späteren Kolonieleben völlig selbstständigen Ameisenart.


LG, Frank.


Naja, wir haben es hier nicht mit Sklaven zu tun, es geht mit unseren Waldameisen hier ja nicht um sklavenhaltende Raubameisen, hier haben wir es bei den parasitierten Ameisen mit den sogenannten (...in diesem speziellen Falle des temp. Sozialparasitismus sogenannten!) Hilfsameisen zu tun.
Die sozialparasitischen Königinnen einiger Waldameisenarten brauchen diese Hilfsameisen nur für eine kurze Zeit während der abhängigen Koloniegründung, zu der sie aus eigenen Kräften und "Talenten" nicht fähig sind, also temporär. Man spricht vom temporären Sozialparasitismus.
Die Hilfsameisen wie Formica fusca und andere Serviformica-Arten, die in anderen Fällen durchaus als Sklavenameisen dienen, nämlich bei den obligatorischen Duloten, also zB. den stets sklavenhaltenden Arten wie den Amazonenameisen, sind hier in diesem Falle eben nur zeitweise benötigte Hilfsameisen einer ansonsten und im späteren Kolonieleben völlig selbstständigen Ameisenart.


LG, Frank.



Post 25645 -

Hallo allerseits!


Adoption ist im Tierreich ja nicht selten. Das allgemein bekannte Beispiel liefert ja der Kuckuck, der sein Ei ins Rohrsängernest legt und den Jungvogel von den Adoptiveltern durchfüttern lässt.


Bei den Ameisen wissen wir zwar schon lange, dass das begatte Weibchen von Formica rufa die Wirtsameise Serviformica fusca zur Gründung einer eigenen Kolonie benötigt. In der Literatur ist dazu dann etwa zu lesen: ""Das rufa-Weibchen sucht eine fusca-Kolonie auf, tötet deren Königin und wird daraufhin vom Volk annektiert. ""


Nach den jüngsten Untersuchungen geht diese "Adoption" allerdings nicht ganz so einfach vonstatten. Zwar gelangt das rufa-Weibchen in das Nest der künftigen Wirtsameise. Doch dann beginnt es ihre Rivalin eingehend zu belecken, was nach Messungen an die 20 Minuten dauern kann. Erst dann wird das fusca-Weibchen gekillt.


Dass die neue Königin von den Nestbewohnern annektiert wird, liegt daran, dass sie durch das Belecken die Pheromone des fusca-Weibchens aufgenommen und damit den gleichen Nestgeruch angenommen hat.


Im Labor zeigte es sich, dass beide Weibchen anfangs völlig unterschiedliche chemische Profile aufweisen, danach hatten sie gleiche chemische Identitäten. - Analoges wurde neuerdings übrigens auch für die Amazonenameise Polyergus breviceps nachgewiesen.


Grüsse Ryk


Hallo allerseits!


Adoption ist im Tierreich ja nicht selten. Das allgemein bekannte Beispiel liefert ja der Kuckuck, der sein Ei ins Rohrsängernest legt und den Jungvogel von den Adoptiveltern durchfüttern lässt.


Bei den Ameisen wissen wir zwar schon lange, dass das begatte Weibchen von Formica rufa die Wirtsameise Serviformica fusca zur Gründung einer eigenen Kolonie benötigt. In der Literatur ist dazu dann etwa zu lesen: ""Das rufa-Weibchen sucht eine fusca-Kolonie auf, tötet deren Königin und wird daraufhin vom Volk annektiert. ""


Nach den jüngsten Untersuchungen geht diese "Adoption" allerdings nicht ganz so einfach vonstatten. Zwar gelangt das rufa-Weibchen in das Nest der künftigen Wirtsameise. Doch dann beginnt es ihre Rivalin eingehend zu belecken, was nach Messungen an die 20 Minuten dauern kann. Erst dann wird das fusca-Weibchen gekillt.


Dass die neue Königin von den Nestbewohnern annektiert wird, liegt daran, dass sie durch das Belecken die Pheromone des fusca-Weibchens aufgenommen und damit den gleichen Nestgeruch angenommen hat.


Im Labor zeigte es sich, dass beide Weibchen anfangs völlig unterschiedliche chemische Profile aufweisen, danach hatten sie gleiche chemische Identitäten. - Analoges wurde neuerdings übrigens auch für die Amazonenameise Polyergus breviceps nachgewiesen.


Grüsse Ryk



Post 25901 -

Ich hatte bisher auch immer angenommen, dass die Waldameisen einfach ausfliegen, sich einen geeigneten Standort suchen und dort einen neuen Staat gründen wie es z.B. die allbekannte Lasius niger tut.
Dass sie dazu eine Serviformica benötigt, weiß ich erst, seit ich darüber im Seifert gelesen hab.
Es gibt ja einige Arten, die zur Gründung auf "Sklaven" angewiesen sind. Danach macht es wohl kaum noch Sinn, wenn man die Koloniestärken solcher Völker betrachtet.


Ich hatte bisher auch immer angenommen, dass die Waldameisen einfach ausfliegen, sich einen geeigneten Standort suchen und dort einen neuen Staat gründen wie es z.B. die allbekannte Lasius niger tut.
Dass sie dazu eine Serviformica benötigt, weiß ich erst, seit ich darüber im Seifert gelesen hab.
Es gibt ja einige Arten, die zur Gründung auf "Sklaven" angewiesen sind. Danach macht es wohl kaum noch Sinn, wenn man die Koloniestärken solcher Völker betrachtet.