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Hier findest du alle Posts des Threads polyergus-und-raptiformica-koloniegrundung.


Post 94 -

Koloniegründung: Polyergus und Raptiformica


Interessant sind Vergleiche zwischen Duloten wie Polyergus rufescens und Raptiformica sanguinea. Schon bei der Koloniegründung, die ja beide bei Arten von Serviformica durchführen, gibt es grosse Unterschiede. Polyergus ist einerseits in mancher Hinsicht viel besser angepasst, auch die Jungköniginnen sind gnadenlose und erfolgreiche Kämpferinnen mit einer perfekten Ausstattung, aber andererseits hat Polyergus seine hohe Spezialisierung und perfekte Anpassung an das dulotische Dasein offenbar bezahlt mit einer Verarmung seiner Vielseitigkeit, alles läuft im Prinzip nach Schema F.
Die gründenden und erobernden Jungköniginnen der Raptiformica sind sehr viel nachsichtiger und flexibler, Arbeiterinnen des zu erobernden Serviformica-Nestes, die sich ihnen nicht entgegenstellen, werden meist nicht getötet und erhalten die Chance, sich der neuen "Herrscherin" anzuschliessen. Dies geschieht dann oftmals auch, nach dem Muster, mit dem sich auch Jungköniginnen der F. pratensis in einem Serviformica-Nest etablieren.
Junge Polyergus-Königinnen verfielen bei meinen Beobachtungen jedesmal in einen Mordrausch, wenn sie die Chance erhielten, ein solches Nest zu erobern. Sie trachteten danach, alle Imagines zu beseitigen, alles, was sich bewegte, wurde anfangs angegriffen. Sie rafften die Puppen zusammen und töteten dabei im Rausch der kriegerischen Eroberung selbst ganz junge, unausgefärbte und völlig friedliche fusca-Arbeiterinnen. Schon nach kurzer Zeit, bereits nach Stunden jedoch liess der Kampfeswillen der Polyergus-Jungköniginnen nach, sie wurden scheu und warteten auf den Schlupf der ersten Sklaven.
Raptiformica-Jungköniginnen verhielten sich immer sehr viel vielseitiger, sie waren einerseits noch sehr viel mutiger und draufgängerischer, anderseits nicht so mordlustig. Sicher ist ihre hohe Anpassungsfähigkeit eine wichtige Grundlage der weiten Verbreitung ihrer Art. Im Vergleich zu den Polyergus-Königinnen waren die Raptiformica-Königinnen viel effektiver beim Zusammenraffen der Puppen, sie legten hierzu grössere Wege zurück und verstrickten sich dabei nicht in sinnlose Scharmützel. Die Raptiformica töteten junge Ameisen der Wirtsart nicht, sondern trugen sie oft sogar als Nestgenossen ein. Jedoch bei jeder Störung reagierten sie kämpferisch und überaus "tapfer", sie schreckten vor keinen "Feind" zurück und griffen auch meine Hand furchtlos an, sobald ich in ihre Nähe kam. Dies taten die Polyergus nie. Diese Tapferkeit der Raptiformica-Königinnen liess erst nach etwa drei bis fünf Tagen nach, dies ist genug Zeit, ausreichend Puppen zusammen zu raffen.
Polyergus ist ein obligatorischer Dulot und völlig auf die Hilfsameisen angewiesen. Sicher hat die Art wie andere obligatorische Duloten ihre hohe Anpassung mit der Aufgabe jeder Selbständigkeit und einer hohen Abhängigkeit von grossen Vorkommen und Besiedlungsdichten der Wirtsameisen bezahlt. Wie bei anderen obligatorischen Duloten fand mit der hohen Anpassung an die Lebensweise eine gewisse Verarmung statt, ein erfolgreicher Weg zur Fortpflanzung, also Gründung neuer Kolonien verläuft relativ perfekt. Boro hat diesen Weg beschrieben.
Raptiformica als fakultativer Dulot verfügt über sehr viel mehr Möglichkeiten und ist vieleicht auch deswegen so durchsetzungsstark und weit verbreitet. Die Jungköniginnen können sich wie bei Polyergus einen Raubzug unbemerkt anschliessen, sie können allein kleine Kolonien der Serviformica erobern, sie können diesen Kolonien Puppen und sogar junge Ameisen rauben. Jungköniginnen der Raptiformica sind in der Lage, sich einschmeichelnd und friedlich bettelnd nach Art der Formica in ein solches Nest zu schleichen , sie können aber auch jederzeit die "Taktik" ändern und zu furiosen Kämpfern werden X(. Da sie nicht unbedingt von Anfang an kriegerisch als Eroberinnen auftreten und oft erst zu diplomatischen Mitteln greifen, ist ihre Erfolgschance sehr viel grösser.
Während bei meinen Beobachtungen der Kampfeswillen der Polyergus-Königinnen schon nach Stunden nachliess und sie dann regelmässig Opfer unerbittlicher zurückgekehrter Serviformica wurden, konnten die Raptiformica-Königinnen noch lange Zeit zwischen ihnen freundlich oder wenigstens indifferent gegenüberstehenden Serviformica und ihnen feindlich gegenüberstehenden Serviformica unterscheiden, wurden sie von letzteren belästigt, töteten sie diese kurzerhand.


LG, Frank.


Koloniegründung: Polyergus und Raptiformica


Interessant sind Vergleiche zwischen Duloten wie Polyergus rufescens und Raptiformica sanguinea. Schon bei der Koloniegründung, die ja beide bei Arten von Serviformica durchführen, gibt es grosse Unterschiede. Polyergus ist einerseits in mancher Hinsicht viel besser angepasst, auch die Jungköniginnen sind gnadenlose und erfolgreiche Kämpferinnen mit einer perfekten Ausstattung, aber andererseits hat Polyergus seine hohe Spezialisierung und perfekte Anpassung an das dulotische Dasein offenbar bezahlt mit einer Verarmung seiner Vielseitigkeit, alles läuft im Prinzip nach Schema F.
Die gründenden und erobernden Jungköniginnen der Raptiformica sind sehr viel nachsichtiger und flexibler, Arbeiterinnen des zu erobernden Serviformica-Nestes, die sich ihnen nicht entgegenstellen, werden meist nicht getötet und erhalten die Chance, sich der neuen "Herrscherin" anzuschliessen. Dies geschieht dann oftmals auch, nach dem Muster, mit dem sich auch Jungköniginnen der F. pratensis in einem Serviformica-Nest etablieren.
Junge Polyergus-Königinnen verfielen bei meinen Beobachtungen jedesmal in einen Mordrausch, wenn sie die Chance erhielten, ein solches Nest zu erobern. Sie trachteten danach, alle Imagines zu beseitigen, alles, was sich bewegte, wurde anfangs angegriffen. Sie rafften die Puppen zusammen und töteten dabei im Rausch der kriegerischen Eroberung selbst ganz junge, unausgefärbte und völlig friedliche fusca-Arbeiterinnen. Schon nach kurzer Zeit, bereits nach Stunden jedoch liess der Kampfeswillen der Polyergus-Jungköniginnen nach, sie wurden scheu und warteten auf den Schlupf der ersten Sklaven.
Raptiformica-Jungköniginnen verhielten sich immer sehr viel vielseitiger, sie waren einerseits noch sehr viel mutiger und draufgängerischer, anderseits nicht so mordlustig. Sicher ist ihre hohe Anpassungsfähigkeit eine wichtige Grundlage der weiten Verbreitung ihrer Art. Im Vergleich zu den Polyergus-Königinnen waren die Raptiformica-Königinnen viel effektiver beim Zusammenraffen der Puppen, sie legten hierzu grössere Wege zurück und verstrickten sich dabei nicht in sinnlose Scharmützel. Die Raptiformica töteten junge Ameisen der Wirtsart nicht, sondern trugen sie oft sogar als Nestgenossen ein. Jedoch bei jeder Störung reagierten sie kämpferisch und überaus "tapfer", sie schreckten vor keinen "Feind" zurück und griffen auch meine Hand furchtlos an, sobald ich in ihre Nähe kam. Dies taten die Polyergus nie. Diese Tapferkeit der Raptiformica-Königinnen liess erst nach etwa drei bis fünf Tagen nach, dies ist genug Zeit, ausreichend Puppen zusammen zu raffen.
Polyergus ist ein obligatorischer Dulot und völlig auf die Hilfsameisen angewiesen. Sicher hat die Art wie andere obligatorische Duloten ihre hohe Anpassung mit der Aufgabe jeder Selbständigkeit und einer hohen Abhängigkeit von grossen Vorkommen und Besiedlungsdichten der Wirtsameisen bezahlt. Wie bei anderen obligatorischen Duloten fand mit der hohen Anpassung an die Lebensweise eine gewisse Verarmung statt, ein erfolgreicher Weg zur Fortpflanzung, also Gründung neuer Kolonien verläuft relativ perfekt. Boro hat diesen Weg beschrieben.
Raptiformica als fakultativer Dulot verfügt über sehr viel mehr Möglichkeiten und ist vieleicht auch deswegen so durchsetzungsstark und weit verbreitet. Die Jungköniginnen können sich wie bei Polyergus einen Raubzug unbemerkt anschliessen, sie können allein kleine Kolonien der Serviformica erobern, sie können diesen Kolonien Puppen und sogar junge Ameisen rauben. Jungköniginnen der Raptiformica sind in der Lage, sich einschmeichelnd und friedlich bettelnd nach Art der Formica in ein solches Nest zu schleichen , sie können aber auch jederzeit die "Taktik" ändern und zu furiosen Kämpfern werden X(. Da sie nicht unbedingt von Anfang an kriegerisch als Eroberinnen auftreten und oft erst zu diplomatischen Mitteln greifen, ist ihre Erfolgschance sehr viel grösser.
Während bei meinen Beobachtungen der Kampfeswillen der Polyergus-Königinnen schon nach Stunden nachliess und sie dann regelmässig Opfer unerbittlicher zurückgekehrter Serviformica wurden, konnten die Raptiformica-Königinnen noch lange Zeit zwischen ihnen freundlich oder wenigstens indifferent gegenüberstehenden Serviformica und ihnen feindlich gegenüberstehenden Serviformica unterscheiden, wurden sie von letzteren belästigt, töteten sie diese kurzerhand.


LG, Frank.



Post 945 -

Hier nochmal ein ganz kurzer früherer Beitrag, den ich in einem anderen Forum schrieb. Etwas geändert, eigentlich ein kurzes Fazit.
Mittlerweile habe ich grosse Lust, mich in diesem Jahr wieder mit diesen Arten intensiver zu befassen... :roll:


Die Königinnen der Raptiformica haben nach meinen Beobachtungen also ein breiteres Potenzial möglichen Verhaltens, Nester von Wirtsameisen zu erobern als die von Polyergus. Als weniger hochspezialisierter Sozialparasit scheinen sie nicht so festgelegt zu sein und "probieren" verschiedene Strategien aus.
Bei eindringenden Polyergus-Königinnen in Beobachtungsnester von Serviformica sah ich immer unbändige Agression, selbst ganz junge Ameisen aus der Wirtsameisen-Kolonie wurden meisst unbarmherzig getötet, obwohl diese sich völlig harmlos verhielten und der okkupierenden Polyergus-Königin freundschaftlich oder wenigstens duldsam gegenüber standen.
Raptiformica-Königinnen sind auch sehr agressiv und dominant, töten einige Arbeiterinnen, jedoch nicht alle. Selbst ausgefärbte, ältere fusca wurden meist geduldet, wenn sie sich gegenüber der Raptiformica-Königin friedlich verhielten.
Die Raptiformica-Königinnen sind zu einer grösseren Bandbreite möglichen Verhaltens bei der Koloniegründung fähig, ihr Verhalten ist weniger schematisch und festgelegt. Das mag u.a. daran liegen, dass die Dulosis von Raptiformica evolutionär betrachtet wesentlich jünger zu sein scheint und daher weniger festgelegt oder ausgeprägt ist. Jungköniginnen der Raptiformica können agressive fusca leicht töten, vermögen aber auch, sie nach Art der temporär sozialparasitischen Waldameisenköniginnen, die nur solche Serviformica töten, von denen sie angegriffen werden, für sich zu gewinnen und diese zu umwerben.


LG, Frank.


Hier nochmal ein ganz kurzer früherer Beitrag, den ich in einem anderen Forum schrieb. Etwas geändert, eigentlich ein kurzes Fazit.
Mittlerweile habe ich grosse Lust, mich in diesem Jahr wieder mit diesen Arten intensiver zu befassen... :roll:


Die Königinnen der Raptiformica haben nach meinen Beobachtungen also ein breiteres Potenzial möglichen Verhaltens, Nester von Wirtsameisen zu erobern als die von Polyergus. Als weniger hochspezialisierter Sozialparasit scheinen sie nicht so festgelegt zu sein und "probieren" verschiedene Strategien aus.
Bei eindringenden Polyergus-Königinnen in Beobachtungsnester von Serviformica sah ich immer unbändige Agression, selbst ganz junge Ameisen aus der Wirtsameisen-Kolonie wurden meisst unbarmherzig getötet, obwohl diese sich völlig harmlos verhielten und der okkupierenden Polyergus-Königin freundschaftlich oder wenigstens duldsam gegenüber standen.
Raptiformica-Königinnen sind auch sehr agressiv und dominant, töten einige Arbeiterinnen, jedoch nicht alle. Selbst ausgefärbte, ältere fusca wurden meist geduldet, wenn sie sich gegenüber der Raptiformica-Königin friedlich verhielten.
Die Raptiformica-Königinnen sind zu einer grösseren Bandbreite möglichen Verhaltens bei der Koloniegründung fähig, ihr Verhalten ist weniger schematisch und festgelegt. Das mag u.a. daran liegen, dass die Dulosis von Raptiformica evolutionär betrachtet wesentlich jünger zu sein scheint und daher weniger festgelegt oder ausgeprägt ist. Jungköniginnen der Raptiformica können agressive fusca leicht töten, vermögen aber auch, sie nach Art der temporär sozialparasitischen Waldameisenköniginnen, die nur solche Serviformica töten, von denen sie angegriffen werden, für sich zu gewinnen und diese zu umwerben.


LG, Frank.



Post 3256 -

Ist schon komisch, wie hartnäckig sich solche Geschichten halten. Ich meine das angebliche Töten der Königin der Hilfsameisen durch die eindringende sozialparasitische Königin. Beschrieben wird es vor allem für Lasius reginae, bei dieser Art scheint es sogar denn auch die Regel zu sein, aber weil es wohl so "schön schaurig", einprägsam und irgendwie romantisch ist :love: , wird dieses Verhalten fast allen Sozialparasiten angedichtet. Sogar manchmal solchen wie etwa Lasius fuliginosus, die überhaupt nicht agressiv zu Werke gehen bei ihrer sozialparasitischen Gründung und dies auch gar nicht könnten...


Junge Polyergus-Königinnen gerieten bei meinen Versuchen bei Kontakt mit Hilfsameisen immer extrem in Rage. Dieses Verhalten gehört bei ihnen nach meiner Einschätzung zum Gründungsverhalten. Sie töten alles, was sie töten können und was ihnen auch noch später gefährlich werden könnte. Sie müssen auch alles töten, denn sie müssen sichergehen, alle potentiellen Feinde ausgeschalten zu haben. Das ist für eine einzelne Amazone schwierig genug und fast alle werden wohl, wie üblich bei allen auf die unterschiedlichste Weise koloniegründenden Ameisenköniginnen, in dieser Phase der Gründung scheitern. Meist töteten sie sogar junge, unausgefärbte Hilfsameisen, die sonst von anderen Sozialparasiten wie zB. Raptiformica geduldet und akzeptiert werden. Wenn ihnen eine Serviformica-Königin vor die Kiefer läuft, dann töten die Polyergus-Königinnen also ganz sicher auch diese. Sie werden nach dieser aber nicht gezielt suchen wie es dies wohl Lasius reginae tut, weil die Polyergus-Königinnen sowieso alle Ameisen töten im Wirtsameisennest.
Eine Adoption durch Hilfsameisen habe ich mit Polyergus-Königinnen noch nicht beobachtet, das scheint mir auch ausgeschlossen zu sein. Einfach weil sich die Jungköniginnen wie Furien verhalten, sie sind absolut kompromisslos. So zumindest habe ich sie erlebt.


Polyergus-Kolonien mit verschiedenen Hilfsameisen habe ich mehrfach gefunden. Bei dem Vorkommen, dass ich kenne, fand ich in waldnahen Nestern Serviformica fusca, Serviformica rufibarbis und Serviformica cunicularia. Die Nester befinden sich auf Trockenrasen mit angrenzenden Kiefern/Mischwald. Offenbar hatten diese Kolonien auch Raubzüge in den Wald unternommen und dort fusca-Nester überfallen. Meist aber gibt es nur eine oder höchstens zwei Hilfsameisen in den Nestern, meist sind die cunicularia und rufibarbis, manchmal auch clara.
In Kolonien in Gefangenschaft von Polyergus oder Raptiformica war es immer schwierig, mehrere Hilfsameisen unterzubringen. Die dominante Hilfsameise tötet meist die schlüpfenden Hilfsameisen anderer Arten.


Dieses Problem tritt nicht nur hier auf in den Nestern der Sklavenhalter. Es tritt ebenso auf bei den Koloniegründungen temporär sozialparasitischer Ameisen aus der Verwandschaft wie Formica. Auch hier töten die Hilfsameisen oft die ersten schlüpfenden Generationen von mtw. Formica pratensis. Erst wenn ausreichend viele Arbeiterinnen gleichzeitig schlüpfen, gelingt der Wechsel in der "Geschäftsführung" in den Kolonien. Das passiert in aller Regel bald, weil die Hilfsameisen relativ zügig grosse Mengen von Arbeiterinnen des Sozialparastien aufziehen und damit ungewollt ihren eigenen Untergang beschleunigen.


LG, Frank.


Ist schon komisch, wie hartnäckig sich solche Geschichten halten. Ich meine das angebliche Töten der Königin der Hilfsameisen durch die eindringende sozialparasitische Königin. Beschrieben wird es vor allem für Lasius reginae, bei dieser Art scheint es sogar denn auch die Regel zu sein, aber weil es wohl so "schön schaurig", einprägsam und irgendwie romantisch ist :love: , wird dieses Verhalten fast allen Sozialparasiten angedichtet. Sogar manchmal solchen wie etwa Lasius fuliginosus, die überhaupt nicht agressiv zu Werke gehen bei ihrer sozialparasitischen Gründung und dies auch gar nicht könnten...


Junge Polyergus-Königinnen gerieten bei meinen Versuchen bei Kontakt mit Hilfsameisen immer extrem in Rage. Dieses Verhalten gehört bei ihnen nach meiner Einschätzung zum Gründungsverhalten. Sie töten alles, was sie töten können und was ihnen auch noch später gefährlich werden könnte. Sie müssen auch alles töten, denn sie müssen sichergehen, alle potentiellen Feinde ausgeschalten zu haben. Das ist für eine einzelne Amazone schwierig genug und fast alle werden wohl, wie üblich bei allen auf die unterschiedlichste Weise koloniegründenden Ameisenköniginnen, in dieser Phase der Gründung scheitern. Meist töteten sie sogar junge, unausgefärbte Hilfsameisen, die sonst von anderen Sozialparasiten wie zB. Raptiformica geduldet und akzeptiert werden. Wenn ihnen eine Serviformica-Königin vor die Kiefer läuft, dann töten die Polyergus-Königinnen also ganz sicher auch diese. Sie werden nach dieser aber nicht gezielt suchen wie es dies wohl Lasius reginae tut, weil die Polyergus-Königinnen sowieso alle Ameisen töten im Wirtsameisennest.
Eine Adoption durch Hilfsameisen habe ich mit Polyergus-Königinnen noch nicht beobachtet, das scheint mir auch ausgeschlossen zu sein. Einfach weil sich die Jungköniginnen wie Furien verhalten, sie sind absolut kompromisslos. So zumindest habe ich sie erlebt.


Polyergus-Kolonien mit verschiedenen Hilfsameisen habe ich mehrfach gefunden. Bei dem Vorkommen, dass ich kenne, fand ich in waldnahen Nestern Serviformica fusca, Serviformica rufibarbis und Serviformica cunicularia. Die Nester befinden sich auf Trockenrasen mit angrenzenden Kiefern/Mischwald. Offenbar hatten diese Kolonien auch Raubzüge in den Wald unternommen und dort fusca-Nester überfallen. Meist aber gibt es nur eine oder höchstens zwei Hilfsameisen in den Nestern, meist sind die cunicularia und rufibarbis, manchmal auch clara.
In Kolonien in Gefangenschaft von Polyergus oder Raptiformica war es immer schwierig, mehrere Hilfsameisen unterzubringen. Die dominante Hilfsameise tötet meist die schlüpfenden Hilfsameisen anderer Arten.


Dieses Problem tritt nicht nur hier auf in den Nestern der Sklavenhalter. Es tritt ebenso auf bei den Koloniegründungen temporär sozialparasitischer Ameisen aus der Verwandschaft wie Formica. Auch hier töten die Hilfsameisen oft die ersten schlüpfenden Generationen von mtw. Formica pratensis. Erst wenn ausreichend viele Arbeiterinnen gleichzeitig schlüpfen, gelingt der Wechsel in der "Geschäftsführung" in den Kolonien. Das passiert in aller Regel bald, weil die Hilfsameisen relativ zügig grosse Mengen von Arbeiterinnen des Sozialparastien aufziehen und damit ungewollt ihren eigenen Untergang beschleunigen.


LG, Frank.



Post 970 -

Schöner Beitrag, Frank!


Ich dachte bisher immer, dass die Polyergus- Königinnen in das Nest eindringt, die Wirtskönigin tötet und sich vom Volk adoptieren lässt- dein Artikel ist aber schön ins Detail übergegangen. Das Polyergus- Weibchen war meines Wissens weitgehend geruchlich inert, wie ich in einem Artikel von Gerhard Heller vor längerem las, und konnte so weitgehend Angriffe der Wirtsameisen vorbeugen. Durch den engen Kontakt an die getötete Wirtskönigin wird offenbar ihr Duft auf die Polyergus- Königinnen weitgehen übertragen


Auch die Serviformica- Arbeiterinnen können untereinander in Polyergus Konflikte haben; beispielsweise akzeptieren F. fusca- Ameisen in Polyergus- Völkern die Puppen von anderen Serviformica- Arten, töten diese aber nach dem Schlüpfen. F. rufibarbis und F.cunicularia vertragen sich allerdings weitgehend, allerdings ist es offenbar wegen den oben genannten Verhaltensweisen in den meisten Fällen nicht möglich, ein Mischvolk aus allen drei Serviformica- Arten mit der Polyerguskönigin gründen zu lassen.


Schöner Artikel hier- > http://myrmecologicalnews.org/cms/images/pdf/volume6/mn6_13-17_non-printable.pdf [PDF]


Schöner Beitrag, Frank!


Ich dachte bisher immer, dass die Polyergus- Königinnen in das Nest eindringt, die Wirtskönigin tötet und sich vom Volk adoptieren lässt- dein Artikel ist aber schön ins Detail übergegangen. Das Polyergus- Weibchen war meines Wissens weitgehend geruchlich inert, wie ich in einem Artikel von Gerhard Heller vor längerem las, und konnte so weitgehend Angriffe der Wirtsameisen vorbeugen. Durch den engen Kontakt an die getötete Wirtskönigin wird offenbar ihr Duft auf die Polyergus- Königinnen weitgehen übertragen


Auch die Serviformica- Arbeiterinnen können untereinander in Polyergus Konflikte haben; beispielsweise akzeptieren F. fusca- Ameisen in Polyergus- Völkern die Puppen von anderen Serviformica- Arten, töten diese aber nach dem Schlüpfen. F. rufibarbis und F.cunicularia vertragen sich allerdings weitgehend, allerdings ist es offenbar wegen den oben genannten Verhaltensweisen in den meisten Fällen nicht möglich, ein Mischvolk aus allen drei Serviformica- Arten mit der Polyerguskönigin gründen zu lassen.


Schöner Artikel hier- > http://myrmecologicalnews.org/cms/images/pdf/volume6/mn6_13-17_non-printable.pdf [PDF]