Myrmecia brevinoda - Gründungsversuch


Post 26723 - 08.04.2014 23:05:41

Hallo,


im Dezember letzen Jahres hatte ich nach Jahre langer suche endlich das Glück an eine Myrmecia Königin zu kommen.
Eigentlich hatte ich eher auf eine M. pavida oder M. vindex gehofft aber aufgrund der schwierigen Beschaffung mich doch zu diesem Angebot entschieden. Nun ist es ja bekannt das M. brevinoda nicht nur sehr kritisch in der Haltung ist, sondern auch noch um ein vielfaches schwerer sie zum Gründen zu bewegen.


Im Dezeber 2013 erhielt ich nun voller vorfreude meine lang ersehnte Gyne. Sie ist ca. 3,5cm groß und hatte zu dieser
Zeit eine riesige Larve. Vom Händler erfuhr ich das ich alle zwei Tage ein halbes Heimchen geben soll und das war es auch schon mit den Informationen. Untergebracht war sie in einer sehr flachen BraPlast Dose in einem kurzem dünnen RG auf Sand. Da in dieser kleinen Dose keine ordentlichen Temperaturzonen zu schaffen waren entschloss ich mich das RG gleich
in das bereits vorbereite Terrarium zu überführen. Darin befindet sie sich noch heute. Die Larve ist nach ca. drei Wochen eingegangen. Sie wurde zwar versorgt und machte auch Anstalten sich zu verpuppen, doch daran sollte es schlussendlich scheitern. Die Königin trennte sich die nächsten Wochen trotzdem nicht von ihrer toten Larve/Naktpuppe. Sie entsorgte sie schliesslich in der Müllecke.


Ohne Brut schien sie nichts mehr in ihrem Reagenzglas zu halten und sie war Tag und Nacht im Terrarium auf Achse. Sie schien sogar draußen zu schlafen. Ich rechnete fest damit sie eines morgens tot im Terrarium zu finden. Nach ca. 4-6 Wochen befand sie sich aber plötzlich wieder im Reagenzglas. Nach genauerem betrachten bemerke ich das fünf große Eier im kleinen RG lag. Nach ca. 4 Wochen wurden daraus auch Larven die die Königin allerdings scheinbar fraß. Kann aber auch sein das die Larven sich gegenseitig fraßen. Zum Schluss lag nämlich eine Larve relativ lange noch im RG...diese verschwand dann allerdings auch.


Wieder begann also die unruhige Zeit der Königin, die ich dazu nutze ihr das viel zu kleine RG weg zu nehmen. Diesmal sollte die Unruhe aber nur 2 Wochen anhalten, denn letzte Woche entdeckte ich erneut sieben Eier...und hier beginnt wohl nun mein Haltungsbericht. Die Fütterung habe ich nun auf 1x täglich umgestellt um ein erneutes fressen der Brut eventuell zu verhindern. Auch wenn das zu erhöhtem Stress führen könnte.


Hier der Diskussionstread: http://eusozial.de/viewtopic.php?f=33&t=2607


Gruß André



Post 26727 - 09.04.2014 10:22:24

Heute morgen als ich ein paar Bilder vom Terrarium machen wollte, stellte ich fest das die Gyne wieder nervös im Terrarium herumlief. Bei einer Kontrolle des Reagenzglases stellte ich fest das keine Eier mehr zu sehen waren. Ich war schon wieder der Verzweiflung nahe, bis ich sah wie sie hektisch was ins RG trug. Sie hatte die Eier in der Nacht nach draussen getragen und fühlte sich wohl von mir gestört. Eventuell hat das was mit den Sprühen gestern zutun gehabt. Vielleicht will sie es feuchter für ihre Eier? Ich werde ihr wohl noch etwas feuchten Cocoshumus zur Verfügung stellen...vielleicht trägt sie ja was ein.



Post 26728 - 09.04.2014 10:25:07

Hier mal ein paar Bilder des Terrariums. Vielleicht fällt euch ja was auf wie ich die Haltung evtl. noch optimieren könnte.



Post 26730 - 09.04.2014 10:37:54

Zu den Haltungsbedingungen und der verwendeten Technik:


Terrarium: 40x30x25cm Klappdeckelterrarium
Bodengrund: Lehm-Sand-Cocoshumus gemisch
Nest: Reagenzglas 2x20cm, Ytongnest
Temperatur: 23°C in der nicht beheizten Zone (Yong)
25°C in der beheizten Zone (RG)
Luftfeuchtigkeit: 40-60%
Heizung: 14W Exoterra Jungle Klebeheizmatte
Termometer: Lucky Reptile Dopplefühler Digital Thermometer
Nahrung: 1x Heimchen tägl.
Fructose Zuckerwasser
alle drei Tage Orlux Nektar für Kolibris und Nektarvögel
Wasser: Osmosewasser
Deko: Eukalyptusholz



Post 26731 - 09.04.2014 10:40:02


Auch wenn es ein schlechtes Bild ist. Sieht man hier wie die Königin ein Ei in das Reagenzglas trägt.



Post 26916 - 17.04.2014 15:32:09

Hallo,


die Königin hat sich nun zum ersten mal überhaupt seit dem ich sie habe tief in das RG zurückgezogen samt Brut.
Bisher hat sie immer direkt im oder vor dem Eingang gesessen. In den letzten tagen die Brut sogar ausserhalb des
Nestes gelagert. Auch hat sie endlich mal etwas Sand/Erde eingetragen und die Watte damit bearbeitet. Die Eier
scheinen allerdings von sieben auf zwei geschrumpft zu sein. Morgen werde ich im Wald mal etwas natürliche Überstreu
sammeln um ihr zusätzliches Nistmaterial zu bieten.


Gruß André



Post 27129 - 27.04.2014 16:00:47

Hallo,


da meine Haltung bis jetzt nicht den gewünschten Erfolg gebracht hat, habe ich mal etwas an den Parametern verändert.
In der Facebook Gruppe hatte ich einen netten Kontakt mit einem Mitglied der Myrmecia mandibularis gleich zweimal zum
Gründen gebracht hat. Es ist mir bewusst, dass es nicht die gleiche Art ist aber ein versuch seine Ratschläge anzunehmen ist es
wert. Er empfiehl mir eine drastischere Nachttemperaturabsenkung, einen exponierten Sonnenplatz mit Hilfe eines Strahlers und dazu die Königin in den Ytong zu zwingen. Auch ein häufigeres Sprühen und die bessere Simulation der Tageslängen des Fanggebietes. Bei der Fütterung soll ich Fluginsekten bevorzugen.


Dies war allerdings mit meinem kleinen 40cm Klappdeckelterrarium nicht zu bewerkstelligen. Auch wenn ich nie Fan von Kunststoffboxen war, kaufte ich mir deshalb im OBI eine 60x40x40cm Box. Als Belüftung dienen 8 Möbellüfter, des weiteren baute ich zwei Beregnungsdüsen und einen 35W Spotstrahler ein. Ziel ist es nun mit den aktuellen Wetterdaten des Fanggebietes die genauen Temperaturen, Niederschlag und Tageslängen zu simulieren. Ein Aufwändiges unterfangen was ich mir da vorgenommen habe.


Zum Glück konnte ich den Fänger der Königin per Mail fragen wo genau er sie gefangen hat. Dieser Antwortete mir: Alle unsere Myrmecia Königinnen sind aus der Region rund um Armidale gute 500 Km nördlich von Sydney. Vielen Dank an dieser Stelle noch einmal an Dirk Drenske von AmtsNature.


Das schwierigste ist meiner Meinung die Königin in den Ytong zu bekommen...den hat sie bis jetzt nämlich strikt ignoriert. Bei den M. mandibularis ging es wohl erst mit Einzug in den Yong richtig los, da dort die Königin die Möglichkeit hat die Brut besser zu trennen und somit dem Kannibalismus der Larven vorzubeugen. Auch gingen die Königinnen erst dann aktiv jagen.


Als ich vorhin das RG aus dem altem Terrarium ausgrub sah ich seit einiger Zeit die Königin zum erstmal wieder, diese saß über ca. 10 Eiern. Es schmerzt ein wenig durch meine Aktion die Brut zu gefährden. Ich legte nun das Reagenzglas mit der Öffnung nun genau vor den Ytong so das sie gezwungen ist durch den ganzen Ytong zu laufen um in die Arena zu gelangen. Füttern werde ich nun auch nur noch vor der zweiten Öffnung die ja jetzt die einigste ist.


Unten seht ihr die neue Behausung...drückt mir die Daumen.





Post 27144 - 28.04.2014 08:28:02

Guten Morgen,


das ging ja schneller als vermutet. Die Königin ist gestern noch samt
Brut in den Ytong gezogen. 25°C im RG waren ihr wohl schon zuviel.
Der Ytong hat gerade eine Temperatur von 21,6°C. Die Beleuchtungszeit
beträgt heute 10:59h. Wem es interessiert habe ich unten mal die Links
für meine Parametergrundlagen angefügt. Natürlich hat sie mir Nachts keine
minus Grade ;-)


Link Tageslängen:
http://www.sunrise-and-sunset.com/de/australien/armidale/2014


Link Temperaturen u. Niederschlag:
http://www.bom.gov.au/climate/dwo/201304/html/IDCJDW2004.201304.shtml


Gruß André



Post 27257 - 03.05.2014 06:46:49

Guten Morgen,


jetzt ist gut eine Woche vergangen das ich die Myrmecia in die neue Box gesetzt habe. Genauso lange
lebt sie nun auch im Ytong. Nahrung in Form von Fliegenlarven oder Grillen trägt sie weder ein noch weg.
Als ich eben den Ytong bewässerte machte ich auch ein paar Bilder von der Brut. Es sind ca. 10-15 Eier.
Soviel hatte sie noch nie und vor allem auch noch nie so lange! Ich hatte ja echt bedenken sie nachts bei 15-18°C
zu halten...tagsüber werden es auch selten über 20-21°C. Sie ist sehr träge aber fit.
Laut Klimatabellen müsste ich in den nächsten Monaten noch weiter runter gehen was ich aber wohl nicht tuen werde.
Ich denke ja das es im Nest im Habitat keine 5-10°C sind.


Hier der Diskussionstread: viewtopic.php?f=33&t=2607




Post 28268 - 03.06.2014 11:41:21

Hallo,


ist ja etwas her das ich das letzte mal berichtet habe, was allerdings wohl auch an der langen Entwicklungszeit dieser Art liegt. Des weiteren war ich die letzten 10 Tage auf der Interzoo in Nürnberg und konnte natürlich nicht berichten.


Vor meiner Abreise hatte ich das Problem das die Temperaturen in der Wohnung durch das schöne Wetter zu hoch wurden und ich Probleme hatte die Tagestemperaturen tief zu halten. Da es sich als sehr schwer herausstellte eine geeignete Kühltruhe oder Styroporbox in der Größe meiner Kunststoffbox zu bekommen musste ich mir etwas einfallen lassen.
Ich kaufte mir im Baumarkt Styrodurplatten und baute mir quasi erst einmal eine Kühlbox. Da natürlich die Isobox alleine nicht kühlt bohrte ich mir kurzerhand zwei Löcher in meinen Kühlschrank und brachte eine handelsübliche Aquarienluftpumpe (3W) ein. Diese pumpt nun die 6°C Kälte Luft in meine Isobox. Das bewirkt das die Tagestemperatur im inneren so um die 20°C (statt min.23-24°C) beträgt. Jeden Abend lege ich zusätzlich zwei Kühlakkus in die Styrodurbox. Somit erreiche ich eine Nachtabsenkung von zusätzlichen 5°C also gut 15°C bei der Myrmecia in der Kuststoffbox. Die Konstruktion könnt ihr auf den Bildern sehen.


Kurz vor meiner Abreise kontrollierte ich noch einmal das Zuckerwasser und das normale Wasser und stellte mit erfreuen fest das sie Aktiv nach Terrflys jagdt. Im Ytong Nest lagen mehrere erbeutete Fliegen.


Als ich nun gestern nach fast zwei Wochen Heim kam, schaute ich natürlich als erstes nach meinen Ameisen. Allen Kolonien ging es bestens und bei der Myrmecia gibt es nun endlich Larven...gezählt habe ich sechs Stück. Dazu noch ein paar Nähr- oder normale Eier. Ich will es nicht beschreien aber die Methode der "Winterruhe" scheint mehr Erfolg zu haben als meine letzten Versuche. Soweit bin ich jedenfalls mit dieser Königin noch nicht gekommen. Wünscht mir Glück das sich die Brut entwickelt.


Viele Grüße
André




Post 29687 - 17.07.2014 09:09:31

Hallo,


nachdem sich die letzten Wochen die Brut prächtig entwickelte und die Larven schon echt riesig waren, musste
ich gestern Abend bei meiner Kontrolle leider feststellen, das die Königin verstorben ist. Was die Ursache dafür ist, kann man nur mutmaßen. Die Königin hatte meiner Meinung nach bei Ankunft schon einige Gründungsversuche hinter sich
und das geht ja nicht endlos gut. Ich bin trotzdem der Ansicht, das die Temperatur Anpassung an das Habitat der Schlüssel zu erfolgreichen Gründung dieser Art ist.


So und nun geht der Wahnsinn wieder von vorne los...jeden Tag auf der Suche nach einer neuen Gyne oder Kolonie....nur mit M. brevinoda habe ich endgültig abgeschlossen.