Myrmecodia

  • Guten Tag!


    Ich bin hier neu angemeldet um Informationen mit euch auszutauschen weil ich im Rahmen meines Biowissenschaften Studiums meine Bachelorarbeit über Ameisenpflanzen schreiben werde.


    Im Großen und Ganzen werde ich mich damit beschäftigen, ein Ameisenvolk in Myrmecodia bzw Hydnophytum anzusiedeln mit dem Ziel, diese symbiotische Lebensgemeinschaft als eine Art Schauobjekt in unserem botanischen Garten zu installieren, wo bereits eine Sammlung an älteren Pflanzen vorliegt. Falls das alles funktionieren sollte sind noch weitere Versuche wie etwa Aggressivitätstests oder ähnliches geplant.


    Weil sowohl Literatur als auch das Netz relativ wenig verlässliche Hilfestellung bietet, habe ich mich an euch gewand. Ihr seid die Experten.


    Mittlerweile ist das Projekt noch ganz am Anfang und ich versuche erst einmal Informationen zu gewinnen. Der vorläufige Plan sieht so aus, dass ich erst eine Ameisenart auswählen möchte, welche in beiden Pflanzen nachgewiesen wurde. Dann möchte ich diese Art in einem Formicarium heranziehen bis die Population eine gewisse Größe erreicht hat und diese dann auf die Pflanzen übersiedeln lassen.


    Laut meinen Recherchen ist von folgenden Arten bekannt, dass sie in Myrmecodien bzw Hydnophytum leben können bzw dort nachgewiesen wurden:


    -Iridomyrmex cordatus
    -Iridomyrmex nagasau syn. Philidris nagasau
    -Iridomyrmex scrutator
    -Crematogaster difformis
    -Pheidole megacephala


    Hab mir dann versucht zu jeder Art Informationen zu verschaffen und bin bisher zu dem Ergebnis gekommen, dass eigentlich nur Pheidole megacephala für die Besiedelung in Betracht kommt, weil ich sie über Ameisenshops beziehen könnte und sie wohl als Art für Haltung in menschlicher Obhut bekannt ist. Über sie habe ich die meisten Informationen gefunden.


    Nun bitte ich um Kommentare, Tipps und Anregungen
    Ich werde euch natürlich immer auf dem neuesten Stand halten, aber als Neuling auf diesem Gebiet bin ich froh über jede Hilfestellung.

  • Hey Myrmecodia,


    Pheidole megacephala ist eine ''Pest Ant''. Ich würde sie wirklich nur in einem geschlossenem Formicarium halten,da diese Art sich schon fast explosionsartig vermehrt,Inzucht betreibt und dabei nicht sehr Wählerisch in der Wahl ihres Nistplatzes ist. Bei einer offenen Anlage würden wahrscheinlich schon bald überall Jungkolonien in eurem botanischen Garten enstehen.


    Desweiteren kann sie auch problemlos Gebäudekomplexe besiedeln und wirklich jede kleinste Spalte als Nest nutzen,da sie wirklich winzig ist.
    Man sollte sich hier wirklich zweimal überlegen ob man sich diese Art wirklich zulegen will da sie schon einige Gefahren mit sich bringt.


    Auch sind Pheidole wahre Ausbruchskünstler,es muss nur einen winzigen Spalt in deinem Ausbruchsschutz geben und schon kann die halbe Kolonie dank sehr starker Rekrutierung entkommen.


    Leider kenne ich persönlich keine weiteren Arten die in Symbiose mit Ameisenpflanzen leben können.


    Vielleicht kann dir aber jemand anderes diesbezüglich weiterhelfen.


    mfg Imp.

  • Hallo und willkommen :)


    Azteca`s leben noch in Symbiose mit Bäumen, habe meine in einem Hydnophytum formicarium gehalten.
    Die Kolonie ist leider verstorben. Die Pflanze wird derzeit von einer Kolonie Gigantiops destructor bewohnt die nicht in Symbiose mit ihr Leben sie aber als Nest annehmen. Wichtig bei den Pflanzen ist das sie schon genügen Drüsen oder Kelche besitzen um die Kolonie ausreichend zu versorgen.


    Es gibt sicher noch mehr Arten von denen ich auch nicht alle kenne die in Symbiose mit Bäumen Leben.
    Aber mit den nachweisen das könnte schwierig werden.
    grüße Krafty

  • Bisher schon einmal Danke für die Anregungen!


    Im Verlauf meine Recherche bin ich auch davon abgekommen, Pheidole megacephala zu verwenden. Scheint tatsächlich zu risikoreich zu sein. Davon ab ist es nicht einfach, sie von einem Händler zu beziehen.


    Mittlerweile sieht es so aus, als ob ich für die Versuche keine der Arten erwerben kann, die nachweisbar in den Pflanzen leben. Ich bin daher nun darauf angewiesen, eine Art zu finden, von der erstens bekannt ist, dass sie die Pflanzen als Nest annimmt und zweitens, ich sie auch irgendwo kaufen kann.


    Und noch zu den Pflanzen selbst: also unser botanischer Garten stellt mir Exemplare zur Verfügung, die relativ alt sind und eine Größe zwischen Handball und Fußball erreicht haben. Da kann man also durchaus mit arbeiten.

  • Hallo Menoux,


    ich hatte in einem alten Thread mal ein paar Ameisenpflanzen zusammengefasst die ich schon im Terrarium gepfelgt hatte.


    http://eusozial.de/viewtopic.php?f=77&t=2214


    Als Besiedler von Myrmecodia ist mir noch Tetramorium bicarinatum bekannt, birgt jedoch die selben Risiken wie Pheidole megacephala.
    Mrmecodia und Hydnophytum sind aber seitens der Pflanzen, die in Symbiose mit Ameisen leben noch relativ "rückstandig", bieten sie zum Teil den Ameisen nur Wohnraum und profitieren dann vom Schutz gegen Fraßfeinde und den ausgeschiedenen Exkrementen.


    Viel interessanter sind da die sogenannten Ameisenakazien, als Beispiel möchte ich hier Acacia melanocerus aufführen die ich selber pflege (jedoch ohne die passende Ameise)


    Vorteile für die besiedelnden Ameisen:


    1.)Diese Pflanze hält zum einen spezielle hohle Dornen bereit, welche als Behausung für die Ameisen dienen. Mit der Größe der Pflanze werden auch die Dornen immer größer und gewundender und halten so auch immer mehr Raum für die entsprechend größer werdende Kolonie bereit.


    2.)Weiterhin hat die Pflanze an den Blattackseln mehrere extraflorale Nektarien in Form einer Art hintereinandergereiter Honigtöpfchen, welche unanblässig süße Ausscheidungen bereitstellen.


    3.)Auch feste Nahrung wird in Form von Belt'schen Körperchen an den Blattspitzen bereitgehalten.


    Vorteile, die die Pflanze durch die Besiedlung erlangt, sind:

    1.) einerseits ein Schutz vor Fraßfeinden wie Raupen - eine unbesiedelte Pflanze ist sofort an dem stark geschädigten Blattwerk oder den Fraßschäden von Termiten zu erkennen.


    2.) sowie der Vernichtung von konkurrierenden Pflanzen die der Wirtspflanze zu Nahe kommen oder im Umkreis von 50-100 cm wachsen. (Um die von mir gefunden Pflanzen wuchsen in der nahen Umgebung trotz der ansonsten gut vorhanden Flora ausser anderen Acacia melanocerus kaum weitere Pflanzen)


    [mitte]
    Jungpflanze von Acacia melanocerus mit ersten hohlen Dornen



    Gut zu erkennen die extrafloralen Nektarien sowie der Eingang in die Dornen



    Zu sehen sind hier die Belt'schen Körperchen, nur vorhanden weil die Pflanze unbesiedelt war.[/mitte]


    Beste Grüße

  • Also hier mal ein Update:


    Da es ja für mich auch wichtig ist, eine geeignete Ameisenart überhaupt erwerben zu können, habe ich mich an einige Ameisenshops gewand und diese um Hilfe gebeten. Mit mäßigem erfolg.


    Darüber hinaus habe ich Fachprofessoren anderer Universitäten kontaktiert. Ohne nennenswerten Informationsgehalt erhalten zu haben.


    Unter Rücksprache mit meinem betreuenden Dozenten sind wir zu dem Entschluss gekommen, die Problematik um die passende Art zu finden, etwas lockerer zu sehen. Das hat damit zu tun, dass nach meiner umfangreichen Recherche keine Ameisenart zwingend nur auf Myrmecodien als Nistplatz angewiesen ist. Daher ist es für Forschungszwecke nicht zwingend nötig, sich auf eine Ameisenart zu beschränken, die nachgewiesener Weise in Myrmecodien gefunden wurde. Konkret bedeutet das, dass ich mich nun auf die Gruppe Crematogaster beschränke und innerhalb dieser Gruppe alle erhältlichen Arten mit einer Größe von bis zu 3,5mm in Betracht ziehe, die aus der Region Südostasien stammen.


    Unter Rücksprache mit dem ein oder anderen Ameisenshop rücken C. biroi und C. osakensis in den Vordergrund. Nun ist das Problem, dass diese beiden Arten vornehmlich ausverkauft sind....


    Soweit mal die Informatioenen von meiner Seite aus. Trotzdem habe ich noch ein Anliegen, bei dem Ihr mir vielleicht weiterhelfen könnt:


    Um die Besiedelungsversuche starten zu können, ist es sinnvoll, konkrete Annahmen zu haben, was passieren könnte bzw. wie das ganze ablaufen könnte. Dazu arbeite ich momentan an einer Art Liste, die Level der Besiedelung umfasst. Es geht dabei darum, zu erfassen, in welchen Schritten die Kolonie das neue Nest (in meinem Fall die Myrmecodia) annimmt und aufbaut. Gibt es dazu Literatur bzw. Fachliteratur?

  • Ich kann Dir leider bei Literatur auch nicht helfen, aber evtl. ist der kurze Bericht im Thread Bild des Tages von camaross ja auch ganz interessant.


    Dort beschreibt camaross, wie eine afrikanische Pheidole Art in eine Ameisenpflanze eingezogen ist.


    Evtl. bieten sich dadurch ja auch noch größere Spielräume, was die Art angeht.

  • Existiert irgend eine 'Liste', nach der beschrieben ist, wie eine Ameisenart ein neues Nest besiedelt? Ich meine damit nicht, wie eine Königin eine Kolonie inklusive Nest gründet, sondern viel mehr, wie es von statten geht, wenn ein Nest eine Königin in ein neues Nest verlagert bzw. eine Kolonie umzieht.


    Ich möchte eine Art Erwartungshaltung erarbeiten nach deren Muster die Besiedelung der Ameisenkolonie in der Myrmecodia Pflanze ablaufen könnte.

  • Hi,


    bei Temnothorax Arten hat man das sehr genau erforscht, in "The Superorganismn" wird es ab Seite 487 beschrieben, dabei wird auch auf eine andere Arbeit verwiesen: http://link.springer.com/article/10.1007/s002650100377


    Aus meiner Erfahrung kann ich sagen, dass zumindest eine Sache immer gleich abläuft:



    Dann geht es ab Punkt 2 weiter und das ganze wiederholt sich, so dass immer mehr Ameisen zum Nest gehen und wieder eine Spur zurücklegen und irgendwann sind es dann so viele Ameisen, dass begonnen wird Brut und frisch geschlüpfte Arbeiterinnen zum Nest zu tragen. Die Gyne rennt dann meist irgendwann auch einfach mit den Arbeiterinnen mit oder wird teilweise auch gezogen.


    Bei Temnothorax gibt es noch den Tandemlauf und es werden nicht nur frisch geschlüpfte Arbeiterinnen ins neue Nest getragen, sondern auch ältere.


    Beim letzten Umzug, den ich erlebt habe (Polyrhachis dives) konnte ich keinen Tandemlauf und auch kein Tragen von älteren Arbeiterinnen beobachten.

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