*Camponotus gigas - Haltungsbericht


Post 27622 - 18.05.2014 20:22:48

Erfahrungsbericht über die Gründung und Haltung von Camponotus gigas


Durch intensive Suche und viel Glück konnte ich von meiner Malaysiareise (Bericht hier: >Klick!<) eine gründende Camponotus gigas Königin mitbringen. Zwar trifft man im Primärregenwald recht häufig auf die oft sehr großen Nester von Camponotus gigas, aufgrund der geringen Zahl an schwärmenden Königinnen sind diese aber nur sehr schwer zu finden. Ich habe mich entschlossen, trotz der Schwierigkeiten, die diese Art in der Vergangenheit bei den wenigen Haltungsversuchen gemacht hat, hier über die hoffentlich erfolgreiche Gründung meiner Königin und die weitere Kolonieentwicklung zu berichten.


Generelle Informationen:


Unterfamilie: Formicinae (Schuppenameisen)
Tribus: Camponotini
Gattung: Camponotus
Untergattung: Dinomyrmex
Art: Camponotus gigas


Verbreitung: Südostasien; südliches Thailand, Malaysia, Indonesien (auf Borneo kommt eine etwas anders gefärbte Unterart vor: Camponotus gigas borneensis)
Habitat: tropischer Regenwald (wohl bis in 1500m Höhe); Camponotus gigas benötigen unberührte, große Waldflächen, sind dort dann aber recht häufig anzutreffen.
Nestbau: Erdnester, oft in stark lehmigen Boden und an der Stammbasis älterer Bäume; oft auch Zweignester in und unter Totholz, zum Beispiel in umgefallenen Bäumen.
Kolonie: monogyn, wenige tausend Arbeiterinnen, große Kolonien bilden zahlreiche Zweignester.
Gründung: claustral
Arbeiterinnen: 20-28 (Königin: 31-33mm)
Nahrung: Zucker- bzw Honigwasser (in der Natur zu 90%Honigtau), aber auch Insekten werden gerne eingetragen
Wissenswertes: Camponotus gigas ist, gemessen an der Körpermasse der Majorarbeiterinnen, die größte Ameisenart der Welt. Die Majore haben beeindruckend große Köpfe und starke Mandibeln.


Weitere, bisher erfolgsversprechende Haltungsberichte:
-http://eusozial.de/viewtopic.php?f=43&t=2468 (von Fred Priebe) =>Edit 20.06.14: Beendet wegen Tod der Kolonie.
-http://eusozial.de/viewtopic.php?f=43&t=2511 (von Frank Mattheis)
-http://www.ameisenforum.de/haltungsbericht-camponotus-gigas-t53409.html (von "PhilippF")


Gefunden habe ich die Königin kurz nach einem größeren Schwarmflug in stark lehmhaltiger Erde in Hanglage, sie befand sich in einem verlassenen Polyrhachis Nest (vermutlich von den lokal sehr häufigen P. proxima). Die Königin hatte zu diesem Zeitpunkt erst wenige Eier, die leider beim Einsammeln des Tieres verloren gingen. Mit ihrer kleinen Transportdose schien sie jedoch ziemlich zufrieden, sie blieb ruhig auf der feuchten Watte sitzen und während der Rückreise legte sie zu meinem eigenen Erstaunen bereits die ersten Eier!


Ein erstes Portrait der frisch gefangenen Königin:


Diskussion direkt hier im Bericht ist ausdrücklich erwünscht! ;)


LG, Phillip



Post 27631 - 19.05.2014 15:20:09

Hallo Phillip, meinen Glückwunsch zu diesem besonderen Sammelerfolg und zu dieser schönen Ameise. Freut mich sehr, dass du nun über diese gigas hier berichtest.
Viel Glück mit ihrer Koloniegründung. Es dauert ja recht lange bei dieser grossen Art.


LG, Frank.



Post 27656 - 20.05.2014 11:34:46

Ein paar Worte zu den Haltungsbedingungen:


Die optimalen Haltungsbedingungen für Camponotus gigas werden sich erst noch finden müssen. Was sich aber grundlegend feststellen lässt, eine gewisse Luftfeuchtigkeit ist absolut notwendig für diese Art, weshalb sich die Haltung in einem Holznest beispielsweise nicht empfiehlt. Nach meinen Beobachtungen befinden sich die Hauptnester in der Natur immer im Boden, der im Regenwald stark lehmhaltig und sehr feucht ist.


Wirklich interessant wird es bei der optimalen Nesttemperatur, die Meinungen und auch die Angaben gehen hier weit auseinander. Dadurch, dass der natürliche Lebensraum von Camponotus gigas der dichte Regenwald ist und sie nach Pfeiffer in bis zu 1500m Höhe in Bergregionen vorkommen, könnte man auf deutlich niedrigere Temperaturen als für andere tropische Arten schließen. Meine beiden Königinnen stammen jedoch aus einem Tieflandregenwald in nur etwa 300m Höhe über dem Meeresspiegel und die Temperaturen sind dort auch im Wald sehr hoch, die Lufttemperatur tagsüber deutlich über 30°C!


Hier eine passende Jahresübersicht des Klimas vor Ort (Quelle: >Klick!<):

Unterscheiden muss man natürlich zwischen Lufttemperatur und der Temperatur im Erdboden. Die Königin über die ich hier berichte, habe ich in einem verlassenen Polyrhachis Nest gefunden. Es gab also über den circa einen Zentimeter breiten, tunnelartigen Nestausgang einen direkten Luftaustausch. Wenn die Temperatur tagsüber an die 35°C klettert (die Werte in dem Klimadiagramm sind ja nur gemittelt), sollte auch in einer solchen, flach unter der Erdoberfläche liegenden Kammer eine Temperatur nicht wesentlich unter 30°C sein. Ich habe daher beschlossen, es mit etwas wärmeren Temperaturen als zum Beispiel Frank (24-26°C) zu versuchen, tagsüber liegt die Temperatur direkt in der Gründungskammer bei 26-28°C, während sie in der Nacht auf ein Minimum von 22-23°C deutlich absinkt.


Als Kompromiss zwischen Natürlichkeit und nötiger Kontrolle habe ich die Königin in einer 30x20cm Braplastbox untergebracht, die ungefähr 6cm hoch mit Naturlehm, vermischt mit etwas Kokoshumus aufgefüllt ist, sodass sie die kleine Dose, die der Königin als Gründungskammer dient, komplett bedeckt. Da sie die Sammeldose direkt als Nest akzeptiert hat, lasse ich sie in einer solchen, leicht modifizierten Dose gründen.


Hiervon rede ich:

Der eigentliche Boden, bei der liegenden Dose die Rückwand, ist mit etwas feuchtem Zewapapier ausgekleidet und anschließend mit etwas Lehm bedeckt. Außerdem habe ich den Boden der Dose mit etwas Lehm ausgekleidet, damit die Königin nicht direkt auf dem Plastik sitzen muss. In die Dose habe ich des Weiteren kleine Löcher gestochen, durch die der Lehm von draußen Feuchtigkeit nachzieht und nicht austrocknet.


Die Königin hat sich sofort in die Dose verzogen und den Eingang mit Humus zugebaut - eine claustral gründende Art eben:

So sieht die Box derzeit aus, von der Dose ist fast nichts mehr zu sehen:

Um zu kontrollieren, ob alles in Ordnung ist, muss ich vorsichtig den zugebauten Eingang ein wenig öffnen. Um sie möglichst wenig zu stören, schaue ich nur etwa einmal die Woche nach, wie sich die Königin macht; das letzte Bild ist auch schon ein paar Tage alt:

Gestern habe ich eine kleine Spinne verfüttert und die Eier gezählt - zu meiner großen Freude sind es sogar mehr geworden, 22 Stück konnte ich zählen. :)


LG, Phillip



Post 27677 - 20.05.2014 18:19:36

Hallo Phillip,
du gehst das sehr akribisch und systematisch an, das gefällt mir. Deine Rückschlüsse sind logisch und folgerichtig, was die Nesttemperaturen und damit Haltungstemperaturen deiner Ameise angeht. Du hast dazu den Vorteil, die Umgebung deiner Ameise selbst erlebt zu haben, andere Halter haben das ja nicht und verlassen sich auf die Angaben, die sie von den Sammlern erhalten haben. Das funktioniert aber trotzdem gut in unserem Falle, wir haben es mit zuverlässigen und aufmerksamen Sammlern zu tun gehabt.
Schon erstaunlich, dass die Art in diesem weiten Spektrum vorkommt, dann sollten in den höheren Lagen des Verbreitungsgebietes schon eher subtropischen Klimabedingungen herschen? Sehe ich das richtig?


Ich hätte ein wenig Angst, mit so wenig Nesteinblick und mit Nesteinblick und Zugriffsmöglichkeiten erst nach Öffnen des Eingangs der Dose. Aber ich verstehe, dass du das jetzt nicht mehr ändern willst und die Tiere nicht weiter beunruhigen willst.
Trotzdem, ich finde, lieber eine kurze, aber sinnvolle Beunruhigung und Umsetzung in ein besser einsehbares Nest mit dann auch besseren Fütterungsmöglichkeiten als das Bangen und Hoffen, dass alles gut geht.
Du weisst ja, ich hab meine Dicke bisher mindestens dreimal umgesetzt am Anfang der Haltung, sie war dann auch immer ein wenig entrüstet, hat sich aber stets schnell beruhigt. Mit viel Fingerspitzengefühl und Geduld kann man auch diese anspruchsvolle Ameise manipulieren...:)
Ich verstehe aber, wie bereits gesagt, natürlich, wenn du im Moment keinen Handlungsbedarf sieht, es läuft ja gut bei deiner gigas.


LG, Frank.



Post 27681 - 20.05.2014 18:57:38

Einen Vergleich zu den Subtropen finde ich schwierig, da viele subtropische Gebiete bereits sehr trocken sind (z.B. liegt auch die Sahara im subtropischen Bereich). Mit steigender Höhe geht in Malaysia der Tieflandregenwald ab circa 1000m in Nebelwald über, hier herrschen aber in der Tat völlig andere Bedingungen - und das nicht erst ab 1500m, sondern die Temperatur sinkt auch in bereits deutlich tieferen Lagen merklich ab und die Luft ist so gesättigt von Feuchtigkeit, dass man meint, direkt in den Wolken zu sein (daher der englische Begriff "cloud forest"). Während unserer Erkundungen in diesen Höhen sind wir jedoch nicht auf Camponotus gigas gestoßen, wahrscheinlich sind sie dort in den Bergregionen nicht mehr ganz so häufig wie im tropischen Regenwald. Wenn die Forscher das aber so angeben, dass sie bis in 1500m Höhe vorkommen, dann wird es sicher auch stimmen. Fakt ist, meine Königin habe ich nicht in einer Gebirgsregion gefunden.


Ich weiß, du magst es gerne bei den Ameisen möglichst viel zu sehen und so direkt und unkompliziert jederzeit überprüfen zu können, dass alles in Ordnung ist. Ich bin aber völlig zufrieden mit dieser Lösung, das Öffnen des Nesteinganges klingt vielleicht aufwendiger oder stressiger als es tatsächlich ist, ist nur eine hauchdünne Schicht aus Humus, die ich anschließend wieder schließe.


Die Box hat für mich den Vorteil, dass sie schön klein ist und dass sich die Feuchtigkeit sehr effektiv selber reguliert; für ein Ytongnest beispielsweise müsste ich ihnen ein richtiges Becken zur Verfügung stellen und mir ist das alles, wie du bereits vermutet hast, zu riskant. Camponotus gigas gründen ja claustral, dann will ich sie dabei wirklich möglichst wenig stören, auch wenn ihr das vielleicht gar nicht so viel ausmachen würde.


LG, Phillip :wave:



Post 28455 - 07.06.2014 22:53:06

Tag 31 nach der ersten Eiablage


Vorweg: es gibt noch keine Larven!
Ansonsten ist aber alles in Ordnung bei meiner Camponotus gigas Gründerin. Da es tatsächlich etwas mühselig und für die Königin auch stressig war, den von der Königin mit Humus zugebauten Eingang jedes Mal vorsichtig zu öffnen und anschließend die Erde wieder aufschichten zu müssen, verschließe ich seit Längerem den Eingang der Dose mit etwas Moos - dadurch hat die Königin ihre Ruhe, aber ich kann auch problemlos kontrollieren, ob alles stimmt.


Das Moos wächst inzwischen schon vor sich hin:


Gestern gab es etwas Zuckerwasser in einem kleinen Napf, kurze Zeit, nachdem ich diesen in die Dose gestellt hatte, erwischte ich die Königin beim Trinken, als ich sie dabei fotografieren wollte, hat sie sich doch lieber wieder in den hinteren Teil der Dose verzogen.


Wenige Stunden später war der kleine Napf fast leer und die Königin noch dicker, als sie es sowieso schon war. Ich hoffe ganz stark, dass in den nächsten Tagen Larven schlüpfen, wenn nicht die ersten Eier schon wieder gefressen wurden, sollte das nicht mehr lange dauern.


LG, Phillip :wave:



Post 28464 - 08.06.2014 09:45:52

Hallo Günther,
es gab in der Vergangenheit immer wieder rege Diskussionen, ob Zufüttern bei claustral gründenden Arten einen Vorteil bringt oder gar schädlich ist. Ich selber halte wenig von Letzterem, ich füttere öfters zu; bei diversen einheimischen Arten und auch tropischen Gründerköniginnen konnte ich noch nie irgendeinen Nachteil bemerken, im Gegenteil. Die einzige wirkliche Gefahr sehe ich darin, dass eine Königin, wenn man nicht aufpasst, im Zuckerwasser hängen bleiben könnte. Möchte man eine Königin, die in einem Reagenzglas gründet, füttern, muss man außerdem aufpassen einen nicht zu großen Tropfen ins Reagenzglas zu geben, damit kein Rest übrig bleibt und schimmelt.


Es kann durchaus immer wieder vorkommen, dass eine Königin sich nicht gut macht, egal ob mit oder ohne Zufütterung, ich denke da wurde öfters auch einfach verzweifelt nach einer Ursache gesucht. Wenn jemand anderer Meinung ist und Diskussionsbedarf besteht, wäre das durchaus ein Thema, dass einen eigenen Thread wert wäre.


LG, Phillip ;)



Post 28465 - 08.06.2014 09:46:38

Hallo günther,


das Füttern von claustral gründenden Königinnen ist idR kein Problem. Ich habe es auch schon oft getan, und immer hatte es nur (subjektiv) positive Effekte. Dass der Legeapparat dadurch behindert würde, klingt für mich nach großen Schwachsinn (würde mich mal die Quelle dafür interessieren?) - in einer größeren Kolonie wird die Königin auch ganz viel gefüttert und legt sehr viel mehr Eier.
Ich kenne niemanden, der negative Effekte durch das Zufüttern berichtet hat. Warum es trotzdem besonders Anfängern nicht empfohlen wird ist, dass es zu Unfällen kommen kann, wenn der Halter noch nicht so das Gefühl für die richtige Futtermenge hat; die Königin könnte im Zuckerwasser festkleben oder sich zu sehr bedroht fühlen durch Futtertiere die in ihre Nähe gelegt werden etc..


So, jetzt aber zurück zu den C. gigas: Ist wirklich ne sehr hübsche Dame, Phillip. Der Bericht gefällt mir gut, und ich finde es sieht insgesamt recht gut aus, bin also zuversichtlich, dass Du die Gründung hinbekommst. Drücke natürlich auch die Daumen!


Grüße, Phil


EDIT: Oh, jetzt hab ich fast das selbe geschrieben wie Phillip - sorry!



Post 28483 - 08.06.2014 15:04:39

Hey Phil,es ging ja auch um die Gründung und nicht um die von Dir angesprochene große Kolonie :finger:


Die Königin ändert ihren Körperbau ja nicht, insofern ist der Vergleich von Phil doch gut passend; warum sollte ein guter Ernährungsstand bei einer Jungkönigin die Ovarien "blockieren" (wie auch immer man sich das vorstellen soll^^) und bei einer großen Kolonie eben gerade bedeuten, dass mehr Eier gelegt werden? Das sind doch nur Gerüchte ohne Bestand. ;)


Tag 32 nach der ersten Eiablage


Aber nun zum eigentlichen Thema:
Ich konnte eben übrigens erfreut feststellen, dass die erste Larve geschlüpft ist! Die Königin hat sie zusammen mit drei Eiern von den übrigen Eiern getrennt - ich bin gespannt ob aus den drei separierten Eier ebenfalls Larven schlüpfen oder ob sie als Nahrung für die frischgeschlüpfte Larve dienen werden. Ich bin jedenfalls sehr froh, dass es nun endlich voran geht. :thumbup:


LG, Phillip



Post 28543 - 10.06.2014 17:28:47

Tag 34 nach der ersten Eiablage


Es geht gut voran:
Mittlerweile sind vier oder fünf Larven geschlüpft. Die Temperatur liegt nach wie vor tagsüber bei 28-29°C, nachts kühler. Ich achte darauf, dass das Bodensubstrat stets ausreichend feucht bleibt, ich denke das ist sehr wichtig.


Die separierten Eier dienten also nicht als Futter, sondern aus ihnen sind ebenfalls Larven geschlüpft, die Zahl der Eier ist dennoch sichtbar gesunken:


Bisher läuft die Gründung völlig problemlos, ich hoffe es geht so gut weiter; in den nächsten Tagen sollten weitere Larven schlüpfen. :)


LG, Phillip



Post 28875 - 18.06.2014 20:14:43

Tag 42 nach der ersten Eiablage


Dicke Larven und ein zufriedener Camponotus gigas Halter
Bis jetzt läuft nach wie vor alles super, die Entwicklung geht wirklich schnell voran. Jedes Mal, wenn ich einen Kontrollblick in die Dose werfe, sind die Larven deutlich sichtbar gewachsen, in circa zwei Wochen gibt es sicher die erste Puppe. Knapp 10 Larven sind es übrigens inzwischen, Eier gibt es so weit ich das sehen konnte nur noch wenige. Ich lege alle paar Tage eins, zwei Micro-Heimchen (2-3mm groß) oder manchmal auch kleine Fliegen in die Gründungskammer - die Futtertiere verschwinden immer restlos, entweder werden sie an die Larven gelegt oder die Königin verwertet sie vielleicht auch direkt.


Eigentlich wollte ich euch ein Foto präsentieren, das den Fortschritt der letzten Woche zeigt, doch nach zahlreichen Versuchen habe ich es der Königin zu Liebe aufgegeben, ein scharfes und akzeptabel belichtetes Bild hinzubekommen. Das werde ich dann bei der ersten Puppe noch einmal probieren. :)


So langsam wird die Vorfreude auf die erste Arbeiterin immer größer!


Bis dahin, Phillip :wave:



Post 29420 - 07.07.2014 14:34:56

Tag 59 nach der ersten Eiablage


Neues von der norddeutschen gigas-Front!
Wie ich erwartet hatte, gibt es inzwischen die erste Puppe bei meiner Camponotus gigas Gründerin. Für die allererste Puppe ist sie gar nicht mal so klein und es war natürlich für mich das schönste Ereignis des Tages und wirklicher Grund zur Freude. Die Entwicklung der Larve hat damit ungefähr 27-28 Tage in Anspruch genommen; einen knappen Monat. Jetzt ist es auch Zeit für das versprochene Bild; gut zu sehen sind auch weitere, teilweise bereits große Larven:



Die Temperatur liegt derzeit tagsüber wie gehabt bei 28-29°C, zwischenzeitlich lag sie allerdings auch tagsüber etwas niedriger, da wir kühleres Wetter hatten und dann viel Wärme der Lampe an die kalte Raumluft verloren ging.


Mit der ersten Puppe ist die Gründung nun bereits ein ganzes Stück vorangeschritten und ich werde die Königin ab jetzt noch weniger stören, als ich es bisher getan habe. Camponotus gigas gründet nunmal claustral und jede Störung ist unnatürlich - die Königin reagiert stets sehr gestresst, wenn ich nach der Brut schaue oder gar Fotos mache und streckt mir drohend ihre Gaster zwischen den Beinen entgegen.


Seit zwei Wochen gibt es reichlich kleine, tropische Springschwänze in der Box, von denen ich mir erhoffe, dass sie das Auftreten von Fäulnis und Schimmelpilzen auch weiterhin verhindern. Der Königin und der Brut schaden diese harmlosen Tiere nicht, sie nerven diese höchstens. ;)


Später wird die Kolonie, wenn es denn weiterhin gut läuft mit dieser Art, natürlich ein besser einsehbares Nest bekommen, Franks altbewährte Nestmodelle schweben mir da vor.


Viele Grüße, Phillip :)



Post 29584 - 12.07.2014 13:51:26

Tag 63 nach der ersten Eiablage


Zweite Puppe am 09.07.2014
Mittlerweile gibt es zwei Puppen bei meiner Camponotus gigas Gründerin, sehr erfreulich. Als ich vor drei Tagen noch einmal kurz in die Gründungskammer schaute, konnte ich der einen Larven beim Spinnen ihres Kokons zuschauen, die Puppen haben eine ganz ordentliche Hülle. Damit sind sie auch gut vor den neugierigen Springschwänzen geschützt, die alles nach Essen absuchen.


Hier ein schnelles Bild:


LG, Phillip :)



Post 29598 - 12.07.2014 18:43:23

Hallo Phillip, ich freue mich jedes mal, wenn Du uns bei der Gründung Deiner C. gigas teilhaben läßt. Viel Erfolg das es so weiter geht und sie so werden wie die Kolonie von Frank. Gruß, Steffen



Post 29605 - 13.07.2014 10:51:29

Tag 67 nach der ersten Eiablage


Nur ein Kurzes Update: Heute Nacht hat sich die dritte Larve verpuppt, geht richtig gut voran gerade, hoffentlich werden alle Puppen etwas. Die Königin wird nicht mehr lange in der Box bleiben, ich kann dort nicht gut die Feuchtigkeit kontrollieren. Der liebe Frank hat da was für mich. ;)


Bis dahin, Phillip :wave:



Post 29771 - 20.07.2014 17:36:38

Tag 74 nach der ersten Eiablage


Das neue Becken ist fertig!
Vor ein paar Tagen habe ich von Frank einen kleinen ExoTerra-Würfel für die Camponotus gigas bekommen, vielen Dank noch einmal! Die letzten Tage habe ich abends am Nest und an der Einrichtung des Beckens gearbeitet, ich denke es hat sich gelohnt. :)


Die letzten Tage war es hier sehr warm, in der kleinen Box stiegen die Temperaturen zeitweise auf bis zu 31°C - eine bereits mehr als grenzwertige Temperatur, die eine Gefahr für solch empfindliche Ameisen bedeutet! Beim Blick in die Box fiel mir auf, dass eine Larve sich stark rötlich verfärbt hatte - vermutlich infolge der Hitze. Daraufhin habe ich sofort die Box mit kühlem Wasser etwas eingesprüht, sodass die Temperatur wieder auf 27-28°C absank; die Larve nahm nach kurzer Zeit wieder ihre normale weiße Färbung an und hat zum Glück überlebt.


Da ich aber nicht 24h auf die Temperatur achten kann, war es höchste Zeit für ein größeres Becken mit konstanteren Werten. Tatsächlich hält sich die Temperatur im neuen Becken bei konstant 27°C; ideale Bedingungen. Die Königin habe ich in ihrer Dose vor den Eingang des vorbereiteten Ytongnestes gelegt, so kann sie eventuell selber schon umziehen oder wenn in zwei Wochen hoffentlich die ersten Arbeiterinnen schlüpfen.


Für das Becken habe ich ein paar Pflanzen und Xaximplatten meines ehemaligen Ectatomma tuberculatum Beckens recycelt, das ich aufgelöst habe. Eine feste Rückwand wollte ich nicht einbauen, da sie mir bei einem so kleinen Becken (30er Würfel) zu viel Platz genommen hätte:


Das Ytong-Nest besteht aus zwei großen Kammern, die Platz für circa 20-30 Tiere bieten dürften - bis dahin werde ich die Kolonie sowieso in ein größeres Becken umsiedeln. Das Nest verfügt über ein Temperaturfühler in der hinteren Kammer, sodass ich immer überprüfen kann dass die Bedingungen passen:


Eine kleinere, aber ähnlich gefärbte Mitbewohnerin der Camponotus gigas; die hübsche Polyrhachis armata:


Endlich ist mir auch einmal ein wirklich gutes Bild gelungen von der Gründerin; schlecht zu sehen, aber 5 Puppen hat sie inzwischen und hinter ihrem Kopf ist ein kleines Paket mit neuen Eiern und Larven gerade so zu erkennen:


Die älteste Puppe ist jetzt schon zwei Wochen alt, der Schlupf der ersten Arbeiterin wird von mir sehnsüchtig erwartet! :thumbup:


So weit erstmal, Phillip :wave:



Post 30079 - 08.08.2014 15:49:24

Tag 91 nach der ersten Eiablage


Es ist endlich soweit, vor zwei Tagen ist die erste Arbeiterin geschlüpft! :thumbup:
Ich konnte mich vor Freude kaum halten beim Kontrollblick, endlich ist die erste Arbeiterin geschlüpft, die Puppenruhe hat damit genau einen Monat gedauert. Fotos fand sie nicht so dolle und nach dem ersten versteckte sie sich hinter der großen Königin. Der sieht man inzwischen auch an, dass sie etwas ausgezehrt ist von der Gründung, ihre Gaster ist sichtbar kleiner geworden. Fünf Puppen gibt es jetzt noch, die nächste Arbeiterin sollte jeden Moment schlüpfen, die Larve hatte sich nur einen Tag nach der ersten verpuppt:


Tag 93 nach der ersten Eiablage
Eben geschaut, es sind jetzt schon zwei Arbeiterinnen und es gibt neue Larven und Eier, echt klasse! :)


LG, Phillip :wave:



Post 30095 - 09.08.2014 14:13:18

Tag 94 nach der ersten Eiablage


Nach den Strapazen der glücklicherweise erfolgreichen Gründung gab es eben frisch angerührtes Zuckerwasser für die kleine Kolonie, neben der Königin fand sofort auch eine der beiden Arbeiterinnen Gefallen an der süßer Nahrung:



Endlich kann ich mich so richtig freuen über meine Camponotus gigas, bis zum Schlupf der ersten Arbeiterinnen war doch immer noch eine gewisse Sorge da, dass die Gründung schief gehen könnte.


Viele Grüße, Phillip :)



Post 30412 - 27.08.2014 20:14:01

Tag 112 nach der ersten Eiablage


Heute ist die kleine Kolonie endlich in das seit Wochen bereitgestellte Ytongnest umgezogen, nun kann ich sie bestens beobachten. Seit wenigen Tagen sind es schon drei Arbeiterinnen, drei Puppen gibt es noch. Die weitere Brut besteht aus einer größeren Larve und neuen Eiern. :)


Die Temperatur im Nest liegt in letzter Zeit bei bloß 22-24°C - recht niedrig, ich denke ich werde über eine kleine Wärmelampe nachdenken müssen. Wirklich zu stören scheint es sie aber nicht und eine Arbeiterin hat auch bereits eine kleine, vor den Nesteingang gelegte Spinne eingetragen, die nun ausgiebig zerkaut wird. :)


Hier zwei Bilder durch die nach dem Sprühen etwas feuchte Scheibe:




Kleiner Vergleich zur zweiten Kolonie mit anderem Haltungsansatz:


Interessant auch der Vergleich an dieser Stelle einmal zur zweiten Königin, die ich mit nach Deutschland brachte und die sich - wie bereits erwähnt - in Obhut von Steffen Kraus befindet. Während ich auf Kontrolle und regelmäßige Zufütterung setzte, um die Chance auf eine erfolgreiche Gründung zu maximieren, wollte Steffen es wagen und die Königin völlig ungestört gründen lassen; und zwar in folgendem Becken (dort ist die Plastikdose, in der ich sie als Gründungskammer ja untergebracht hatte, vergraben). Er hat mir freundlichweise diese Bilder zugemailt:



Tatsächlich hat auch seine Camponotus gigas Königin erfolgreich gegründet; es handelt sich nunmal um eine claustral gründende Art, das war auch sein Hintergedanke. Die Gründung an sich verlief bei beiden Königinnen, meiner und seiner, gleich schnell ab und auch er hat immerhin zwei Arbeiterinnen, die nun die Königin unterstützen. Allersdings ist nun doch ein recht drastischer Unterschied zu erkennen - nach den beiden Arbeiterinnen war an Brut bei seiner Königin bis auf wenige Eier und eine Larve erst einmal Schluss. Meine durch das wiederholte Zufüttern auch mit kleinsten Insekten immer wieder unterstützte Königin wird nun bald aus ihrem ersten Brutschub sechs Arbeiterinnen hervorgebracht haben und es ist weitere Brut vorhanden - ein deutlicher Unterschied. Wichtig ist aber dann auf jeden Fall die Versorgung nach der Gründung, denn auch meiner Königin sieht man deutlich die geringer gewordenen Reserven an.


LG, Phillip



Post 30444 - 30.08.2014 11:50:44

Tag 115 nach der ersten Eiablage



Die vierte Arbeiterin ist inzwischen geschlüpft! Es läuft alles so gut bei den Ameisen, dass ich mich nicht das erste Mal frage, wie diese Art für so lange Zeit als nicht haltbar eingestuft werden konnte. Es ist aber auch sicherlich davon abhängig, in welchem Zustand die Königinnen nach Fang und Transport sind.


Sie gehen sehr gerne ans Zuckerwasser und tragen kleine Insekten ein, die Königin wird gut versorgt, alles läuft ganz ohne Probleme. :)


Als ich heute morgen ins Nest schaute, entdeckte ich die Königin in einer recht imposanten Haltung, während eine neben ihr klein wirkende Arbeiterin ihr untergeben etwas flüssige Nahrung aus ihrem Sozialmagen anbot:



LG, Phillip :)



Post 31152 - 29.11.2014 15:03:23

Die Gründung ist endgültig überstanden, der Bericht allerdings vorerst beendet!


Grund dafür ist, dass ich mich von allen meinen Ameisen, mit Ausnahme der Camponotus fulvopilosus, getrennt habe. Es fiel mir dabei nicht leicht, gerade die Camponotus gigas wegzugeben; ich weiß sie jedoch in guter Hand bei Steffen Kraus, der sich nun um beide Kolonien kümmert.


Angeregt von Frank's Update, hat er mir vor ein paar Tagen eine Mail inklusive eines Bildes von der Kolonie dieses Berichtes geschickt:


Beiden Kolonien geht es prächtig, Die erste, rein claustral gründende, wohnt immer noch in ihrer eingegrabenen Dose. Stand: vier Arbeiterinnen, zwei Puppen, drei Larven und einige Eier, die von einer der Arbeiterinnen in den Mandibeln getragen werden. Diese Kolonie halte ich recht trocken und sie werden immer noch nicht von mir gefüttert.


Die zweite Kolonie [die Kolonie dieses Berichts!], hat fünf Arbeiterinnen, fünf Puppen, zwei große Larven, fünf kleine Larven und einige Eier. Auch diese haben es recht trocken. Diese Kolonie wird regelmäßig gefüttert. Alles in allem finde ich den Unterschied nicht so groß. Was die Haltung angeht, frage ich mich wirklich, warum diese in den letzten Jahren als schwierig bis unhaltbar angegeben wurde! In diesem Sinne Grüße auch an Frank, ich lese immer mit!


Hier ein aktuelles Bild von der Brutkammer:


Ich hoffe der Bericht hat bis hierhin nützliche Informationen gesammelt zu der Haltung dieser schönen Art. Ich werde auch weiterhin versuchen, ab und zu ein bisschen über die Entwicklung der Kolonie zu berichten, soweit es mir möglich ist.


LG, Phillip :wave:



Post 31320 - 21.12.2014 10:10:01

Mehr als sieben Monate nach der ersten Eiablage:
Ein neues Bild hat mich per E-Mail erreicht, es sieht weiterhin gut aus; alles scheint gemächlich, aber stetig voranzugehen. Es sind wohl von den ersten Pygmäen bereits zwei oder drei gestorben, was aufgrund des ansonsten stabilen Zustandes der Kolonie aber kaum ein Grund zur Sorge sein dürfte. Bald werden einige neue Arbeiterinnen schlüpfen:



Viele Grüße, Phillip :)