Kann man Ameisen mögen?
Die Frage klingt einfach, aber sie ist es nicht.
Gerade saß ich auf meinem Balkon und betrachtete den blühenden Salbei.
Dabei fiel mir eine kleine Wildbiene auf und ich dachte, wie hübsch diese Biene ist. Wie zierlich, hübsch gezeichnet und wie drollig ihr fleißiges Treiben auf den Blüten ist.
Das brachte mich ins Grübeln. Was ist es eigentlich, was manche Menschen empfänglich macht für die Schönheit dieser winzigen Wesen? Ganz sicher ist es keine bessere Einsicht oder größere Klugheit. Das weiß ich aus eigener Erfahrung...:)
Aber wie kommt es, dass manche von uns Insekten schön finden, sie mögen und vllt. sogar lieben? Während andere Menschen mit Schreien des Entsetzens vor den kleinen Tieren weglaufen?
Ich denke, jeder von uns hat schonmal eine junge unausgefärbte Ameise im Nest seiner Ameisen gesehen und sich über sie gefreut, vllt. sogar gedacht, wie niedlich. Junge Ameisen sind tapsig, man sieht ihnen ihre Hilfebedürftigkeit an, sie werden umhegt und gepflegt von den älteren Schwestern. Wenn ich mich erinnere an viele junge Ameisen verschiedener Arten, die ich gesehen habe, dann weiß ich, dass es mir zumindest oft so erging. Genauso sehe ich eine junge, noch blasse Faltenwespe im Nest, auch sie erscheint mir niedlich und ich freue mich für sie auf ihr Leben und ihre Erkundungen, die sie als adulte Wespe erleben wird.
Wespen und die meisten Ameisen finde ich schön. Eine langbeinige, hochelegante und schnittig geformte Cataglyphis-Arbeiterin ist schön wie ein arabisches Pferd oder wie ein italienischer Sportwagen. Vielleicht liegt es daran, dass Schönheit nichts anderes ist als die perfekte Anpassung an eine Lebensweise oder an bestimmte Anforderungen. Auch Haie sind schön, aber nicht unbedingt niedlich. Bienen, besonders Hummeln sind nicht nur schön, sondern auch noch drollig. Die meisten Menschen mögen sie, ihre kompakte Körperform und ihr friedliches, unaufdringliches Wesen macht sie sozusagen zusätzlich sympathisch. Aber so einfach kann es nicht sein, Zitterspinnen sind auch hochangepasst, trotzdem finde ich sie nun gerade nicht besonders schön.
Dass manche Menschen einen Zugang haben zu den Insekten und andere sich entsetzt abwenden, ist leicht zu erklären. Wer Insekten nicht mag, nicht hinschaut, wird an ihnen auch nichts Schönes finden.
Aber manche haben eben den Blick für diese Tiere und teilen dann ihr Leben mit ihnen. Es ist anzunehmen, dass das fast immer Menschen sind, die diese Tiere mögen.
Andere Tiere, Vögel, Säugetiere und auch manche Reptilien machen es uns leichter. Ihre Jungtiere sehen halt wirklich niedlich aus, sie lösen bei fast jedem einen Schlüsselreiz aus, das Kindchenschema. Jeder kennt das, ein Küken, ein junger Hund, ein Kätzchen.
Aber diese Tiere sind, im Vergleich zu unserem Abstand zu den Insekten, eigentlich mit uns nahe verwandt und so muss es nicht verwundern, dass wir für ihre Reize empfänglich sind.
Mich würde interessieren, wie ihr das erlebt habt und wie ihr empfindet, wenn ihr euch mit euren Ameisen oder mit anderen Wirbellosen befasst. Mögt ihr sie, liebt ihr sie oder sind sie nur seltsame Beobachtungsobjekte aus einer ansonsten fremdgebliebenen Welt?
Diese Fragestellung ist nicht sehr wissenschaftlich und sie ist auch nicht so gemeint. Wir müssen uns jetzt also keinen weiteren Exkurs über das Phänomen Schlüsselreiz antun und wir müssen das Ganze nicht exakt, nüchtern und wissenschaftlich aufarbeiten. Wenn wir das tun, dann vllt. in einem anderen Thread.
Wer sich also angesprochen fühlt, kann ja einfach mal schildern, was er empfindet beim Anblick seiner Tiere, wie er zu ihnen fand, was sie ihm so wertvoll machen. Immerhin wertvoll genug, dafür manchmal ein kleines Vermögen auszugeben.
Und keine Angst vor dem Offenbaren von Gefühlen, wir sind ja hier im anonymen Internet.
LG, Frank.