Liebe Ameisenfreunde, ich bin neu hier und bisher in dieser Thematik der Ameisenhaltung unerfahren. Da mich das Thema aber immer schon sehr interessiert hatte beschloss ich dies nun auch in der Praxis umzusetzen. Durch einen Bekannten der auch Ameisen hält wurden mir die ersten Basics näher gebracht, zudem las ich mich recht intensiv in allen möglichen Foren und sonstiger Literatur hierüber ein.
Natürlich war ich nicht soweit vorbereitet um dann in der Praxis nicht doch die ersten Fehler zu machen. Gerade der Start mit meiner Mini-Kolonie Camponotus ligniperdus verlief dramatisch. Nun habe ich mich entschlossen in einem zweiten Becken, einem alten Aquarium eine weitere Art zu halten über die dieser Haltungsbericht auch handeln wird. Zuerst stellt ich mir die Frage welche Art es sein sollte. Da kam ich zu dem Entschluss, dass sie zumindest folgende Kriterien erfüllen sollte:
Erstens sollte es eine Art sein die eben keine Winterruhe hält. Und zweitens sollte es diesmal eine kleine Art sein, da sich diese in dem 60 x 30 x 30 Becken auch lange halten lässt wenn man das Koloniewachstum bedenkt. Da das Aquarium keine Bohrungen hat wie mein Formicarium für die Camponotus. Und drittens sollte es eine polygyne und keine monogyne Staatenform sein.
Nach längerer Recherche und Suche entschied ich mich für die Crematogaster rudis. Eine sehr kleine Art, die allerdings sehr schön anzusehen ist und auch sehr interessantes Verhalten zeigt. Da über diese aber noch sehr wenig bekannt ist und es auch nicht gerade viele Berichte gibt war mein Forschungsdrang geweckt.
Dann ging es an die Umsetzung des Nestes und Arena. Durch meine ersten Fehler schmerzlich belehrt, wurden die unteren zwei Zentimeter mit grobem Kies gefüllt um eine gute Luftzirkulation und Feuchtigkeitsverteilung zu gewährleisten. Darauf kam an die Vorderseite des Beckens ein selbst ausgefräster Porenbetonstein ( 50 x 15 x 5cm) der irgendwann einmal bei großer Koloniegröße als Nest dienen sollte.
Dann wurde bis in etwa 10 cm Höhe des Steines das Becken weiter mit o.g. Kies aufgefüllt. Es galt nun zu verhindern, dass der kommende Sand einfach in die Ritzen der groben Unterschicht rinnt und somit die großräumige Belüftung des Untergrundes zunichte macht. Zudem musste verhindert werden, dass bei evtl. Grabversuchen die Ameisen soweit vordringen um in diese Unterschicht zu gelangen. Erstens würde es jegliches Beobachten auf lange Sicht verhindern und zweitens ein Risiko darstellen für die kleinen Tiere. Also kam darüber eine Schicht Terrarien-Birkenrindenmulch. Nun konnte ich darüber meine drei gewählten Oberflächengründe verteilen. Einmal generelle eine Sandschicht über dem gesamten Mulch um diesen zu verdecken und ein gemeinsames Wegtragen der Ameisen zu verhindern. Hier wählte ich normalen Aquariensand. Ein Drittel der Oberfläche habe ich auch bei diesem Sand belassen. Dann ein Drittel Humusoberfläche. Hier wählte ich den aus dem Terrarienbedarf- unbehandelt. Hauptsächlich um den im Becken künftig lebenden Springschwänzen einen Lebensraum zu bieten. Und zuletzt eine etwas gröbere Kiesschicht. Dazu kam ein Futternapf und eine Tränke. Bei dieser sehr kleinen Art eine flache Tränke mit Schwamm. Dann wurden noch einige Steine und übrige Deko ins Becken getan und fertig. Nun wurde noch ein Thermometer und Hygrometer im Becken angebracht. Zudem außerhalb über dem Becken eine Wärmelampe der regulierbar mit 80 oder 40 Watt laufen konnte.
Zwei Tage lief dann das Becken ohne seine Bewohner. Temperatur lag tagsüber bei 27-28 Grad. Luftfeuchtigkeit bei 80-95 %. Allerdings war mir klar, dass dies am noch nicht ganz ausgetrockneten Stein und dem feuchten Humus lag.
Aus den bisherigen Informationen die es über diese Art gab sollte Ihnen der Lebensraum gefallen.
Am folgenden Tag war es dann soweit. Eine Kolonie mit 2 Königinnen und 50-100 Arbeiterinnen, wobei es mir irgendwie mehr vorkamen. Auch eine ordentliche Menge Eier war dabei. Sofort legte ich das Reagenzglas ins Becken, entfernte die Verschlusswatte und beobachtete.
Die Ameisen legten überhaupt kein ängstliches Verhalten an den Tag. Sofort wurde das gesamte Becken erkundet. Auch der Beckendeckel wurde stark belaufen. Trotz dem „Schutzlack“ der am Beckenrand aufgetragen wurde, fanden diese extrem kleinen Tierchen Zugang zum Deckel. Ich hoffte, dass sich dies bald legen würde, denn sonst würde sich die Fütterung schwierig gestalten. Nach ein paar Stunden kehrte etwas Ruhe ein. Dies nutze ich um die Springschwänze im Humus auszusetzen und den Ameisen frisches Zuckerwasser als auch eine Schokoschabe (lebend, abgekocht) anzubieten. Zudem pinselte ich nochmals etwas Schutzschicht nach. Als das Zuckerwasser entdeckt wurde haben sie sich ordentlich daran gelabt. Die Schokoschabe hat gegenüber dem Zuckerwasser abgestunken und wurde erstmal ignoriert. Lustig ist, dass diese Art mit Ihrem Hinterleib beim Trinken auf und ab wippt. Ein echtes Schauspiel wenn sich dann 15 Ameisen um einen großen Tropfen versammeln um zu trinken. War fast wie eine Laola-Welle.
Abends schaute ich dann nochmals erneut und siehe da. Umzugsstimmung machte sich breit. Und das nach einem halben Tag. Eine Königin war vor dem Reagenzglas und einige der Arbeiterinnen liefen wirr mit Eiern umher. Das Schauspiel beobachtete ich noch eine Weile. Es sah gar nicht organisiert aus. Eher so als packte die Kolonie zusammen und schaut dann erst wo ein geeignetes neues Fleckchen ist. Dementsprechend viel wurden die Eier und Königinnen auch im Becken hin und her transportiert/gescheucht. Leider war es dann so spät, dass ich ins Bett musste.
Am nächsten Morgen war die Kolonie umgezogen. Leider nicht in mein gefertigtes Nest, was ich bei dieser Koloniegröße aber auch noch nicht erwartete. Sie haben sich in einen der Steine im Becken gezogen, der innen offenbar einen mir unbekannten Hohlraum hatte. Da dies leider über Nacht geschah konnte ich noch immer nicht erkennen wie groß die Eiermenge ist. Jetzt bleibt mir vorerst der Blick versperrt, aber irgendwann ist die Kolonie zu groß für diesen Hohlraum im Stein. Hoffentlich
Soo jetzt werden mal einige Bilder nachgeliefert. Leider kam ich erst zum fotografieren als sie schon aus dem Reagenzglas ausgezogen sind. Dies erfolgte ca. 6 Stunden nach dem öffnen. Wirklich schneller als erwartet.
So hier mal das Becken als Gesamtansicht. Priorität oberer Teil.
Hier das Becken von oben rechts fotografiert.
Hier das Becken von oben links fotografiert.
Hier das Becken Gesamtansicht. Priorität Porenbetonnest.
Hier das selbst gewählte vorläufige Nest der Ameisen.
Mmmmhhhmmm lecker Schokoschabe
So es ist vielleicht noch etwas früh für den nächsten Bericht aber nen kurzen Zwischenstand möchte ich dennoch geben. Mittlerweile ist die Tagestemperatur bei 28 Grad. Luftfeuchtigkeit etwas gesunken auf 70-80%. Mit der Zeit sicherlich noch weiter sinkend. Zuckerwasser wird regelmäßig aufgenommen. Gerade dann wenn es frisches Zuckerwasser gibt, sind die Kleinen richtig heiß darauf. Ansonsten biete ich permanent rund um die Uhr welches an, da sich wie beobachtet immer mal welche daran laben. Aufgrund der hohen Luftfeuchtigkeit biete ich auch kein Wasser an, da es noch genug Kondensbildung in den Ecken gibt.
Auch Schokoschaben werden sehr gut angenommen. Sie werden allerdings nicht komplett verarbeitet. Zur Zeit werden sie komplett ausgehöhlt und fertig. Hat hier jemand anderes zu berichten, dass diese völlig verwertet werden? Vielleicht liegt es ja auch daran, dass ich zu schnell neue frische anbiete. Klar wer möchte schon an alter Schale nagen, wenn es frisches Inneres gibt. Bevor ich hierzu aber nicht ermutigende Statements bekomme will ich die
Proteinversorgung aber nicht hinausziehen. Ich weiß ja, dass die Kleinen dann ganz schnell auf Erkundungstour gehen und die sind wirklich Experten was das Überwinden von Ausbruchsschutz angeht. So lange Sie aber quasi das Schlaraffenland vor dem Nest haben, machen sie keine Anstalten zum Erkunden. Die Kolonieentwicklung hat sich bislang nicht sichtlich entwickelt, was auch schwer zu beurteilen ist, da Sie Ihr Nest noch immer im Inneren des Steines haben.
So das wars dann mal wieder....