Oecophylla smaragdina - Haltungsbericht

  • Hallo,


    nun starte ich meinen ersten Haltungsbericht. Ich beschäftige mich seit ca. 5-6 Jahren mit Ameisen & möchte hier nun über meine Oecophylla smaragdina Kolonie berichten.


    Früher hatte ich nie Zeit/Lust einen Bericht zu starten weil ich auch keine geeignete Kamera hatte um Bilder der Ameisen zu machen und ein Bericht ohne Bilder ist denkbar langweilig. :sorry:


    Ich habe die Kolonie seit circa einem Jahr. Die Koloniegröße ist circa 150-200 Arbeiter(innen) ;)


    Sie lebten jetzt circa zwei Monate auf einer Glückskastanie die auf einer Insel steht und 40-50 cm hoch ist.


    Ich habe mich dazu entschieden jetzt den Bericht zu starten, da die Kolonie im Moment in einem Reagenzglas lebt und jetzt bald wieder die Glückskastanie bewohnt und sich dort ein neues Bläternest baut. :finger:


    Reagenzglas deshalb : Ich war vier Wochen im Urlaub, habe daher das Blätternest abgeschnitten und so zu meinem "Ameisenpfleger" gebracht.
    Nachdem die Blätter vertrocknet waren sind sie in das bereitgestellte Reagenzglas umgezogen.


    Ich hoffe die Formailitäten für diesen Bericht sind in Ordnung und ich freue mich darauf den Umzug und den Nestbau meiner Oecophylla s. hier mit euch zu teilen.


    Fotos folgen bald :)


    Disskussionsthreat findet ihr hier:


    http://eusozial.de/viewtopic.php?f=33&t=2972



    username

  • Als die Kolonie noch sehr klein war ( weniger als 20 Worker ) habe ich sie nur in einem Reagenzglas wohnen lassen das etwas erhöht über dem Boden stand. So konnte ich das Klima im Becken besser kontrollieren.


    Die Kolonie mit nur 20 Workern direkt auf den Baum zu lassen war mir etwas zu riskant, da ich mir nichtmal sicher war ob genug Larven vorhanden waren um ein Nest zu weben.


    Nun lasse ich ein paar Bilder vom Reagenzglasnest folgen. :ok:





    Dies ist ein Bild der Ameisen wie sie den verwebten Eingang zum Nest bewachen :cool:




    Hier sieht man den Eingang noch etwas besser und wie eine frisch gehäutete Schokoschabe gestreckt wird. :finger:


    Meinen Ökos, wie ich sie nenne, gebe ich am liebsten diese weißen Schokoschaben, da diese komplett aufgegessen werden ohne Müll.


    Es ist wirklich nervig wenn die Kleinen ihren Müll immer fallen lassen und überall Schabenteile liegen :denken:




    Dieses Bild beschreibt die Ameisen am besten. Meine Freundin sagt immer: "Die sehen aus wie kleine böse Wachhunde" und da hat sie vollkommen recht.


    Durch ihre hohe optische Orientierung wird der Halter wenn er zunahe kommt immer gleich entsprechend empfangen :finger:



    Ich hoffe die Bilder gefallen euch, leider weiß ich noch nicht genau wie ich die Bilder so zuschneide, dass sie im Forum immer gleich groß sind. :denken:


    Das war es jetzt erstmal für heute. :feiern::feiern::feiern:


    Ich habe zwar noch locker 300 Bilder übrig, auch tolle Nestbau und Umzugsbilder, aber es wäre doch blöd wenn ich alles auf einmal poste. :pardon:



    Viele Grüße,


    username :thanks:

  • So jetzt hatte ich einen spontanen Einfall......


    Grund dazu hat mir dieses tolle Foto gegeben:



    Man sieht wie zwei Oecos ein Blatt biegen um es anschließend zu verweben. :feiern:


    Jetzt kam mir der Einfall: Ist es nicht möglich diese Kraft als Vergleich auf den Menschen zu beziehen??? :denken:


    Ich denke es ist möglich.


    - alle Werte wurden geschätzt, grob gemessen oder kuzerhand online nachgeschlagen.
    - die Berechnung soll nur etwa die Größenordnung beschreiben - ist aber grundsätzlich richtig




    Also jetzt zur Beschreibung dieses "Knickfalls".
    Das Blatt wurde so geknickt, dass die Oberseite innen & die Unterseite außen ist. :crazy:


    Die maximale Kraft, die von den Ameisen aufgewendet wurde, bestand in dem Moment als das Blatt genau im 90° Winkel nach oben geknickt war.


    Diesen Fall werde ich nun im genaueren betrachten:


    Um die Kräfte der Ameisen genauer zu begutachten, habe ich schnell diesen Blätterprüfstand gebaut. :finger:



    Im Folgenden wird abgeschätzt wieviel Gewicht nötig ist um dieses Blatt ca. um 90°nach unten zu biegen.




    Nein zwei Büroklammern sind zu wenig.



    Doch bei endlich zwölf Klammern ist das Blatt senkrecht geknickt.


    Anmerkung: bei 11 Klammern ist das Blatt noch nicht komplett geknickt & bei 13 oder noch mehr Klammern ändert sich die Knickung nicht mehr viel.



    Deshalb habe ich 12 Klammern als Grenzwert bestimmt, mit dem weiter gerechnet wird.


    Eine Büroklammer hat das Gewicht von 0,0006 kg - 12 Klammern wiegen also 0,0072 kg.


    So nun haben wir einen Wert, aber was soll uns dieser sagen?


    Die Ameise muss die Kraft von 0,0072kg ziehen um das Blatt zu knicken.


    Im Nachfolgenden wird bewusst auf die "richtige" Einheit nämlich 1 N/mm2 verzichtet, dass jeder eine Vorstellung von den Werten hat die hier gezeigt werden.



    Die Ameise, die in der Luft hängt, wird nun also mit der Kraft von 0,0072 kg langgezogen. :tease:


    Aber was bedeutet das ?


    Ich gehe nun auf den Thorax & die Mandibeln genauer ein.


    Ich habe gemessen, dass der Thorax einen Durchmesser von ca. 0,75mm hat und ungefähr kreisförmig ist.


    Also beträgt die Querschnittsfläche 0,441 Quadratmillimeter.



    So ab jetzt wird es wirklich interessant !!!!!




    0,0072 kg Zugkraft auf einer Fläche von 0,441 Quadratmillimeter ist das selbe wie 16326 Kilo/Quadratmeter.




    Also herrscht in diesem Moment im Thorax der Ameise der selbe Druck als würde eine 16 Meter hohe Wassersäule auf ihr lasten -bzw als würde auf einer menschlichen Handfläche mit 10cm Durchmesser ein Gewicht von etwa 130kg liegen.
    :crazy::crazy::crazy:






    Dennoch werden die Mandibeln beim Biegen der Blätter am meisten belastet.


    Hier eine kleine Prinzipskizze:




    Die Mandibeln, als idealisierte Dreiecke, mit der Länge 0,75mm und einer Höhe von ca. 0,2 mm




    Die Ameisen benutzen beim Blätterziehen nur ca. 2/3 ihrer Mandibeln.



    Daraus ergibt sich eine "Mandibelgreiffläche" von 0,2 Quadratmillimetern auf der wiederum 0,0072 kg lasten.



    Also lastet auf den Mandibeln eine Kraft, die einer Gewichtskraft von 36000 kg pro Quadratmeter gleichkommt. :wtf:



    Dies wäre mit einer 36 Meter hohen Wassersäule gleichzustellen oder wieder bezogen auf die Handfläche 300kg Gewicht.




    Spätestens hier muss der Mensch kapitulieren, wenn es um den Kraftvergleich geht!!!!!





    Wenn jemand Interesse an der genauen Rechnung haben sollte, kann er das gerne im Diskussionsthreat schreiben. Dort werde ich dann genauer darauf eingehen.


    Wenn jemand Kritik an den Ausgangswerten hat ( also Büroklammergewicht, Blätterprüfstand, Ameisenabmaße), darf er mich gerne korrigieren.


    Dies war ein kleiner Ausflug in die ameisenbezogene Ingenieurswissenschaft :yu::yu::yu:


    Viele Grüße,
    username

  • Nachdem das Reagenzglas irgendwann zu klein war, musste ein passender Baum musste her! Endlich!


    Ich habe eine Glückskastanie besorgt, sie ist etwa 45-50 cm hoch und hat einen dicken Stamm.


    Auf Nachfrage bei der Verkäuferin, ist die Pflanze nicht mit Insektenschutzmittel besprüht, sondern nur gedüngt. :denken:


    Trotzdem hatte ich Sorgen & setzte zur Vorsorge einige Camponotus maculatus, aus meiner großen Kolonie, darauf als "Pflanzenvorkoster" :finger:


    Nach einer Nacht lebten die Versuchskanichen noch & ich setzte das Reagenzglas in die Baumkrone und war mir recht sicher, dass die Pflanze nicht "vergiftet" ist. :drehen::drehen::drehen:



    Hier sieht man die, meiner Meinung nach, sehr schicke Pflanze und das Reagenzglas in der Krone.



    Über die Nestbauaktionen werde ich auch bald berichten. :)


    Viele Grüße,
    username

  • Nach kurzer Zeit wurde der Baum mit vielen Arbeitern erkundet und ein Blatt wurde für das Nest ausgesucht.





    Zum Glück ist die Kolonie groß genug um schnell ein Nest zu bauen.




    Hier jetzt ein paar Bilder von den Nestbauaktionen:









    Teamwork! Die Arbeiter ziehen immer an einem Strang!












    Und hier mal eine kleine Gegenlichaufnahme.












    Hier sieht man eine Kette von Arbeitern die an einem Blatt ziehen! :finger:









    Die Larven der Oecophylla die normal später als Nacktpuppen vorliegen benutzen ihre Spinndrüsen zum Verweben von Blättern.


    Wie mit einer Heißklebe-Pistole.... Hin & her , hin & her , hin & her!







    Auf dem Bild hier sieht man den ersten Worker der deutlich größer ist.
    Ob es ein Major oder Media ist, weiß ich leider nicht genau.








    Hier nochmal ein besseres Bild bei Tageslicht.













    Der königliche Umzug:


    Nachts um halb 4 ist dann auch endlich die Königin umgezogen.


    Weil meine Freundin geschlafen hat, konnte ich leider nicht die volle Beleuchtung anmachen für die Bilder. Hoffe es gefällt euch trotzdem. :)














    Heute waren es mal wieder mehr Bilder aber natürlich werde ich bald wieder ein Update mit mehr Erklärungen geben.


    Viele Grüße,
    username

  • Auf dem ersten Bild sieht man, dass die Oecophylla Arbeiter öfters auch nestfremde Gegenstände wie Erde oder Äste verwenden.


    Unten rechts haftet ein Wassertropfen auf einer Arbeiterin nach dem Sprühen.








    Nun ein paar Bilder von einer Fütterung - heute musste ein Insekt dran glauben, welches sich in meinem Zimmer verirrt hat.


    Das Teamwork der Arbeiterinnen ist immer wieder beeindruckend!















    Nun habe ich eine Frage an andere Oecophylla-Halter oder Kenner:


    Seit einiger Zeit sind viele Arbeiterinnen unterwegs die deutlich dunkler sind als die anderen.


    Der Farbunterschied ist deutlich zu erkennen.


    Hat jemand eine Idee wieso die Arbeiterinnen so dunkel gefärbt sind?















    Viele Grüße,
    username

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