TdM Nov.'14: Ameisenhaltung: Vergangenheit-Gegenwart-Zukunft

  • Hallo liebe Mitglieder des Forums,


    da das TdM Oktober 2014 wenig Anklang fand (und ich gerade Zeit hatte ;)), kommt das Thema für den November ein paar Tage früher; nicht, dass sich schon alle in der Winterruhe befinden. Dieses Mal soll es beim Thema des Monats sowohl nostalgisch als auch futuristisch werden: Ameisenhaltung: Vergangenheit - Gegenwart - Zukunft


    Wie sah die Ameisenhaltung früher aus, als es noch keine Internetshops gab, die viele Arten und viel Zubehör für jeden sofort zugänglich machen? Hier sollen die "Alten Hasen" ruhig mal etwas in Nostalgie schwelgen!


    Wie sieht es aktuell mit der Ameisenhaltung aus: Was ist gut? Was ist verbesserungswürdig?


    Und schlussendlich: Wohin geht der Weg? Wie sieht es in 10-20 Jahren aus?


    Ansonsten schreibt einfach, was Euch noch alles zu diesem Thema einfällt!


    Wir hoffen auf eine rege Beteiligung und wünschen allen eine interessante und informative Diskussion. Viele Grüße,
    Euer TdM-Team (Holger und Christian)

  • Hallo,


    ich betreibe seit etwa 7 Jahren die Ameisenhaltung, als ich anfangen habe gab es 4 Shops.
    Antstore, Kalytta, Antsnature und Apocrita.
    Zubehör gab es also schon seit dem ich Ameisen halte, Foren gab es ebenso.
    Am meisten sind mir die gefallenen Preise und die große Auswahl an Arten aufgefallen.


    Ich habe teilweise Monate suchen müssen um nur mal irgendeine bezahlbare exotische Camponotus zu finden. Nicht wirklich was ausgefallenes.
    Arten wie exotische Pheidole waren noch sehr gefragt und nicht im Überfluss zu Dumpingpreise zu bekommen.
    Seltene Arten gab es nur mit den richtigen Kontakten zu sehr hohen Preisen.


    So es gibt Essen....


    LG

  • Hi zusammen,


    Kann mich da Tuffi anschließen,bin auch ca. seit 7 Jahren dabei.


    Es wird halt immer exotischer in der Ameisenhaltung,aber bald sind diese wohl auch schon alle in der Haltung.Aber bis dahin dauert es wohl noch etwas.


    Dann gibt es als Reiz eventuell die Zucht von manchen Arten.


    Mal schauen wo es hinführt und wie lange man am Ball bleibt.


    Lg



    Rog

  • Ich bin zwar noch nicht so lange dabei, hab aber früher schon ab und zu mal in die Foren rein gesehen und (ohne Account) das eine oder andere gelesen.
    Gut, der Markt passt sich an und man versucht gewisse Kundenwünsche zu stillen, sei es durch neue Exoten, neue Technik oder sonstiges Zubehör.
    Mittlerweile nimmt insgesamt aber auch der Wissensstand zu, es ist dank der viele HBe gut an Information zu den entsprechenden Arten zu kommen.
    Wie und was jeder einzelne für sich macht, bleibt ihm überlassen. Ich finde auch nicht, dass das nur eine Modeerscheinung ist.
    Immerhin werden viele Gynen bei guter Haltung ja älter als ein Hund, da muss man sich schon vorher überlegen, was man damit macht.


    Wenn mich mir neuerdings die Ausfuhrbestimmungen Australiens ansehe, glaube ich auch, dass "künstliche Nachzucht" irgendwie noch kommen wird.

  • Auch ich bin noch nicht so lange dabei, trotzdem habe ich ein wenig von der Entwicklung mitbekommen.


    Zum einen gibt es sehr viel mehr Arten zu oft besseren Preisen. Zwar sind australische Arten fast komplett vom deutschen Markt verschwunden, dafür gibt es immer mehr Exoten aus anderen Bereichen. Wenn man einfach „irgendeine“ Pheidole spec., Crematogaster spec. oder v.a. Camponotus spec. sucht, wird man sehr schnell fündig und findet je nach Budget eine schöne Art, an der man viel Spaß haben kann. Wenn es dann speziellere Arten sind, wird es dann natürlich oft schwieriger oder wirklich sehr teuer.


    Dazu wird das Zubehör immer besser. Gerade der Antstore hat da viele tolle Sachen im Angebot, die für Leute mit „Immatrikulationshintergrund" ("Person, die nicht richtig anpacken kann und ungeschickt ist und daher studiert hat"), zu denen ich definitiv selbst zähle, tolle Lösungendarstellen, die man dann nur zusammensetzen muss. Die kommen zwar nicht an die oft genialen eigenen Konstruktionen hier aus dem Forum ran, aber für eine schöne Ameisenhaltung reicht es völlig aus. Mir scheint, dass man mittlerweile sehr viel weniger "zweckentfremden" muss, sondern auf Ameisen zugeschnittenes Zubehör bekommt.


    Ich denke, ein Blick in die Zukunft sehr schwierig ist. Es kann sein, dass sich der Aufwärtstrend der Ameisenhaltung fortsetzt und immer mehr Arten und besseres Zubehör auf den Markt kommt. Es könnte aber auch sein, dass dieser Trend entweder von selbst abnimmt oder dass die Politik dem Ganzen klare Grenzen durch Importbestimmungen bezüglich exotischer Arten setzt und so die Ameisenverkäufer schwieriger oder gar nicht an lukrative Arten kommen.

  • Ich beschäftige mich mit Ameisen und den anderen sozialen Insekten, solange ich denken kann...:) Und ich werde es so lange mit ihnen "treiben", bis ich nicht mehr denken kann.
    Die sozialen Insekten hatten es mir schon angetan, als ich ein ganz kleiner Junge war, ihr Leben erschien mir rätselhaft und geheimnisvoll. Ich wollte es immer ergründen. Als kleiner Kerl träumte ich von einem Zaubertrunk, der mich zu einer Ameise macht und es mir dann gestattet, am Leben im Ameisenstaat teilzunehmen. Ich wollte alles wissen, wie verständigen sich die Ameisen, wie funktioniert ihr Gemeinwesen. Heute weiss ich, dass das vollständig zu ergründen nicht geht. Ich stehe also immer noch am Anfang und mit jeder Erfahrung, mit jedem Eindruck tun sich neue Horizonte auf, entstehen neue Fragen.
    Man wird bescheidener. Ich halte weniger Arten, ich beschäftige mich nicht mehr mit jeder Art, die mir erstmal interessant erscheint. Ich will nicht alles haben und auch nicht alles wissen. Es gibt so etwas wie Schwerpunkte, Arten, die einen nicht loslassen, die einen besonders interessant erscheinen. Und dann natürlich Arten wie die Camponotus gigas, die besonders gross sind und schon deswegen Einblicke erlauben, die kleinere Arten nicht so leicht gewähren.
    Es ist ja auch einfacher und für mich schöner, wenige Kolonie einigermassen artgerecht zu halten als viele Tiere in irgendwelchen Dosen. Aber es sei jedem gestattet, es zu handhaben, wie er es für richtig hält.


    Vor ein paar Jahren gab es die Shops noch nicht. Als es anfing, schielte man noch neidisch nach England, wo erste Shops irgendwelche wahrscheinlich königinnenlose, wild zusammengesammelte Pachycondyla-Ameisengruppen zu hohen Preisen anboten. Mit den deutschen, seriösen Shops, anfangs antstore, kamen später die weiteren Anbieter bei uns, einige Privatleute bieten ja von Zeit zu Zeit auch Tiere an. Das tat auch ich manchmal und werde es sicher irgendwann wieder tun.


    Die Ameisenhaltung als Hobby, ähnlich wie die Zierfischhaltung etc. sehe ich immer noch zwiespältig. Einerseits war es mir immer absolut unerklärlich, warum manche Menschen mit so grosser Beharrlichkeit für Verbote warben und für Einschränkungen. Das in einer freien, demokratischen Gesellschaft. Ich konnte diese dogmatische Einstellung nie verstehen und habe so manchen Streit deswegen gehabt und mitgeführt. Verbote und Einschränkungen, Bevormundungen und Grenzsetzungen kannte ich zur Genüge aus meiner Zeit in der DDR, ich konnte eben nie verstehen, dass solche Instrumente ein Mittel der Wahl sein sollten in dieser Bundesrepublik. Aber, naja. Da habe ich längst einen Haken drunter gesetzt.


    Das war ja auch nur die politische Seite der Medaille. Denn natürlich gab es immer auch viele vernünftige Ansätze, die jene vortrugen, die angesichts des Handels und der Haltung von Ameisen besorgt waren. Allein, es war selten möglich, eine vernünftige Diskussion zu führen, ohne Anfeindungen und ohne Diffamierung. Das lag auch immer daran, dass einige meinten, Kraft ihres "Amtes" schlauer zu sein als andere, sich erheben zu können über alle anderen Menschen in diesen Dingen und Fragen. Eigentlich schade, dass diese Entwicklungen so waren, wie sie waren. Mit etwas mehr Fingerspitzengefühl und zwischenmenschlichem Einfühlungsvermögen wäre mehr möglich gewesen.


    Für mich ist es immer irgendwie komisch und hat ein bitteres Geschmäckle, wenn davon geschrieben wird, dass es heute so viele "exotische" Arten zu günstigen Peisen gibt. Nicht böse sein, Holger, aber ich greife den Begriff Budget mal auf. Es passt nicht für mich, wenn man eine Art kauft, die gerade in sein Budget passt. Man interessiert sich für diese Tiere oder tut es nicht, für eine Art, eine Lebensweise, bestimmte Merkmale ihrer Biologie etc. und beschafft sie eben dann, wenn das irgendwie geht. Sicher eine altmodische Einstellung, aber nur so wird für mich ein Schuh draus. Ameisenhaltung ist für mich etwas anderes als die Haltung eines Ziervogels oder die Haltung von Zierfischen, die möglicherweise allein der Dekoration dienen oder der Unterhaltung (Bevor mich jetzt die Aquarianer steinigen oder Vogelfreunde, ich weiss natürlich, dass es auch hier andere Ansätze gibt bei der Haltung als allein der Aspekt der Spasshaltung).


    Ich rate immer jedem, beschränke dich auf das, was dich wirklich interessiert. Auch wenn es manchmal einen Moment lang schwer fällt. Das kann bei manchen Haltern dann durchaus mehr sein als nur eine oder zwei Kolonien. Wir haben hier bei uns ja viele Halter, die ihre Tiere, und viele von ihnen, jahrelang pflegen, ein sehr sicheres Indiz dafür, dass sie sich für ihre Tiere lebhaft und dauerhaft interessieren.
    Aber, seid mir nicht böse, die "preisbewussten" Schnäppchenjäger sind mir ein absolutes Graus. Im Zusammenhang mit der Anschaffung und Pflege von Tieren wird Geiz zu einer schweren Sünde. Das Schicksal der Tiere ist dann meist vorbestimmt. Zumal sich mit dem Unwillen, etwas Geld anzulegen oft die Unlust paart, etwas zu lernen, zu lesen, Informationen zu beschaffen.
    Ich hoffe, das alles ist nicht zu düster und es ist völlig okay, wenn ihr manches anders seht.


    Was die Zukunft bringt? Wer weiss. Ich beobachte eigentlich ein allmähliches Abebben eines Hypes. Am deutlichsten für mich erkennbar in den immer mehr zurückgehenden Internetaktivitäten der erfahreneren Ameisenhalter. Damit scheint ein geringerer Zulauf neuer Leute einher zu gehen. Ebenso verlieren manche Diskussionen und Beiträge in den offenen Foren in etwas an Gewicht. Das kann insgesamt bedeuten, dass die Ameisenhaltung in privater Hobbyistenhand in der fernen Zukunft an Bedeutung und an Umfang verliert. Muss man das bedauern? Ich bin nicht sicher...


    LG, Frank.

  • Hallo Frank,



    Zitat von "Frank Mattheis"


    Für mich ist es immer irgendwie komisch und hat ein bitteres Geschmäckle, wenn davon geschrieben wird, dass es heute so viele "exotische" Arten zu günstigen Peisen gibt. Nicht böse sein, Holger, aber ich greife den Begriff Budget mal auf.


    Da bin ich natürlich absolut nicht böse, es freut mich sogar, denn dafür ist das TdM doch da, oder? ;) Im Gegenzug wirst du sicherlich nicht böse sein, wenn ich "meinen Senf abgebe".


    Zitat

    Es passt nicht für mich, wenn man eine Art kauft, die gerade in sein Budget passt. Man interessiert sich für diese Tiere oder tut es nicht, für eine Art, eine Lebensweise, bestimmte Merkmale ihrer Biologie etc. und beschafft sie eben dann, wenn das irgendwie geht. Sicher eine altmodische Einstellung, aber nur so wird für mich ein Schuh draus.


    Ganz provokant: Ja, das ist eine altmodische Einstellung. Aus meiner Sicht ist es nunmal so, dass ich mich für Ameisen generell interessiere. Dabei ist die genaue Art eher ungeordnet. Es gibt ein paar Arten auf meiner imaginären "Man, die wären sicher super spannend in der Haltung!"-Liste. Aber man muss realistisch sein. Viele schöne Arten kosten weit über 100€, ich selbst habe länger überlegt, ich die ca. 45€ für meine Messor minor hesperius hinlege. Das hing dabei nicht mit mangelndem Interesse zusammen, sondern folgte daraus, dass 50€ durchaus eine schöne Summe an leckerem Essen für einen Studenten darstellen. Da muss man einfach abwägen, wie wichtig das Hobby ist, denn Brutaufzucht etc. kann man auch bei Lasius niger o.ä., die man im Sommer in beliebigen Mengen kostenlos einsammeln kann, beobachten. Für mich bedeutet eine Senkung des Preises einfach eine Erweiterung des Angebots, da ich aktuell manche Beträge weder zahlen kann oder will.


    Zitat


    Ameisenhaltung ist für mich etwas anderes als die Haltung eines Ziervogels oder die Haltung von Zierfischen, die möglicherweise allein der Dekoration dienen oder der Unterhaltung (Bevor mich jetzt die Aquarianer steinigen oder Vogelfreunde, ich weiss natürlich, dass es auch hier andere Ansätze gibt bei der Haltung als allein der Aspekt der Spasshaltung).


    Ich selbst war eine Weile Aquarianer, wobei mir der Zieraspekt nie ganz klar wurde, dafür waren die Fische/Schnecken/Krebse doch einfach viel zu spannend.


    Zitat


    Ich rate immer jedem, beschränke dich auf das, was dich wirklich interessiert. Auch wenn es manchmal einen Moment lang schwer fällt. Das kann bei manchen Haltern dann durchaus mehr sein als nur eine oder zwei Kolonien. Wir haben hier bei uns ja viele Halter, die ihre Tiere, und viele von ihnen, jahrelang pflegen, ein sehr sicheres Indiz dafür, dass sie sich für ihre Tiere lebhaft und dauerhaft interessieren.


    Da gebe ich dir im Prinzip völlig Recht. Doch die Frage ist oft, wo eigentlich das Interesse liegt. Ich selbst halte ja verschiedene Ameisenarten und viele davon derzeit noch in weniger hübschen Formicarien. Der Fokus meinerseits ändert sich dabei natürlich. Anfangs wollte ich viele Ameisenarten halten, um zu schauen, was mir zusagt. Jetzt sollen meine Pheidole ein eher natürliches Erdnest bekommen und meine Lasius in einem großen Becken relativ natürliche Bedingungen bekommen. Das liegt aber auch daran, dass ich vieles in meiner recht kurzen "Ameisenkarriere" erleben durfte. Die erste Eiablage einer Gyne, die Entwicklung der Brut, das Schlüpfen der Arbeiterinnen usw. Alles ist für sich gesehen sehr spannend, aber mittlerweile weiß ich grob, wie es abläuft, daher brauche ich auch weniger Nesteinsicht und interessiere mich mehr für eine eher naturnahe Haltung, um die Verhaltensweisen der Ameisen nachvollziehen zu können.



    Zitat


    Aber, seid mir nicht böse, die "preisbewussten" Schnäppchenjäger sind mir ein absolutes Graus. Im Zusammenhang mit der Anschaffung und Pflege von Tieren wird Geiz zu einer schweren Sünde. Das Schicksal der Tiere ist dann meist vorbestimmt. Zumal sich mit dem Unwillen, etwas Geld anzulegen oft die Unlust paart, etwas zu lernen, zu lesen, Informationen zu beschaffen.
    Ich hoffe, das alles ist nicht zu düster und es ist völlig okay, wenn ihr manches anders seht.


    Es gibt sicherlich leider Fälle, in denen die Ameisen nur aus Preisgründen gekauft werden. Aber ich hoffe, dass das nur die absolute Ausnahme darstellt. In den zahlreichen Foren gibt es immerhin reichlich Hinweise und Ratschläge, der geneigte und verantwortungsbewusste Einsteiger wird also seine Wahl nicht nur vom Preis abhängig machen.


    Für den Rest gilt:
    Es ist immer schön, wenn eine "Traumart" plötzlich mit dem persönlichen finanziellen Rahmen vereinbar ist. Ebenso begrüßenswert ist es, wenn man mehr Ameisen zur Auswahl hat, die zu den eigenen, individuellen Ansprüchen und Voraussetzungen passen. Denn in meinen Augen sollte man sich als Halter zunächst klar machen, was man den Ameisen eigentlich überhaupt bieten kann und was man evt. von den Ameisen erwartet. Erst dann sollte man seine Artwahl treffen.

  • Ich bin selbst erst kurz dabei.
    Früher erschien mir die Ameisenhaltung als etwas, das nur im Zoo, Forschung und Naturkundemuseum (halbierte Waldameisenhügel), oder Amerika möglich ist. Den Einblick im Zoo fand ich spannend. Diese kleinen Farmen wie man sie aus Alf oder den Simpsons kennt schien es nur woanders zu geben. Die Größe der Anlage im Zoo machte es mir eindeutig: Zu Hause geht das nicht.
    Anscheinend ging es trotzdem, ich wusste nur nichts davon.


    Dank einiger von Buschinger veröffentlichten Bilder aus den Sechzigern wissen wir ja, wie es früher gelaufen ist. Zunächst scheinen die Ameisen daei für eine lange Zeit gewonnen zu haben: Die Haltung wurde immer tiergerechter. Mit wachsender Erkenntnis über die Tiere kamen Abdeckungen und rote Folie hinzu, Nester und klimatische Bedingungen wurden den Arten angepasster. Diapausen wurden mehr beachtet.


    Zunächst schien es darum zu gehen, was in der Haltung machbar ist. Später setzte ein Bewusstsein für mögliche Risiken ein.
    Im Laufe der letzten Zeit setzte eine Art Spaltung der Ameisenbegeisterten ein: Wissenschaftler trennten sich von den "Hobbymyrmos". Exotenhalter trennten sich von den Haltern der einheimischen Arten. Alles wurde weniger eine Frage des Machbaren (mit der jetzigen Technik ist wohl fast alles möglich), als der Einstellung.


    Die Grenzen des Machbaren liegen derzeit bei besonderen Arten (Camponotus gigas) und der Züchtung. Ob sich da noch etwas tun wird? Vermutlich etwas, aber nicht so viel.


    Ich wüsste gerne, ob es schon immer so war, dass Kolonien so schnell wieder weiter gegeben wurden. Besonders "Einsteigerarten" wie Lasius niger scheinen nur sehr selten bei einem Halter alt zu werden, andere Arten werden interessanter, die Ameisen bestenfalls an andere Einsteiger abgegeben.


    Einen interessanten Preisaspekt finde ich die 5€ die sich für nicht gekaufte Kolonien im Reagenzglas eingependelt haben. Das finde ich ist ein gutes Zeichen dafür, dass es eben doch nicht nur um das Geld geht. Vielleicht wird es in Zukunft mehr Erdnester geben, weil der Trend der "alten Hasen" dazu tendiert natürlicher zu beobachten, einen Lebensraum nachzubauen, schließlich haben wir alle schon Gipsnester gesehen?


    Wie es weiter geht weiß ich nicht, aber ich hätte da einige Wünsche (mehr oder weniger realistische)
    - ein beidseitig respektvoller Umgang zwischen den beruflichen und hobbymäßigen Ameisenhaltern/Beobachtern
    - ein internationalerer Austausch zwischen den Haltern um voneinander zu lernen (besonders bei Bestimmung oder Haltung)
    - weniger Sammelwut und mehr Beachtung der einzelnen gehaltenen Art
    - ein ausgeprägteres Bewusstsein für Exoten, wenn man sie sich denn zulegt (Niemand würde fragen, warum man sich über die Haltung eines Komodowarans vielleicht doch noch ein paar Gedanken mehr machen muss als bei einem Jemenchamäleon. Bei Atta sp. scheinen sich manche weit weniger Gedanken zu machen.)
    - ein Zusammenwachsen der Exotenvertreter mit den Exotengegnern. Mal ehrlich: Wir alle halten Ameisen, das ist schon ungewöhnlich genug. Da muss man sich nicht auch noch streiten, wenn man mit Verstand an die Sache heran geht. Von außen muss das aussehen, als würden sich Veganer und Vegetarier gegenseitig zu Hackfleisch verarbeiten.
    - Die vorhandene Technik darf so bleiben wie sie ist
    - Wäre es nicht wunderschön, wenn wir weiter noch mehr von den Tieren lernen könnten?

  • Community


    Also ich bin jetzt auch noch nicht so lange dabei wie andere (2008 habe ich mit einer Lasius niger Kolonie angefangen), daher kann ich auch nichts dazu schreiben, wie es vor den Internetforen war.


    Allerdings kann ich doch etwas dazu schreiben, wie sich die Community entwickelt hat.


    Als ich 2008 angefangen habe, war meine erste Anlaufstelle das Antstoreforum. Antstore war auch der Shop, den ich bei meiner ersten Google Recherche zum Thema Ameisenhaltung gefunden habe.


    Wenige Zeit danach habe ich dann auch das Ameisenforum.de entdeckt und mich dort angemeldet. Allerdings (und viele wissen das sicherlich bereits ;) ) war ich mit dem Klima dort nicht zufrieden. Mir kam es immer so vor als wenn nur bestimmte Meinungen toleriert werden. Anfängern hat man generell von allen Exoten (obwohl es ja auch einfach zu haltende und wenig ausbruchsfreudige Arten gibt) abgeraten.


    Wagte es doch jemand etwas zu schreiben, was konträr zu diesen Ratschlägen war, wurde er mit negativen Bewertungen bestraft. Stimmte man gewissen Personen (gruppen) zu, bekam man im Gegenzug schnell positive Bewertungen und stieg im Rang und Ansehen auf.


    Mit Objektivität und Neutralität hatte das ganze nichts zu tun. Das ganze erinnerte eher an eine Gleichschaltung des Forums.


    Ich bin froh, dass man mittlerweile erkennen kann, dass niemand, egal wie gelehrt die Person auch ist, unentbehrlich für eine funktionierende Community ist, und dass das Forenleben auch ohne gewisse Personen weiter geht. Auch bin ich froh, dass man erkennt, wie gering der Anteil der Leute war, die letztlich über Jahre einen großen Teil der Community bevormundet hat.


    Und das ist auch mein Wunsch für die Zukunft. Es darf nie wieder passieren, dass gewisse Personen die ganze Community jährlich erpressen, indem sie mit Rücktritt drohen und man alles tut, damit sie ja nicht das Forum verlassen. Jeder in der Community kann ersetzt werden, auch wenn bei manchen Personen der Verlust sicher schmerzlicher ist wie bei anderen.


    Die Frage ist, gäbe es evtl. mehr Ameisenhalter, wenn nicht viele durch das intolerante Verhalten in der Vergangenheit abgeschreckt worden wären?


    Kommunikation


    Evtl. sind neue Kommunikationsplattformen wie z. B. Facebook der Grund, warum die Aktivität in den Foren etwas abnimmt. Ich bin immer wieder überrascht, wie viel in der deutschsprachigen Facebookgruppe los ist. Da sowieso so gut wie jeder einen Facebookaccount hat, fällt es vielen Leuten viel einfacher sich dort zu beteiligen als z. B. in einem klassischen Forum. Dort müsste man sich ja erst Anmelden.


    Ich denke auch in Zukunft wird Facebook und auch andere soziale Medien weiter an Bedeutung gewinnen und es wird sich verstärkt dort über die Ameisenhaltung ausgetauscht werden.


    Haltung und Wissenschaft


    Jeder weiß, dass Ameisen zunächst im Rahmen der Forschung gehalten wurden, und die Haltung somit dort ihren Ursprung hat.


    Nur mittlerweile muss man akzeptieren, dass wohl der größte Teil der Haltung, wie sie in den Foren praktiziert wird, eben keinem wissenschaftlichen Zweck dient. Daher sollte man auch nicht erwarten, dass mit dem selben Vokabular kommuniziert wird, wie es z. B. in wissenschaftlichen Arbeiten der Fall ist.


    Auch muss man akzeptieren, dass die Haltung wohl in den meisten Fällen keine neuen biologischen Erkenntnisse offenbart. Andererseits führen die meisten biologischen Forschungsergebnisse bei Ameisen zu keinerlei Verbesserung was die Haltung dieser betrifft ;). Somit ist der Nutzen beider Seiten voneinander derzeit wohl sehr gering.


    Leider wird es ja oft so dargestellt, dass zwar die Haltung nichts zur Forschung beiträgt, aber die Forschung umgedreht so essentiell wichtig für die Ameisenhaltung sei, das sehe ich allerdings nicht so.


    Wenn ich mir die ganzen Namensänderungen der letzten Zeit ansehe und auch die Diskussion bzgl. Camponotus ligniperdus oder ligniperda, bringt die neueste Forschung wohl eher mehr Verwirrung in die Ameisenhaltung als Nutzen.


    Arten


    Ob es jetzt wirklich viel mehr verschiedene Arten gibt als früher, kann ich nicht sagen, mir kommt es eher vor als gäbe es jetzt andere Arten als früher. Stark fällt es mir bei Polyrhachis dives auf. Ich werde oft auf Facebook gefragt, woher ich meine Kolonie habe, da man sie so gut wie nicht mehr in den Shops zu kaufen bekommt.


    Als ich angefangen habe, konnte man regelmäßig z. B. bei Antstore große Kolonien Polyrhachis dives zu recht günstigen Preisen kaufen. Mittlerweile gibt es die Art aber kaum noch in den Shops. Ähnliches gilt auch für z. B. Crematogaster rogenhoferi.


    Dafür gibt es dann wieder neuere Arten wie Camponotus singularis, von der man 2008 wenig bis gar nichts gelesen hat.


    Vermutlich hängt das ganze damit zusammen, dass vermehrt asiatische Arten aus mittlerweile aus China importiert werden und nicht mehr z. B. aus Thailand oder anderen Regionen Asiens.


    Wünsche würde ich mir, dass es gelingt Arten verlässlich zu züchten, aber wie ihr ja wisst oder auch selbst schon erfahren habt, ist das ganze nicht leicht. Aber evtl. findet man ja doch noch eine Möglichkeit, wie man das ganze sicher und relativ leicht bewerkstelligen kann.

  • Zitat

    Die Frage ist, gäbe es evtl. mehr Ameisenhalter, wenn nicht viele durch das intolerante Verhalten in der Vergangenheit abgeschreckt worden wären?


    Ich denke nicht. Ich habe seit Jahren Aquarien. Ich war auch mal kurz in einem Forum dafür. Dort haben sie sich gegenseitig die Köpfe eingeschlagen, weswegen ich fern blieb. Ich wollte nicht riskieren egal was ich tue gerügt zu werden - entweder von der einen, oder der anderen Partei.
    Dem Forum blieb ich fern, den Fischen und anderen Untwerwasserlebewesen nicht. Ich denke, so geht es auch vielen in der Ameisenhaltung: Es gibt weit mehr Halter als User.
    Diese Entwicklung ist sicherlich den Shops zu verdanken: Man ist nicht zwingend auf ein Forum angewiesen.

  • Hallo Safiriel. Danke für deinen schönen und klugen Beitrag.
    Nur will ich ganz kurz was zu deinem letzten Beitrag schreiben. Ich glaube, das haben wir hier bei uns einigermassen im Griff. Wir schlagen uns hier nicht die Köpfe ein, versuchen, uns im toleranten Miteinander zu üben, rügen die user und Mitglieder nicht öffentlich.
    Das sollte dieses Forum immer auszeichnen und ist bis heute einigermassen gut durchgehalten worden.


    ...das wollte ich nur kurz erwähnen...;)


    LG, Frank.

  • Hallo an alle erstmal. Mir gefällt die rege Beteiligung und die sinnvollen Beiträge zum Sonntag.
    Es bleibt mir nicht viel mehr zu sagen, als von mir zu berichten und mit etwas neutraler Distanz die anderen Fragen zu betrachten. Ich bin nun auch schon etwas mehr als 1 Jahr aktiver Ameisenhalter. Dabei beschränke ich mich natürlich nur auf ein Volk und das mit aller Faszination, die solch ein Interesse mit sich bringt. Das hat mehrere Gründe, zum einen mag ich generell eher Myrmicine, bzw stacheltragende Ameisen, zum anderen passend alle anderen Bedingungen (in meinem Fall Manica rubida) auch auf mich, denn ich will mich gar nicht sehr von meinem Hobby unter Druck setzen lassen. Vernachlässigen möchte ich sie aber auch nicht, es pendelt sich hier als angenehmer Teil des Lebens mit ein. Die Winterruhe kommt mir zum Beispiel sehr gelegen.
    Tendenziell fühle ich mich mit meiner Aufgabe & Verantwortung gegenüber dem Volk wohl, ich hab zum Glück hier viele Ansprechpartner, wodurch ich überhaupt auf die impulsive Idee gekommen bin, ich könnte eine Haltung in meiner Wohnung tatsächlich umsetzen. Nun ist ein zentrales Element meine Lebenseinstellung tatsächlich zentral geworden. Damals hockte ich noch stundenlang am Rosenbeet und beobachtete unter widrigen Bedingungen im urbanen Raum das kommen und gehen der Manica rubida Population in Reick/Dresden - direkt nach der Schule bis zum Abendbrot, 10 Jahre.
    Nun ist alles anders, gemütlicher, privater, bestimmter und sogar aufregender. Vom beobachten zum selber halten ist schon ein qualitativer Quantensprung geschehen. Wichtig für mich ist dieses Forum um dann auch korrektive Maßnahmen einzuleiten, Fehler überhaupt erstmal zu erkennen. Vieles kann ja im Formikarium nicht selbst reguliert werden und braucht die Expertise. Darum halte ich auch einen Haltebericht immer für sinnvoll. Auf die wilden Gestikulationen von fremden Menschen im Facebook möchte ich weniger wert legen, da man hier nie genau weiß, wie durchdacht ein Ratschlag sein kann. Facebook als Option eines naiven, sozialen Austausches ist eine willkommene Abwechslung eine andere Perspektive auf das Hobby zu bekommen. Da werden die Extreme (verrückte Menschen, verrückte Ideen) tatsächlich offenbart. Nebst diesem Ulk rechne ich jedoch das Management durch krafty & ohrene "der einen Gruppe" jedoch hoch an.


    Die soziale Verknüpfung von Mitgliedern wird hoffentlich bald auch auf dem Forum irgendwann mal angetestet. Ich hatte mir mal gewünscht, daß Mitglieder einen Vermerk bekommen, wenn sie in einem Beitrag erwähnt wurden, oder daß die Gallerie-Funktion mit eigener Profil-seite besser bzw visueller implementiert wird, etc. Diese social components könnte ich mir durchaus als zukünftigen Schritt für ein flexibleres Forum vorstellen.
    Der Bilder-upload ist im Moment auch sehr restriktiv, was facebook durch auto-downscale schafft. Da werden einfach die Bilder automatisch reduziert / neudeutsch "downsized".
    Es gibt immer Möglichkeiten und das Forum hat gezeigt, daß es schafft User-wünsche auch mal anzutesten. (Beispiel Katharinas Vorschlag der Portal-unterteilung)


    Andere Systeme sind träger und weniger reflexiv. Ich möchte kein großes Urteil fällen und kurz auf Antstore eingehen. Es ist nicht unbedingt sinnvoll an einem Business moralische, oder persönliche Wertstäbe anzusetzen. Solche Unternehmen entscheiden eine Angelegenheit an den Verkaufszahlen. Da die Ameisenhalter-Community grob gesehen untereinander recht verstritten & unorganisiert erscheint, kann sie auch keinen Druck aufbauen. Auch haben sich sinnstiftende Mitglieder aus dem wissenschaftlichen Zirkeln sich leider von der strategischen Übernahme vom Ameisenforum tatsächlich vertreiben lassen. Natürlich hat die ungeklärte Sabotageaktion des Bilder-servers unter anderem eindeutig gezeigt, wie verquert die Sachlage ist. An diesem Punkt mußte man sich also schon Fragen, wie geht in der Zukunft weiter.
    Jedenfalls werden die Ameisenshops weiterhin ein gutes Geschäft machen. Die Blattschneider und Weberameisen sind in anderen Ländern eine regelrechte Pest und werden in Deutschland sehr teuer verkauft, die Gewinnspanne ist enorm, die Ausfallrate hoch und die Neugier auf die Exoten ungebremst. In einer Bedarfs-weckungs-gesellschaft darf das auch jeder einmal privat auskosten und "merkurianische" Widerstände werden einfach mit eingepreist. Ich persönlich halte mich aber gerne aus dem Rummel heraus und bin froh, wenn ich alles einfach, aber auch nicht zu einfach, behandeln kann. Vieles was für mich nicht nachvollziehbar bleibt, weil die Antworten auf ehrlich gemeinte Fragen ignoriert werden, kann ich ebenfalls als Nichtigkeit in den Äther des Vergehens stellen. Versteht mich nicht falsch: die ursprünglichen Reglementierungsgebote haben zumindest durch den Hintergrund der Invasionsbiologie durchaus universelle Berechtigung, allerdings sind im Hobbyforum jeglicher (exotischen) Tierhaltung die Würfel dahingehend schon längst gefallen.


    Zum angesprochenen Budget-problem: das ist zweifelsfrei ein brisantes Thema. Es ist ja nicht nur die einmalige Besorgung, sondern auch die langfristige Unterhaltung mit allen Nebensächlichkeiten, die als laufende Kosten anfallen, anzurechnen. Insofern kann die "blinde" Ameisenliebe durchaus auch mal die eigene Existenz in materieller Hinsicht in Frage stellen.


    Was die Zukunft bringt sollte jeder für sich unmittelbar beantworten können, es sei denn er ist nicht ein Schmied seines eigenes Glückes. Für mich heißt es Umzug in eine eigene Wohnung mit Balkon für die Ameisen zum ruhen. Dazu viel Platz für formicar-bauliche Erweiterungen +Schabenzucht. Der Rest bleibt erstmal vakant. Die sonstigen Vorgänge hier werde ich weiterhin neugierig verfolgen und hoffe, daß jeder seine Ziele ohne weitere, größere Abstriche mit dem Interesse der Ameisenhaltung vereinbaren kann. (*auf Phillip schielend*)


    Ich hoffe es folgen "in Zukunft" auch weitere Beiträge. Leider tendiere ich solche Threads immer gleich zu verstopfen. :think:
    liebe Grüße und einen schönen Sonntagabend noch-
    alexander

  • Ich habe diesen Beitrag schon im "falschen" Forum veröffentlicht, will ihn aber hier noch nachtragen, weil der Aufruf sich zum Thema zu äussern ja auch von hier stammt. Ausserdem möchte ich nicht, dass myrmikonos mit seiner Threadverstopfungs-Theorie recht behält ;)


    Damals
    Ich interessiere mich schon seit Kindertagen für Ameisen, Eusoziale und anderes Getier. Anfänglich bekam das den Ameisen leider nicht sonderlich gut. Ich habe Nester unvorsichtig geöffnet, sie ausgegraben und in „Aussenarenen“ versetzt. Damit habe ich natürlich Konflikte zwischen „meinen“ Ameisen und bestehenden Ameisenkolonie ausgelöst. „Selbstverständlich“ habe ich dann auch noch zu Gunsten „meiner“ Ameisen eingegriffen… Heute kann ich über mein kindisches Verhalten nur noch den Kopf schütteln.


    Allerdings haben solche „Experimente“ und Beobachtungen zu meiner Faszination für die kleinen Insekten beigetragen. Irgendwann um 1990 muss ich ernsthaft mit der Haltung einer Myrmica sp. im Gipsnest begonnen haben. Jedenfalls zeugen Geschenke wie das Büchlein „Ameisen – der duftgelenkte Staat“ (von Wofgang Schwenke) und mein Spitzname aus dieser Zeit davon, dass mein ungewöhnliches Hobby durchaus von meiner Umwelt wahrgenommen wurde. Mir war zu diesem Zeitpunkt kein einzigen anderen Ameisenhalter bekannt. Umgekehrt liessen Anleitungen zum Gipsnestbau in „Tierkunde“-Büchern schon darauf schliessen, dass ich nicht der einzige Hobby-Halter sein konnte.


    An Ameisen-Foren war damals genauso wenig zu denken wie an Internetanschluss. Aus Büchern und TV-Sendungen (wir hatten ganze 4 Sender) habe ich das theoretische Wissen (zumindest, was damals geläufig und zugänglich war) über Ameisen aufgesaugt. Den Rest habe ich praktisch ausprobiert und die Ameisen „Pi mal Daumen“ gehalten. Was erstaunlich gut funktioniert hat.


    Heute
    Per Zufall bin vor rund zwei Jahren auf den Schweizer Shop und das alte Ameisenforum gestossen. Ich wollte mich nämlich genauer über Manica rubida informieren. Dabei habe ich zufällig eine neue – tolle - Welt entdeckt: Ich hätte nie gedacht, dass es noch so viel über Ameisen zu entdecken und zu lernen gibt und gestaunt ab spannenden Arten, frei zugänglichem Wissen, Fachkompetenz, Haltungsberichten, Makro-Fotos, Community… und über das riesige Angebot der Shops.


    Es ging nicht lange, bis mir auch die andere Seite der Medaille auffiel: In den Läden wurden und werden auch regional sehr seltene/gefährdete Arten angeboten – und solche, die ein hohes Potenzial aufweisen, in unseren Breitengraden invasiv zu werden.


    Gepaart mit der Haltung und Unbekümmertheit, die einige Forenuser an den Tag legten, hat mich das ganze doch etwas erschreckt.


    Natürlich war ich als Kind auch unbekümmert, was die Ameisen-Haltung angeht, aber viel Schaden konnte man – im Vergleich zu heute – nicht anrichten (wenn man das wohl von einzelnen Völkern mal bei Seite lässt). Man hat sich die Tiere einfach aus der Umgebung geholt. Mittlerweile ist die Situation eine andere, das Risiko einen erheblichen, nicht wieder gut zu machenden Schaden an der bestehenden Fauna anzurichten, ist deutlich grösser. Für mich unverständlich, warum diese Gefahr in den Foren von Ameisenliebhabern heruntergespielt wird!
    Dabei wäre es doch kein Problem zu einem Verantwortungsvollen und bewussten Umgang mit den Tieren zu mahnen, wie es in anderen „Exotenhalter-Kreisen“ längst der Fall ist.


    Morgen
    Ich denke, dass die Ameisenhaltung - genau wie andere Hobbys auch – einer gewissen Auf und Abbewegung unterliegt. Die Zahl der Forenuser ist für mich dabei nur mittel aussagekräftig. Ich kenne viele Tierhalter, die sich für ihr eigentliches Hobby nicht auch noch im Internet engagieren wollen…
    Ein harter Kern von Ameisenhaltern wird sich wohl halten, genauso wie das bei anderen etwas „spezielleren“ Haustier-Communitys der Fall ist.
    Denkbar ist für mich auch, dass ein weiterer Boom einsetzt, falls sich zum Beispiel einige Zoohändler-Ketten dazu entschliessen einige „Einsteigerarten“ mit „Einsteigerset“ in ihr Standartsortiment aufzunehmen.
    Auch für die Foren bin ich zuversichtlich, sie bieten einfach einen bessere Rahmen für Leute, die an mehr interessiert sind, als an oberflächlichem/schnellebigem Austausch.


    Aber wie gesagt, wer weiss schon was die Zukunft bringt: Vielleicht Einsicht bei den Händlern, die nur noch ungefährdete Ameisen mit genauer Herkunftsangabe anbieten. Und nur solche, die ein geringes Potential aufweisen, sich in der Gegend in der sie verkauft werden invasiv zu betätigen. Dazu Halter, die auf Qualität und Quarantäne, bzw. Ausbruchsschutz achten.


    Vielleicht setzt sich in den Foren ja auch eine gewisse Vernunft durch. Eine „leben und leben lassen“ Haltung, wo in freundlichem Ton fundierte Argumente ausgetauscht werden und man sich für den Hinweis auf einen Fehler bedankt und nicht verletzt fühlt.


    Vielleicht… ;)

  • Hallo!


    Dann will ich auch mal in die Geschichtsbücher, in den Tagesspiegel und in die Glaskugel schauen. :denken:


    Ich denke wie das früher alles anfing das wissen recht viele hier. Entweder aus eigenen Erfahrungen, weil schon so lange dabei, oder aus vielen Themen wo die Geschichte der "Ameisenforen" schon diskutiert wurde. Früher war das Angebot an Ameisen ebenso überschaubar wie das der Foren und Shops. Kein Vergleich zu heute wo wir so viele Shops und Foren haben wie damals Mitglieder in den ersten Wochen bei ameisenforum.de. Wie ich dahin kam.... Naja durch Joschi und seiner Legendären Animation der Koloniegründung. Leider gibt es die nicht mehr im Netz zu finden.
    Also damals war ja alles schön neu und interessant. Immer mehr Leute mit denen man sich austauschen konnte. Anfangs war es halt viel frischer, wer kennt das nicht das man sich für neue Dinge sehr schnell begeistern kann. Das ebbt dann irgend wann ab.
    Da wären wir dann bei Heute. Heute gibt es drei oder vier große Foren und ein weiteres das gerne dort hin möchte. Das alleine nur im deutsch sprachigem Raum. Ein relativ kleines Hobby mit einer so großen Plattformfülle nimmt sich dann bald auch den Raum zum wachsen weg. Im Prinzip machen alle Foren das selbe, mal etwas Abseits das Antstore Forum, aber sonst ist das Prinzip das selbe. Ameisenportal versucht die Ideen von eusozial umzusetzen, Stichwort "Verein". Das Ameisencafe und das Ameisenforum sind sich sehr ähnlich. Und alle Gemein haben das Thema Ameisen und Zusätzlich noch weitere Insekten wie z.B Hornissen. Es ist eigentlich unsinnig so viele Foren zu betreiben. Würde man alle zusammen legen und aus allen die Vorteile heraus nehmen und die Nachteile abstellen hätte man wohl das beste aus allen Welten und noch viel wichtiger, ein großes Forum. Aber da die Welt nun einmal nicht so einfach ist haben wir nun einmal diese Situation. Ich denke das wird so das Ende aller Foren werden. Nicht heute und auch nicht morgen, aber sicher Irgendwann.
    Ich denke da wären wir dann bei der Glaskugel. Ich bin da Realist, ich will es auch nicht schön reden aber auf Grund der oben Angesprochenen Verteilung von Wissen und Begabung und frischen jungen Leuten die mal was pushen können, denke ich nicht das wir noch so in 10 Jahren weiter machen. Es frisst sich eigentlich auf. Weil immer mal jemand aussteigt oder für längere Zeit keine Zeit oder auch Lust für das jeweilige Forum hat. Das kannst du bei so vielen Foren nicht kompensieren. Jeder möchte "seinem" Forum treu sein, oft rivalisiert man unter einander. Das tue ich ja auch im Grunde. Jeder wird für sich ein Ort gefunden haben wo er halt lieber schreibt. Für Junge Leute oder alt eingesessene wird das dann schwierig. Es gibt nicht viele neue Sachen zu lesen und Wirklich neues kann es auch nicht geben da viele Arten ja auch schon gehalten wurden. Irgendwann bräuchte man Arten vom Mars um noch jemanden vom Stuhl zu hauen. Das ist leider so. Man sieht sich irgendwann Satt. Heute ist es vllt Lasius niger und Camponotus xyz die man schon tausendmal gesehen und gelesen hat. Morgen ist es dann Paraponera clavata oder Camponotus gigas.... Alles Sachen die heute noch super Interessant sind, aber das waren Lasius niger und Camponotus ligniperdus auch mal.
    Ich finde das ist eh ein großes Dilemma, dieses ewige "Suchen nach neuen" Arten. Ich war dem auch lange verfallen, ist halt einfach Spannender darüber zu schreiben. Vor allem ist es aber auch Spannender darüber zu lesen.
    Wie die Informationen in Zukunft dann Verteilt werden weiß ich nicht... Facebook oder Twitter? Über Blogs? Oder doch über Foren, muss ja nicht so kommen wie ich es mir heute Vorstelle. Ich weiß das ehrlich gesagt nicht. Für mich persönlich nimmt das Leben eh gerade einen anderen Weg, im Bezug auf die Haltung, aber ich bin trotzdem noch gerne hier und hoffe das dieses Forum noch lange bestehen bleibt.


    Gruß
    Mathias

  • Hallo,


    nach einigem überlegen habe ich mich nun doch entschlossen zu antworten, so mancher Kommentar in letzter Zeit hat mich nachdenklich gemacht.
    Die freiwillige Ameisenhaltung in den eigenen 4 Wänden betreibe ich nun nicht so lange,von einigen Ausnahmen abgesehen. Durch die Haltung von anderen Terrarientieren gab es immer wieder Berührungspunkte. Mein Fokus war bisher eher die Umsiedlung von Kolonien wenn sie mir auf der Baustelle im Weg waren und ich noch ein freies Plätzchen auf meinem Grundstück kannte. Das ganze Geschäft wurde stressiger und für so was blieb nur noch im Ausnahmefall Zeit. Lediglich Lasius brunneus sammle ich heute noch ein da ich einige brauche für meine Versuchsaufbauten.
    Behälter waren und sind für mich kein Problem da es mein Hobby ist diese zu entwickeln, verbessern und bauen. Die Kommunikation lief zu meiner Zeit auch noch anders ab, man traf sich einfach unter Gleichgesinnten öfters zum Meinungsaustausch, das Telefon wurde öfters genutzt.



    Heute haben wir oftmals das Problem das manchem Halter erst mal ein schlechtes Gewissen eingehämmert wird wenn er sich entschließt eine Exotische Ameise zuzulegen, statt das man mit Rat und Tat zur Seite steht. Für mich ist das so zu sehen wie wenn ich heute jemandem erzählen möchte das er keine Königspyton halten darf weil sie ja entkommen könnte und dann..... Panik !!!
    Viele Halter haben sich aus diesen gründen der Forenwelt abgewendet, man schaut heute noch die Beiträge an, aber man beteiligt sich nicht oder nicht mehr. Dieses Oberlehrer Getue ist einfach völlig sinnfrei. Die Wissenschaft ist auch so ein Thema für sich, wer braucht die dauernde Namensänderung einzelner Arten ? Wer braucht es das zum Millionsten Male Kolonien zerstückelt werden weil man zwar weiß um welche Art es sich handelt aber dennoch das Messer zücken muss, es könnte ja sein es klatscht dennoch einer Beifall....
    Viele Haltungsparameter ergeben sich aus dem Lebensraum, ob da nun einer ausgebildete Wissenschaftler für die Haltungsparameter in Terrarien Anlagen braucht mag jeder selber wissen.
    Die Haltung heute ist natürlich simpel da wir mit der angebotenen Technik jeden Lebensraum nachstellen können wenn wir das möchten, jede Sicherheitsstufe ist auch problemlos darzustellen. Somit kann man in Verbindung mit den erfahrenen Haltern die es z.b. hier gibt oft auch empfindliche Arten viele Jahre pflegen. Somit ist auch ersichtlich das diese Forenwelt sehr wichtig ist sowohl für den Halter als auch für die Ameisen.



    Die Zukunft wird auch wieder ihren Weg finden. Ich denke wenn man zum tausendsten mal die gleiche Frage beantwortet hat verliert man einfach auch mal die Lust auf weitere Kommunikation in diesem Niveau, man schweigt halt einfach. Auch verändern sich die Menschen im laufe der Zeit, der überzeugte Halter von früher kann heut möglicherweise vom Job oder der Familie so gefordert sein das er die Lust auf Ameisen verloren hat und der Forenwelt den Rücken gekehrt hat. Die einen gehen, die nächsten kommen. Allerdings ist der hype auf Ameisen auch nicht mehr so groß weil man sie nun an jeder Hausecke mitnehmen kann, das "besondere" ist weg und somit für viele uninteressant geworden.
    Wünsche für die Zukunft ? nein das habe ich nicht denn es kommt wie es kommt, man kann sich einbringen wenn gewünscht, man kann sich zurückziehen wenn erforderlich.Abschließend stelle ich für mich persönlich fest das dieses Forum einen ganz gewaltigen Unterschied zu einigen anderen darstellt, ich hoffe das es noch sehr lange erhalten bleibt.


    Gruß Nobody

  • Hallo liebe Eusozialer,


    dann möchte ich auch mal meine Meinung zu diesem Thema loswerden. Ich werde das Ganze dabei in zwei Themenbereiche unterteilen: Die Haltung und die Foren.


    Die Haltung von Ameisen
    Zu der Vergangenheit kann ich nichts sagen, da ich selber erst seit gut einem Jahr Ameisen halte. Somit habe ich die Ameisenhaltung in ihrer gegenwärtigen Form kennengelernt: Diverse Shops bieten eine Vielzahl von Arten an, so dass eigentlich für jeden Geschmack etwas dabei sein sollte. Weiterhin gibt es dort unzähliges Zubehör, mal mehr nützlich, mal weniger, je nach persönlichem Geschmack. Diese "Professionalität" hatte mich, als ich begann mich mit der Ameisenhaltung zu beschäftigen, doch sehr überrascht. Natürlich ergeben sich dadurch auch Dinge, die man eher kritisch hinterfragen kann. Allerdings war ich nie ein Freund von stupider Kritik am Handel, wie sie früher z. B. oft im AF zu lesen war. So sind meine persönlichen Erfahrungen mit mehreren Shops auch größtenteils positiv. Man sollte nie vergessen, dass auch die Händler Menschen sind, die nun einmal Fehler machen. Und ich bin mir sicher, dass sie konstruktiver Kritik nicht abgeneigt sind, da es ja auch in ihrem Interesse liegt sich zu verbessern.
    Im Großen und Ganzen wird einem der Einstieg meiner Ansicht nach relativ leicht gemacht: Ameisen, Zubehör sowie zahlreiche Informationen in den Foren sind oft nur einen "Klick" entfernt.
    Wie Zukunft aussieht ist natürlich schwer zu sagen. Klar ist, dass gerade Halter die schon längere Zeit dabei sind nach immer neuen Herausforderungen suchen werden; das ist nun einmal die Natur des Menschen. Diese Herausforderungen können "neue" Arten (in der Haltung) sein, oder vielleicht sogar das Züchten von Ameisen, welches hier ja auch schon mehrfach angesprochen wurde.
    Aber gerade die Nachfrage nach immer "neuen" Arten kann natürlich auch zu einer Gratwanderung werden, da Sammler und Händler immer mehr unter Druck geraten um ihren Kunden etwas bieten zu können. Hier wird die Herausforderung sein einen Mittelweg zu finden, der allen Beteiligten und auch dem Schutze der Ameisen und unserer Natur allgemein gerecht wird. Aber ich glaube, gerade nach eigenen Erfahrungen, dass bei vielen Haltern mehr Verantwortung vorhanden ist, als uns manche Personen Glauben machen wollen.
    Daher denke ich einfach positiv und freue mich auf das, was da noch kommen mag. :)


    Die Foren zur Ameisenhaltung
    Da wir uns hier ja in einem solchen Forum befinden, möchte ich auch auf dieses Themengebiet zu sprechen kommen. Auch wenn ich das Eusozial als einen wahren Lichtblick in dieser Landschaft der Foren sehe, fällt meine Gesamtprognose eher ernüchternd bis düster aus:
    Wo Menschen zusammenkommen gibt es verschiedene Meinungen und Vorstellungen, und damit verbunden auch immer den ein oder anderen Zwist. Das ist in allen Foren (zu welchem Thema auch immer) so. Was ich allerdings in den Foren zur Ameisenhaltung erlebt habe (und immer noch erlebe) ist oft von einem ganz anderen Kaliber; alleine die die scheinbar seit Ewigkeiten andauernde Diskussion über die Haltung von Exoten ist ein Paradebeispiel: Sachlichkeit wurde schnell von Doppelmoral und gegenseitiger Abneigung bis hin zu blankem Hass ersetzt. Es ist halt immer ein Problem, wenn eine kleine Gruppe versucht der Mehrheit ihre Meinung aufzudrängen.
    Wenn dann solche Dinge sogar in Gewaltandrohungen gipfeln, wie sie ein Ameisenfreund aus Spanien gegenüber Barristan und seiner Familie (also völlig unbeteiligten Personen) in Barristans Blog äußerte und ein Biologie-Professor im Ruhestand mir gegenüber dieses mit den Worten


    Zitat

    Endlich mal jemand, der den Mut hatte, einen groben Keil auf diesen groben Klotz zu setzen, während inzwischen die Foren-teams und viele normale User die Höschen nass haben aus Angst, sie könnten in dem Blog genannt werden.


    kommentiert, dann frage ich mich wirklich, wo ich gelandet bin. Umso erschreckender, dass solchen Subjekten anderswo immer noch ein Forum geboten wird. Auch wenn ich solchen im Internet geäußerten Drohungen keine wirkliche Bedeutung beimesse, so zeigen sie doch ein großes Problem der Foren zur Ameisenhaltung auf. Ich denke viele Benutzer haben ihnen deshalb schon den Rücken zugekehrt. Auch ich selbst frage mich daher, ob es Sinn macht sich mit solchen Menschen auseinander zusetzen. Allerdings sträubt sich in mir alles, solche Personen einfach gewähren zu lassen...
    Nach diesem dunklen Rückblick nun zur Zukunft: Wie bei der Haltung schaue ich auch bei den Foren optimistisch in die Zukunft: Von einem Beispiel abgesehen, ist man wohl langsam überall, im AF unter einem neuen Team, darum bemüht ein friedliches Auskommen zu finden. Dies ist auch dringend nötig, da die Zerrissenheit sicherlich nicht der Motivation zur Mitarbeit in den Foren dienlich ist. Dazu kommen anderen Formen des Austausches, wie soziale Netzwerke wie Facebook. Allerdings bezweifel ich, dass sie die Foren wirklich ersetzen können, denn die Informationsfülle bezüglich der Haltung wird man dort nie finden. Daher werden die Foren eine Zukunft haben, wenn auch vielleicht mit weniger Benutzern als früher. Ich denke, dass wir diesbezüglich hier im Eusozial gut aufgestellt sind. Zwar ist es manchmal etwas ruhig (zumindest nach meinem Geschmack), dafür geht man aber respektvoll miteinander um; auch steht jedem die Möglichkeit offen, sich an der Gestaltung des Forums zu beteiligen.


    Liebe Grüße,
    Christian

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