Dokumentation über die Haltung einer Carebara affinis


Post 32304 - 17.02.2015 17:58:19

Haltung einer Carebara affinis (ehm. Pheidologethon affinis) Kolonie!


Hallo liebe Forengemeinde,


Ich habe mich nach langem dazu entschieden mir eine Kolonie Carebara affinis anzuschaffen. Da ich langer und leidenschaftlicher Pheidole Halter bin traue ich mich auch nun an diese wunderschöne Art.



Ersteinmal ein paar Eckdaten:


Lat. Name:Carebara affinis
Synomym: Pheidologeton affinis
Trivialname:-
Taxonomie:Unterfamilie: Myrmicinae Tribus: Solenopsidini
Haltungsklasse:(3) aufgrund ihrer Herkunft und Lebensweise stellen sie höchste Ansprüche an Luftfeuchtigkeit, Temperatur und Ernährung. Es ist eine gute Ausbruchssicherung nötig
Verbreitung:Südostasien von Thailand bis Indonesien
Habitat:Sonnenexponierte jedoch ganzjährig feuchten Freiflächen
Kolonieform:polygyn teilweise bis zu 16 Königinnen
Königin:Größe: 14 - 16mm Farbe: rotbraun bis schwarz
Arbeiterin:Größe: 2 - 2,5mm Farbe: rotbraun bis schwarz
Soldaten:Größe: 5 - 11mm Farbe: rotbraun bis schwarz, fungieren teilweise als Futterspeicher
Männchen:Größe: 10mm Farbe: dunkelbraun, Beine rotbraun
Nahrung:Honigwasser, Insekten(bsp. Fliegen, Mücken, Grillen in allen Größen, Heuschrecken), Körner wie Sesam, Amaranthus und Hirse, Nüße, Thunfisch, rohes Hühnchen, Reiswaffeln, Keks, Früchte wie Trauben oder Äpfel
Luftfeuchtigkeit:Arena: 50 - 70% Nestbereich: 60 - 80% die Tiere benötigen Zugang zu Wasserquellen z.. Bsp durch gefüllte Reagenzgläser
Temperatur:Arena: Tagsüber: 28 - 30°C Nachtsüber: 24 - 28°C Nestbereich: 28- 30°C mit einem Temperaturgradienten
Winterruhe:gerade für Tiere aus den nördlichen Verbeitungsgebieten ist eine kleine Winterruhe bei der die Nachttemperatur über etwa 6 Wochen auf 20 ° C abgesenkt wird anzuraten. Dies erlaubt der Königin eine Erholungsphase und verlangsamt die Brutentwicklung.
Nestform:nistet in Erde und nutzt dabei häufig verlassene Bauten anderer Insekten und Kleintiere
Formicarienart:Farm, Farmbecken, Becken, Rahmenbecken,Acrylzylinder,Ytong/GipsFormicariengröße:Größe: M - XL
Substrat:Farm: Sand-Lehm, Humus Arena: Sand-Lehm, HumusBepflanzung:tropischer RegenwaldDekoration:Äste, Laubstreu, Steine, Kork
Beschreibung:Carebara affinis (Pheidologeton affinis) ist vorallem für den Großen Unterschied zwischen Minor und Major Arbeiterinnen bekannt, der bis zum 500 fachen reichen kann. Sie sind hoch aggressiv und attackieren alles was ich der Nähe des Nestes befinden. Aufgrund ihres hohen Futterbedarfs vollführen sie ähnliche Raubzüge wie die Südamerikanischen Treiberameisen. Neben tierischem Eiweiß besteht die Hälfte ihrer Diät aus pflanzlichen Bestandteilen wie Samen, Nüssen oder Früchten.
In der Haltung sind sie sehr anfällig für Milben, deswegen sollten Futterreste immer sorgsam aus der Arena entfernt werden. Zur Vermeidung von Schimmel sollte auf eine ausreichende Durchlüftung geachtet werden, Zug aber vermieden werden um konstante Temperaturen zu gewährleisten.Entwicklung:Schwarmflug: in trockenen Gebieten wie Thailand einmal im Jahr, näher dem Äquator alle 3 Monate
Gründung: claustral( ohne Zufütterung), jedoch auch Adoption und Zweignestgründung möglich, minor - Arbeiterinnen benötigen vom Ei zur Imago rund 28 Tage( Ei - Larve 9 Tage, Larve - Puppe 9 Tage, Puppe zum Schlupf 10 Tage), Majore benötigen aufgrund ihrer Größe circa 45 Tage
Koloniegröße: Monogyn: ca. 20.000 bis 30.000 , Polygyn: bis zu 50 000 Tiere


Nun zu meiner Kolonie:


Ich habe mir eine Kolonie heute persönlich im Antstore abgeholt. Es handelt sich dabei um eine Königin 55-100 Arbeiterinnen und einigen Soldaten. Brut konnte ich noch keine sehen da die meisten Soldaten und Arbeiterinnen dicht an der Watte saßen. Später werde ich aber noch dazu berichten.
Was mir schon aufgefallen ist, ist das sie sehr inaktiv und sehr langsam sind wenn es zu kühl wird. Ich meine mit zu kühl auch Zimmertemperatur. Sie brauchen es wirklich wie oft gelesen sehr sehr warm.


Das Becken und die Haltungsparameter:


Das Becken werde ich jetzt einrichten, dazu habe ich ein 30x20x20 cm Formicarium von Antstore vorbereitet mit 27 mm Bohrung und einem Deckel. Als nächtliche Wärmequelle habe ich eine Heizmatte vorgesehen welche hinten am Becken angebracht wird. Tagsüber verwende ich eine Exoterra Aufsetzleuchte mit einer 40 Watt Lampe (länglich wie eine Röhre und dunkles Licht). Sie bewirkt rund 30-35 °C Umgebungstemperatur.
Das Becken befülle ich mit einem Sand -Lehm Gemisch einige cm hoch, welches auch als Nest dienen soll.


Das war es erstmal soweit. Ich werde mich mit Fotos und weiteren Infos später wieder zu Wort melden doch nun mache ich mich ersteinmal ans Werk.


Bis dahin ;)


Hier kann Geplaudert werden: http://eusozial.de/viewtopic.php?f=67&t=3217



Post 32322 - 17.02.2015 22:41:07

So liebe Leute nun die ersten Fotos die ich machen konnte.
Außerdem bin ich mal zum ungefähren zählen gekommen. Ich konnte grob 80 Arbeiter zählen können mehr oder weniger sein und einige Media und große Major Arbeiter.
Einige der großen Majore haben einen sehr gefüllten Gaster. Ob es sich hierbei um super Majore handelt kann ich nicht sagen. Sitzen alle auf einen Haufen. Die wirklich sehr kleinen Arbeiterinnen wandern echt erstaunlich in Massen auf der gyne rumm
Echt ein erstaunlich großes Tier.
Das Reagenzglas liegt nun geöffnet im Becken und sie verhalten sich echt ruhig und still. Ich kann sehen das die Arbeiter, besonders die größeren ihre Mandibeln weit geöffnet haben.


Jetzt bekommen sie erstmal ruhe um sich zu beruhigen und die Gegend zu erkunden.


Bis dann :zzz:



Post 32357 - 18.02.2015 20:43:31

Hallo liebe Leute,


Nun ist ein Tag seit Einzug in das Becken vergangen und ich habe nach einigen Tipps und Verbesserungsvorschlägen etwas geändert. Auch gibt es gute und erfreuliche Nachrichten über das Verhalten der Kolonie.


Zum Formicarium und der Technik:


Ich habe, wie ihr vielleicht in den Diskussionen gelesen habt, einige nützliche Infos zu Temperatur und Feuchtigkeit eines Halters bekommen der mehrere Kolonien erfolgreich hielt. Ich habe nun meine 40 Watt Lampe gegen eine 20 Watt Lampe eingetauscht welche deutlich kühlere Temperaturen bringt. Sie liegen jetzt je nach Zimmertemperatur um die 26 Grad bis maximal 28 Grad. Es ist eine hohe Luftfeuchtigkeit vorhanden. Es ist nun einmal wichtig, dass es warm ist,es aber eine feuchte Wärme ist. Es muss daher darauf geachtet werden das es nicht zu trocken und stickig wird.


Zu den Ameisen:


Als ich die Kolonie abholte fiel mir gleich auf, wie regungslos sie waren. Auch war es nach Stunden in meiner Wohnung bei Zimmertemperatur um die 21 Grad immer noch so.
Ich habe dann die Informationen bekommen das diese Art aus den nördlichen Regionen eine Winterruhe hält um die 20 Grad.
Ich habe dann erfahren das sie beim Antstore 2 Monate um maximal 20 Grad gehalten wurden. Dies erklärt die Regungslosigkeit.
Als ich dann das RG geöffnet ins Becken gelegt habe passierte Nichts.
Ich schaute nach einer Stunde wieder nach ihnen und es tut sich Nichts.
Nach einer weiteren Stunde dann haben sie mich positiv überrascht. Plötzlich waren sie wie auferstanden und mit einem wahnsinnigen Tempo im Becken unterwegs und gruben fleißig in dem vorgebohrten Gang im Sand Lehm Gemisch. Nach einer weiteren Stunde konnte ich dann den Umzug der Kolonie und der Königin beobachten.
Dabei wunderschön zu sehen wie die winzigen Arbeiter auf der Königin reiten.
Sie waren so schnell und zackig unterwegs das ist Wahnsinn. Das konnte man anfangs nicht so sagen. Man hat richtig gesehen, dass sie in Winterruhe waren.


Erfreulicherweise konnte ich bis jetzt keinen einzigen Ausfall entdecken, was mich sehr erstaunt. Aber man sagt ja sie sind um einiges robuster und stabiler als C.diversus. An diese hätte ich mich selbst nach über 8 Jahren Ameisenhaltung nicht rangetraut.


Ich habe festgestellt, dass die Kolonie ziemlich viele super Majore hatte, also habe ich mich dazu entschlossen sicherheitshalber 4 dieser Riesen zu entfernen, somit sollten sich die Arbeiterinnen überwiegend um die Königin kümmern.


Vor gut 1 Stunde habe ich dann mal wieder eine abgebrühte Schokoschabe verfüttert nach dem gestern nichts angenommen wurde. Zu meinem erstaunen bildete sich wenige Minuten später eine Straße zu dem Futterplatz und die Schokoschabe wurde kurzer Hand ins Nest transportiert.
Die große Bereitschaft Futter aufzunehmen und das so gierig deutet darauf hin, dass es ihnen gut geht und die Parameter zu stimmen scheinen.


So nun aber genug vom Gerede, jetzt gibt es auch mal ein paar Fotos von gestern bis heute.


Einen schönen Abend an alle :alk:


Vorm Umzug ins Becken




Einige Bilder vom Umzug der kolonie ins Erdnest:




Heutige Futteraufnahme:







Post 32495 - 23.02.2015 10:00:51

Hallo,
Heute nach 5 Tagen in meiner Behausung mal ein kleines Update!


Die Kolonie ist munter und ich konnte bis zum heutigen Tage nur 4 Ausfälle ausfindig machen. 3 Minor und eine kleine Media Arbeiterinn. Das ist in meinen Augen eine wirklich gute Bilanz. Meine damalige C.diversus hatte in dieser Zeit schon das zehnfache an Ausfällen. Ich denke das dort auch falsche Haltungsparameter im Spiel waren.


Die Temperaturen im Becken haben sich tagsüber bei konstanten 27 Grad eingepegelt bei einer Luftfeuchtigkeit um die 80 %. Es scheint sehr gut vertragen zu werden.


Ich konnte feststellen das diese Art dämmerungsaktiv sein muss. Morgens und tagsüber ist es wie ausgestorben. Es ist nicht eine Arbeiterin zu sehen. In den späteren Nachmittagsstunden frühen Abend dann so um die 20-30 Stück. Ich werde das mal weiter beobachten.


Abends so ca alle 2 Tage werden dann auch Futtertiere eingetragen. Am Honig Zucker Wasser konnte ich sie noch nicht sehen.


Ich muss sagen das sie wunderschöne Nestausgänge in Form von hohen Hügel bauen. Auch bilden sie wunderschöne Straßen zum Futterplatz, fast wie ein Tandemlauf Arsch an Arsch ;)


Das war es erstmal soweit vom aktuellen Stand.


Bis die Tage :ballon:



Post 34808 - 09.06.2015 08:51:50

Hallo liebe Gemeinde...


Wie ihr sicher schon aus dem Diskusionen entnehmen konntet, ist meine Kolonie still und leise verstorben.


Es kam sehr plötzlich.


Es kommt mir nun die Frage auf : "ist es überhaupt möglich, diese Art langjährig zu halten, oder ist es einfach unmöglich und rausgeschmissenes Geld? "
Ich habe diese Art 2 mal versucht zu halten und jedesmal scheiterte es.


Es ist eine wirklich wunderschöne und sehr interessante Art, doch für mich nicht haltbar und deswegen wird sie mir auch nie wieder ins Haus kommen.


Danke fürs lesen. :thanks::servus:



Post 34812 - 09.06.2015 10:45:39

Schade ist deine Kolonie verstorben, ich hätte gerne deine Bericht etwas länger verfolgt.


Ich hatte vor ca 2 Jahren eine solche Kolonie. Ich hab sie später als sie sehr gross schon war abgegeben. Ich halte solche Kolonien gerne zuerst in einem Sichtnest, damit man die Kolonie besser kontrollieren kann.
Es bietet sich zb ein grosses RG an welches man in eine kleine Box legt , welche ca 1cm Tief mit Sand Lehm gefüllt ist. Die Tiere versuchen im RG mit Wassertank ein passendes Klima zu schaffen und bauen sich dann den Eingang mit Sand/Lehm so zu wie sie es mögen. Je nach Temp und Feuchte bauten sie den Eingang mehr oder weniger zu ( ständiges anpassen )
Als die Kolonie dann schon ziemlich das RG gefüllt hatten, wurden sie in ein grosses Erdnest entlassen. Temperaturen von ca 24-26 haben bei mir locker gereicht. Evt wirst du wieder eine Kolonie haben und evt hilft dir meine Erfahrung etwas weiter



Post 34813 - 09.06.2015 11:07:05

Vielen Dank Camaros :thanks:


Erstaunlich das es tatsächlich Leute gibt die es schaffen diese Art zu halten.


Respekt und weiter so!