Camponotus gigas - Haltungsbericht


Post 32599 - 01.03.2015 09:19:53

Hi,


auch ich kann seit Mitte Januar eine C. gigas Kolonie mein Eigen nennen.
Ich halte sie nach wie vor in dem Nest, in dem Sie vom Sammler auch gegründet hat, nämlich einem Nest aus Kork und etwas Lehm. Man muss sagen, dass die Nester zu gleichen Anteilen aus diesen beiden Teilen bestehen, die Brut und die Königin sowie der Großteil der Arbeiterinnen sich aber IMMER auf der Korkseite befinden. Wie gesagt, nur Arbeiterinnen gehen mal rüber auf den Lehm. Ich halte sie also definitiv für Holz-liebend und Holz-bevorzugend, auch wenn Beobachtungen in der Natur ebenfalls Nester und Zweignester im Boden aufzeigen, wobei diese ähnlich wie bei Paraponera immer unmittelbar an Bäumen waren, sodass eine direkte Möglichkeit gegeben ist bei starken Regenfällen auf einen Baumzu flüchten.


Bekommen habe ich die Kolonie mit 3 Arbeitern und recht viel Brut. Nach 2 Tagen etwa hatte ich 4 Arbeiterinnen, 4 Puppen, einige Larven und ein Eipaket.

Mittlerweile ist die Kolonie auf 8 Arbeiterinnen, 7 Larven, 7 Puppen und einem großen Eipaket herangewachsen.


Die Kolonie wird extrem simpel gehalten. 40*30er Becken, in dem sich lehmhaltige Erde, von einem Maulwurfhügel aus dem Garten "geerntet", befindet, sonst nix. Das Nest hat 3 Ein-/Ausgänge und diese sind in der Anfangszeit praktisch immer verschlossen. Gefüttert habe ich von oben. Die Glasscheibe auf dem Nest ist zweigeteilt. Ich habe also einen Spalt geöffnet und auf ein Stück Alufolie im Nest liegend mit einer Spritze etwas Zuckerwasser getröpfelt sowie ein Futtertier gegeben. Eine sehr gute Idee vom Sammler mit der geteilten Glasscheibe!
Seit etwa 2 Wochen ist das Nest permanent geöffnet. Trotzdem habe ich noch nie eine Arbeiterin draußen gesehen.


Die Temperatur schwankt zwischen 19 und 27 Grad, meistens aber zwischen 20 und 26, jeweils nachts und tagsüber eben. Luftfeuchte liegt durch den Deckel mit seinem kleinen Anteil an Gaze bei 80+%, wobei mir das erst einmal relativ irrelevant erscheint.


Brut-Entwicklungszeit ist zwar sehr lang, solang man aber Larven hat, gibts wenigstens etwas zu schauen. Denn die Eier brauchen sehr lange, um zu schlüpfen, etwa 3-4 Wochen. Die Larven, so groß sie am Ende auch sind, wachsen von eben 2mm anfangs zu den derzeit ca 1,7cm in nur 3 Wochen. Die Puppenzeit beträgt dann wahnwitzige 6 Wochen. Es dauert also ca 3 monate für einen Zyklus vom Ei zum Imago.


Ein neues Nest steht bereits im Becken. Dieses ist dann etwa 3-4 mal so groß wie das jetzige, zumal das jetzige bald nicht mehr reichen wird. Die 8 Arbeiterinnen füllen es ganz gut aus. Anfang April sind die Puppen ausgezählt, dann wären es 15 Worker. Das Nest wurde auf ähnliche Weise erstellt, jedoch mit viel kleinerem Lehmanteil.


Ein neues Becken ist bereits im Aufbau. Es ist das größte und aufwändigste Projekt, das ich bisher angegangen bin. Und da ich bereits in wenigen Jahren erneut umziehen werde, musste ich mir einige Kniffe überlegen, wie ich eine so teure und große Kolonie ohne viel Aufwand wieder entnehmen kann, da das Becken so groß ist, dass es nur hochkant auf der Seite durch die Türen passt oder eben per Kran durchs Fenster.


Viele Grüße


Stephan



Post 32618 - 01.03.2015 14:39:40

Hi :)


Sieht echt toll aus! Eine gute Unterbringung der Tiere.
Weiterhin viel Glück.
Ich habe zwei Paraponera Kolonien und kann das gut verstehen mit den langen Entwicklungszeiten.


Gruß
Sascha



Post 32622 - 01.03.2015 16:13:04

Das Gründungsnest sieht wirklich gut aus. Hab sowas in Gips für meine Manica. Sowas sollte auch immer recht einfach gestaltet sein, damit man gleich sieht, ob alles passt.
Bin schon sehr auf dein Großprojekt gespannt.



Post 32624 - 01.03.2015 16:25:57

Hallo Stephan, ich bin wirklich froh darüber, dass du über deine Kolonie berichtest, auch wenn vielleicht manchmal die Zeit knapp ist. An dieser Art liegt mir besonders viel. Ein großes Becken ist sicher äußerst lohnenswert, nach der erfolgreichen Gründung unter etwas kontrollierteren Bedingungen macht es dann natürlich sehr viel Spaß, ihnen eine natürlichere und auch besser aussehende Umgebung zu schaffen.


Gerne hätte ich meine Kolonie behalten und ein ähnliches Großprojekt gestartet, da ich in der nächsten Zeit allerdings im Ausland sein werde und um- beziehungsweise ausziehe, war mir das nicht möglich. Deshalb würde ich es sehr interessant finden, wenn du auch über deine Planungen schreibst, wie du das Becken für einen möglichen Umzug passend gestalten willst. Das ist ein Thema, über dass sich jeder Gedanken machen muss, der viel Geld und Zeit in ein aufwendiges Terrarium steckt, aber sich nicht darauf verlassen kann, für die nächsten Jahrzehnte in derselben Wohnung oder demselben Haus zu bleiben.


LG, Phillip :)



Post 32634 - 01.03.2015 17:23:35

Hallo Stephan, ich freu mich auch, dass endlich jemand weiteres über seine Haltung der Art berichten wird. Ich wünsch dir Glück und gutes Gelingen. Und ich bin mal gespannt und hoffe, dass deine Kolonie sich dauerhaft gut entwickeln wird in einem solchen Korknest.
An ein Holznest habe ich bei meiner Kolonie schon mehrmals gedacht, aber ich schreckte immer vor den Unwägbarkeiten zurück. Holz kann eben schimmeln, wenn es feucht ist oder wird. Und, welches Holz sollte man verwenden? Ein Kompromiss war mein erstes grösseres Nest für meine Kolonie vor einem Jahr, ich hatte Holzpartikel in die Lehmwandungen eines Ytongnestes eingearbeitet. Das ging, war auf die Dauer dann aber doch nicht so günstig, mit dem Lehm verschmierten mir die Ameisen bei ihren sporadischen Bauarbeiten die Sichtscheibe und behinderten so die Einsicht.
Jetzt bewohnen meine Meisen ja ein Gipsnest, mit etwas Erde darin als Grabsubstrat. Ich habe eigentlich bisher keinen Unterschied bemerken können. Seit ich die Temperaturen wieder überwachen kann, scheint sich meine Kolonie auch wieder etwas schneller zu entwickeln. Sie haben ständig Appetit, tagsüber, wenn ich Zeit habe und die Sonne scheint, jage ich mit der Fliegenklatsche bewaffnet auf dem Balkon und im Garten fette Fliegen, auf die sind meine gigas immer scharf.
Ich habe vor kurzem ein Thermometer eingebaut. Tagsüber liegen die Nesttemperaturen bei 27 bis 28 Grad, nachts um die 22 bis 24 Grad.


Viel Glück mit deinen gigas und halte uns auf dem Laufenden.


LG, Frank.



Post 32636 - 01.03.2015 18:04:58

Hallo Stephan,
willkommen im Club!
Endlich mal Ameisen, für die man nicht unbedingt eine Lupe benötigt.
Viel Spaß und Glück, bei der weiteren Gründung.
Einen kleinen Tipp, kann ich Dir mitgeben, Affensch.... als Futter brauchst Du nicht probieren.
Bringt nichts und die Zubereitung, einfach köstlich!!!
Bis bald
Steffen



Post 32672 - 03.03.2015 11:58:22

Derart simpel wird die Kolonie z.Z. gehalten. Es ermöglicht mir jedoch sehr konstante Bedingungen.



Das Heizkabel hatte unterm Becken liegend Probleme gemacht, da es 30 Watt hat, damit sehr heiß wird. Im Becken waren es dann 30 Grad. Und auch bei nur halber Verwendung gabs dann immernoch das Problem, dass die ganze Erde unnatürlich warm war, die Luftfeuchte mit Kondenswasserbildung nicht zufriedenstellen war. So befestigt ist die Temp okay.


Das aktuelle Nest ist übrigens das rechte, kleinere. Links seht ihr das neue Übergangsnest, bis es ins große Becken gehen wird.


Viele Grüße


Stephan



Post 32674 - 03.03.2015 12:27:07

Es wird zwar ein Gesellschaftsbecken, aber an erster Stelle ist das Becken für Camponotus gigas konzipiert worden.


Maße:
130x90x75cm (LxBxH)
Es hat also eine immense Grundfläche durch die 90cm Tiefe, viel Platz für Holz und Pflanzen und andere Ideen ;-)


Aufbau:
Es handelt sich um eine Maßanfertigung, die ich jedoch auch nur gebraucht gekauft habe. Es ist ein Terrarium mit Schiebetüren, Lüftungsgitter unter den Schiebetüren und der Deckel ist halboffen, d.h. weder Lochblech noch Glas, sondern eine Aussparung in der Mitte von etwa der hälfte der Grundfläche. Diese Öffnung wird im Laufe der Zeit von mir modifiziert, damit die Luftfeuchte besser gehalten wird, Lampen angebracht werden können, evtl. eine Beregnungsanlage installiert werden kann.


Nester:
Eine Art wie Camponotus gigas will man sehen. Es wäre zu schade, wenn die Majoren nur im Nest hocken und man diese niemals zu gesicht bekommt, weil sie nur die Nesteingänge von innen bewachen oder als Speichertiere fungieren.
Deshalb und wie weiter oben zu lesen zwecks eventuellem Umzug habe ich mich dafür entschieden 3 stehende Korknester zu basteln. Eins davon seht ihr auf dem ersten Bild in der Mitte. Das kleinste Nest hat 3 Kammern, das mittlere 6, das große 15!
Benutzt habe ich 3cm dicke Korkplatten, die auch nicht ganz billig waren. Jeweils zwei habe ich übereinander geklebt, um eine Nesttiefe von 6cm Grundfläche zu bekommen. Dann habe ich mit einem Multi-Tool und Säge die Kammern ausgesägt, Verbindungsgänge gesägt und anschließend auf eine Seite nochmal 2 dünnere Korkplatten mit je 5mm Stärke aufgeklebt, um die Nester auf der einen Seite zu verschließen. Auf die andere Seite habe ich passgenaue Plexiglasplatten aufgeklebt, sodass man die Nester eben als Ganzes entnehmen kann.


Nestplatzierung und Rückwände:
Die Rückwände sind aus Styropor, werden derzeit mit PU-Schaum und Korkästen verschönert, danach mit Parkettkleber und Torf in entsprechende Farbe und "Natürlichkeit" gebracht.
Die Nester liegen an den beiden Außenseiten des Beckens. Sie sind nicht miteinander verbunden, sondern müssen über den jeweiligen Nesteingang betreten werden.


Styrodur als Träger, direkt ans Glas geklebt


Anordnung der Nester


Seitenwände werden angepasst


Komplette Rückwandgrundgerüste, in der Mitte liegend die 3 Klappen, die abnehmbar vor die Nester gesetzt werden. Auf diese Weise werden die Nester auch bei fest eingeklebten Rückwänden herausnehmbar sein.


Mit vorgesetzten, beweglichen Klappen



Post 32786 - 10.03.2015 11:57:16

Noch einer mehr mit C. gigas :) Mein Haltungsbericht ist allerdings wo anders vertreten ;) Viel Glück



Post 32985 - 28.03.2015 16:08:27

Gestern hab ich sie erwischt: zum ersten Mal überhaupt ne Ameise außerhalb des Nestes gesehen, dann gleich 3 auf einmal. Foto ist so schlecht, weil es mitm Handy aufgenommen wurde und mit Taschenlampe ausgeleuchtet wurde. Ich musste schnell sein :-)


PS: 11 Arbeiterinnen jetzt-




Post 32991 - 29.03.2015 14:35:49

Langsam aber stetig geht es voran.


Styroporplatten werden geschäumt und dann die teilweise halbierten, hohlen Korkröhren in den Schaum geklebt. Daraus ergeben sich Höhlen und Hohlräume, die ich wiederum künstlich etwas kleiner halte (in der Tiefe ausgeschäumt), um dort Substrat für Pflanzen einzufüllen.




So sieht das Ganze dann fertig geschäumt und angeordnet aus.



Natürlich war der Bauschaum wie immer zu gering berechnet und ich durfte noch 2 Dosen nachkaufen. Aber die Struktur ist sehr schön geworden. Bin zufrieden und die Rückwände sind schön stabil geworden. Auch die Korkröhren kleben natürlich bombenfest!


Viele Grüße


Stephan



Post 33021 - 01.04.2015 07:23:30

Hallo Stephan,


das Becken sieht ja schon mal gut aus, habe aber eine kleine Anmerkung/Frage zu den Materialien. Und zwar, hast du keine Angst, das die gigas dir den Bauschaum und den Styropor zerpflücken und im Becken verteilen? Ich würde zumindest davon ausgehen, dass sie sich regelrechte Gänge darin graben werden.


Grüße Sven



Post 33027 - 01.04.2015 12:57:10

Klar
und dennoch nein :-P
Ich werde bald mit weiteren Bildern erklären, wieso ich erst einmal keine Angst davor habe.


Als ersten Punkt kann ich aber bereits an dieser Stelle anmerken, dass die gigas derzeit überhaupt nicht so wirken, dass sie ihr winziges Nest trotz Platzmangels dahingehend erweitern wollen, dass sie das Holz bearbeiten. Alles bleibt unangetastet. Meine 3 Nester bieten den gigas Platz für ca 1-2000 Tiere. Sollte es so weit kommen, ist auch bereits das Becken an sich zu klein. Zu diesem Zeitpunkt würde ich meine Kolonie an einen Zoo abgeben (müssen). Gigas sind so schnell und auf Grund ihrer Gangart schwer zu kriegen. Bei dieser Größe wäre das Füttern mehr unmöglich.


Viele Grüße


Stephan



Post 33153 - 08.04.2015 17:48:42

Es geht seit einiger Zeit natürlich weiter. Mittlerweile wurden die Rückwände mit eingefärbtem 2K Parkettkleber eingepinselt und be-torft. Habe das zum ersten Mal gemacht. Das Ergebnis ist okay, habe mir eine bessere Haftung versprochen, was ich aber mehr auf meinen Anwendungsfehler zurückführe, dass ich wohl nicht dickt genug aufgetragen habe. Aber auch wenn man den Kleber oft sieht (der Glanz ist das eigentlich Störende), ist dieser perfekt eingefärbt und fällt somit gar nicht auf. Habe mir dazu Betonfärbepulver bei Ebay gekauft und Braun und Schwarz im Verhältnis 2:1 untergerührt. Sehr guter Farbton. Auf dem Pinsel haftend sieht das Zeug original wie Nutella aus, einfach zum Ablecken :-D


Hier noch ganz dick Torf drauf, nichts abgeklopft oder -gebürstet.



Natürlich muss man sich zwischendurch auch mal stärken. Und ich als absoluter Karnivore nehme natürlich das hier:


Beim Arbeiten entsteht so manches Chaos. Das kennt sicherlich jeder von euch.


Da ich eine Beregnungsanlage eingebaut habe und der liebe Roger mir den Tipp gab, dass man daher besser auf einen Abfluss machen sollte, habe ich diesen noch nachträglich in die seitliche Scheibe gebohrt.
Meine Methode:
Kleine Hantelscheibe als Bohr-Schablone mit Panzertape auf die Stelle kleben, wo das Loch hin soll.
Glasbohrer in einen Akkuschrauber
Freundin mit Sprühgerät ausgestattet und gesagt, wann/wie lange sie sprühen soll
Becken etwas über die Kante gezogen, damit das Wasser in einen runter stehenden Eimer abtropfen kann
Dann gib ihm.


Kein Riss, absolut sauberer Schnitt.


Dann habe ich mit diversen Bohrern durch die Rückwände in die Nester gebohrt. Weil auf diesem Weg ein nicht unerheblicher Teil durch Styropor führt, musste hierfür also eine Änderung vorgenommen werden. Denn Ameisen lieben Styropor, fressen sich gerne dort hinein, man hat überall im Becken weiße Kügelchen herumfliegen. Optisch ein Desaster und bezogen auf die Stabilität der Rückwände und Kontrolle der Ameisen die Hölle.
Daher habe ich den Bohrtunnel etwas breiter mit dem Cutter ausgeschnitten und in diesen Raum erneut Kork eingearbeitet, welchen ich wiederrum vorsichtig durchbohrt habe, sodass die Ameisen durchkommen. Die Bohrbreite beträgt 16-18mm. Ich gebe zu, ich bin noch etwas skeptisch, ob die Königin es schafft. Popo würde durchpassen, aber sie hat ja auch noch so lange Beine. Wir werden sehen. Das schlimmste, was passieren kann, wäre, dass die Arbeiterinnen die Königin zerlegen und in Einzelteilen ins Nest schaffen.


Dann habe ich die Wände, die weitgehend ziemlich auf Spannung eingesetzt wurden, teilweise noch eingeklebt, damit bei oben genannter Durchführerung auch nix verrutscht und kein Platz ist zu entweichen.


Hier ein erster Versuch mit installiertem Licht, auch wenn die Farbtempertur deutlich verzogen ist. Der Spot rechts liegt nur so rum, wollte was testen, der kommt natürlich woanders hin.


Mittlerweile sind auch die unschönen Styropor- und Styrodurplatten und die Nester zumindest ein klein wenig schöner verklebt.


Dieser Stand ist ganz aktuell.


Die nächsten Schritte sind den Deckel weiter zu bearbeiten, d.h. weitere Lampen installieren, Lüfter installieren, mit Harz das Holz versiegeln und dann wäre dieser fertig.



Post 33647 - 03.05.2015 10:41:09

So, das Becken ist nun fertig und die gigas sind umgezogen (mehrmals leider ^^).



Boden besteht von unten nach oben aus:
Blähtunkugeln, 1 Schicht
Doppelt gelegte Vliesschicht gegen Morastbildung
Floratorf, Lavasplit, Sand
oben drauf Pininienrindenmulch


Es kommen noch ein paar weitere Pflanzen herein. Es gibt, wie ihr seht, noch ein paar Plätze an den Seitenwänden, die eine Bepflanzung zulassen.


Mit der Regenanlage experimentiere ich noch. Zuletzt hatte ich sie auf 6 x 1 Minute pro Tag. Das ist gut für die Seitenwände, aber der Boden wird schon sehr nass. Vorher hatte ich 3 x 30 Sekunden. Mal schauen, was es am Ende wird.


Beleuchtung sind 2x35w Halogen Spots, eine 1900 Lumen ESL. Warum das? Weil es mit der HQI-Birne, die ich eigentlich einsetzen wollte, viel zu heiß wurde. Das ganze Becken lag bei mindestens 30 Grad! Jetzt habe ich oben ca 29, unten 26.
Die beiden eingebauten 80mm Lüfter laufen tag und nacht, ansonsten beschlägt die Scheibe und es würde nach wie vor zu warm. So ists prima.


Nach ein paar Tagen ohne jeglichen Inhalt des Beckens, d.h. keine Erde, Pflanzen oder Holz, waren sie in das für sie vorgesehene Nest gezogen.



Aber 2 Tage, nachdem ich das Becken dann vollständig eingerichtet hatte, sind sie links unter die großen Holzstücke gezogen. Naja, wenn sie es unbedingt wollen, dürfen sie das natürlich.


Hier eine Arbeiterin mit beschädigtem Gaster. Dieser war aber schon immer so, ist nicht im neuen Becken passiert.



Und hier trinkt eine andere frisches Zuckerwasser




Post 33652 - 03.05.2015 11:27:09

Ein sehr schönes Becken ist das geworden! Ob unter einer Wurzel oder im Nest, die Kolonie wird sich schon machen. Und spätestens wenn sie anfangen Zweignester zu bilden, wird ein Teil der Kolonie sicher wieder in das Nest zurückziehen. In Malaysia habe ich Zweignester mit teilweise nur 20 Arbeiterinnen gefunden, ich behaupte mal, dass sie relativ schnell damit anfangen. :)


LG, Phillip



Post 33653 - 03.05.2015 11:28:10

Hallo,sehr schönes Becken,vor allem die bemoosten Wurzeln und Äste...hoffe das das Moos überlebt :drehen: Jedoch würde ich die Bromelien entfernen,weil es solche in Asien nicht gibt und verschiedene epiphytische Farne z.B. Polypodium spec.,Asplenium etc.ein bzw. anpflanzen...Bens Jungle bietet immer regelmäßig interessante sehr schöne Arten an :ok: Für die Befeuchtung der Wände würde ich ne Ringleitung mit kleinen Bohrungen oder Tropfer von Gardena oberhalb der Rückwand anbringen,ansonsten wird Dir wahrscheinlich der Boden versumpfen?!?Mfg.



Post 37709 - 13.03.2016 09:34:23

Ich weiß, dass ich schon längst hätte weiter berichten sollen. Das hole ich irgendwann nach.


Trotzdem mal wieder ein Lebenszeichen. Entgegen der landläufigen Meinung, dass Haltungsberichte ohne Ende im stillen beendet wurden, weil die Kolonie verstorben ist, darf ich euch an dieser stelle enttäuschen: sie leben und es geht ihnen mehr als prima :-)


Ich darf uch daher ein kleines Foto zeigen. Es entstand bei der ersten Fütterung nach meinem Urlaub. Der Pfleger hat es scheinbar nicht so gut mit dem Zuckerwasser gemeint. Diese Ameisen trinken aber sehr viel. Und so kamen, als die Nachricht von frischem Zuckerwasser die Runde gemacht hat, insgesamt knapp über 30 gigas gleichzeitig heraus und liefen im Becken umher. Natürlich sind nicht alle auf dem Foto, weil das nur einen kleinen Ausschnitt darstellt.


Gigas sind übrigens wunderbar handzahm, wenn man ganz ruhig ist. Sie werden schnell nervös, wenn man sie irgendwo einquetscht, aber ansonsten kommen sie direkt auf die Hand, wenn man sie hinhält.


Die Kolonie dürfte jetzt zw. 100 und 150 Tiere stark sein.




Post 38105 - 11.04.2016 19:16:47

Guten Abend allerseits,


dieser Beitrag soll euch ein bißchen hungrig machen:


Manche Ameisen gelten als schwer oder gar unmöglich in der Haltung. C. gigas gehörte auch dazu. Seit etwa 15 Monaten habe ich eine solche Kolonie und kann sagen, dass die Art nach ihrer Gründung extrem leicht zu halten ist. Dass bei anderen Haltern die Königin wegstirbt, kann bisher nicht immer genau erklärt werden. Bei mir lebt sie und meine Kolonie bekommt viel Futter.
Wieso diese Art dennoch nahezu unhaltbar ist, das verrate ich euch in den kommenden Tagen mit einem ausführlichen, bebilderten Bericht.


Ihr dürft gespannt sein.


Gruß


Stephan



Post 38109 - 12.04.2016 07:47:08

Ich bin jetzt mal so frei und schreibe auch hier rein. Habe leider keinen Diskussionstherad gefunden - hoffentlich weil es keinen gibt.


Wunderschöne Art mit einem genauso schönen Becken. Ich würde mich freuen, wenn du in deinem nächsten Update auch etwas über deine Pflanzen, vor allem den jeweiligen Namen, sagen könntest. Die Pflanze auf deinem letzten Bild, weist eine sehr attraktive Musterung auf, ist mir aber gänzlig unbekannt.
Auch würde ich mich freuen, wenn du uns die ungefähre Menge an Futter pro Tag bzw. pro Woche nennen könntest.


Vielen Dank und mach weiter so :clap: Mit der Kolonie und dem Bericht :D



Post 38190 - 17.04.2016 09:27:39

Guten Morgen,


wie versprochen heute der Bericht über die gigas. Kurz an Skrillex und alle anderen: Ihr könnt hier gerne reinschreiben, sofern es um diese Art geht. Sowie ich es kann, beantworte ich gerne Fragen.
Die Pflanzen im Becken habe ich fast alle von Bens Jungle. Namen dazu müsste man sich dann erneut durch Bildervergleich heraussuchen. Kaufe das, was mir optisch gefällt und von Bedinungen und wuchs in die Becken passt.
Die angesprochene Pflanze mit den hellen Blattadern habe ich per Samen aufgezogen und diesen wiederrum habe ich vom Roger. Im Paraponerabecken habe ich eine weitere, die bereits größere ist und permanent blüht. Da sitzen dann die Meranoplus und Pseudomyrmex drin. Dadurch wird sie wohl besteubt und ab und zu habe ich weitere kleine Sprösslinge, die aber von den Ameisen schnell ausgerupft und vermutlich als Nestmaterial benutzt werden.


Anfänge und Haltungsart:
Angefangen habe ich wie der Vorhalter mit einem Korknest, was auch wunderbar funktioniert hat. Im großen Terrarium habe ich dann morsches Holz aus dem Wald angeboten und meine wunderschönen Korknetser. Genommen haben sie natürlich das Naturholz anfangs -.- Ich habe das getan, obwohl andere Halter ihre gigas an genau dieser naturnahen Haltung verloren haben (Pilz, Schimmel, Feuchtigkeit) und bin nicht enttäuscht worden.





Aktueller Stand:
Ich habe diese Kolonie ja im Januar 2015 bekommen und jetzt haben wir 15 Monate später. Die Kolonie wurde stets gut gefüttert und damit meine ich jeden Tag. Angefangen habe ich mit 3 Arbeiterinnen. Heute ist die Kolonie schätzungsweise 200 Arbeiterinnen groß! Es sind ständig, tag und nachts Tiere draußen. Manchmal sind nachts sogar nur sehr wenige Tiere draußen, während ich tagsüber eigentlich immer 10-20 zählen kann.



Platzbedarf:
Tja, sie sind ja halt sehr stark gewachsen. Anfangs waren sie nur in der Wurzel in der Mitte. Diese ist so dick wie ein Oberschenkel. Da haben sie sich gleich reingenagt. Im Laufe des Jahres konnte man immer wieder richtige "Nage-, Knabber"-Geräusche hören, wenn Sie die Wurzel weiter ausgehöhlt habe. Das ist schon interessant, weil ich das noch von keiner anderen Art gehört habe. Ich fand das natürlich etwas schade, denn ich hatte viel Zeit in die Außen(sicht)nester investiert. Und da ich im ersten Becken mit dem kleinen Korknest gesehen habe, wie lange die Brutentwicklung bei den gigas ist, dachte ich mir, dass ich die nächsten 2-3 Jahre nur Tiere im Außenbereich sehen würde. Trotzdem war immer mal die eine oder andere in den Sichtnestern unterwegs. Anfang April 2016 habe ich dann nach etlichen Wochen mal wieder einen Kontrollblick dort hinein geworfen und staunte nicht schlecht. Sie hatten einen Teil Ihrer Brut in das kleinste der Nester geschafft. Konkret waren das etwa 10-20 Tiere und genauso viele Larven. Ein paar Tage später kamen mehr dazu. Dann sah es so aus:




Weitere Tage später wurde auch das größte Nest bezogen und nochmal ein paar Tage später sah dieses dann bereits so gut gefüllt aus:


Die oberen 3 Kammern von schräg oben, damit ihr mal die Brut seht.


Was daran beeindruckend ist: im letzten April habe ich die gigas mit etwa 10 Arbeiterinnen und 10-20 Bruteinheiten ins Becken gesetzt. 12 Monate später seht ihr 200 Arbeiterinnen und nochmals 200 Bruteinheiten. Was wird im April 2017 sein???


Wer die Bilder genau anschaut, wird vergeblich die Königin suchen. Die hockt noch in der Wurzel. Bleibt die Frage, wieviele Arbeiterinnen da noch drin sitzen? Ich gehe davon aus, dass die Kolonie in diesem "kleinen" Becken nicht mehr lange haltbar sein wird.



Futterbedarf:

Sie verarbeiten das, was sie bekommen. Vielleicht habe ich auch "zu viel" gefüttert, dass sie so schnell gewachsen sind. Manchmal bekommen sie nur 5 mittlere Heimchen am Tag, manchmal 20. Das liegt an meiner Laune. Verarbeiten würden sie immer ALLES, auch wenn ich noch mehr geben würde.


Charakter:
Camponotus sind friedliche Tiere. Sie sind nur immer sehr durstig (absolute Zuckerwasserjunkies). Und sie sind ein guter Indikator, wann man das Zuckerwasser erneuern sollte, genau wie die Paraponera. Ist es älter als 4-5 Tage an der Luft, trinken sie es, aber nur noch etwas widerwillig. Flüssig und "süffig" muss es sein ;-)
Sie sind unglaublich neugierig und stets fokussiert auf Futtersuche. Dabei gehen sie aber sehr vorsichtig vor. Ertasten sie ein totes Heimchen schnellen sie entweder vor, beißen kurz rein und ziehen sich dann wieder einen Zentimeter zurück und tasten alles ab oder sie rennen erst einmal weg, vor allem, wenn sich die Beute bewegt.
Es sind absolut nicht-agrressive Tiere, perfekt für Gäste oder Kinder, wobei die dann doch wieder Angst haben. Aber ich muss jeden Tag per Hand Tiere wieder ins Becken zurückbringen, die beim Füttern neugierig aus deroffenen Tür gestürmt sind. Denn das tun sie wirklich sehr oft und schnell. Ist schon schwer geworden. Oft lege ich einen Zuckerwasserstreifen über einen halben Meter auf der Kunststoffschiene vorne, unten am Terrarium. Die hält sie auf. Dann erst kann ich in Ruhe füttern. Ansonsten rennen sie raus, paar Zentimeter herunter und lassen sich dann fallen. Das ist ok, weil das höre ich. Schwieriger wirds, wenn sie am Rand direkt zu den Oecophylla nebenan rennen oder oben herum. Gigas haben wir eigentlich schon überall im Haus gefunden. Im Erdgeschoss, im Bad, im Schlafzimmer. Sie sind ja aber lieb und lassen sich problemlos mit der Hand einfangen, indem sie auf die Hand laufen und ich sie dann (sofern sie sich nicht erneut fallen lassen) nach Hause trage.


Andere Ameisenarten:
Pseudomyrmex maculatus ist im Laufe des Jahres zugezogen und entwickelt sich prächtig.



Sehr aktive Art, immer frecht und kleine Schisser. Natürlich sehen sie die RIESENHAND mit dem Heimchen und rennen erst einmal hinter den Baumstamm. Das meine ich aber nicht. Selbst wenn man ihnen ganz vorsichtig ein Mikroheimchen oder eine Fruchtfliege hin hält, beißen sie oft kurz rein und rennen wieder 1-2 Zentimeter weg. Manchmal stürmen sie aber auch wie Pachycondyla drauf zu, beißen und stechen zu gleich. Sind sehr aktive, intelligente Tiere.
Die Tiere rennen gerne auch mal außerhalb des Beckens herum. Irgendwo ist noch eine kleine Lücke ;-) Man kann die Tiere recht problemlos mit den Hängen fangen. Nur bitte nicht zwischen den Fingern packen, stechen können sie dennoch. Aber sie laufen gerne auf die Hand und tun dann nichts.
Sie teilen sich den Lebensraum im oberen Bereich des Beckens mit einer Cataulacus. Diese sind noch deutlich zahlreicher geworden, wobei die Cataulacus noch zahlreicher draußen herum rennen. Habe meist 20 Tiere auf dem Becken. Dort liegen die benutzten Pinzetten und werden von ihnen abgenagt, denn meist sind noch Heimcheninnereien dran, die wir extra wegen der Kleinen dran lassen ;-)




Der letzte Neuzugang stellen Myrmicaria arachnoides dar. Diese haben erst ohne Nest auf einem Baumstamm gewohnt, 2-3 Wochen später haben sie sich an einer Bromelie wie in der Natur ein Nest aus Pflanzenmaterial gebaut. Das Foto ist zeimlich cool, weil es die 3 kleinen Arten auf einmal zeigt. Unten links ist noch eine Cataulacus und in der Mitte eine Pseudomyrmex.



sonstige Mitbewohner/Störenfriede:
Anfangs hatte ich viele Spinnen durch das Holz aus dem Wald. Diese habe ich sukzessive gejagt und vernichtet. Jetzt sind fast keine Spinnen mehr da. Diese sind den gigas nämlich haushoch überlegen. Ich rede hier nicht vom Hausknecht, der auch ganz einfach Myrmecia kriegt, sondern von kleinen, 5-9mm Spinnen mit dickem Hinterleib und nur kleinen, verworrenen Netzen.
Asseln sind viele drin. Dadurch habe ich immer wieder Probleme bei den Pflanzen. Wenn ich mal welche sehe, kommt die starre Pinzette und...
Hunterfüßer sind leider auch etliche drin und vermehren sich derzeit gut. Die werde ich genauso wenig wie die Asseln bekämpfen können. Ab und zu sehe ich eine tote, ausgesaugte gigas. Da ich kaum noch Spinnen im Terra habe, denke ich, dass diese die gigas auch kriegen.


Majore?
Dies sind die derzeit größten Tiere, die ich sehen kann. Es sind keine großen Majore, aber kleine dennoch. Da die Königin noch im Baumstamm sitzt, werden dort auch die richtigen Brummer sitzen.





Zukunft:
Für mich als privaten Halter, werden diese Ameisen wohl nicht mehr SO lange zu halten sein. Der Platzbedarf übersteigt dann bald doch meine Möglichkeiten. Deswegen werde ich die Kolonie in ca. einem Jahr vermutlich abgeben. Sie ist auf jeden Fall denkbar einfach in der Pflege und durch die herausnehmbaren Nester wird ein Transport auch möglich sein, aber kein Versand.
Am ehesten sehe ich die Kolonie in einem Zoo und nehme auch gerne ab sofort Anfragen dafür an.
Wenn ein privater Halter Interesse an einer der größten Camponotus gigas Kolonien in der Haltung weltweit hat, so kann er sich natürlich auch melden. Aber wie gesagt: abgeben werde ich die Kolonie NOCH nicht.


Gruß


Stephan



Post 39306 - 13.07.2016 15:30:37

Ich schaue ca. einmal pro Woche bei den gigas ins Nest, welches jetzt zu 80% belegt ist. Damit meine ich Imago, nicht nur die Brut...
Und jetzt kommts: ich habe grade 24 Eipakete á 10-20 Eier gezählt. Nur Eier!
Puppen sind nochmal ca. 2-300. :)


LG


Stephan