Hallo!
Tetramorium caespitum ist eine weit verbreitete Ameisenart, welche sehr warme, trockene, sonnebeschiedene Habitate besiedelt. Die Arbeiterinnen selbst sind eher klein, mit 2-3mm Größe, dafür aber sehr volksstark. Die kleinen Myrmicinen ernähren sich wenig räuberrisch, einen Großteil der Nahrung beziehen von unterirdischen lebenden Wurzelläusen. Sie sind sehr gut an karge Gegenden angepasst, und überhaupt nicht wählerrisch was ihre Nahrung angeht.
Karnivorie ist bei ihnen nicht selten, wie man es sonst von Messor kennt, und es wird sehr viel "Aas" verwertet. Also beispielsweise alte, längst vertrocknete Insekten. Sie nutzen die Gelegenheit schnell aus, ihre Rekrutierung ist wesentlich ausgeprägter und schneller als bei Lasius niger, mit denen sie sich häufig Habitate teilen. Eine kleine Massenameise also, die kaum Klettert. Ihr Körper ist so gebaut, dass sie sich eng an den Boden gepresst vorbewegen können. Das merkt man auch in der Haltung, diese Art ist ein miserabler Kletterer, Glasscheiben können sie nicht erklimmen, und oft stellt, aufgrund ihrer Größe, schon der Rand eines Reagenzglases ein nur schwer überwindbares Hindernis für sie dar.
Sie sind nicht sonderlich scharf auf Zuckerwasser oder Honig, selbst in der Natur wird er nur wenig angenommen. Umso atraktiver sind alte Kuchenkrümel oder gar Brutstücke, zerhackselte Erdnüsse und Löwenzahnsamen. Am liebsten nehmen sie Fruchfliegen an
Tetramorium an einem Stück Brot
Die Larven werden zumeißt mit Futterstücken gefüttert, beispielweise Beine werden in passende Stäbe zerhackt, und diese legen sie den Larven dann auf dem Bauch. Die Larven beißen dann davon ab, wie man hier auf diesem Bild erkennt:
Bei der Haltung selbst sollte stets auf ausreichende Wärme geachtet werden, sonst ist die Aktivität der Arbeiterinnen gleich null, und die Brut wächst deutlich langsamer. Insgesamt ist eine trockene Haltung empfehlenswert, vorsicht ist immer geboten, die kleine Arbeiterinnen bleiben leicht in einem Wassertropfen hängen und verenden (Kondenzwasserbildung!).
Königinnen fängt man sich am besten selbst bei den Schwarmflügen Anfang und Mitte Juni. Sie schwärmen meißt früh am Morgen, man findet dann etliche begattete Königinnen. Nach einiger Zeit legen sie Eier, die Brut entwickelt sich mit normaler Geschwindigkeit (also etwas mehr als 30 Tage von Ei zu Arbeiterin).
Meine Königin fing ich am 17. Juni 2009, und bis zum Jahresende hatte sie ca 20 Arbeiterinnen aufgezogen, und hatte sehr viel Brut. Leider starben häufig Arbeiterinnen, was ich mir nicht wirklich erklären kann. Sie ziehen eigentlich den ganzen Winter über Brut und Arbeiterinnen auf, wenn man die Temperaturen nicht absenkt. Bei mir haben schon 18°C Zimmertemperatur Ende Dezember ausgereicht, dass die Königin keine Eier mehr legte, und sie auch sonst keine weitere Brut mehr hatten. Also habe ich sie mittlerweile eingewintert. Hier ein Video vom 01.12. 09, dort hatten sie noch viel Brut.
(Weitere Videos, auch Mirkoskopaufnahmen, finden sich dort in meinen Channel)
Außerdem anzumerken, diese Ameisen sind außerordentliche Drecksfinken. Nach Keksfütterung war häufig das komplette RG mit Krümeln zugeklebt, sonderlich ordentlich waren sie nie. Auch Reste wurden nicht entsorgt, diese lagerten sie einfach im Reagenzglas etwas näher am Eingang. Damit sich kein Schimmel bildete, war Trockenheit auch hier wichtig. Diese Reste ernährten eine recht große Milbenpopulation, die Ameisen störten sich nie daran. In der Natur konnte ich sogar einmal beobachten, wie eine Arbeiterin eine kleine Milbe fing.
Soviel zu einer Saison Haltung dieser Art, sobald ich sie ausgewinter habe, werde ich hier weiterhin aktuallisieren. Zur Disskussion
Grüße, Phil
Hallo,
zu meinen Bedauern musste ich soeben feststellen, dass die Königin und einige Arbeiterinnen verstorben sind. Als ich heute morgen wegging, hatte ich die Kolonie auf die Fensterbank gestellt- dort wurden sie von der Hitze der Sonneneinstrahlung von heute mittag gegrillt.
Sehr schade! Werde aber, dank der zahlreichen Tetramoriumvölker im eigenen Garten, hoffentlich bald bei den frühen Schwarmflügen dieser Art eine neue Jungkönigin ergattern.
Grüße, Phil
Hallo,
durch einen glücklichen Zufall habe ich eine kleine Kolonie gefunden, wahrscheinlich eine Gründerkolonie von letzten Jahr, zeitgleich also mit meiner verstorbenen Königin. Die war nicht sonderlich tief in der Erde, und ich konnte sie komplett mitnehmen.
Das heißt, der Haltungsbericht wird hier fortgesetzt! Bisher habe ich habe eine kleine Fliege gefüttert, und wie man sieht, ist viel Brut vorhanden. Ich bin gespannt, wie schnell die Kolonie wachsen wird.
Grüße, Phil
Haltungbericht ist erneut beendet.
Traurigen herzens muss ich berichten, dass die Kolonie erneut komplett tot ist. Ich bin schockiert gewesen, als ich heute morgen nur ein paar Formica fusca Arbeiterinnen im RG der Tetramorium vorfand - trotz Ausbruchsschutzes sind die Formica in das kleine Terrarium eingebrochen und haben es ausgeraubt
Bei dem diesjährigen Schwarmflug hatte ich Pech und konnte nur eine Königin finden, diese ist aber jemand anderem schon versprochen. Vielleicht finde ich ja nochmal eine, wenn nicht, dann gehts hier erst nächstes Jahr weiter. Ich habe nun weitere Maßnahmen ergriffen, so das ein solcher Vorfall nicht erneut passieren wird.
traurige Grüße, Phil