Camponotus fallax - Haltungsbericht
Familia: Formicidae | Subfamilia: Formicinae | Tribus: Camponotini | Genus: Camponotus | Species: C. fallax
Hallo liebe Mitglieder des Forums,
vor einigen Wochen erhielt ich eine kleine Kolonie Camponotus fallax bestehend aus einer Königin und 12 Arbeiterinnen. Hier möchte ich nun über diese Kolonie berichten. C. fallax ist eine kleinere Rossameisen-Art, die von Europa bis Westasien verbreitet ist. Die Vorkommen sind aber oftmals sehr zerstreut. Diese Art ist arboricol und wärmeliebend. Die Arbeiterinnen werden ca. 5 - 8,5 mm groß. Die Königinnen erreichen eine Größe von ca. 9 - 10 mm. Sowohl die Arbeiterinnen als auch die Königin sind glänzend schwarz gefärbt und haben braune Beine. Die Kolonien sind monogyn (teilweise scheinbar auch oligogyn) und bleiben mit an die 200 Individuen eher klein. Weiterhin ist diese Art vorwiegend in den Abend- und Nachtstunden aktiv.
Die Kolonie lebt bei mir in einem kleinen Nest aus Kork, welches sich in einer kleinen Plastik-Box befindet, deren Boden mit Gips ausgegossen ist. Mit einer Heizfolie (Infrarot) wird der Gipsboden von unten erwärmt. Somit herrscht in der Box durchgehend eine Temperatur von ca. 26°C. Eine Bewässerung meinerseits findet nicht statt.
Die Entwicklung der Kolonie geht überraschend flott voran; aktuell dürften es an die 25-30 Arbeiterinnen sein. Als Futter biete ich Invertzucker und Fliegen (Terflys und Goldfliegen) an. Beides nehmen die Ameisen sehr gut an.
Diese Art ist extrem scheu und kein Stück aggressiv. Bei Störungen flüchten die Arbeiterinnen entweder blitzschnell ins Nest, oder Ducken sich (ähnlich wie Temnothorax) auf den Boden oder in eine Ecke. Auch sind Ameisen zu meiner Überraschung auch am Tage recht aktiv; ein paar Arbeiterinnen fouragieren eigentlich immer.
Die Major-Arbeiterinnen zeichnen sich durch einen sehr wuchtigen Kopf aus:
Zukünftig plane ich für diese Kolonie ein kleines Becken, welches ich ihrem Lebensraum auf Bäumen entsprechend einrichten werde.
Soviel für den Moment.
Liebe Grüße,
Christian
PS: Es darf direkt hier im Thread diskutiert werden.
Hallo liebe Mitglieder des Forums,
die Camponotus fallax entwickeln sich weiterhin super. Mittlerweile dürften es an die 50 Arbeiterinnen sein. Allerdings waren sie augenscheinlich mit ihrem Nest nicht ganz zufrieden; die Kammern waren wohl von mir zu groß angelegt worden. So drängten sich die Ameisen auch immer sehr dicht in eine Ecke. Weiterhin begannen sie das Korknest langsam zu zerlegen; wohl bei dem Versuch kleinere Kammern anzulegen.
Gleiches versuchten sie auch im Bodengrund aus Gips:
So baute ich ihnen ein neues Nest, in welchem ich die Kammern deutlich kleiner gestaltete. Schon in der ersten Nacht zog die Kolonie um:
Auch sind sie in eine neue Box ohne Bodengrund umgezogen, da ich verhindern möchte, dass sie sich in diesem ein Nest anlegen. Das Herrichten eines schönen Beckens für diese Kolonie habe ich erst einmal auf die Zeit der Winterruhe verschoben. Denn zwar soll dieses Becken dem natürlichen Habitat dieser Art entsprechend eingerichtet werden, doch möchte ich auch verhindern, dass sie sich irgendwo ein Nest anlegen, wo ich keine Einsicht habe. Diesbezüglich muss ich mir noch ein paar Gedanken machen.
Ansonsten halte ich die Kolonie momentan bei Zimmertemperatur, also aktuell so zwischen 22-26°C. Als Proteine verfüttere ich im Moment hauptsächlich Goldfliegen und ab und an Fliegenmaden, welche auch sehr gut angenommen werden:
Auch Invertzucker ist natürlich weiterhin heiß begehrt:
Das soll es für den Moment gewesen sein.
Liebe Grüße,
Christian
PS: Es darf direkt hier im Thread diskutiert werden.
Sehr schöner Haltungsbericht!
Ja, die C. fallax mögens richtig eng, wie alle arboricol lebenden Ameisen. In Kroatien fand ich komplette Kolonien in kleinen Eichengallen, unglaublich wie wenig Platz die Tiere brauchen.
Aber Dein Terrarium würde ich grundlegend anders gestalten. Hier ein paar Vorschläge, Du musst sie natürlich nicht umsetzen. Ich würde ihnen etwas zum Klettern anbieten, ein paar dürre Äste oder ähnliches. Auch würde ich eher Spotheizung von oben verwenden, die Tiere mögen und kennen die Hitze. Sie brauchen keine Feuchtigkeit im Boden, sondern brauchen es ziemlich trocken; Deine Konstruktion hört sich mich danach an, als würde viel Wasser verdampfen durch die Wärme von unten und ein eher feuchtwarmes Klima schaffen (oder hast Du keinen Deckel?), was eher ungeeignet ist. Tatsächlich muss man mit sowas vorsichtig sein, da es Schimmel begünstigt, und gerade Arten die in toten Trockenholz leben reagieren oft sehr viel empfindlicher darauf als andere bodenlebende Arten.
Trotzdem, dem Wachstum Deiner Kolonie nach zu urteilen scheinst Du es richtig zu machen
Grüße, Phil
Hey Phil,
vielen Dank! Die aktuelle Haltung in der Box, vorher mit Boden aus Gips und nun ohne, ist ja nur eine Provisorium für die erste Zeit. Befeuchtet habe ich hier sowieso noch nie etwas, das erledigen die Ameisen ganz alleine. Daher steht ihnen natürlich durchgehend eine Wasserquelle in Form einer Reagenzglastränke zur Verfügung.
Zukünftig sollen sie natürlich in einem "richtigen" Becken leben, welches ich, wie erwähnt, ihrem natürlichen Habitat entsprechend einrichten möchte. Also wie ein kleines Stück eines Baumes. Allerdings stelle ich mir die Frage, und daher habe ich die Umsetzung auch erst einmal auf die Zeit der Winterruhe verschoben, wie ich dies hinbekomme, ohne den Ameisen die Möglichkeit zu bieten, sich ein Nest anzulegen, bei dem ich dann keine Einsicht mehr habe. Denn die Einsicht ins Nest ist mir bei dieser Art, die ja eh schon sehr zurückhaltend lebt und vorwiegend nachtaktiv ist, sehr wichtig.
Über Vorschläge bin ich natürlich sehr dankbar!
Liebe Grüße,
Christian
Hey,
ich würde einfach auf entsprechend dürre Äste zurückgreifen, in denen sie keine Nest anlegen können. Ich würde zum Beispiel alte, wildwuchernde Obstbäume (z.B. Apfel- oder Mirabellenbäume) mal auschecken, die haben oft sehr dichtes Totholzgeflecht aus sehr dünnen Ästen, die oft auch wunderhübsch mit allerlei Flechten bewachsen sind. Zudem sind C. fallax bekannt dafür, dass sie gerne auf Obstbäumen nisten.
Grüße, Phil
Camponotus fallax ist ja eine sehr interessante Art, von der man so eigentlich wenig liest, wenn ich jetzt nur die einheimischen Arten betrachte. Da bin ich auf jeden Fall schon mal sehr gespannt drauf.
Wie soll das neue Becken denn ungefähr aussehen, gibt es dazu schon eine Skizze?
Als Nest denke ich, wird wohl kork oder Holz zum Einsatz kommen, aber für den Boden sollten wir uns wohl was überlegen, um das Eingraben zu verhindern. Nachdem meine Formica selbst in Gips ungehindert graben, würde ich als Bodenbelag etwas festeres empfehlen.
Ich habe diese Kolonie schon vor einiger Zeit an einen anderen Halter abgegeben. Rückblickend gestaltet sich die Haltung dieser Art als sehr einfach. Allerdings sollte man bedenken, dass diese Ameisen sehr scheu und zurückhaltend sind. Wer viel beobachten möchte, sollte eher zu einer anderen Art greifen.
Damit ist dieser HB geschlossen.