Königin der Deutschen Wespe (Vespula germanica)

  • Hallo zusammen,


    wurde heute angerufen, um einen ungebetenen Gast aus der Speisekammer meines Vaters zu entfernen. Man dachte es handle sich um eine Hornisse und wollte daher nicht einfach mit dem Schlappen draufhauen ;) War selbst überrascht und konnte verstehen, dass man diese Schönheit nicht gleich als Wespe erkannte, bei einer stattlichen Körperlänge von 22 mm... :shock:


    Sie muss wohl verborgen zwischen den Nahrungsmitteln überwintert haben und kam heute mit steigender Temperatur - zugegeben noch etwas steif - wieder aus ihrem Versteck hervor. Auch wenn sie, vor allem für ihr doch recht penetrantes Vorgehen bei der Nahrungsbeschaffung, ziemlich verhasst sind, es sind wirklich unglaublich schöne Insekten! Irgendwie hatte sie es mir gleich angetan und ich wollte unbedingt noch ein paar Bilder machen :D


    Hat eigentlich mal jemand versucht eine Königin in Gefangenschaft gründen zu lassen? Hab hier noch eine Ausgabe des Invertebrates Magazine in dem die Haltung nordamerikanischer Polistes sp. (z.B. Polistes dominula; gelten in den USA als invasiv) beschrieben wird. Diese sind natürlich nicht vergleichbar mit Vespula germanica, aber dennoch stelle ich es mir überaus interessant vor, die gesamte Gründungsphase zu beobachten.


    Gruß,
    Christian

  • In Gefangenschaft wird es mit solchen Wespen schwierig. Mit Polistes-Arten ist das einfacher. Ich verweise mal in aller Bescheidenheit auf meinen derzeit verlaufenden Versuch mit Polistes dominulus in der Biosphäre :roll: .
    Vespula-Königinnen stellen sehr viel höhere Ansprüche an den Nistplatz, sind viel mobiler, fliegen also grössere Strecken usw.. Eine Haltung ist möglich, allerdings mit freien Ausflug.
    Einfacher wird es, im Frühjahr ein Anfangsnest mit einer gründenden Königin in einem Beobachtungsnest anzusiedeln. Dazu muss man ein solches aber erstmal finden, ausgraben usw.. Das alles, ohne die Königin allzusehr zu beunruhigen.
    Schwierig, aber möglich. Auf die Art hielt ich bisher Völker von Vespula germanica und V. vulgaris.


    LG, Frank.

  • Hallo ihrs,


    musste gerade erstmal feststellen, dass meine Bilder hier im Büro deutlich dunkler aussehen als zuhause auf dem Notebook :eh: Mathias hatte mich schon auf die Helligkeit aufmerksam gemacht... könnt ihr bestätigen, dass sie etwas zu dunkel sind? Sollte vielleicht doch nen anderen Bildschirm zur Bearbeitung nehmen...


    Danke Phil! Wirklich netter Bilderthread! Die verlinkten Videos werde ich mir später noch ansehen. Die dort gezeigte Behausung (umgedrehter Transportbehälter) ähnelt sehr dem Setup aus dem Artikel im Invertebrates Magazine. Falls Interesse besteht, kann ich den auch gerne mal einscannen und als PDF anhängen. Ist zwar nur Teil #1 des Artikels, da der zweite in der nächsten Ausgabe veröffentlicht wurde, aber es sind immerhin sechs Seiten mit einigen schwarz-weiß Bildern.


    Da hast du vollkommen recht, Frank. Die dauerhafte Haltung von Vespula sp. in Gefangenschaft dürfte sich wirklich schwierig gestalten. In dem von Phil verlinkten Artikel (hier engl. Yellowjackets) ist auch erwähnt, dass die meisten Versuche mit dem Tod der Kolonie enden und man sie daher nach erfolgter Gründung (erste Arbeiterinnen) aussetzen sollte. Würde es jedenfalls - trotz praktisch nicht vorhandener Erfahrung mit Wespen - gerne auf einen Versuch ankommen lassen und die Kolonie nach der Gründung (vermutlich) wieder ins Freie entlassen.


    Frank: Hast du die Gründung mit einer Königin mal versucht oder nur junge Kolonien der Natur entnommen? Weißt du, wie lang die Entwicklung bis zum Schlupf der ersten Arbeiterin ungefähr dauert? Spiele mit dem Gedanken Dasymutilla occidentalis im Mai mitzubringen, vorausgesetzt die Vespula germanica Kolonie hätte bis dahin die richtige Größe?!


    Gruß,
    Christian

  • Bei Vespula habe ich immer Gründungsnester umgesiedelt. Das wird schon schwierig genug, weil die Jungköniginnen sich manchmal in neuer Umgebung verfliegen. Wie gesagt, Echte Wespen würde ich nur in der Freihaltung :) halten. Ihr Nahrungsbedarf und Baumaterialbedarf ist grösser als der der Polistes.
    Aber es lohnt sich. Diese Wespen (besonders Vespula) gehören sicher zu den am höchsten entwickelten sozialen Insekten. Es gibt noch einiges, was unklar ist. Beispiel: Das Trommelns dieser Wespen. Ihre Kommunikation ist äusserst effektiv und zum Grossteil noch nicht erforscht. Zumindest gibt es keine klaren Antworten. Es gibt einen Thread im AF:"Trommelnde Wespen"... ich sollte ihn mal rüberholen, ist ja mein Thread... :beach:


    Dasymutilla occidentalis , hm, da muss ich nachher erstmal googeln, Christian.. :oops:


    LG, Frank.

  • Jetzt hab ich mal gegooooogelt :pardon: , Christian. Nach dem, was ich fand, parasitiert Dasymutilla occidentalis wohl irgendeine nordamerikanische Hummel.
    Ich hab da eine bischen Bauchschmerzen, die Wirtsvölker, egal ob Hummeln oder Wespen, wären mir zu schade für solche Versuche :roulette: . Ich würde denen das nicht antun wollen.


    LG, Frank.

  • Werde der Königin wohl heute mal einen entsprechenden Nestbereich anbieten. Habe hier noch ein leeres Becken indem ich Sie unterbringen kann. Mal sehen, ob sie sich hier wohl fühlen wird. Einen speziellen Behälter werde ich in die Erde des Beckens einlassen, so dass man das Nest dann zum Aussetzen problemlos wieder entnehmen kann. Schauen wir mal, ob das auch wirklich funktioniert ;)


    Dasymutilla sp. findet man sehr häufig in Texas oder Arizona. Die meisten Arten sind nicht gerade wählerisch und parasitieren die Nester von Bienen, Hummeln oder Wespen. Dasymutilla occidentalis hat man z.B. schon in Bauten von Sphex ichneumoneus gefunden. Natürlich gibt es hier auch spezialisierte Arten und ob nun Vespula germanica als Wirt akzeptiert wird, ist fraglich.


    Beobachte "leider" sehr gerne, Frank ;) Natürlich ist es in jedem Fall schade um die Tiere, da hast du natürlich Recht. Bleibt eh abzuwarten, ob sie überhaupt gründet, wie schnell sie sich entwickelt und ob sie mir nicht doch zu sehr ans Herz wächst...


    Gruß,
    Christian

  • Das wird schwierig, mit der Wespe, Christian. Schon meine Polistes-Königin hat etwa vier Wochen noch im Terrarium herumgesessen, am Zucker genascht usw.. Wenn die Wespenköniginnen aus der Winterruhe kommen, brauchen sie noch einige Zeit, bis sie den Drang verspüren, mit den Nestbau zu beginnen. Vielleicht reifen erst jetzt die Ovarien. Jetzt finden sie eiweisshaltiges Futter nach den langen Winter. Sie machen also im Frühling noch ein paar Wochen "Ferien", bevor sie mit dem Nestbau beginnen. In dieser Zeit sind sie frei, ziehen herum und so breitet sich die Art wohl auch aus.
    Sie also jetzt, kurz nach der etwas frühen Beendigung der Winterruhe einzusperren wird problematisch sein.
    Ich würde sie spätestens dann freilassen, wenn sie irgendwann ständig versucht, das Behältnis zu verlassen. Sonst wird sie wahrscheinlich sterben.
    Eine gründende Königin von Vespula im Frühling zu finden samt Nest, ist ja gar nicht so schwer. Wenn ich so etwas suche, setze ich mich an irgendeinen Waldrand, an einer Lichtung oder einen anderen geeignet erscheinenden Platz hin und beobachte eine Zeitlang den Flugverkehr der grossen Wespenköniginnen. Steigt irgendwo eine auf oder fliegt eine zum Boden, kann man ziemlich sicher sein, dass sie dort ihr Nest hat. Nun etwas näher ran gehen und weiter beobachten, bis man das Mauseloch geortet hat. Wenn man sicher ist, als erstes seperat die Königin abfangen und dann gaaaanz :roll: vorsichtig das kleine, empfindliche Nest ausgraben. Es ist bei germanica und vulgaris selten tiefer im Boden als vllt. 30 cm.


    LG, Frank.

  • Oha, dessen war ich mir gar nicht bewusst! Dachte immer sie würden sich umgehend ein nettes Plätzchen für das entstehende Nest suchen. Wenn sie aber erst noch eine Weile durch die Gegend vagabundieren, wird es natürlich schwer bzw. unmöglich ihnen entsprechend viel Freiraum zu bieten.


    Hab die Kleine daher direkt wieder ausgesetzt. Hoffe sie wird es schaffen eine Kolonie zu gründen :)


    Gruß,
    Christian

  • Die Bilder von Motte sind sehr gut gelungen. Da hier die verschiedenen Ansichten dargestellt sind, ist damit eine sichere Bestimmung der Art möglich (hier zutreffend V. germanica). Entgegen der (auch in Fachbüchern) weit verbreiteten Meinung ist nämlich eine sichere Determination bei staatenbildenden Wespen mit der Gesichtszeichnung allein keineswegs zuverlässig möglich.


    Ich könnte noch eine ganze Menge zu Wespen schreiben, aber hier bei den Bildern ist nicht der richtige Ort.


    Insektenbauer

  • Hey,


    war eben überrascht als ich gelesen habe das man Wespen halten kann :shock:
    Kann mir eben jemand ganz kurz erklären wie man sowas anstellt? Habe im Internet nichts zur Wespenhaltung gefunden :(
    Wo liegt der Unterschied zwischen echter Wespe und anscheinend "unechter" Wespe?
    Kann man einfach so Nester im Herbst nehmen und die Königin überwinter lassen und dann im Frühjahr gründen lassen?
    Wenn ja,wie sieht die Gründung aus? Worin erfolgt diese?
    Und wie würde man verhindern das die Königin abhaut und sich woanders etwas baut ? :)


    Liebe Grüße

  • @Blattschneiderameise
    Erst mal einiges über Vespula googlen. Dann den Thread gründlich lesen. Dann die Frage der Haltung in Erwägung ziehen - oder auch nicht mehr.
    Nest per Umsiedlung ist eine sichere Variante (wenn man sich dabei nicht stechen läßt ;-). Und wenn man dabei die Königin nicht zu sehr stört! Am besten erst umsiedeln, wenn schon die ersten 10 Arbeiterinnen da sind (dann ist die Nestbindung größer und die Störung fällt nicht mehr so ins Gewicht).


    Ja, die Bilder sind wirklich gut und auch das charakeristische (und entscheidende) Dreieck an der Schulterseite ist hervorragend zu sehen.


    LG Ib

  • Danke für den Beitrag und für die nützlichen Hinweise, Insektenbauer... Ich finde auch, dass die Fragen leicht zu beantworten sind, wenn man etwas googelt. Allgemeine Grundlageninformationen gibt es sehr viele im Internet.


    Weiter oben hast du geschrieben, dass du eine Menge zu den Wespen schreiben könntest. Ich würd mich freuen, wenn du das mal im Forum tun könntest, denn du weisst ja, dass Wespen auch zu meinen Favoriten gehören und sie mich sehr interessieren und offenbar noch anderen usern. Vllt. können wir hier gemeinsam einiges an Informationen für die user zusammentragen.


    LG, Frank.

  • Wie kommt denn eigentlich dieser uralte Thread hier wieder zum Vorschein? Ich dachte, das wäre alles gelöscht worden. Seltsam!


    Bezüglich der Bedingungen für eine erfolgreiche (zwangsweise) Ansiedlung der Vespulas, Dolichovespulas und auch der Vespas ist mir nichts bekannt. Umsiedlung ist das Mittel der Wahl (bei den Vespas nur mit behördlicher Ausnahmegenehmigung - untere Naturschutzbehörde). Allerdings ist das solange sehr unsicher, wie die Königin noch fliegt. Es geht - aber nur, wenn man dabei eine ganze Menge Vorsichtsmaßnahmen beachtet. Ich kann da nur warnen. Bei meinen Umsiedlungen habe ich entsprechende Erfahrungen gemacht.


    LG Ib

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