Wissenschaft und Ameisenhaltung

  • Zitat

    Ich bin übrigens fest überzeugt, dass wir Ameisenhalter unbedingt mit Wissenschaftlern zusammenarbeiten sollten.


    Ich für meinen Teil bin davon überzeugt, dass Ameisenhaltung zu wissenschaftlich ist und eine strikte Trennung beiden Seiten besser tun würde.


    Manche Wissenschaftler scheinen ja eine etwas falsche Erwartungshaltung davon zu haben, was wir Ameisenhalter machen. Die meisten halten Ameisen nicht, weil sie unbedingt neue wissenschaftliche Erkenntnisse erlangen wollen, sondern einfach, weil sie Freude an den Tieren haben (so wie die meisten Tierhalter anderer Tiere eben auch).


    Das meiste, was Ameisenhalter berichten, dürfte wenig Nutzen für die Wissenschaftler haben. Das meiste, was die Wissenschafter so über Ameisen herausfinden, hat auch kaum einen Nutzen für die Haltung.

  • Na ich stimme Phil da uneingeschränkt zu und wundere mich ein wenig über deinen Post, Gasterlocke. Ich habe ihn auch nicht wirklich verstanden.
    Schon die Eröffnung erschließt sich mir nicht ganz.
    Du schreibst da: "Ich für meinen Teil bin davon überzeugt, dass Ameisenhaltung zu wissenschaftlich ist und eine strikte Trennung beiden Seiten besser tun würde."


    Ameisenhaltung zu wissenschaftlich? Für wen? Etwa für die Wissenschaft? Trennung von was bzw. von wem?


    LG, Frank.

  • Dem letzten Satz kann ich so auch wieder nicht zustimmen. Ich bin da leider etwas mitinvolviert. Es werden laufend neue Erkenntnisse in Sachen Hundeerziehung und Ernährung gefunden. An Hunden wohlgemerkt, nicht am Wolf.
    Dann währen wir aber auch schon wieder beim Thema, denn wir halten ja keine domestizierten Tiere, sondern eben die Wildform. Und wenn es hier wieder neue Arbeiten dazu gibt, trifft es eben auf diese zu. Ob das nun mit dem Pilz von Atta zu tun hat, den Darmsymbionten von Camponotus gigas oder dem Sexualleben der Gamergaten.
    Was die wissenschaftlichen Bezeichnungen angeht, kann man diese wohl lediglich noch auf die paar heimischen Arten anwenden. Bei den täglich hinzukommenden neuen Arten gibt es meist gar keinen eindeutigen Trivialnamen. Ich muss aber auch zugeben, ich kenne das schon jahrzehntelang aus der Aquaristik, da kommen dafür dann aber oft noch die Zuchtformen hinzu.



    LG Franz

  • Hallo Gasterlocke,


    Zitat

    Sind andere Meinungen jetzt schon traurig und peinlich?


    Da hast du wohl recht mit deiner Frage. Die ersten Reaktionen die hier kommen, sind wohl auch durch die Bestürzung die du ausgelöst hast geschuldet. Ich zumindest sehe es gänzlich anders.


    Es gibt da schon Zusammenarbeit zwischen Haltern und Wissenschaftler und auch Nutzen/Erfolge die auf beiderlei Seiten entstanden sind. Dies passiert wohl nur meist außerhalb deiner Wahrnehmung.
    Beispiele, die mir auf die Schnelle einfallen, wären z.B. Entdeckung neuer Arten, Symbiosen, Sozialparasitismus, Zusammensetzung von Nektar, Gründung und Haltung von gigas und andere.
    Und auch Phil ist hier ein gutes Beispiel, dass es anders ist bzw. wird den die ein oder andere Anregung hat er sicher schon mit genommen.


    Grüße Sven

  • Moin moin,


    Ich glaube, der Grund für den vielen Missmut liegt darin, dass Gasterlocke falsch verstanden wird.


    Es geht nicht darum, dass Myrmekologie langweilig oder falsch wäre. Es geht auch nicht darum, dass Wissenschaftler keine Ameisen halten sollten oder dass Ameisenhalter keine Hobbywissenschaft betreiben oder gar sich nicht dafür zu interessieren sollen.


    Es geht eher darum, dass man die Haltung aus Hobbygesichtspunkten auf der einen Seite von der Haltung mit wissenschaftlichem Anspruch abstrahiert. Man kann erfolgreich viele Arten halten, ohne dass man weiß, welcher Artikel vor das Wort "Gaster" gesetzt wird. Im Grunde muss man nicht mal wissen, dass dies überhaupt der Fachbegriff ist. Man kann es als Halter auch Abdomen oder einfach nur Hintern nennen, ohne dass es den Ameisen dadurch irgendwie schlechter geht.


    Dennoch wird immer wieder der Wert darauf gelegt, dass die gerade aktuelle Gattungsbeschreibung gewählt wird und sich der Halter gewählt und wissenschaftlich präzise ausdrückt. Ich bezweifle, dass in einem Hundeforum vom Canis lupus familiaris gesprochen wird. ;) Wenn ich also einen Camponotus gigas-HB starte, weiß hier jeder, um welche Ameise es sich handelt, auch wenn sie mittlerweile offenbar Dinomyrmex gigas heißen.


    Ich finde, man sollte akzeptieren, dass es Halter gibt, die ihre Ameisen einfach nur zum Zeitvertreib und aus Neugier halten und daran nicht den (pseudo)wissenschaftlichen Erkenntnisgewinn knüpfen und denen die Zeit und/oder Lust fehlt, ständig in wissenschaftlichen Publikationen nachzuschauen, ob "ihre" Ameise jetzt anders heißt. Der Anspruch ist einfach ein anderer.


    An so einer Meinung ist nichts peinlich. Am Ende darf doch jeder seine eigenes Ameisenhaltungsbild haben. Wie so oft im Leben gibt es nunmal kein einfach abgrenzbares Gut-Schlecht.

  • Hallo Ihr alle,
    toller Thread, kein einziger Post, der daneben ist. So beim lesen, kann ich jeden verstehen und nachvollziehen wie es gemeint ist.
    Der Post von Moglie, bringt es mit jedem Wort auf den Punkt!
    Die Frage, die ich gerne beantwortet hätte;
    Warum sollten die Bereiche Wissenschaft und Halter getrennt werden?
    Es kann doch jeder vom anderen Bereich etwas lernen, ja selbst, im ersten Moment, lächerlich klingende Fragen oder Thesen,
    können einen Weg anschneiden, der alle weiter führt.
    Das ist doch wie beim Fußball, es gibt den Torhüter, Verteidiger, Stürmer usw., jeder kann seines und am Ende gewinnt................?
    Richtig, die Mannschaft, so sehe ich das!
    Sicherlich kommt es darauf an, welche Menschen man kennenlernt und ja, für mich ganz wichtig, wie man sich gibt, ob schriftlich oder im persönlichen Gespräch.
    Ich kann da jetzt nur auf meine eigenen Erfahrungen zurückgreifen und als Beispiele, in der Ameisenwelt,
    Phil und Merkur bringen.
    Sicherlich gibt es noch viele Biologen mehr, die ich kenne und die nicht so in der Forenwelt schreiben, wie diese Forenmitglieder, daher dieses Beispiel.
    Gerade Phil und Merkur, geben sich sehr viel Mühe, wissenschaftliches Wissen, in Foren weiter zu geben.
    Warum sollte man das trennen?
    So etwas nennt man, nicht die Bewahrung der Asche, sondern Weitergabe des Feuers!
    Warum sollte man das trennen?
    Gerade hier, möchte ich nochmals, an den Bericht der Beiden im Ameisenportal über das sezieren an Crematogasterköniginnen erinnern.
    Ich war dabei, als wissenschaftlicher Laie, ja sogar als Ameisenhändler und Halter und mich hat das begeistert.
    Warum sollte man das trennen?
    Auch bin ich mir sicher, sollte ich Fragen haben, die Ameisen oder die Biologie betreffen, werde ich immer von Phil und Merkur eine Antwort bekommen.
    Gerade hier, komme ich zu einem weiteren Punkt, der für mich dazu gehört.
    Sehr oft liest man in den Foren, über die sogenannten ,,Ameisenpäpste,, Hölldobler und Seifert.
    Hier kann man sich ein Buch kaufen, um Fragen zu Ameisen beantwortet zu bekommen. Aber in Foren Wissen weitergegeben und auf Dauer mitgearbeitet, hat von den beiden Herren noch keiner. So gesehen für mich keine Ameisenpäpste!
    Was macht ein Papst?
    Richtig, er ist für alle da und vieleicht(ich hoffe es), wächst mit Phil so einer mal heran, wer für mich der Derzeitige ist, steht für mich außer Frage und spiegelt nur meine persönliche Meinung, denn,
    ein echter Ameisenpapst, ist für alle Fragen offen, für jeden da und arbeitet in Foren mit!
    Warum soll man das trennen?
    Bleibt wie Ihr seid und wir lesen uns,
    Steffen

    ,,es ist nicht wichtig, was andere denken wenn man kommt, es ist wichtig was sie denken, wenn man geht!

  • Hallo zusammen,


    da hier ja bereits eine Diskussion zum Thema entstanden ist, verlagere ich meine Anmerkungen hier her und führe sie auch gleich weiter aus ;)


    Ein direkter Austausch zwischen Wissenschaft und Haltergemeinschaft wäre sicherlich wünschenswert, aber das Interesse daran ist meiner Erfahrung nach auf der "anderen Seite" nicht besonders groß bzw. hat man eine eher einseitige Sichtweise darauf in welche Richtung der Informationsfluss stattfinden sollte. Das lässt sich natürlich nicht verallgemeinern und man muss vermutlich einfach nur die richtigen Menschen kennen lernen, aber es wirkt auf einige Halter unter Umständen unfair. Denn die Eingangsfrage ist durchaus berechtigt...


    "In wiefern profitiert die Haltergemeinschaft von wissenschaftlichen Erkenntnissen?"


    Zwar würde ich niemals die Leistungen im Bereich der Forschung herabsetzen wollen, denn mein Interesse für Ameisen geht deutlich über die reine Haltung hinaus, aber ich habe mir heute den Kopf darüber zerbrochen, welchen direkten Einfluss wissenschaftliche Arbeit auf meine Haltung hat. Dabei musste ich feststellen, dass ich kein konkretes Beispiel hinsichtlich der Verbesserung der Haltung im engeren Sinne nennen kann.


    Allerdings ist das nicht weit genug gedacht, denn die Auswirkungen der (Grundlagen)Forschung auf die Haltung von Ameisen sind viel fundamentaler. Man muss wohl zugestehen, dass ohne wissenschaftliche Arbeit und entsprechende Veröffentlichungen die Haltung vieler Ameisenarten gar nicht möglich wäre bzw. einfach nicht stattfinden würde. Denn man wüsste kaum bis gar nichts über Lebensweise, bevorzugte Habitate, Gründungsverhalten, Reproduktionszyklen, usw. Dies sind allerdings Grundvoraussetzungen für die Haltung einer derart diversen Gruppe von Insekten mit unterschiedlichsten Ansprüchen.


    Wie alt oder jung diese Erkenntnisse sind, spielt dabei eine untergeordnete Rolle. Denn in den meisten Fällen stellt sich der effektive Wert von erlangtem Wissen erst nach langer Zeit heraus. Mir stellte sich in diesem Zusammenhang die Frage, ob die Forschung daher das Recht hat Informationen zu erhalten, auch ohne direkt messbaren Effekt für die Haltung? Ich meine jedenfalls mich hier selbst dabei erwischt zu haben, nicht langfristig genug zu denken, da ich das Verhalten einiger Wissenschaftler in diesem Kontext häufig kritisiert habe :silent:


    LG, Chris

  • Moin,


    leider kann man sich hier nicht für Beiträge bedanken, daher möchte ich zu Beginn erstmal für Holgers objektiven und deeskalierenden Beitrag Danke sagen :thumbup:


    Ich kann mich seiner Auffassung nur anschließen: Es sollte jedem Halter freistehen, inwieweit er sich mit wissenschaftlichen Themen zu Ameisen beschäftigt und die Fachterminologie beherrscht und verwendet. Allerdings denke ich schon, dass dies zumindest hier im eusozial-Forum so gehandhabt wird. Die negativen Erfahrungen mit dem alten(!) Ameisenforum wirken aber wohl immer noch nach.


    Auch können beide Seiten natürlich Nutzen aus den Erfahrungen der jeweils anderen Seite ziehen. Allerdings sollte man dies auch nicht überbewerten, dafür sind die Intentionen und Erwartungshaltungen für gewöhnlich einfach zu unterschiedlich. Eine große "Zusammenarbeit" ist da eher Wunschdenken als Realität. Gemeinsam hat man die Faszination für Ameisen, was vielfach auch einfach die einzige Schnittmenge sein dürfte.


    Auch sind die bisherigen Erfahrungen mit dem Auftreten von Myrmekologen in den (deutschen) Foren alles andere als gut (um es noch positiv auszudrücken). Aber man darf und sollte hier bestimmt nicht verallgemeinern, weshalb zu hoffen bleibt, dass man es bislang mit dem menschlichen und charakterlichen Bodensatz der Myrmekologieszene zu tun hatte. (Allerdings zeigen meine bisherigen Erfahrungen mit Wissenschaftlern diverser Disziplinen, dass man Laien gegenüber für gewöhnlich extrem kritisch bis arrogant eingestellt ist.)


    Liebe Grüße,
    Christian


    PS: Andere (gerechtfertigte) Meinungen als "peinlich" zu bezeichnen, halte ich persönlich für eher unangebracht.

  • Hallo Ihr alle,
    kann man das mal einrichten, hier auch ein Danke zu geben?
    Ich habe sooo wenig Zeit und kann nicht immer antworten!
    Ihr habt nämlich alle eines verdient,
    Gruß,
    Steffen

    ,,es ist nicht wichtig, was andere denken wenn man kommt, es ist wichtig was sie denken, wenn man geht!

  • Natürlich spielt es für die Haltung keine Rolle, ob man gewisse Dinge richtig bezeichnen kann oder nicht. Mancher hat ja schon Probleme das und dass auseinanderzuhalten. Man gewöhnt sich halt mit der Zeit an, auch die richtigen Fachbegriffe zu benutzen, so wie ein Mechaniker auch Vergaser sagt und nicht "das Teil, in dem das Gemisch aufbereitet wird".
    Wo man als Halter noch am ehesten mit der Terminologie zu tun hat ist wahrscheinlich eher darin, wenn es darum geht, selbstgefangene Arten oder nicht genauer bestimmte Arten bekannter Herkunft richtig zu bestimmen, um die dementsprechenden Haltungsbedingungen herauszufinden.
    So lange man diese dann herstellen kann, ist ja soweit alles in Ordnung. Da spielt es auch keine Rolle, ob die Knotenameise nun Myrmica rubra, ruginodis oder rugulosa ist.
    Bis auf ein paar von uns, wird wohl kaum einer nebenbei ein wissenschaftliches Interesse an der Haltung haben. Dass man manchmal bestimmte Arten aufgrund ihres Verhaltens oder besser ihres anderen Verhaltens haben möchte oder schon hält ist ja auch Geschmackssache. Der eine mag gern einen riesen Haufen wuselige Pheidole, der andere bevorzugt eher gut sichtbare Ponerinen und der andere erfreut sich lieber an den etwas tolpatschig wirkenden Messor.
    Dann gibt es vielleicht noch diejenigen, die es eher als sportlichen Anreiz sehen, etwas schwieriger zu haltende Arten zu pflegen oder gar gründen zu lassen. Da könnte man vielleicht noch eher mit der Wissenschaft in Bezug kommen.


    Schlussendlich hat aber jeder die selbe Absicht, Hauptsache den Ameisen geht's gut. :drehen:

  • Hab mal aufgeräumt, der OT befindet sich jetzt hier.


    Passend dazu zitiere ich mal den Roger:


    Lasst uns dafür sorgen, dass er lesenswert bleibt. ;)

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