Wespen umsiedeln

  • Hallo,


    Meine Mutter erzählte mir heute Mittag, das wir ein kleines Wespennest im Briefkasten hätten und ob ich es entfernen könne. Sofort ging ich im Briefkasten nachschauen. Es handelt sich um ein kleines Nest mit 10 Eizellen (oder wie nennt man ein einzelnes Sechseck?) welche je ein Ei enthalten. Nach kurzem Betrachten kam auch schon die Königin angesummt. Vorsichtig schloss ich die Briefkastentür wieder und die Königin kroch durch den Schlitz ins Innere. Leider konnte ich die Musterung nicht genau betrachten, aber der schmalen Form und den orangefarbenen Fühlergeiseln wegen schliesse ich, das es sich um Polistes gallicus handelt. Es könnte auch eine andere Polistes art sein, ich habe jedoch letzten Sommer bei uns nur P. gallicus sehen können. :think:
    Da mich Wespen schon länger faszinieren :love: , möchte ich das Nest auf keinen Fall "vernichten". Aber im Briefkasten können sie auch nicht bleiben. :| Deshalb würde ich sie gerne umsiedeln. Ich wüste auch schon ein Plätzchen an der Ostseite unseres Hauses etwa 30 Meter Luftlinie vom Briefkasten entfernt. Am liebste würde ich sie natürlich so umsiedeln, dass ich einblick ins Nest habe. :)
    Ich habe mir schon überlegt eine Holz- oder Pappkiste mit Fluglöchern an der Fensteraussenseite anzubringen. Nur wie befestige ich das Nest in der Kiste? Hat jemand Erfahrung mit der Freilandhaltung von Wespen, oder kann mir jemand Tipps geben? Ich danke euch bereits im Voraus. :thanks:
    Liebe Grüsse
    Iwan




    PS: Ich habe auch bereits einiges im Forum über die Freilandhaltung von Wespen gefunden, aber ich wollte trozdem eine Topic ertstellen. :D


    Edit: Hier noch einige Bilder des Nestes:

  • Hallo Iwan,


    ich würde das lassen. Die Wespenkönigin wird sich nicht in der gewohnten, ihr bekannten Umgebung umorientieren können. Sie wird also immer wieder an den alten Neststandort zurückfliegen.
    Einzige Möglichkeit wäre, das Nest langsam (....und geduldig), Stück für Stück "umzusiedeln". Also über eine längere Zeit, jeden Tag einen Meter oder so in Richtung des neuen Standortes. Dazu würde ich aber den Briefkasten weiter verwenden, das Nest also darin belassen. Diesen Briefkasten wird die Wespe bei nicht allzu großer, räumlicher Versetzung immer wieder finden und erkennen. Wenn er also langsam, Stück für Stück versetzt wird. Er sollte dabei immer in der gleichen Ausrichtung bleiben...


    Ansonsten sollte man eine solche Wespe in eine völlig neue Umgebung verbringen mit ihrem Nest. Hier wird sie sich, wenn alles gut geht, neu einfliegen und die Umgebung neu erkunden und erlernen. Sie wird dazu Orientierungsflüge unternehmen, kreisende Flüge in immer größeren Schleifen.
    Das Risiko, dass sie sich verfliegt, ist aber groß. Manchmal geschieht es, und ich spreche aus Erfahrung, dass die Wespenkönigin "vergisst", sich einzufliegen, weil sie eben davon ausgeht, daheim in ihrer gewohnten Umgebung zu sein. Fliegt sie also in der neuen Umgebung, weit ab von der alten Nestumgebung, gerade und schnurstracks ab, ist sie verloren. Sie muss also vor dem Abflug "bemerken", dass etwas anders ist, dann wird sie Orientierungsflüge beim verlassen des Nestes unternehmen.


    Für dich und deine Polistes kommt nur der erste Weg in Frage. Wenn du sicher gehen willst, dass die Umsiedlung auf so kurze Distanz im der Wespenkönigin bekannten Gebiet gelingt, solltest du ihre Behausung also langsam, Stück für Stück, versetzen.


    Betrachte genau den Standort, den der Briefkasten jetzt hat. Ist der Standort vollsonnig, nach Osten oder nach Süden ausgerichtet? Am neuen Standort sollten die Bedingungen vergleichbar sein. Feldwespen mögen es warm, es kann sogar heiß werden im Sommer. Kein Problem für sie. Sie kühlen dann ihr Nest durch Fächeln und Wasserverdunstung. Schattige und kühle Standorte meiden sie in unseren Breiten.


    LG, Frank.

  • Hallo Frank,
    Erstmals vielen Dank für deine ausführliche Antwort. Leider ist der Briefkasten gleich in die Hauswand eingelassen. Ein herausnehmen ist also unmöglich. Deshalb geht das mit der langsamen Verschiebung leider nicht und auch sonst würde es nicht richtig aufgehen (Garten des Nachbaren ist dazwischen :( ). Meine Frage ist nun, ob 300 Meter noch zu nahe wäre? (Beim Haus meiner Grossmutter) Ich weiss, dass Wespen ein sehr grosses Fluggebiet haben können. Aber entfernt sich die Königin in der Gründung bereits so weit vom Nest entfernt? Allenfalls könnte ich das Nest auch beim Schafstall (Mein Vater ist Hobby-Schafzüchter) anbringen. Dieser ist etwa 600-800 Meter von hier entfernt. Könnte das gehen? Ich würde die Wespe mit ihrem Nest am Abend versetzen, so dass sie sich nicht am selben Tag verfliegt und am nächsten Morgen hoffendlich erst einige Orientierungsflüge machen wird.


    Liebe Grüsse Iwan


    PS: Sie befindet sich im Paketfach des Briefkasten. Da die Pakete sowieso (fast) nie dort reingestellt werden, könnte sie von mir aus auch dort bleiben :love: Nur meine Mutter ist sichtlich nicht begeistert :no:

  • Hallo Iwan. Wenn es so ist, würde ich das Nest da belassen und das Paketfach eben für diesen Sommer außer Betrieb nehmen. Ich meine, es verschließen oder so... Für einen Sommer auf dieses Paketfach verzichten. Beobachten kannst du die Feldwespen auch dort, sie sind sehr friedlich und gestatten es dir, mal ein Auge auf ihr Nest zu werfen.
    Von Honigbienen weiß man, dass sie bis zu fünf Kilometer weit fliegen und das Gebiet kennen können, in Einzelfällen vielleicht noch weiter. Wespen fliegen nicht so weit, sie müssen ja keine Blumen oder Blütenweisen, also reiche Trachten erreichen, sie jagen nur im näheren und weiteren Umkreis des Nestes, sammeln hier außerdem Baumaterial und etwas Nektar. Trotzdem kannst du davon ausgehen, dass eine Wespe, egal ob junge Königin oder Arbeiterin, die Umgebung des Nestes kennt, mindestens in einem Radius von zwei bis drei Kilometern. Das würde ich ihr zutrauen. Und ein leichtfertiger Versuch bringt nichts, wenn man damit mit hoher Wahrscheinlichkeit die Wespe vom Nest trennt und beide so dem Untergang preis gibt.


    Wenn ich also Wespen oder andere soziale, fliegende Hautflügler für meine Haltung suche, um sie bei mir anzusiedeln, suche ich immer in größerer Entfernung. Sicher unterschiedlich, Polistes fliegen sicher etwas weniger weit wie die viel mobileren Kurzkopfwespen oder Hornissen oder gar wie Bienen wie die Hummeln. Aber 30 oder auch 300 Meter sind einfach gar nichts für so ein schnell fliegendes Insekt. Und es ist für die sozialen Insekten überlebenswichtig, sich gut orientieren zu können. Sie bauen sich ein Zuhause und müssen dorthin von ihren verschiedenen Besorgungen immer zurückfinden können.

    Vor langer Zeit hatte ich mal ein Völkchen von Erdhummeln ausgegraben und mit heim genommen. Die Entfernung in Luftlinie betrug mindestens fünf Kilometer. Trotzdem verschwanden viele Arbeiterinnen in den ersten Tagen. Ich fand sie später, nach ihrem Nest suchend am alten Neststandort.
    Ich will damit nur sagen, man sollte diese kleinen Tiere nicht unterschätzen. Ihr Navigationstalent ist ungleich größer als unseres. Und wenn man dem Tier keinen Schaden zufügen will, belässt man es am Standort oder versucht, es über eine größere Entfernung umzusiedeln.
    Nochmal. ich würde sie dort belassen. Wie es ausieht, kannst du dort ja sehr schönen Einblick nehmen. Und den Skeptikern in deiner Familie erzähle etwas über die friedfertigen und nützlichen Feldwespen. Feldwespen sind Bestäuber und auch Raupenjäger, einen Großteil ihrer Eiweißnahrung (für die Larven) bestreiten die Feldwespen nach meinen Beobachtungen mit der Jagd nach "unbehaarten" Raupen.


    LG, Frank.

  • Hallo miteinander,


    Da ich nach vielen Überzeugungsversuchen zum Schluss kam, dass ich erfolglos bleiben werde und meine Eltern wohl oder übel kein Wespennest in ihrem Briefkasten haben wollen :cry: nahm ich mir vor am Mittwoch, also Heute, das Nest samt Königin 7 Kilometer weit weg an einen nach Süd-Westen ausgerichteten Waldrand zu bringen. Dort herrschen etwa die gleichen Licht und Sonnen Verhältnisse.
    Also ging ich heute zum Briefkasten und öffnete die Türe vorsichtig. :schreck: Schock! :schreck: Weder ein Wespennest noch eine Königin! Nur noch einige Überresten bei der Besfestigungstelle des Nestes. Sofort rannte ich wieder ins Haus und fragte meine Mutter ob sie etwas wisse! Verwundert sagte sue mir, dass sie das Nest in Ruhe gellassen habe. Auch mein Vater hat nichts gewusst nichts. Nun, einige Stunden später weiss ich, wer der Sündenbock ist. Unser Nachbar. Diesem ist offenbar als erstes aufgefallen, dass eine Wespe bei unserem Briefkasten ein- und ausfliegt. Nachdem er meine Mutter am 18. Mai benachrichtigt hat, machte er sich gestern wohl selbst ans Werk. :shock: :cry: Das Nest zerstört und die Königin tot (mit Elektrischer Fliegenklatsche). Er sagt, dass es genug Wespen gebe und diese nur stechen würden und unnützlich seinen!
    Soetwas macht mich einfach nur traurig :cry: Ich kann nicht verstehen, dass es Menschen gibt die Blind in der Natur umhertrampeln und alles Zerstören was ihnen über den Weg läuft.
    Liebe Grüsse Iwan

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