Wie erkennen Messor Körner/Samen?

  • Moin moin,


    seitdem ich meine Messor halte, habe ich viele verschiedene Körner und Samen verfüttert. Von selbst gesammelten kleinen Löwenzahnsamen samt Schirmchen bis hin zu Weizenkörnern aus Mischungen. Runde Körner, dünne Körner, lange Körner, kurze Körner, helle Körner, dunkle Körner. Alles wird von meinen Messor eingetragen und dann in der Kornkammer gelagert.


    Doch wie weiß die Arbeiterin, was ein Korn und was z.B. ein kleiner Stein ist?


    Gibt es dazu Erkenntnisse oder Ideen, wie man diese gewinnen könnte, ohne der Kolonie zu schaden?


    Viele Grüße,
    Holger

  • Moin,


    Geruch wäre sicher das naheliegendste. Aber wie riecht ein Korn bzw was riechen sie, um ein Korn als solches zu identifizieren? Zwischen den einzelnen Arten sind ja oft gravierende Unterschiede zu erkennen. Könnte man zB einen kleinen, porösen Stein in Mehl o.ä. wälzen und dann wird er eingetragen?

  • Passt zwar nicht ganz zum eigentlichen Thema: Ich habe nun schon öfters gelesen, dass Chia-Samen als Futter verwendet wurden. Allerdings enthalten die Blausäure, gibt es Erfahrungen, ob die enthaltene Menge schädlich für Ameisen sein kann? Erkennen Ameisen für sie giftige Samen?

  • Natürlich sollten sie auch etwas riechen können. Die meisten Tiere riechen besser als wir.


    Für den Menschen ist der Geruch von Körnern wohl erst wahrnehmbar, wenn man mal eine Hand voll davon nimmt und seine Nase richtig reinsteckt.


    Die Frage nach giftigen Körnern ist aber schon wieder interessant. Chia hab ich schon mal verfüttert und die wurden angenommen. Die Menge war jetzt aber nicht so atemberaubend. Das war mal ein Teelöffel und der ist jetzt verteilt unter den anderen Samen, falls noch was davon da ist.


    Was ich aber auch schon mal getestet habe, waren Paprikasamen. Die sind wirklich lange in der Arena gelegen, bis ich sie mal beim Großreinemachen mit entfernt hab.

  • Natürlich sollten sie auch etwas riechen können. Die meisten Tiere riechen besser als wir.


    Für den Menschen ist der Geruch von Körnern wohl erst wahrnehmbar, wenn man mal eine Hand voll davon nimmt und seine Nase richtig reinsteckt.


    Ich kann mir nicht vorstellen, dass es ganz so einfach ist. Immerhin geben wir unseren Messor ja oft Körner, die in ihrem natürlichen Habitat nicht vorkommen und sie werden offensichtlich erkannt und eingetragen. Andererseits berichtest du von den Paprikasamen, die ignoriert werden.


    In welchem Aspekt unterscheidet sich für die Ameise der Samen vom Löwenzahn von dem der Paprika?

  • Capsaicin ist ja bekanntlich das, was das Gefressenwerden verhindern sollte. Möglicherweise reagieren sie darauf schon. Es könnte aber auch einfach daran liegen, dass sie eben die bekannten Gräsersamen bevorzugen.
    Ich denke aber trotzdem, dass Stoffe, die giftig sind oder eben als Frassschutz dienen sollen, weltweit gleich riechen.

  • Ameisen sollten sich auch bei der Futtersuche und Identifikation dem olfaktorischen Sinn bedienen, so folgen sie ja auch ihren Pheromonspuren.


    Ein interessantes Experiment wäre sicher einen kleinen Kiesel in einem Brei aus gemahlenem Korn / Samen zu tränken. Anschließend könnte man beobachten ob und wie schnell bemerkt wird dass es sich nicht um etwas essbares handelt. Zudem könnte man mit der Intensität etwas experimentieren und schauen ob nicht sogar reguläre Körner zunächst aufgrund der Stärke des Duftes eines zermahlenen Korns quasi links liegen gelassen werden.


    Sicher auch ganz interessant zu dem Thema, jedoch auf Englisch:
    Pinpointing Food Sources: Olfactory and Anemotactic Orientation in Desert Ants, Cataglyphis Fortis
    Harald Wolf und Rüdiger Wehner
    http://jeb.biologists.org/content/jexbio/203/5/857.full.pdf

  • Ich werde auf jedem Fall bei nächster Gelegenheit dahingehende Versuche bei meiner Messor-Kolonie durchführen. Es wäre natürlich wünschenswert, wenn andere Halter dies auch täten und hier darüber berichten würden.


    Ich habe heute auch schon Google bemüht, um etwas in dieser Richtung herauszufinden - leider ohne Erfolg.


    Und was giftige Inhaltsstoffe angeht: Da die Ameisen die Chia-Samen eintragen, sollten sie die enthaltene Blausäure nicht wahrnehmen können, oder die Konzentration ist einfach zu gering.

  • Hallo,
    bei Ameisenarten, wie Messor oder Pogonomyrmex,
    die sich auf eine Ernährung ihrer Brut durch Pflanzensamen spezialisiert haben, ist es ganz einfach!
    Die Samen, die sich von anderen pflanzlichen Geweben durch einen hohen Protein- und Fettgehalt unterscheiden,
    sind dadurch tierischem Gewebe ähnlicher.
    Dieser Unterschied, macht es den Ameisen einfacher, sie als Nahrung zu erkennen.
    Das ist die Antwort warum sie die Körner erkennen, womit wurde ja schon beantwortet!
    Gruß, Steffen

    ,,es ist nicht wichtig, was andere denken wenn man kommt, es ist wichtig was sie denken, wenn man geht!

  • Hallo,
    da mir das schon bekannt war und ich mitten in der Nacht, Colo eine Antwort geben wollte, habe ich die Quellenangabe als Beweismittel vergessen anzugeben.Sorry!
    Ich habe in Google, woran erkennen Ameisen Samen als Nahrung?, eingegeben und dort steht bei Ameisen-Wikipedia, unter Ernährung,
    gleich die Erklärung.
    Es gibt noch bessere Erklärungen, so z. B. unter Strategien der Pflanzen zur Verbreitung durch Samen. Einfach mal suchen. Wie schon geschrieben, ich habe leider keine Zeit, sonst hätte ich einen langen Text geschrieben.
    Gruß,
    Steffen

    ,,es ist nicht wichtig, was andere denken wenn man kommt, es ist wichtig was sie denken, wenn man geht!

  • Moin moin,


    Diffeos Nachfrage war sicher keineswegs als Kritik gemeint. Wir haben das Problem schon länger diskutiert und sind tatsächlich selbst hauptsächlich auf Quellen gestoßen, die die Auswahl der Körner und deren Transport, ihren Einfluss auf das Ökosystem u.v.m. beleuchten, aber nicht der von mir gestellten Frage nähern.


    Ich habe deinen Begriff auch gegoogled, finde das aber leider nicht. Kannst du vielleicht wirklich den Link nachreichen? :D




    Doch gefunden! (Danke an @Diffeomorphismus )


    Allerdings wird mir noch nicht abschließend klar, ob das jetzt nur eine Erklärung ist, warum es Ernteameisen gibt, oder dahingehend wie Körner ausgewählt werden.

  • Hallo Ihr,
    nein habe ich nicht als Kritik verstanden, warum auch?
    Warum es Ernteameisen gibt? Ich würde sagen, die Evolution hat bestimmte Ameisen diese Nische besetzen lassen.
    Wie die Körner ausgwählt werden?
    Mmmh, die, welche ihnen vom Gehalt der Inhaltsstoffe am besten zusagen.
    Ob es jetzt eine Symbiose zwischen Ernteameise und bestimmten samenproduzierenden Pflanzen gibt, wie in etwa,
    zwischen Blattschneidern und ihrem Pilz,
    würde ich jetzt mal mit nein beantworten, aber,
    der Pilz produziert ja auch ein geeignetes Futtermittel für die Brut und wird nicht einfach so gepflegt!!
    Aber es ist ja eigentlich nicht unlogisch, wenn es Pflanzen gibt, die ein Mittel produzieren oder vortäuschen, damit körner-samenfressende Tiere abgeschreckt werden,
    sollte es auch Pflanzen geben, die Körnerfresser anlocken um den Samen zu verbreiten.
    Dies haben wir ja, bei Pflanzen wie Sanddorn, Kirsche, Holunder usw., wo die Früchte von Vögeln gefressen werden und die Samen durch den Verdauungstrakt der Tiere gehen und so weiter verbreitet werden.
    Ob das jetzt so auch zwischen Ernteameisen und Gräsern und ähnlichen ist?
    Sprich eine von der Natur gewollte Symbiose oder Zufall ist, kann ich persönlich nicht einschätzen,
    aber das Thema ist sehr ansprechend.
    Gruß,
    Steffen

    ,,es ist nicht wichtig, was andere denken wenn man kommt, es ist wichtig was sie denken, wenn man geht!

  • Ja Steffen, das Thema glaube ich auch, ist wohl doch etwas umfangreicher als ursprünglich angenommen.


    Um mal bei den Granivoren zu bleiben, es gibt ja nicht so wahnsinnig viele Ameisen, die Körner selbst verwerten können, die Elaiosome manch anderer Pflanzen können sogar die meisten Arten verwerten. Hierbei ist es für die Pflanze natürlich klar ein Punkt in Sachen Samenverbreitung ohne dass die Samen selbst gefressen werden.
    Bei den Granivoren ist es scho wieder so, dass diese ja, wenn sie die Samen einlagern, den Keimling abbeisen, um ein austreiben zu verhindern. Das ist jetzt wieder weniger Glück für die Pflanze in Sachen Weiterverbreitung. Nur wenn die Pflanzen ausreichend viele Samen produzieren, kommen genug durch und können auch eine neue Pflanze bilden.
    Diese haben aber vielleicht den Vorteil, dass sie sich nicht mit anderen Kräutern um einen guten Platz raufen müssen, da ja nicht alle Samen aufgehen.


    Zum Punkt Verwertbarkeit von Samen als Nahrung fällt mir noch ein, dass sich diese vielleicht daraus entwickelt hat, dass Arten nicht nur die Elaiosome, sondern auch die Samen selbst verwerten konnten.


    In der Evolution der Ameisen haben sich einige spezialisiert und viele sind Universalisten geblieben. Die Blattschneider zB haben sich zum einen als Nahrung auf ihren Pilz spezialisiert, andererseits kann dieser aber verschiedenste Pflanzenfasern verwerten.

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