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Hier findest du alle Posts des Threads ameisen-und-das-abdecken-von-flussigkeiten.


Post 40297 -

Ich habe solches Verhalten eigentlich immer nur in Nestnähe beobachtet. In der Haltung geht es ja auch kaum anders, im Freiland habe ich das an nestfernen Standorten noch nie gesehen.
Und abhängig von den Arten und der Hartnäckigkeit, mit der diese bei solchen Herausforderungen zu Werke gehen, meist nur dann, wenn es relativ leicht möglich war, die klebrigen Zuckerquellen abzudecken und zu verunreinigen. Arten wie die Myrmecia gulosa oder verschiedene Cataglyphis, die ich recht oft beobachtet habe, sind eigentlich nicht so stark motiviert und ihr Antrieb, eine Zuckerquelle abzudecken, lässt sich gut eindämmen, indem man es ihnen etwas unbequem macht. Daher füttere ich solche Arten mit Kohlehydraten gerne an erhöhten Plätzen, wo es einen gewissen Aufwand macht, diese Futterquellen zu verunreinigen und das entsprechende Inventar wie Sand und Steinchen heran zu schleppen.


Ich traue den Ameisen allgemein ja einiges zu. Aber ich glaube eher, dass sich solcher Werkzeuggebrauch zufällig entwickelt, indem Ameisen klebrige, feuchte Futterquellen abdecken, um sich zu schützen. Gerinnt dann der Zucker, Nektar etwas, bemerken sie, dass man die durchtränkten, süßschmeckenden Brocken als Nahrung eintragen kann. Ich kann mir dabei gut vorstellen, dass die Tiere lernen und Erfahrungen sammeln und diese dann anwenden. Dass so aus einer Handlung, die ursprünglich dem Selbstschutz dient, eine gerichtete Werkzeuganwendung, durch den zufälligen Erfolg provozierte Handlung wird.
Dass Ameisen und soziale Wespen ebenso wie soziale Bienen bei der Nahrungsbeschaffung, dem Nestbau und dem Erwerb von Nestbaumaterial individuell lernfähig sind, habe ich schon des öfteren beobachtet. Zumindest habe ich Beobachtungen gemacht, die für mich solche Rückschlüsse nahe legten.


Bei den Aphaenogaster kommt vielleicht noch hinzu, dass diese Arten vieles eintragen, was andere Arten liegen lassen. In Spanien und in der Türkei sah ich oft, dass sie Blüten und Blütenblätter von Christrosen eintrugen, keine andere Art interessierte sich dort dafür. Die Aphaenogaster sind hochspezialisierte Allesverwerter, glaube ich, alles, was irgendwie interessant ist, wird eingetragen. Vollkommen vertrocknete Ameisenleichen, Insektenkadaver, die tagelang in der Sonne lagen und kaum noch verwertbare Proteine beinhalten dürften. Und ebenso vegetarische Dinge wie die Blütenblätter. Sie holen eben alles und lieber etwas mehr. Deswegen sind diese Arten auch sehr erfolgreich in dürren, trockenen Gegenden.


LG, Frank.


Ich habe solches Verhalten eigentlich immer nur in Nestnähe beobachtet. In der Haltung geht es ja auch kaum anders, im Freiland habe ich das an nestfernen Standorten noch nie gesehen.
Und abhängig von den Arten und der Hartnäckigkeit, mit der diese bei solchen Herausforderungen zu Werke gehen, meist nur dann, wenn es relativ leicht möglich war, die klebrigen Zuckerquellen abzudecken und zu verunreinigen. Arten wie die Myrmecia gulosa oder verschiedene Cataglyphis, die ich recht oft beobachtet habe, sind eigentlich nicht so stark motiviert und ihr Antrieb, eine Zuckerquelle abzudecken, lässt sich gut eindämmen, indem man es ihnen etwas unbequem macht. Daher füttere ich solche Arten mit Kohlehydraten gerne an erhöhten Plätzen, wo es einen gewissen Aufwand macht, diese Futterquellen zu verunreinigen und das entsprechende Inventar wie Sand und Steinchen heran zu schleppen.


Ich traue den Ameisen allgemein ja einiges zu. Aber ich glaube eher, dass sich solcher Werkzeuggebrauch zufällig entwickelt, indem Ameisen klebrige, feuchte Futterquellen abdecken, um sich zu schützen. Gerinnt dann der Zucker, Nektar etwas, bemerken sie, dass man die durchtränkten, süßschmeckenden Brocken als Nahrung eintragen kann. Ich kann mir dabei gut vorstellen, dass die Tiere lernen und Erfahrungen sammeln und diese dann anwenden. Dass so aus einer Handlung, die ursprünglich dem Selbstschutz dient, eine gerichtete Werkzeuganwendung, durch den zufälligen Erfolg provozierte Handlung wird.
Dass Ameisen und soziale Wespen ebenso wie soziale Bienen bei der Nahrungsbeschaffung, dem Nestbau und dem Erwerb von Nestbaumaterial individuell lernfähig sind, habe ich schon des öfteren beobachtet. Zumindest habe ich Beobachtungen gemacht, die für mich solche Rückschlüsse nahe legten.


Bei den Aphaenogaster kommt vielleicht noch hinzu, dass diese Arten vieles eintragen, was andere Arten liegen lassen. In Spanien und in der Türkei sah ich oft, dass sie Blüten und Blütenblätter von Christrosen eintrugen, keine andere Art interessierte sich dort dafür. Die Aphaenogaster sind hochspezialisierte Allesverwerter, glaube ich, alles, was irgendwie interessant ist, wird eingetragen. Vollkommen vertrocknete Ameisenleichen, Insektenkadaver, die tagelang in der Sonne lagen und kaum noch verwertbare Proteine beinhalten dürften. Und ebenso vegetarische Dinge wie die Blütenblätter. Sie holen eben alles und lieber etwas mehr. Deswegen sind diese Arten auch sehr erfolgreich in dürren, trockenen Gegenden.


LG, Frank.



Post 40299 -

Da fällt mir dann doch noch ein Aspekt ein. Das Verhalten wird wohl meist oder zumindest am ausgeprägtesten bei Arten beobachtet, die im Erdreich nisten. Für solche Ameisen ist Wasser lebensgefährlich, Überflutungen können den Tod einer Kolonie bedeuten. Manche holz- und baumbewohnende Arten haben völlig andere Möglichkeiten entwickelt, mit Wasser und Überflutungen im Nest bzw. in Nestnähe umzugehen. Leptothorax können Wasser zB. im Kropf aufnehmen und außerhalb des Nestes ausspeien. Tun das einige Arbeiterinnen, erreichen sie so eine "Trockenlegung" des Nestes. Andere eher baumbewohnende Arten wie die Gigantiops taten das eher nie bei mir in der Haltung, sie warfen eher nie irgendwelches Dinge in den Zucker.
Hier sehe ich eigentlich den Ursprung des Verhaltens. Erdbewohnende Arten haben sicher, das ist für sie lebenswichtig, eine instinkive Kenntnis um die Kapillarwirkung, die sich in ihrer Evolution herausbildete und ihr Überleben begünstigte. Ganz sicher bekämpfen sie so auch Überflutungen im Nest bzw. versuchen dies wenigstens. Für erdbewohnende Arten ist es überlebenswichtig, mit Wasser bzw. Nässe umgehen zu können. Bekämpfung, Eindämmung und Ableitung von Wasser durch die Kapillarwirkung angeschleppten Substrates ist eine Methode, eine andere ist die Alarmierung und Flucht der Kolonie. Wenden die Tiere das Anhäufen von Substrat und damit die Erstellung von "Kapillarbrücken" nun außerhalb des Nestes, im Terrarium an, wie im Video von Erne, ist das eigentlich eine ganz normale Reaktion. Kennt jeder Halter solcher Arten. Gerade für große Tiere wie die Myrmecia ist so ein Terrarium ohnehin eigentlich für sich genommen das Nest. Das Gleiche gilt sicher für kleinere, aber sehr volkreiche Arten...
Verwenden die Ameisen ihre Fähigkeiten und Kenntnisse nun bei den Zuckertränken, ist das ja eigentlich nicht sehr ungewöhnlich. Hunger leiden die Ameisen nicht, es gibt keinen Mangel an Kohlehydraten und auch keine Möglichkeit, ihn in der Kolonie zu speichern, der Zucker ist also eher wertlos und lästig. Gefährlich feucht und klebrig, er muss trocken gelegt werden.


Nur ein Gedanke.


LG, Frank.


Da fällt mir dann doch noch ein Aspekt ein. Das Verhalten wird wohl meist oder zumindest am ausgeprägtesten bei Arten beobachtet, die im Erdreich nisten. Für solche Ameisen ist Wasser lebensgefährlich, Überflutungen können den Tod einer Kolonie bedeuten. Manche holz- und baumbewohnende Arten haben völlig andere Möglichkeiten entwickelt, mit Wasser und Überflutungen im Nest bzw. in Nestnähe umzugehen. Leptothorax können Wasser zB. im Kropf aufnehmen und außerhalb des Nestes ausspeien. Tun das einige Arbeiterinnen, erreichen sie so eine "Trockenlegung" des Nestes. Andere eher baumbewohnende Arten wie die Gigantiops taten das eher nie bei mir in der Haltung, sie warfen eher nie irgendwelches Dinge in den Zucker.
Hier sehe ich eigentlich den Ursprung des Verhaltens. Erdbewohnende Arten haben sicher, das ist für sie lebenswichtig, eine instinkive Kenntnis um die Kapillarwirkung, die sich in ihrer Evolution herausbildete und ihr Überleben begünstigte. Ganz sicher bekämpfen sie so auch Überflutungen im Nest bzw. versuchen dies wenigstens. Für erdbewohnende Arten ist es überlebenswichtig, mit Wasser bzw. Nässe umgehen zu können. Bekämpfung, Eindämmung und Ableitung von Wasser durch die Kapillarwirkung angeschleppten Substrates ist eine Methode, eine andere ist die Alarmierung und Flucht der Kolonie. Wenden die Tiere das Anhäufen von Substrat und damit die Erstellung von "Kapillarbrücken" nun außerhalb des Nestes, im Terrarium an, wie im Video von Erne, ist das eigentlich eine ganz normale Reaktion. Kennt jeder Halter solcher Arten. Gerade für große Tiere wie die Myrmecia ist so ein Terrarium ohnehin eigentlich für sich genommen das Nest. Das Gleiche gilt sicher für kleinere, aber sehr volkreiche Arten...
Verwenden die Ameisen ihre Fähigkeiten und Kenntnisse nun bei den Zuckertränken, ist das ja eigentlich nicht sehr ungewöhnlich. Hunger leiden die Ameisen nicht, es gibt keinen Mangel an Kohlehydraten und auch keine Möglichkeit, ihn in der Kolonie zu speichern, der Zucker ist also eher wertlos und lästig. Gefährlich feucht und klebrig, er muss trocken gelegt werden.


Nur ein Gedanke.


LG, Frank.



Post 40314 -

Stimmt, Phil, der Punkt, den du nennst, ist wahrscheinlich sogar der wichtigere Ansatz bei den Aphaenogaster.
Ich hatte mir in den 90ern von meinen ersten Reisen in die "Freie Welt", aus Spanien, einige Kolonien mitgebracht und die einige Zeit gehalten. Damals habe ich mich immer gewundert, wenn ich die Tiere beobachtete, dass sie sich nie von Mund zu Mund fütterten.
Eigentlich sind die Aphaenogaster durchweg hochentwickelte, hochsoziale und gutorganisierte Ameisen, glaube ich. Rekrutierung, Alarmierung, Kolonieumzüge, Arbeitsteilung zB. beim Transport von Beute beherrschen diese Ameisen gut, ebenso wie das individuelle Furagieren durch einzeln agierende Arbeiterinnen im Terrain. Aber es gibt keinen Sozialmagen. Keine Trophallaxis.
Damals wusste ich noch nichts von trophischen Eiern und habe darauf nicht geachtet. Ist ja eine Möglichkeit, mit der Arten, die keine Mund-zu-Mund-Fütterung kennen, Nahrung weitergeben. Gibt es eigentlich Erkenntnisse, wie die Aphaenogaster die Kolonieangehörigen ernähren, die zeitlebens im Nest bleiben? Wie die Königin?


Das führt vielleicht ein wenig vom Thema weg, wäre aber eine interessante Randnotiz.


Noch etwas: Merkur hat im AP leise Zweifel an meinen o.g. Beobachtungen bei Leptothorax angemeldet. Das ist legitim und absolut verständlich, niemand sonst hat sich so intensiv und eingehend mit diesen Arten befasst und hat soviel Wissen und so viele Forschungsergebnisse zusammen getragen. Davor habe ich den allergrößten Respekt und die Zeit, die ich mich als Laie mit diesen Arten verbracht habe und die Beobachtungen, die ich gemacht habe, sind absolut unbedeutend.


Die kleine Beobachtung, die ich oben geschildert habe, habe ich vor vielen Jahren an Leptothorax acervorum gemacht, gehalten in einem Terrarium mit Holznest an der Glasscheibe. Die Ameisen taten das, nachdem ich das Nest unvorsichtig bewässert und ziemlich intensiv geflutet hatte. Das Wasser stand einige Zeit in dem vorher absolut trockenen Holznest. Es ist nicht unbedingt so, dass sehr trockenes Holz Wasser sofort aufsaugt, die Kapillarwirkung setzt manchmal erst ein, wenn das Holz einige Zeit dem Wasser ausgesetzt ist. Kennt jeder, völlig ausgetrocknete, sozusagen staubtrockene, relativ glatte Flächen brauchen manchmal einige Zeit, bis sie Wasser aufnehmen.
Es tut mir leid, wenn ich das heute jetzt nicht belegen kann, in den 80ern war es noch schwierig, so etwas bildlich zu dokumentieren und es war für mich damals auch kein Thema. Es gab weit und breit niemanden, den ich kannte und den es interessiert hätte. Es gab noch kein Internet, dass uns heute verbindet.
Ich werde in diesem Jahr versuchen, das nachzustellen und dann das Verhalten der Tiere zu dokumentieren.


LG, Frank.


Stimmt, Phil, der Punkt, den du nennst, ist wahrscheinlich sogar der wichtigere Ansatz bei den Aphaenogaster.
Ich hatte mir in den 90ern von meinen ersten Reisen in die "Freie Welt", aus Spanien, einige Kolonien mitgebracht und die einige Zeit gehalten. Damals habe ich mich immer gewundert, wenn ich die Tiere beobachtete, dass sie sich nie von Mund zu Mund fütterten.
Eigentlich sind die Aphaenogaster durchweg hochentwickelte, hochsoziale und gutorganisierte Ameisen, glaube ich. Rekrutierung, Alarmierung, Kolonieumzüge, Arbeitsteilung zB. beim Transport von Beute beherrschen diese Ameisen gut, ebenso wie das individuelle Furagieren durch einzeln agierende Arbeiterinnen im Terrain. Aber es gibt keinen Sozialmagen. Keine Trophallaxis.
Damals wusste ich noch nichts von trophischen Eiern und habe darauf nicht geachtet. Ist ja eine Möglichkeit, mit der Arten, die keine Mund-zu-Mund-Fütterung kennen, Nahrung weitergeben. Gibt es eigentlich Erkenntnisse, wie die Aphaenogaster die Kolonieangehörigen ernähren, die zeitlebens im Nest bleiben? Wie die Königin?


Das führt vielleicht ein wenig vom Thema weg, wäre aber eine interessante Randnotiz.


Noch etwas: Merkur hat im AP leise Zweifel an meinen o.g. Beobachtungen bei Leptothorax angemeldet. Das ist legitim und absolut verständlich, niemand sonst hat sich so intensiv und eingehend mit diesen Arten befasst und hat soviel Wissen und so viele Forschungsergebnisse zusammen getragen. Davor habe ich den allergrößten Respekt und die Zeit, die ich mich als Laie mit diesen Arten verbracht habe und die Beobachtungen, die ich gemacht habe, sind absolut unbedeutend.


Die kleine Beobachtung, die ich oben geschildert habe, habe ich vor vielen Jahren an Leptothorax acervorum gemacht, gehalten in einem Terrarium mit Holznest an der Glasscheibe. Die Ameisen taten das, nachdem ich das Nest unvorsichtig bewässert und ziemlich intensiv geflutet hatte. Das Wasser stand einige Zeit in dem vorher absolut trockenen Holznest. Es ist nicht unbedingt so, dass sehr trockenes Holz Wasser sofort aufsaugt, die Kapillarwirkung setzt manchmal erst ein, wenn das Holz einige Zeit dem Wasser ausgesetzt ist. Kennt jeder, völlig ausgetrocknete, sozusagen staubtrockene, relativ glatte Flächen brauchen manchmal einige Zeit, bis sie Wasser aufnehmen.
Es tut mir leid, wenn ich das heute jetzt nicht belegen kann, in den 80ern war es noch schwierig, so etwas bildlich zu dokumentieren und es war für mich damals auch kein Thema. Es gab weit und breit niemanden, den ich kannte und den es interessiert hätte. Es gab noch kein Internet, dass uns heute verbindet.
Ich werde in diesem Jahr versuchen, das nachzustellen und dann das Verhalten der Tiere zu dokumentieren.


LG, Frank.



Post 40317 -

Ich durchaus, Christian. Wenn ich bei meinen gulosa rein gucke, dann haben die die Glasscheiben dort mit Erde und Schmutz beschmiert, wo die Scheiben ständig feucht sind. Das macht das Fotografieren in die kühleren, feuchteren Nestbereich so schwierig. Sie machen das teilweise gezielt, um die Feuchtigkeit zu binden, teilweise geschieht das, wenn sie mit Partikeln hantieren, diese hinaus tragen, dabei die Scheiben berühren oder mit Erdmaterial Fugen und Spalten, zB. zwischen Scheibe und Nest abdichten.
Gezieltes "Zumauern" der feuchten Scheiben abe ich leider oft gesehen, bei den verschiedensten Arten und Gattungen. Ob Gigantiops, Myrmecia, Cataglyphis, Messor u.v.a..
Ich verwende stehende Nester, das macht vielleicht einen Unterschied. Die Glasscheiben sind also leicht erreichbar.


Aus diesem Grund verwende ich übrigens seit langem keinen Lehm mehr im Nest. Lehm schmiert, bildet einen hervorragenden "Sichtschutz" und wenn die Scheibe mal zwischendurch trocknet, ist ein Reingucken gar nicht mehr möglich. Erde und Sand bröckeln manchmal dann wieder ab und man bekommt wieder einen gewissen Einblick.


LG, Frank.


Ich durchaus, Christian. Wenn ich bei meinen gulosa rein gucke, dann haben die die Glasscheiben dort mit Erde und Schmutz beschmiert, wo die Scheiben ständig feucht sind. Das macht das Fotografieren in die kühleren, feuchteren Nestbereich so schwierig. Sie machen das teilweise gezielt, um die Feuchtigkeit zu binden, teilweise geschieht das, wenn sie mit Partikeln hantieren, diese hinaus tragen, dabei die Scheiben berühren oder mit Erdmaterial Fugen und Spalten, zB. zwischen Scheibe und Nest abdichten.
Gezieltes "Zumauern" der feuchten Scheiben abe ich leider oft gesehen, bei den verschiedensten Arten und Gattungen. Ob Gigantiops, Myrmecia, Cataglyphis, Messor u.v.a..
Ich verwende stehende Nester, das macht vielleicht einen Unterschied. Die Glasscheiben sind also leicht erreichbar.


Aus diesem Grund verwende ich übrigens seit langem keinen Lehm mehr im Nest. Lehm schmiert, bildet einen hervorragenden "Sichtschutz" und wenn die Scheibe mal zwischendurch trocknet, ist ein Reingucken gar nicht mehr möglich. Erde und Sand bröckeln manchmal dann wieder ab und man bekommt wieder einen gewissen Einblick.


LG, Frank.



Post 40295 -

Hallo,


der Werkzeuggebrauch in Form von Schwämmen bei (amerikanischen) Aphaenogaster ist schon sehr lange bekannt, um genau zu sein seit 1976 (Fellers & Fellers). Die neue Studie, über die es im verlinkten Artikel (Maák et al. 2016) geht, hat bei europäischen Aphaenogaster ebenfalls das Verhalten entdeckt (keine Überraschung), und deren Nutzung von unterschiedlichen Materialien als Schwämmen getestet. Wenn man sich die Ergebnisse in der Studie selbst anguckt, sind diese meines Erachtens allerdings nicht so sonderlich spektakulär und überzeugend, weshalb ich auch nicht darüber berichtet habe. Schön finde ich aber aus der Einleitung der Studie der Hinweis auf eine andere, die Werkzeuggebrauch bei Insekten zusammenfasst:
Früher dachte man, nur der Mensch wäre zum Werkzeuggebrauch fähig; inzwischen gibt es mehr als 50 Fälle von nachgewiesenen Werkzeuggebrauch in 30 verschiedenen Gattungen von Insekten (Bentley-Condit & Smith 2010)!


Das Abdecken von flüssiger Nahrung beobachtet man bei fast allen Ameisenarten in der Haltung, allerdings habe ich noch nie davon gehört, dass eine Art (mit Ausnahme der Aphaenogaster) die vollgesaugten Stücke ins Nest trägt.
Die eine Theorie dazu hast Du ja schon erklärt (verstecken vor Feinden), die andere Theorie wäre, dass sie das aus einer Selbstschutz an klebrigen Oberflächen machen. Zum Beispiel haben früher meine Crematogaster scutellaris ihren Dreck gelegentlich in das Paraffinöl geschmissen, das sie am Ausbrechen hindern sollte. Weitere Beobachtungen dazu wären natürlich interessant, insbesondere wenn es um das Abdecken von Nicht-Futterquellen geht.


Grüße, Phil


Bentley-Condit, V.K., Smith, E.O. (2010) Animal tool-use: Current definitions and an updated comprehensive catalog. Behaviour Vol. 147, pp. 185–221
Fellers, J.H. & Fellers, G.M. (1976) Tool Use in a Social Insect and Its Implications for Competitive Interactions. Science Vol. 192, Issue 4234, pp. 70-72
Maák et al. (2016) Tool selection during foraging in two species of funnel ants. Animal Behavior Vol. 123, pp. 207-216


Hallo,


der Werkzeuggebrauch in Form von Schwämmen bei (amerikanischen) Aphaenogaster ist schon sehr lange bekannt, um genau zu sein seit 1976 (Fellers & Fellers). Die neue Studie, über die es im verlinkten Artikel (Maák et al. 2016) geht, hat bei europäischen Aphaenogaster ebenfalls das Verhalten entdeckt (keine Überraschung), und deren Nutzung von unterschiedlichen Materialien als Schwämmen getestet. Wenn man sich die Ergebnisse in der Studie selbst anguckt, sind diese meines Erachtens allerdings nicht so sonderlich spektakulär und überzeugend, weshalb ich auch nicht darüber berichtet habe. Schön finde ich aber aus der Einleitung der Studie der Hinweis auf eine andere, die Werkzeuggebrauch bei Insekten zusammenfasst:
Früher dachte man, nur der Mensch wäre zum Werkzeuggebrauch fähig; inzwischen gibt es mehr als 50 Fälle von nachgewiesenen Werkzeuggebrauch in 30 verschiedenen Gattungen von Insekten (Bentley-Condit & Smith 2010)!


Das Abdecken von flüssiger Nahrung beobachtet man bei fast allen Ameisenarten in der Haltung, allerdings habe ich noch nie davon gehört, dass eine Art (mit Ausnahme der Aphaenogaster) die vollgesaugten Stücke ins Nest trägt.
Die eine Theorie dazu hast Du ja schon erklärt (verstecken vor Feinden), die andere Theorie wäre, dass sie das aus einer Selbstschutz an klebrigen Oberflächen machen. Zum Beispiel haben früher meine Crematogaster scutellaris ihren Dreck gelegentlich in das Paraffinöl geschmissen, das sie am Ausbrechen hindern sollte. Weitere Beobachtungen dazu wären natürlich interessant, insbesondere wenn es um das Abdecken von Nicht-Futterquellen geht.


Grüße, Phil


Bentley-Condit, V.K., Smith, E.O. (2010) Animal tool-use: Current definitions and an updated comprehensive catalog. Behaviour Vol. 147, pp. 185–221
Fellers, J.H. & Fellers, G.M. (1976) Tool Use in a Social Insect and Its Implications for Competitive Interactions. Science Vol. 192, Issue 4234, pp. 70-72
Maák et al. (2016) Tool selection during foraging in two species of funnel ants. Animal Behavior Vol. 123, pp. 207-216



Post 40313 -

Ich finde das Verhalten schon spektakulär, wobei die natürlich die Frage bleibt, warum es sich ausgerechnet bei Aphaenogaster entwickelt hat. Frank hat dazu ja schon einen wesentlichen Punkt genannt, dass diese eine außergewöhnlich Spektrum an verschiedener Nahrung eintragen. Der zweite wichtige Ansatz ist sicherlich, dass Aphaenogaster keine Flüssigkeiten über den Sozialmagen weitergeben können (=Trophallix), und sich daher diese ausgefuchste Strategie "ausgedacht" haben um das Problem zu umgehen. Das kann man auch bei einigen anderen Ameisen beobachten, viele Ponerinen wie z.B. Odontomachus oder Diacamma tragen Flüssigkeiten zwischen den Mandibeln in Tröpfchenform ins Nest. Bei Platythyrea conradti gibt sogar ein interessantes Verhalten, wo die Flüssigkeit durch Kapillarkräfte am Unterkopf festgehalten wird (Dejean & Suzzoni, 1997). Vielleicht gibt es noch weitere, bislang unentdeckte Strategien von Ameisen, flüssige Nahrung zu transportieren.


Grüße, Phil


Dejean, A. & Suzzoni, J.P. (1997) Surface tension strengths in the service of a Ponerine ant: a new kind of nectar transport. Naturwissenschaften 84:76–7


Ich finde das Verhalten schon spektakulär, wobei die natürlich die Frage bleibt, warum es sich ausgerechnet bei Aphaenogaster entwickelt hat. Frank hat dazu ja schon einen wesentlichen Punkt genannt, dass diese eine außergewöhnlich Spektrum an verschiedener Nahrung eintragen. Der zweite wichtige Ansatz ist sicherlich, dass Aphaenogaster keine Flüssigkeiten über den Sozialmagen weitergeben können (=Trophallix), und sich daher diese ausgefuchste Strategie "ausgedacht" haben um das Problem zu umgehen. Das kann man auch bei einigen anderen Ameisen beobachten, viele Ponerinen wie z.B. Odontomachus oder Diacamma tragen Flüssigkeiten zwischen den Mandibeln in Tröpfchenform ins Nest. Bei Platythyrea conradti gibt sogar ein interessantes Verhalten, wo die Flüssigkeit durch Kapillarkräfte am Unterkopf festgehalten wird (Dejean & Suzzoni, 1997). Vielleicht gibt es noch weitere, bislang unentdeckte Strategien von Ameisen, flüssige Nahrung zu transportieren.


Grüße, Phil


Dejean, A. & Suzzoni, J.P. (1997) Surface tension strengths in the service of a Ponerine ant: a new kind of nectar transport. Naturwissenschaften 84:76–7



Post 40318 -

Was das "Beschmieren" und Eintragen von Substrat im Nest selbst, also an den Oberflächen, wo sich Tauwasser gebildet hat, betrifft, das hat wohl tatsächlich mehr mit der Regulierung des Mikroklimas im Nest zu tun.
Bei einem Gründervolk Lasius niger konnte ich beobachten, dass sie abgetragenes Material vom Gipsboden des Miniformis entlang der Watte, Richtung Ausgang aufgetragen hatten.
So wurde ein feuchterer Bereich erzeugt, auf dem sich die Larven befanden. Davor lagerten Eier und die Puppen.
Das bringen sie selbst auf so engem Raum, wie in einem RG-Nest fertig.


Warum das aber manche Arten mehr, manche weniger machen, liegt wohl auch an den klimatischen Bedingungen, mit denen sie in ihrer Heimat zurecht kommen müssen und auch an denen, die sie im Nest für ihre Entwicklung benötigen.


Ist es nur die Neigung, dort zu bauen, wo dies möglich ist und somit auf Dauer zu versuchen, ein gewisses Nestklima aufrecht zu erhalten oder dient es wirklich dem Schutz oder der Erhaltung von Ressourcen?


Was das "Beschmieren" und Eintragen von Substrat im Nest selbst, also an den Oberflächen, wo sich Tauwasser gebildet hat, betrifft, das hat wohl tatsächlich mehr mit der Regulierung des Mikroklimas im Nest zu tun.
Bei einem Gründervolk Lasius niger konnte ich beobachten, dass sie abgetragenes Material vom Gipsboden des Miniformis entlang der Watte, Richtung Ausgang aufgetragen hatten.
So wurde ein feuchterer Bereich erzeugt, auf dem sich die Larven befanden. Davor lagerten Eier und die Puppen.
Das bringen sie selbst auf so engem Raum, wie in einem RG-Nest fertig.


Warum das aber manche Arten mehr, manche weniger machen, liegt wohl auch an den klimatischen Bedingungen, mit denen sie in ihrer Heimat zurecht kommen müssen und auch an denen, die sie im Nest für ihre Entwicklung benötigen.


Ist es nur die Neigung, dort zu bauen, wo dies möglich ist und somit auf Dauer zu versuchen, ein gewisses Nestklima aufrecht zu erhalten oder dient es wirklich dem Schutz oder der Erhaltung von Ressourcen?



Post 40294 -

Moin,


da das Thema gerade auch intensiv in anderen Foren diskutiert wird, spreche ich es hier auch mal an.


Jeder hat bestimmt schon beobachten können, dass Ameisen Flüssigkeiten mit allem Möglichen abdecken. Forscher haben nun entdeckt, dass es Arten gibt, die Werkzeuge benutzen um Flüssigkeiten zu transportieren: http://www.spiegel.de/wissenschaft/natur/ameisen-transportieren-honig-in-schwaemmen-a-1128403.html


Nun deckt ein Großteil der Arten Flüssigkeiten aller Art einfach ab. Bislang ging man ja davon aus, dass dies wohl dazu dient um Futterquellen vor möglichen Feinden zu verbergen. Doch gibt es diesbezüglich anscheinend noch keinen gesicherten Nachweis.


Wie sind eure diesbezüglichen Beobachtungen?


Ein schönes Video von Erne zu diesem Verhalten:


https://www.youtube.com/watch?v=Cx5D-EbpIk4


Liebe Grüße,
Christian


Moin,


da das Thema gerade auch intensiv in anderen Foren diskutiert wird, spreche ich es hier auch mal an.


Jeder hat bestimmt schon beobachten können, dass Ameisen Flüssigkeiten mit allem Möglichen abdecken. Forscher haben nun entdeckt, dass es Arten gibt, die Werkzeuge benutzen um Flüssigkeiten zu transportieren: http://www.spiegel.de/wissenschaft/natur/ameisen-transportieren-honig-in-schwaemmen-a-1128403.html


Nun deckt ein Großteil der Arten Flüssigkeiten aller Art einfach ab. Bislang ging man ja davon aus, dass dies wohl dazu dient um Futterquellen vor möglichen Feinden zu verbergen. Doch gibt es diesbezüglich anscheinend noch keinen gesicherten Nachweis.


Wie sind eure diesbezüglichen Beobachtungen?


Ein schönes Video von Erne zu diesem Verhalten:


https://www.youtube.com/watch?v=Cx5D-EbpIk4


Liebe Grüße,
Christian



Post 40296 -

Hey Phil,


vielen Dank für deine Antwort. Den Selbstschutz vor Verkleben/Ertrinken habe ich in der Diskussion im Ameisenforum auch schon angesprochen. Dieser ist für mich persönlich auch die wahrscheinlichste Erklärung. Vor allem, da ich dieses Verhalten bei sehr vielen Arten insbesondere auch bei größeren Wassertropfen beobachten konnte.


In diesem Zusammenhang fände ich es auch interessant zu wissen, ob die Ameisen dieses Verhalten nur in Nestnähe zeigen, wo Schutz/Selbstschutz besonders wichtig ist, oder auch bei weiter entfernten Futterquellen.


Was die Aphaenogaster angeht, würde mich dann interessieren, ob man Erkenntnisse darüber hat, ob es sich bei der Werkzeugbenutzung um eine Weiterentwicklung des üblichen Abdeckkverhaltens handelt, oder ob sich das Verhalten separat entwickelt hat?


Liebe Grüße,
Christian


Hey Phil,


vielen Dank für deine Antwort. Den Selbstschutz vor Verkleben/Ertrinken habe ich in der Diskussion im Ameisenforum auch schon angesprochen. Dieser ist für mich persönlich auch die wahrscheinlichste Erklärung. Vor allem, da ich dieses Verhalten bei sehr vielen Arten insbesondere auch bei größeren Wassertropfen beobachten konnte.


In diesem Zusammenhang fände ich es auch interessant zu wissen, ob die Ameisen dieses Verhalten nur in Nestnähe zeigen, wo Schutz/Selbstschutz besonders wichtig ist, oder auch bei weiter entfernten Futterquellen.


Was die Aphaenogaster angeht, würde mich dann interessieren, ob man Erkenntnisse darüber hat, ob es sich bei der Werkzeugbenutzung um eine Weiterentwicklung des üblichen Abdeckkverhaltens handelt, oder ob sich das Verhalten separat entwickelt hat?


Liebe Grüße,
Christian



Post 40312 -

Vielen Dank für deine Beiträge, Frank! Sie ergeben eine sehr schlüssige Antwort für dieses Verhalten.


Weiterhin zeigt sich, dass das Verhalten der Aphaenogaster wohl alles andere als spektakulär ist.


Vielen Dank für deine Beiträge, Frank! Sie ergeben eine sehr schlüssige Antwort für dieses Verhalten.


Weiterhin zeigt sich, dass das Verhalten der Aphaenogaster wohl alles andere als spektakulär ist.



Post 40315 -

Erne hat im Ameisenforum noch etwas angesprochen:



Was für mich dazu nicht passt, bei den Myrmecia gibt es oft an der Abdeckscheibe Kondenswassertropfen,
an die sie, bei einer Kammerhöhe von 2 cm, locker ran kommen und die sie oftmals auch belaufen.
Das selbige auch in Manica rubida Nestern.
In den Nestern konnte ich nie beobachten, dass sie gezielt versuchen Kondenswassertropfen ab zu decken.
Wäre doch naheliegend das sie dann Flüssigkeiten im Nest auch abdecken.


Soweit ich mich erinnere, konnte ich auch noch nie beobachten, dass Ameisen die Kondenswassertropfen an Scheiben abgedeckt haben.


Erne hat im Ameisenforum noch etwas angesprochen:



Was für mich dazu nicht passt, bei den Myrmecia gibt es oft an der Abdeckscheibe Kondenswassertropfen,
an die sie, bei einer Kammerhöhe von 2 cm, locker ran kommen und die sie oftmals auch belaufen.
Das selbige auch in Manica rubida Nestern.
In den Nestern konnte ich nie beobachten, dass sie gezielt versuchen Kondenswassertropfen ab zu decken.
Wäre doch naheliegend das sie dann Flüssigkeiten im Nest auch abdecken.


Soweit ich mich erinnere, konnte ich auch noch nie beobachten, dass Ameisen die Kondenswassertropfen an Scheiben abgedeckt haben.



Post 40298 -

Hallo, also bei meiner Kolonie C. nicobarensis kann ich das Abdecken auch gelegentlich beobachten.


Jedoch kommt es sehr auf die gereichte Flüssigkeit an:
Zuckerwasser wird überhaupt nicht abgedeckt, ebensowenig wie reines Wasser.
Nur bei einer Invertzuckerlösung mit etwas Honig oder bei reinem Honig decken sie ab.


Dazu nehmen sie bei mir allerdings nur tote Arbeiterinnen, obwohl auch anderes Material zur Verfügung steht.


Ich habe bei mir allerdings nicht den Eindruck, dass es wirklich um Selbstschutz vor der klebrigen Substanz als solches geht. Vielmehr entsteht der Eindruck, dass sie die Nahrungsquelle in der Nähe des Nestes irgendwie unsichtbar oder zumindest weniger attraktiv für andere Tiere machen möchten...


Hallo, also bei meiner Kolonie C. nicobarensis kann ich das Abdecken auch gelegentlich beobachten.


Jedoch kommt es sehr auf die gereichte Flüssigkeit an:
Zuckerwasser wird überhaupt nicht abgedeckt, ebensowenig wie reines Wasser.
Nur bei einer Invertzuckerlösung mit etwas Honig oder bei reinem Honig decken sie ab.


Dazu nehmen sie bei mir allerdings nur tote Arbeiterinnen, obwohl auch anderes Material zur Verfügung steht.


Ich habe bei mir allerdings nicht den Eindruck, dass es wirklich um Selbstschutz vor der klebrigen Substanz als solches geht. Vielmehr entsteht der Eindruck, dass sie die Nahrungsquelle in der Nähe des Nestes irgendwie unsichtbar oder zumindest weniger attraktiv für andere Tiere machen möchten...