Chthonolasius cf. umbratus - Koloniegründung

  • Ein Jahr und zwei Monate nach dem Schwarmflug
    Die Brutaufzucht geht bisher weiter, es gibt wieder mehr Puppen als vor zwei Monaten. Allerdings scheint die Zahl an Puppen etwas kleiner zu sein als ursprünglich an kleinen Larven vorhanden war, was vielleicht auf meine nur sporadische Versorgung der Kolonie mit Proteinen zurückzuführen sein könnte.


    Interessanterweise gibt es vereinzelt auch Nacktpuppen, hier im Bild mittig zu sehen zum Beispiel:
    Chthonolasius Brut 28.08.2018
    Die Königin wird inzwischen nur noch von eigenen Arbeiterinnen versorgt, auch Eier sind zu sehen:
    Chthonolasius mit Königin und Eiern im Nest 28.08.2018
    Chthonolasius im Nest 28.08.2018
    Die Aktivität der Chthonolasius in der Arena ist stark angestiegen, inzwischen sind ständig zahlreiche Arbeiterinnen an der Zuckerwassertränke zu beobachten:
    Chthonolasius am Zuckerwasser 28.08.2018


    Soweit erstmal, Phillip

    "Das Leben besteht aus vielen kleinen Münzen und wer sie aufzuheben versteht, hat ein Vermögen." (Jean Anouilh)

  • Hey Phillip. Nacktpuppen sind bei den Lasius-Arten gar nicht so selten. Wenngleich sie nicht so regelmäßig und häufig auftreten oder besser, viel seltener als bei den Formica-Arten von Raptiformica und Serviformica (und ebenfalls selten bei den Formica s. str.).
    Aber gesehen habe ich sie schon bei mehreren Lasius-Arten.
    Warum es zu Nacktpuppen kommt, ist unklar. Auch die Larven der Serviformica, wo Nacktpuppen ja häufig auftreten und manchmal es ausschließlich solche in den Nestern gibt, verpuppen sich ja oft vor der Metarmophose (...oft aber auch nicht, vielleicht haben manche Larven bei diesen Arten gar nicht mehr die Fähigkeit, einen Seidenfaden zu spinnen). Ich nehme an, dass es die Arbeiterinnen sind, die manchmal, oder bei den Serviformica und Raptiformica eben oft, die jungen Puppen kurz nach der Verwandlung von der Kokonhülle befreien, wenn diese vorhanden ist.
    Die Arbeiterinnen werden ihre Gründe haben. Vielleicht lassen sich die Nacktpuppen besser pflegen und schützen vor möglichen Parasiten, vielleicht sind es die Umstände im Nest, die die Arbeiterinnen zu solchen Vorsichtsmaßnahmen veranlassen, auch wenn keine Parasiten zugegen sind. Die möglicherweise dieses Verhalten auslösende Umstände müssen dabei natürlich nicht ungünstig für die Brutaufzucht sein.


    Freut mich sehr, dass diese Kolonie sich so schön entwickelt.


    LG, Frank.

  • habe hierzu leider auch noch nie etwas gelese. Möglich, dass es an fehlendem Material liegt, an dem sie sich beim Verpuppen festhalten könnten oder es läuft in der Entwicklungsabfolge etwas nicht 100% korrekt, oder die Ernährung war im Larvenstadium zwar gut aber nicht ausreichend um zusätzlich Energie für den Kokon zu "verschwenden".
    Eventuell haben die Larven auch nur unterschiedliche Väter und das ist in diesem Fall genetisch bedingt.
    Hierzu müsste es doch sicher schon eine wissenschaftliche Arbeit geben oder?

  • Die Nacktpuppen treten aber meines Wissens auch in Freilandnestern auf, was eigentlich gegen die Theorie mit der zu sterilen Umgebung spricht.
    Möglicherweise sind es andere Bedingungen, die dafür in Frage kommen, zu feucht zu trocken, zu warm zu kalt...
    Oder gerade, weil die Bedingungen sehr konstant sind.

  • Hi,


    Ein sehr interessanter Bericht, vielen Dank!


    Ich hoffe es ist in Ordnung hier direkt zu schreiben, einen Diskussionsthread konnte ich leider nicht finden.


    Es kam zwischenzeitlich aufgrund der Aussenaktivität der Chthonolasius sp. kurz die Sprache auf meinen Bericht im Ameisenforum, worauf ich nochmal kurz eingehen möchte.
    Grund war ja, dass die Chthonolasius aus dem Bericht hier wenig bis keine Aussenaktivität zeigten, während meine Tiere häufiger in der Arena unterwegs waren und auch noch sind.
    Mittlerweile, bei über 200 Chthonolasius und knapp 40 L. cf. niger sind sogar fast ausschließlich die Sozialparasiten unterwegs, die Wirte sind nur vereinzelt in der Arena, hängen zumeist im Nest herum und kümmern sich etwas um die Brut.
    Ich glaube eher nicht, dass dies an der Entfernung des Nestes zur Arena liegt, da meine Chthonolasius nun, mit etwas größerer Arena als zuvor, immernoch das gleiche Verhalten zeigen und auch weiter entfernt vom RG fouragieren, dabei keinesfalls zurückhaltend oder ängstlich wirken.
    Vielmehr wäre meine Vermutung, dass der Grund für das unterschiedliche Verhalten entweder in der Art der beiden beteiligten Spezies, oder aber der Menge der Wirtsarbeiter zu suchen ist.
    Denn mit etwa 40 Wirtsarbeitern sind diese bei meinen Kolonien deutlich in der Unterzahl, während sie hier vermutlich immernoch die Mehrheit ausmachen. So könnte ich mir vorstellen, dass die Sozialparasiten gezwungen sind, ebenfalls in großer Zahl zu fouragieren, um die Gyne ausreichend zu versorgen, während das hier auch noch von der Wirtsart alleine zu schaffen ist.
    Das ist nun natürlich eher Spekulation, um etwas Klarheit zu schaffen wären sicher weitere Gründungsversuche in diesem Bereich sehr interessant.


    Soweit mal meine Gedanken dazu, ich bin gespannt auf das nächste Update hier im HB!


    Viele Grüße

  • Moin Tom,
    freut mich, dass du dich hier zu Wort meldest! Die Vermutung, dass das anfänglich unterschiedliche Verhalten in der Zahl der Wirtsarbeiterinnen begründet ist, klingt nachvollziehbar. Warum sollten die Chthonolasius Arbeiterinnen die Gefahren eingehen, das Nest zu verlassen, wenn es noch ausreichend Hilfsarbeiterinnen gibt? Inzwischen sind viele verstorben und die Sozialparasiten in der Überzahl, während die Brutmenge stark zugenommen hat und nun sind ja auch bei mir viele Arbeiterinnen unterwegs.


    LG, Phillip

    "Das Leben besteht aus vielen kleinen Münzen und wer sie aufzuheben versteht, hat ein Vermögen." (Jean Anouilh)

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