Camponotus detritus/fulvopilosus hybride

  • Hallo!


    Ich habe gerade dieses Bild vom Roger gesehen. Er erzählte von dieser Kolonie beim letzten Treffen der IG und ich bin ja schon die ganze Zeit am grübeln wie es zu so etwas kommen kann. Ich weiß ja nicht wie die Erbgutverteilung / Weitergabe bei Insekten funktioniert, ob sie z.B der unseren komplett widerspricht. Aber die einzige logische Erklärung ist ja die, dass diese C. detritus Königin von einem C. fulvopilosus Männchen begattet worden sein muss. Aber müsste dann die Königin nicht hybride aus C. detritus und C. fulvopilosus hervor bringen? Oder wirkt sich das erst auf eine weitere Generation aus. Ich weiß nicht ob Rogers Kolonie schon Geschlechtstiere hervorgebracht hat. Die müssten ja eigentlich komplett wie C. fulvopilosus aussehen oder sind die Königinnen dann dort wieder C. detritus :denken: . Eventuell kann mal einer wie Phil so etwas in seiner Uni erfragen, oder er weiß es schon selbst.
    Eine Andere Sache ist ja diese dass normalerweise so etwas verhindert wird in dem unterschiedliche Schwarmflugparameter abgefragt werden... So wie bei unseren einheimischen C. ligniperdus / C. herculeanus, wo sich die Tageszeit halt unterscheidet an der sie schwärmen... Scheint in dem Fall ja nicht so gut geklappt zu haben, wenn es diese dort ebenfalls gibt. Was ja wieder die Frage aufwirft ob es auch hybride bei unseren Camponotus gibt.


    Gruß
    Mathias

  • Das ist wirklich ein erstaunlicher Fund von Roger! Gibt es in der Namib auch C. fulvopilosus Kolonien oder ausschließlich C. detritus?


    Bei Messor minor und wasmanni in Südeuropa ist ebenfalls eine Hybridbildung bekannt, wer weiß wie nahe sich die südafrikanischen Camponotus Arten wirklich stehen, sie muten ja fast wie Farbvarianten an.


    LG, Phillip

    "Das Leben besteht aus vielen kleinen Münzen und wer sie aufzuheben versteht, hat ein Vermögen." (Jean Anouilh)

  • Ja, die Arbeiterinnen der Hybrid ähneln sehr der fulvopilosus aus Südafrika.
    Aber es gibt dort deutlich verschiedene Farbformen an fulvopilosus Kolonien.
    Denke da mischt sich einiges untereinander,ähnlich wie in Südafrika mit storeatus auch dort gibt es Unterschiede,hatte hier mal über eine Kolonie berichtet in der es verschieden farbige Arbeiterinnen innerhalb der Kolonie gab.
    Das Thema ist echt spannend und werde mit Chris versuchen da mehr Licht reinzubringen.

  • Moin Roger,


    das klingt ja inzwischen kaum noch nach einem Einzelfall. Habt ihr nur diese eine Kolonie in Namibia gefunden oder mehrere, die Farbvarianten aufweisen?


    @Phil Werden Artzugehörigkeiten/-abgrenzungen nicht inzwischen weitestgehend über DNA-Barcoding bestimmt; da müsste man doch mit entsprechenden Vergleichsproben beider Arten gut weiterkommen oder nicht?


    LG, Phillip

    "Das Leben besteht aus vielen kleinen Münzen und wer sie aufzuheben versteht, hat ein Vermögen." (Jean Anouilh)

  • Hey,


    Zitat

    @Phil Werden Artzugehörigkeiten/-abgrenzungen nicht inzwischen weitestgehend über DNA-Barcoding bestimmt; da müsste man doch mit entsprechenden Vergleichsproben beider Arten gut weiterkommen oder nicht?

    Ja und nein. DNA barcodes liefern gute Hinweise, aber sind an sich normalerweise nicht ausreichend zur Artabgrenzung, und es kommt sehr stark darauf an welches Gen man sich anguckt.
    Die übliche Methode nutzt das COI Gen (Untereinheit der Cytochrom c Oxidase), vor allem weil es einfach und vielseitig anwendbar ist. Aber dieses Gen befindet sich in der mitochandrialen DNA, stammt also nicht aus dem Zellkern; diese vererben sich anders als z.B. Gene aus dem Kern (sogenannte nukleare Gene), es wird nur von der Mutter vererbt.
    Dadurch könnte man z.B. eine Hybridisierung nicht erkennen: Wenn sich eine C. fulvopilosus Königin mit einem C. detritus Männchen verpaart und Nachwuchs hat, so besitzt der Nachwuchs exakt die gleichen mitochondrialen Gene wie die Mutter, also C. fulvopilosus.


    Findet man einen Unterschied in der mitochondrialen DNA der mehrere Proben in zwei eindeutige Cluster unterteilt, hat man schonmal einen guten Hinweis auf zwei unterschiedliche Arten. Jedoch gibt es bestimmte Vorkommnisse (z.B. hybridisierungsevents in der evolutionären Vergangenheit) die für unterschiedliche Variationen sorgen, aber innerhalb einer Art sind. Um sicherzugehen, sollte man mindestens ein weiteres Gen aus dem Nukleus untersuchen: Wenn sich hier das selbe Muster zeigt, ist es sehr wahrscheinlich, dass es sich um zwei unterschiedliche, reproduktiv getrennte Arten handelt.
    Man darf natürlich nie vergessen, dass solche genetischen Unterschiede immer relativ sind, und man muss sie immer im Kontext zu anderen Populationen und Arten sehen. Der genetische Unterschied kann bei manchen Arten sehr variabel sein, und braucht eine sehr große 'genetische Distanz' um eine neue Art abzuspalten, während bei anderen der Treshold sehr gering gesetzt wird, und eine Distanz von der selben Größe vielleicht schon 5 Arten umfasst. Da es keine allumfassende Artdefinition gibt, ist es oft letztendlich die 'Meinung' des Taxonoms was als eigenständige Art aufgefasst wird und was nicht.


    Aber zuviel Blabla, zurück zu den fulvo/detritus Hybriden: Ich habe Arbeiterinnen von C. fulvopilosus, C. detritus und den Hybriden (aus Rogers Haltung) gebarcoded. Die Hybride waren laut COI C. detritus am nächsten.
    So ich das sehe, gibt es also zwei Möglichkeiten:
    1) C. fulvopilosus und C. detritus sind keine echten Arten, sondern Variationen einer Art
    oder
    2) C. detritus Königin hat sich mit einem C. fulvopilosus-Männchen gepaart. Die Arbeiterinnen sind phänotypisch wie fulvopilosus, aber genetisch Hybride


    Bei den im Freiland vorkommenden Hybridkolonien würde ich auch nicht ausschließen, dass vielleicht ein Brutraub zwischen beiden Arten stattgefunden hat.


    Grüße, Phil

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