Moin moin,
wer Haustiere halten will, sollte wissen auf was er sich einlässt. Ein Satz, der eigentlich selbstverständlich sein sollte. Dennoch ist es leider so, dass immer wieder Tiere aus der Haltung in die Natur entsorgt werden. Genau damit musste ich mich seit gestern Abend ausführlich beschäftigen.
Ich war spätabends mit Tauwurm angeln und bekam tatsächlich nach 23 Uhr einen schönen Biss. Der Widerstand ließ auf einen echt großen Fisch hoffen, im Licht der Kopflampe kam dann aber eine Schildkröte zum Vorschein, die sich den saftigen Wurm schmecken gelassen hat. Schnell gekeschert und dann geschaut. Vom Haken keine Spur, die Schnur führte nur einfach in das Maul, aus dem mich die aufgebrachte Kröte anfauchte.
An so einer Stelle ist guter Rat teuer, ich habe selbst wenig bis gar keine Ahnung von Schildkröten, also beim tierärztlichen Notdienst angerufen. Dort empfahl man mir, die Schnur nicht zu knapp abzuschneiden und die Schildkröte in einem Eimer bis zum Morgen zu lagern. Da ich beim Angeln eigentlich keinen Eimer dabei habe (ich fahre Fahrrad), musste sie dann in einen Lappen gewickelt mit dem Fahrradkorb vorlieb nehmen. Zuhause habe ich sie dann in ein altes, leeres Formicarium gesetzt, um heute morgen zum Tierarzt zu fahren. Die Tierärztin wurde mir vom Zoo als Reptilienexpertin empfohlen und war tatsächlich auch die Frau vom Notdienst.
Würde man mich verschleppen, würde ich wohl genauso grimmig schauen.
Die Schildkröte wurde dort geröntgt, sediert und anschließend musste der tief im Hals sitzende Haken mit einem Skalpell entfernt werden. Wie ich dort erfahren durfte, handelt es sich um eine 1,8 kg schwere, weibliche Rotwangen-Schmuckschildkröte. Zum Glück kannte die Tierärztin sogar jemanden, der eine Schildkröte für den Teich haben wollte.
Netterweise verzichtete die Ärztin darauf, mir die Arbeitskosten zu berechnen, ich wäre sonst bei über 100€ gelandet. Viel Geld für einen Studenten dafür, dass man ein gebietsfremdes Tier a) aus dem Gewässer, in das es nicht gehört, entfernt und b) sich um das Tier am Ende kümmert, da die Schildkröte ja nichts dafür kann, dass irgendein - Entschuldigung - Arschloch sich nicht richtig informiert hat und sie dann ausgesetzt hat.
Ende gut, alles gut?
Nein! Leider sehe ich beim Angeln immer und immer wieder Schildkröten, laut der Tierärztin kommt es sogar gar nicht so selten vor, dass diese beim Angeln gefangen werden, da sie fürs Keschern etc. zu scheu seien und daher meistens auch einfach in den Gewässern bleiben. Am Ende gibt es dann immer mehr Verbote, weil die schwarzen Schafe für alle verantwortungsvollen Hobbyhalter das Hobby zerstören.
Viele Grüße,
Holger