Moin!
Seit längerer Zeit überlege ich, wie ich im Forum über meine anderen Ameisenarten, gemachte Beobachtungen oder Erkenntnisse über die Ameisenhaltung berichten kann, nur mir fehlte bisher dazu eine Entscheidung über die Vorgehensweise und das rechte Medium. Einige meiner Ameisenarten sind hier bisher nur über Bilder in Erscheinung getreten, ohne dass das groß von mir mit Informationen ergänzt worden wäre, neben ein paar kurzen Bildbeschreibungen, die sind meistens dabei. Weitere Haltungsberichte möchte ich nicht anfangen, für ihre gesamte Tragweite habe ich zu wenig Zeit und meine Ameisen brauchen auch ihre Aufmerksamkeit. Aber es wäre schade, wenn als Ergebnis der Umstände über so manches gar nicht berichtet werden würde. Mit diesem Potpourri-Thread möchte ich also eine Lücke schließen und so die Möglichkeit nutzen hier die eine oder andere interessante Geschichte zu berichten, die ein oder andere Ameisenart vorzustellen und den ein oder anderen Hintergrund zu beleuchten. Eben alles mögliche, was in dieser Form nicht in meine bestehenden HBs einfließt bzw. einfließen kann. Über die Zeit könnte dies eine schöne Zusammenstellung an Themen in der Ameisenhaltung ergeben. Das Thema für mich ist die Hobbyhaltung von Exoten.
Den Auftakt wird eine eine Ameisenart machen, die der Unterfamilie der Ponerinae angehört und 2017 im südlichen Afrika gesammelt wurde. Eine Bestimmung ist noch nicht gelungen, aber @Phil hat den Hinweis gegeben, dass es sich um eine Mesoponera-Art handeln könnte.
Hier sind drei Arbeiterinnen der Ponera sp. I zu sehen. Es war schwierig scharfe Fotos der Kolonie zu schießen, da die Tiere sehr agil ihre Umgebung untersuchten.
Eine Ponera sp. I Arbeiterin sucht nach Futter.
Die Kolonie zieht aktiv Brut auf und es sind in dem Behältnis Larven in allen Stadien zu sehen.
Die Tiere ließen sich bei Erhalt im März 2018 recht schwer zählen, zum Teil waren sie nicht an der Oberfläche und gruben Gänge in dem Sand-Lehm-Gemisch. Ich schätze, dass es ungefähr fünfundzwanzig Tiere waren, dabei einige wenige dealate Königinnen und ein paar mehr alate Königinnen. Zusammen gezählt waren es bestimmt acht Königinnen und den Rest der Kolonie stellten Arbeiterinnen. Männchen waren nicht vorhanden, dafür wurde aktiv Brut in allen Stadien aufgezogen.
Bei diesen zwei Tieren handelt es sich um dealate Königinnen, ein Teil der Brut ist ebenfalls zu sehen.
Hier vollziehen zwei Tiere den Tandemlauf, wobei eine dealate Königin von einer Arbeiterin geführt wird. Der ganze Ablauf des Tandemlaufs dauerte über eine Minute lang, mir kam die Zeit ewig vor und ich hätte einen früheren Abbruch vermutet. Kudos für Ausdauer!
Nach vielen unscharfen Fotos: Hier steht der Tandemlauf kurz vor dem Ende. (Was passiert da rechts? Läuft da etwa ein zweiter Tandemlauf parallel ab? Oder putzt sich die eine Arbeiterin die Antenne und das Bild erweckt einen falschen Eindruck?)
Seit April 2018 befindet sich die Kolonie in einem 30x20x20cm Terrarium. Ein Ausbruchsschutz ist nicht nötig, da die Tiere keinerlei Anstalten machen die Glasscheiben zu belaufen. Wahrscheinlich können sie nicht auf glatten Flächen laufen.
Dies eine Aufnahme des Setups (11.06.2018), in dem die Tiere seit April leben.
Die Tiere haben sich im Boden ein Nest und ein Gängesystem angelegt, wo genau sie sich hauptsächlich befinden, weiß ich nicht. Allerdings vermute ich sie nicht auf der Seite der kleinen 5W Heizmatte, meiner Erfahrung nach meiden manche Ponerinae die direkte Einwirkung von Heizmatten.
Die Tiere haben emsig den Bodengrund mit Tunneln und Gängen durchzogen und sicherlich auch dabei Kammern angelegt. (11.06.2018)
Heute sieht das Ganze bereits so aus: Die Pflanzen sind weiterhin gewachsen, Zuckerlösung wird im RG angenommen, wenn auch nur selten, und Wasser biete ich in der kleinen Plastikkappe frisch an. (02.08.2018)
Zwischendurch gibt es Phasen, da zeigen sie viel Außenaktivität und die Tiere scheuen auch kein helles Licht. In der Nachmittagssonne suchen sie akribisch das Formicarium ab und finden sie etwas zum Fressen, dann verbleiben sie in Ruhe an der Stelle und schauen sich ihre Beute an, fressen ein wenig, rennen noch einmal darum herum und fressen noch ein bisschen mehr. Zu anderen Zeiten ist lange nichts von ihnen zu sehen und man fragt sich, ob noch überhaupt Tiere da sind. Dann reicht ein kurzer Blick auf das Gängesystem und man kann recht schnell eine Arbeiterin irgendwo durch einen der Tunnel an der Glasscheibe flitzen sehen.
Eine Arbeiterin sondiert die Lage in der Müllecke und fängt danach an aufzuräumen.
Die vielen Puppenhüllen sind ein Zeichen für eine positive Entwicklung der Kolonie.
Da die Tiere den Kopf viel auf Bodenhöhe halten, sind Aufnahmen wie diese nur mit viel Geduld zu bewerkstelligen, denn irgendwie schauen sie gerade weg, ändern die Richtung oder gehen mit dem Kopf noch tiefer.
Diese tolle Kolonie habe ich von @Roger Strotmann geschenkt bekommen, wofür ich mich noch einmal sehr herzlich bei ihm bedanken möchte!
Anmerkungen, Überlegungen und auch Kritik zum Potpourri-Thread bitte hier im Diskussionsthread äußern: Haltung von Exoten
Gruß, Olaf