Nun gab es im Ameisenforum wieder eine Diskussion in den letzten Tagen, von Erne gestartet, um den "Untergang" oder die mögliche Zukunft der Ameisenforen zu beleuchten.
Einige Fragen, die Erne aufwarf, fand ich bemerkenswert. Er wies auf die rückläufige Beteiligung in den deutschen Foren hin, auf die Aufsplitterung der Gemeinde der Forenbenutzer und auf die (vermeintliche?) Unvereinbarkeit der Einstellungen der (übrigens ebenfalls vermeintlichen) "Platzhirsche" in den verschiedenen Foren. Diese Teile der Diskussion waren für mich eigentlich die interessantesten und wichtigsten Fragen. Leider wurden sie nicht weiter vertieft, vielmehr ging die Diskussion in die übliche Richtung.
Die Diskussion ging in die "übliche Richtung" weil man sich im Ameisenforum bei jeglicher Art von Kritik immer sofort persönlich angegriffen fühlt und sich die dortige Forenadministration für unfehlbar hält. Gehen die Argumente aus werden Nutzer, die nur dem Forum helfen wollen (beim Ameisenforum ein hoffnungsloses Unterfangen), persönlich angegriffen oder es wird ihnen unterstellt böswillig gegen das Forum zu agieren.
Der nervige Querulant der auf den Nutzerschwund aufmerksam macht und Vorschläge zur Verbesserung des Forums macht wird im Ameisenforum als größeres Problem angesehen als der Nutzerschwund selbst.
Bei einem solchen Mangel an Selbstreflexion ist eine vernünftige Diskussion ummöglich, das hatte sich schon im letztjährigen Vorgängerthema gezeigt. Das Ameisenforum ist an Kritik oder Verbesserungsvorschlägen nicht wirklich interessiert.
Es ist nicht wichtig, was ich denke und fühle. Nur soviel dazu. Ich erwog eigentlich ernsthaft, mich nach über zehn Jahren mal wieder in einer Diskussion im AF zu beteiligen. Ich bin jetzt froh, abgewartet zu haben, denn die Diskussion glitt irgendwie ab und ich möchte mich an Streitereien nicht mehr beteiligen. Für mich sieht es so aus, als ob Erne mit seinen Fragen in seiner Eingangseinlassung wichtige Themen anriss. Die kann man bereden, auch diskutieren, aber es wäre doch schön, wenn man das auf allen Seiten in einer Weise täte, die niemanden herabsetzt. Auch im Rückblick auf vergangene Zeiten, denn was in Folge der Auseinandersetzungen entstand, sehen wir heute.
Das ist heute nicht alles schlecht, aber vieles ist auch nicht besonders gut.
Die Themen wurden schon vor einem Jahr im Vorgängerthema angerissen, passiert ist seitdem (abgesehen vom seit Jahren überfälligen Update der Forensoftware) nichts.
Für mich gibt es heute nur einen Weg, um die deutschen Ameisenforen wieder attraktiv zu machen. Wir müssen wieder einen Weg zueinander finden, zusammen gehen, Einheit in Vielfalt. Das ist für mich völlig klar. Schon seit einiger Zeit.
Ich glaube dabei nicht, dass das Modell Ameisenforum heute obsolet ist. All die Vorzüge, die ein Forum noch immer bietet und weiterhin bieten wird, sind bekannt. Weiterentwicklungen und Kooperationen sind möglich.
Foren nehmen heute nicht mehr diesselbe Rolle ein wie vor 20 Jahren. Ich habe versucht, dass im Ameisenforum auszuführen, aber dort stellt man sich taub oder fühlt sich gleich persönlich angegriffen.
Die Medienlandschaft hat sich, besonders seit dem Aufstieg von Social-Media-Platformen wie Facebook, Youtube, Twitter, Instagram dramatisch verändert. Viele Dinge die früher von Foren übernommen wurde können Social-Media-Gruppen oder Chatserver einfach besser. Wenn heute ein durchschnittlicher Anfänger Fragen zur Ameisenhaltung hat stellt er die in einer Facebookgruppe, auf einem Discordchatserver oder schreibt seinen Lieblingsyoutuber/-Instagrammer an. Er wird sich nicht die Mühe machen extra ein Forum über Ameisen zu suchen und sich dort anzumelden. Auch zwangloses Tratschen über Ameisen funktioniert dort viel besser und effektiver als in einem Forum.
Für all das braucht man kein Forum mehr - der Zug ist abgefahren und wird auch nicht wiederkommen.
Aber es gibt auch Dinge die Facebookgruppen, Instagrammprofile und Chatserver nicht können (oder nur sehr suboptimal). Das ist vor allem permanente Information gut sortiert für jeden verfügbar zu machen.
Für Dinge wie Anfängerleitfäden, Basteltutorials, Haltungsberichte, Neuigkeiten aus der Wissenschaft, etc. sind Foren viel besser geeignet als andere Platformen.
Diese Rolle/Nische ist es die Foren anstreben sollten. Natürlich bedeutet das, dass man auch Arbeit reinstecken muss. Man kann sich heute nicht mehr hinstellen und den Nutzern sagen "Wenn ihr wollt, dass das Forum was zu bieten hat, müsst ihr selbst was tun".
Die Zeiten in denen man als passiver Platformbereitsteller im Internet erfolgreich sein konnte sind vorbei.
Ich war am Aufbau mehrerer Communities beteiligt (Ants & Antkeeping Discord, r/antkeeping...), ich weiß was möglich ist, wenn man es nur möchte. Das geht von Bots die Instagrammfotos ausgewählter Nutzer posten über vom Team erstellte Artikel bis hin zu Bots die Chatserver und Forenplatformen verbinden, indem sie den Content einer Platform in der jeweils anderen verlinken.
Und natürlich muss man auch Werbung betreiben. Auf Youtube, Facebook und Chatservern haben sich ganze Communities völlig vorbei an den Foren gebildet - die haben sich nicht "auf immer mehr Platformen verteilt" (wie im AF gerne behauptet wird), die waren noch nie in einem Forum. Die haben keine Ahnung welche Vorteile ein Forum bietet, weil es ihnen nie jemand gesagt hat. Und solange die Foren wie Eremiten auf ihren verschneiten Berggipfeln sitzen und warten, dass die Nutzer zu ihnen kommen wird sich daran auch nichts ändern.