Eindrücke von Kreta

  • Hallo liebe Eusozial Community,


    wollte an dieser Stelle meine Eindrücke und Funde von Kreta mit euch teilen.

    Ich habe gesehen, dass Phil erst kürzlich einen tollen Bericht über Südfrankreich gepostet hat, an den mein Bericht qualitativ nicht herankommt. Ich hoffe dennoch, dass euch die Bilder und Beobachtungen gefallen werden.


    Es war sehr heiß und teilweise auch etwas schwül während meines Aufenthaltes. Die Hoffnung einen Schwamflug von Messor zur erleben, habe ich im Vorfeld bereits aufgegeben, da ich dafür vermutlich zu früh dran war und auch das Wetter nicht wirklich mitgespielt hat.


    Was mir am zweiten oder dritten Tag auf dem Weg zum Restaurant aufgefallen ist, war etwas, das ich zuvor selbst noch nicht live miterleben konnte.

    Bis dahin ist mir jedoch bereits aufgefallen, dass Pheidole die Hotelanlage ziemlich im Griff hatte und sonst keinerlei Ameisenarten von mir dort entdeckt werden konnten.

    An diesem Tag zog dann eine Kolonie oder nur ein Teil davon in einen anderen Nestplatz um. Was mich dabei gewundert hatte war, dass es mitten in der Mittagshitze war und sie von einer Spalte auf dem gepflasterten Bereich vor dem Restaurant in einen anderen, etwa 4-5m entfernten Bereich, umgezogen sind. Zu sehen waren ca, 6-7 Königinnen, die zusammen mit Minor-Arbeiterinnen umgezogen sind.

    Das Ganze war recht auffällig, da die Königinnen mit ihrer Größe deutlich herausstachen und es nicht nur eine "normale" Ameisenstraße war.

    Eine der Königinnen wollte wohl nicht so recht und wurde von einer Arbeitern durchgehend an den Mandibeln nach vorne in Richtung neuem Nest gezogen.

    Majore waren zu meiner Verwunderung nicht dabei. Ich hätte gedacht, dass bei einem solchen Umzug die "Soldaten" zum Schutz der Königinnen an vorderester Front vorzufinden wären.

    Welche Art es genau war, kann ich nicht sagen, da ich mich zum einen mit Pheidole nicht wirklich auskenne und zum anderen leider keinen Fotoapparat zur Hand hatte um Bilder von dem Schauspiel machen zu können.

    Die Königinnen waren grundsätzlich glänzend schwarz, hatten auf dem Thorax jedoch eine dunkelrote Zeichnung, die im ersten Moment an das Muster von Formica rufibarbis erinnerte.

    Vielleicht habt ihr eine Idee welche Pheidole Art da in Frage kommt.


    An einen der letzten Tage habe ich mich dann in der Morgenhitze aufgemacht um zwischen einem Olivenhein im vertrockneten Gras nach diversen Ameisen Ausschau zu halten.

    Da dort sehr viel Getreide ähnliche Gräser wuchsen, hoffte ich einige Messor Nester zu finden. Ich hatte vorerst jedoch weder Messor noch sonst eine andere Art gefunden.

    Es waren wohl noch alle dort ansässigen Arten nicht wirklich aktiv, da es noch zu früh am Morgen war, obwohl es für meine Verhältnisse schon unerträglich heiß erschien:P


    Als erstes sind mir dann jedoch, an kleine Vulkankrater erinnernde, Nesteingänge aufgefallen, die noch mit Pflanzenmaterial verbarrikadiert waren:



    Ich habe dann schließlich auch bereits "geöffnete" Eingänge mit darin sitzenden "Wachen" gefunden.

    Zuerst hat mich das Aussehen an eine Camponotus Art erinnert, bei näherer Betrachtung müsste es sich jedoch um eine Cataglyphis Art handeln, eventuell könnt ihr auch hierbei helfen oder einschränken um welche Art genau es sich handeln könnte:




    Aus der Heimat gewohnt hin und wieder mal einen Stein umzudrehen bin ich nach ein paar Versuchen ebenfalls fündig geworden und würde behaupten, dass es sich dabei um Camponotus nicobarensis handeln müsste:




    Ich kenne die Art aus diversen Haltungsberichten und konnte mich nie sonderlich für die Art begeistern, muss aber zugeben, dass mich das Aussehen sehr überrascht hat und es wirklich sehr schöne Tiere sind.


    Etwas später sind dann auch die ersten Pheidole Arbeiterinnen aus ihren Nestern gekrochen, jedoch habe ich diese links liegen gelassen und weiter Ausschau nach einem Messor Nest gehalten.

    Mir ist dann irgendwann aufgefallen, dass doch recht "unnatürlich" aussehende Anhäufungen von Pflanzenmaterial (Spelzen und Schalenreste) zu erkennen waren, die wohl auf Müllhaufen von Messor hindeuten könnten.

    Und tatsächlich fingen dann auch diese ihr Tagesgeschäft an und ich konnte die dazugehörigen Arbeiterinnnen beobachten:




    Nachdem ich wusste nach was ich Ausschau halten musste (den entsprechenden Müllhaufen), konnte ich dann auch noch weitere Nester entdecken.

    Als Laie würde ich sagen, dass es sich eher weniger um Messor barbarus handeln wird, eventuell habt ihr auch hier einen Tipp für mich.


    Und zum Schluss möchte ich euch dann auch noch an anderen Tieren dieser Gegend teilhaben lassen, die ausnahmsweise nichts mit Ameisen zu tun haben.

    Im selben Olivenhein wie die Ameisen, habe ich diese kleine Gottesanbeterin gefunden (die wird wohl schon die ein oder andere Ameise auf ihrem Gewissen haben :shock:)



    Und diese beeindruckende Heuschrecke habe ich eines Tages auf der Hotelanlage gefunden:



    Ich hoffe, dass euch der Bericht gefallen hat und ihr hier und da eure Fachexpertise abgeben könnt :thanks:


    Bis dann

    :servus:

  • Hallo kuemmerz,

    vielen dank für den interessanten Bericht! Es ist immer schön zu sehen, wie unterschiedlich die Regionen entlang des Mittelmeers sein können.

    Bei deiner Cataglyphis handelt es sich um Cataglyphis aenescens, welche im Balkan weit verbreitet ist. Sehr hübsche Tiere.

    Pheidole gibt es dort nur aus der P. pallidula Gruppe, die sind aber sehr schwer auseinander zu halten (und möglicherweise ein paar invasive Arten).


    Messor barbarus gibt es östlichen Mittelmeerraum nicht, es sollte also eine andere Art sein. Es gibt dort ein paar Arten die nicht unbedingt leicht auseinander zu halten sind, in Frage kämen mehrere Arten aus der Messor wasmanni - und M. structor Artgruppe.

    Auch die Camponotus ist sicher keine C. nicobarensis (gibt es nur Asien). Mein Eindruck ist, dass es sich um Camponotus baldaccii (aus der C. sylvaticus Gruppe) handelt könnte, diese kommt in Europa tatsächlich nur auf Kreta vor.


    Grüße, Phil

  • Hallo Phil,


    vielen Dank für die Antworten.

    Bei den Messor Arbeiterinnen war ich mir ja bereits relativ sicher, dass es nicht M. barbarus ist, allerdings wusste ich nicht, dass es diese Art im östlichen Mittelmehrraum gar nicht gibt.


    Bei Camponotus nicobarensis lag ich allerdings voll daneben. Ich dachte immer, es würde sich auch um eine südeuropäische Art handeln (warum auch immer ich das dachte? :sorry:)

    Da hätte ich mich durchaus besser informieren können im Vorfeld. Ob genau Camponotus baldaccii oder eine ähnliche Art ist im Grunde auch egal. Es handelt sich auf jeden Fall um eine wirklich schöne Art mit tollen Farben.


    Grüße,

    Kuemmerz

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