Vespula germanica im Terrarium.

  • Hallo Leute.


    Ich beginne mal einen Bericht zu einer Verspula germanica-Königin, die seit einiger Zeit bei mir lebt. Zwar bin ich noch nicht ganz sicher, ob die Wespe die Gründung bei mir im Terrarium schaffen wird, insofern kann es sein, dass dieser Bericht früh und abrupt endet, aber ich habe ein gutes Gefühl mit diesem wunderschönen Tier. Es sieht so aus, als ob die Wespe mit den Bedingungen gut zurecht kommt.


    In früheren Threads habe ich die Wespenhaltung in Terrarien immer wieder in Frage gestellt. Wenn ihr mal sucht, "Wespenhaltung im Terrarium" hier im eusozial, ich habe da einigen Unsinn geschrieben und entschuldige mich bei den anderen, damals an der Diskussion beteiligen Wespenfreunden für meine ziemlich arroganten und undurchdachten Aussagen, die zudem zum großen Teil ziemlich falsch waren. Wenn ich die Haltung von Polistinen noch für einigermaßen möglich hielt, hielt ich die Haltung von Echten Wespen (Vespinae) für eher unmöglich.

    Natürlich plane ich nicht, dass die Wespen ihren kompletten Jahreszyklus bei mir im Terrarium durchleben, das wäre unmöglich. Die Völker dieser Art werden groß, die Staaten der Wespen können bei uns bis zu 5000 Individuen beherbergen. Also werden die Tiere im zeitigen Frühling ins Freie kommen und ab März etwa, wenn alles gut geht, sich selbst versorgen. Natürlich mit meiner weiteren Unterstützung, der Frühling kann kalt sein.


    Diese Wespenkönigin belehrt mich nun also eines besseren. Sie hat sich arrangiert. Und sie tut das eben ebenso, wie es schnell laufende Wüstenameisen und andere Ameisen mit riesigen Revieren in der Natur tun, wenn sie in Terrarien mit guter Versorgung gehalten werden. Die Tiere laufen oder fliegen nicht große Strecken, weil sie das zum Leben brauchen, sie tun das alles, um am Leben zu bleiben und sich zu versorgen.


    Aber nun kurz zur Wepenkönigin.

    Zwei Wochen hat sich die Wespenkönigin im Müßiggang geübt. Sie hat geruht, geschlafen, sich gewärmt und unter den Strahlern gesonnt, sich ein wenig umgesehen und ist im Terrarium herumgeflogen. An jedem Tag hat sie sich den "Bauch" mit Zuckerlösung vollgeschlagen.

    Seit einigen Tagen verbringt sie die Nächte im kleinen Karton, den ich ihr zum Nisten angeboten habe.


    Heute habe ich, als ich von der Arbeit heimkam, eine merkbare Verhaltensänderung an ihr gesehen. Sie sucht, sie inspiziert alles sehr genau, fliegt an verschiedene Gegenstände, Pflanzen und Ästchen dicht heran, untersucht sie fliegend und an ihnen laufend. So auch grauverwittertes Holz und Karton, die trockenen Pflanzenstengel. Alles Material, welches ich ihr für die Nestmaterialgewinnung anbiete.

    Die Untersuchungsflüge verraten auch ihren zunehmenden Hunger auf Proteine. Sie beginnt zu jagen.


    Wegen der augenblicklichen Corona-Lage ist es kaum möglich, geeignete Futterinsekten zu bekommen. Auch im Freiland findet man nun kaum Fliegen o.ä.. Also versuchte ich, der Wespenkönigin Fleisch anzubieten. Kurzkopfwespen sind nicht nur Jäger, sondern auch Aasfresser, sie mögen Fleisch, aber das gilt vor allem für die suchenden und jagenden Arbeiterinnen. Bei einer Königin machte ich mir aber kaum Hoffnung, Wespenköniginnen gehen niemals an Aas.

    Aber sie hat Hunger und so nahm sie von der Pinzette ein ordentliches Stück Rindfleisch. Natürlich frisches Fleisch.


    Vespula germanica 5.1.21



    Sehr erfreulich und ein ganz wichtiger Moment in ihrer nun beginnenden Nestgründungsphase.

    Ich hoffe nun sehr, das Tier an die Gabe von Fleisch weiter gewöhnen zu können. Diese Wespen sind besonders flexibel und lernfähig. Ich vermeide mit Mühe das Wort "besonders klug". Ich denke, dass die Wespe nun gelernt hat, dass so ein Fleischstück lecker ist und sie wird auch in Zukunft Fleisch nehmen.

    Zumindest so lange, wie ich ihr nichts anderes anbieten kann.


    LG, Frank.

  • Schneller als erwartet kam eine Lieferung Futtertiere, die ich am Wochenende bestellt hatte. So konnte ich gestern lebende Beute anbieten.

    Wespen sind kompromisslose Jäger, mit Vehemenz stürzte sich die Königin auf die Grille. Sie überwältigte sie und flog mit ihr an einen sicheren Ort, wo sie die Grille zerlegte.


    Nach Wespenart hängt die Königin nur an einem Bein bei Verzehr der Beute, mit den anderen Gliedmaßen hält sie die Beute fest.


    Vespula germanica-Königin mit Beute, 6.1.21


    LG, Frank.

  • Es macht mir gar keine Freude, das hier mitzuteilen, aber dieser Thread ist an dieser Stelle vorläufig beendet.

    Leider ist die Wespe gestern verendet. Ich fand sie am Morgen sterbend am Boden des Terrariums. Nicht erkennbar, was sie so plötzlich erkranken ließ.


    Für eine Zeit sah es gut aus, so, als ob es gelingen könnte. Die Wespenkönigin flog munter im Terrarium umher, im begrenzten Flugraum des Terrariums kam sie hervorragend zurecht, viel besser, als ich das erwartet hatte. Sie kannte alle Futterstellen, nahm tierisches Eiweiß gerne von der Pinzette oder erjagte selbst Soldatenfliegen.

    Aber sie begann zu keinem Zeitpunkt mit dem Nestbau. Das, obwohl sie den Unterschlupf, den ich ihr für diesen Zweck bereitgestellt hatte, jeden Abend zur sicheren Übernachtung und auch tagsüber zum Ruhen aufsuchte. Bis zuletzt hoffte ich, dass sie endlich, nach nun etwa fünf Wochen mit dem Nestbau beginnen würde. Bis vorgestern war ihr auch nicht anzumerken, dass irgend etwas nicht stimmen könnte.

    Nun ist sie leider tot und das tut mir sehr leid. So sollte es nicht laufen.


    Es war aber schön, das Tier so nah beobachten zu können. Sicher war das nicht der letzte Versuch mit solch einer Wespenkönigin.


    LG, Frank.

  • Hey Frank,


    sehr schade! Es sah ja zuerst vielversprechend aus. Und es sind schon beindruckende Tiere, da tut es einem natürlich leid, wenn das passiert. Viel Erfolg für das nächste Mal!


    Gruß, Olaf

    „It's a white whale, I say,“ resumed Ahab, as he threw down the top-maul; „a white whale. Skin your eyes for him, men; look sharp for white water; if ye see but a bubble, sing out!“ Moby Dick, Herman Melville

  • Hallo Olaf.


    Danke für Deine Worte!


    Ja, ich war anfangs skeptisch, aber dann lebte sich die Wespe eigentlich wunderbar ein, viel besser, als ich das erwartet hatte. Sehr schnell hatte sie sich an das Terrarium gewöhnt, an das Fliegen im begrenzten Raum und an die Futterstellen mit Kohlehydraten und mit Proteinen. Selbst an den angebotenen Unterschlupf.

    Aber irgendwas schien zu fehlen. Vielleicht fehlte es an UV-Strahlung. Die Wespe machte zu keinem Zeitpunkt Anstalten, einen Nestbau zu beginnen.


    Das ist ja eigentlich auch nicht ganz selten. Bei weitem nicht alle Wespenköniginnen, die den Winter überstanden haben, bauen ein eigenes Nest. Im letztem Frühjahr beobachtete ich allein bei mir im Garten zwei Königinnen verschiedener Arten dabei, dass sie an jedem Abend bis in den späten Juni an immer den gleichen Plätzen übernachteten. Eine Vespula germanica schlief jede Nacht am immer gleichen Platz in meiner Gartenveranda in den Falten eines zusammen gerafften Sonnenrollos. Uns fallen nur dien erfolgreich gegründeten, im Sommer individuenstarken Kolonien auf. Wir wissen wenig über die Wespenköniginnen, die nicht erfolgreich gründeten oder es erst gar nicht versuchten, weil sie zB. eher den Weg der gewaltsamen, gefährlichen, aber weniger arbeitsintensiven Nestübernahme bei Artgenossen bevorzugen. Möglich ist auch, dass eine unbegattete Wespenkönigin überwintert, dann aber nicht gründet. Ebenso möglich, Krankheit, Parasiten usw.. Alles denkbar.

    Trotzdem glaube ich eher, dass meiner Königin irgend etwas fehlte. Leider weiß ich nicht, was ihr fehlte. Sonne schien ab und zu ins Terrarium. Aber natürlich gelangt kaum UV-Strahlung ins Becken, es gibt zwei Fensterscheiben und die Glasscheibe des Terrariums. Beim nächsten Versuch mit Vespula werde ich an UV-Licht denken...


    Mit Wespen geht es natürlich erst mal weiter. Ich habe drei der Polistes-Königinnen in das Terrarium verbracht. Werde ich drüber was erzählen, wenn es bei ihnen besser läuft.


    LG, Frank.

  • nicht alle Wespenköniginnen, die den Winter überstanden haben, bauen ein eigenes Nest

    Hi Frank,


    das ist sicherlich richtig und auch ein Aspekt, an den man an erster Stelle nicht so direkt denkt. Wenn man sich weiterhin Gedanken zum Etablieren bzw. Bestehen von Arten macht, dann liegt dies schon näher. Deine Beobachtungen bezüglich der beiden Wespenköniginnen, die bei dir feste Schlafplätze für eine doch recht lange Zeit hatten, finde ich sehr spannend! Toll, dass du die Gelegenheit dazu hattest. :):thumbup:


    Vielleicht fehlte es an UV-Strahlung.

    Das mag sein. Würde mich sehr interessieren, was deine zukünftigen Versuche dazu ergeben!


    Viel Erfolg mit den Polistes-Königinnen!


    Gruß, Olaf

    „It's a white whale, I say,“ resumed Ahab, as he threw down the top-maul; „a white whale. Skin your eyes for him, men; look sharp for white water; if ye see but a bubble, sing out!“ Moby Dick, Herman Melville

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