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Hier findest du alle Posts des Threads odontomachus-ameisenjager.


Post 6636 -

Hallo Denis,


ja, Odontomachus sind sehr beeindruckende Ameisen!

Nur frage ich mich, ob sie auch auf die "Jagd" nach anderen Ameisenarten gehen? Sind die Tiere mit den großen Mandibeln in der Lage, sich gegen säurespritzende Arten (tropische Arten analog zu Lasius) oder giftstachelbewehrte Arten (andere Ponerinen) durchzusetzen?

Sie sind sehr aggressiv, und können sich gut gegen andere Ameisenarten durchsetzen, weshalb sie auch in vielen Regionen der Welt eine vorherrschende Ameisengattung sind. Sie besitzen ein potentes Gift, und erjagen durchaus andere Ameisen- allerdings wahrscheinlich nicht als Hauptnahrungsquelle, und wenn doch, dann nur Arten die kleiner sind als sie (ich vermute mal sie gehen mit ihnen wie mit normaler Beute um, ich glaube nicht das z.B. eine Temnothorax andere Reaktionen hervorruft als ein Springschwanz). Letzendlich ist das wahrscheinlich auch artabhängig. Ich habe meine Kolonie mal mit Temnothorax gefüttert, andere habe ich bisher nicht ausprobiert. Mal sehen, vielleicht schmeiße ich für Dich mal eine Lasius rein, aber grundsätzlich halte ich nicht sonderlich viel von solchen Experimenten.

Blattläuse oder andere zuckrige Säfte werden in der Natur nicht ausgebeutet.

Ich habe meiner Kolonie mal Blattläuse gegeben, sonderlich aggressiv waren sie ihnen nicht gegenüber, sie haben aber den Honigtau aufgeleckt welcher bereits auf dem Blatt mit den Läusen vorhanden war (keine aktive Trophobiose).

Auch in Haltungsberichten konnte ich lesen, dass Zucker- und Höniglösungen abgelehnt werden.

Kann ich nicht bestätigen. Meine Odontomachus sp. (aus Malaysia) nehmen gerne Honig und Zucker. Sie tragen ihn sogar in ihren Mandibeln umher. Eine andere Ameisengattung, Leptogenys die ich auch mal kurze Zeit hatte, ernährt sich rein zoophag und nimmt keine süßen Sachen.

Wie kommen die Tiere dann zu (doch für jede Ameisenart notwendigen) Kohlenhydraten?

Ganz einfach durch die Tiere wie sie fressen. Die Ernährungsdarstellung wie man sie oft in der Ameisnehaltung findet (also Honig= Kohlenhydrate; Insekten=Proteine) ist wirklich sehr stark vereinfacht- zu sehr. Futtertiere beinhalten eine Menge Nährstoffe, was auch vom Tier abhängig ist, oder was es davor gefressen hat. Das sind nicht nur einfache "Proteinklötze". Genausowenig enthällt Honigtau oder Honig auch nur "Kohlenhydrate", sondern auch Proteine. Es gibt durchaus Nahrungssoezialisten für beides; Bestimmte Dolichoderus-Arten in den Tropen leben z.B. als reine Wanderhirten und sind nur von ihrem Läusen abhängig, und jagen quasi gar nichts; andersherum gibt es z.B. Leptogenys die sich rein zoophag ernähren. Natürlich unterscheidet sich ihr Verdauungstrakt, die einen können eben das andere besser verwerten als das andere. So wie Kühe Zellulose abbauen und Nährstoffe gewinnen können und wir Menschen nicht.
Die Ernährung ist viel komplexer als es oft verbreitet wird.


Grüße, Phil


Hallo Denis,


ja, Odontomachus sind sehr beeindruckende Ameisen!

Nur frage ich mich, ob sie auch auf die "Jagd" nach anderen Ameisenarten gehen? Sind die Tiere mit den großen Mandibeln in der Lage, sich gegen säurespritzende Arten (tropische Arten analog zu Lasius) oder giftstachelbewehrte Arten (andere Ponerinen) durchzusetzen?

Sie sind sehr aggressiv, und können sich gut gegen andere Ameisenarten durchsetzen, weshalb sie auch in vielen Regionen der Welt eine vorherrschende Ameisengattung sind. Sie besitzen ein potentes Gift, und erjagen durchaus andere Ameisen- allerdings wahrscheinlich nicht als Hauptnahrungsquelle, und wenn doch, dann nur Arten die kleiner sind als sie (ich vermute mal sie gehen mit ihnen wie mit normaler Beute um, ich glaube nicht das z.B. eine Temnothorax andere Reaktionen hervorruft als ein Springschwanz). Letzendlich ist das wahrscheinlich auch artabhängig. Ich habe meine Kolonie mal mit Temnothorax gefüttert, andere habe ich bisher nicht ausprobiert. Mal sehen, vielleicht schmeiße ich für Dich mal eine Lasius rein, aber grundsätzlich halte ich nicht sonderlich viel von solchen Experimenten.

Blattläuse oder andere zuckrige Säfte werden in der Natur nicht ausgebeutet.

Ich habe meiner Kolonie mal Blattläuse gegeben, sonderlich aggressiv waren sie ihnen nicht gegenüber, sie haben aber den Honigtau aufgeleckt welcher bereits auf dem Blatt mit den Läusen vorhanden war (keine aktive Trophobiose).

Auch in Haltungsberichten konnte ich lesen, dass Zucker- und Höniglösungen abgelehnt werden.

Kann ich nicht bestätigen. Meine Odontomachus sp. (aus Malaysia) nehmen gerne Honig und Zucker. Sie tragen ihn sogar in ihren Mandibeln umher. Eine andere Ameisengattung, Leptogenys die ich auch mal kurze Zeit hatte, ernährt sich rein zoophag und nimmt keine süßen Sachen.

Wie kommen die Tiere dann zu (doch für jede Ameisenart notwendigen) Kohlenhydraten?

Ganz einfach durch die Tiere wie sie fressen. Die Ernährungsdarstellung wie man sie oft in der Ameisnehaltung findet (also Honig= Kohlenhydrate; Insekten=Proteine) ist wirklich sehr stark vereinfacht- zu sehr. Futtertiere beinhalten eine Menge Nährstoffe, was auch vom Tier abhängig ist, oder was es davor gefressen hat. Das sind nicht nur einfache "Proteinklötze". Genausowenig enthällt Honigtau oder Honig auch nur "Kohlenhydrate", sondern auch Proteine. Es gibt durchaus Nahrungssoezialisten für beides; Bestimmte Dolichoderus-Arten in den Tropen leben z.B. als reine Wanderhirten und sind nur von ihrem Läusen abhängig, und jagen quasi gar nichts; andersherum gibt es z.B. Leptogenys die sich rein zoophag ernähren. Natürlich unterscheidet sich ihr Verdauungstrakt, die einen können eben das andere besser verwerten als das andere. So wie Kühe Zellulose abbauen und Nährstoffe gewinnen können und wir Menschen nicht.
Die Ernährung ist viel komplexer als es oft verbreitet wird.


Grüße, Phil



Post 6635 -

Hi @ll!


Habe schon viel über Odontomachus gelesen, finde diese Tiere sehr interessant und es gibt einige wissenschaftliche Publikationen. Sie scheinen auch sehr effektive Jäger zu sein. Nur frage ich mich, ob sie auch auf die "Jagd" nach anderen Ameisenarten gehen? Sind die Tiere mit den großen Mandibeln in der Lage, sich gegen säurespritzende Arten (tropische Arten analog zu Lasius) oder giftstachelbewehrte Arten (andere Ponerinen) durchzusetzen? Wenn das nicht in der Wildnis beobachtet werden konnte - hat vielleicht ein Odontomachus-Halter seine Kolonie mal mit hiesigen Ameisen gefüttert? Darüber hinaus stellt sich mir die Frage, inwiefern sich Ameisenjagd für diese Tiere lohnen könnte - an Ameisen ist im Vergleich zu fetten (Käfer-)Larven ja kaum was dran, anderesseits sind sie in der Natur viel häufiger zu finden.


Odontomachus sind sehr spezialisierte Jäger, Blattläuse oder andere zuckrige Säfte werden in der Natur nicht ausgebeutet. Auch in Haltungsberichten konnte ich lesen, dass Zucker- und Höniglösungen abgelehnt werden. Wie kommen die Tiere dann zu (doch für jede Ameisenart notwendigen) Kohlenhydraten? An Beutetieren wie Ameisen und Larven sind doch fast ausschliesslich Wasser und Proteine dran. Oder hat diese Art einen extrem geringen Kohlenhydratebedarf und deckt ihre Ernährung über die in Insektenhämolymphe gelösten Stoffe?


Gruss
Denis


Hi @ll!


Habe schon viel über Odontomachus gelesen, finde diese Tiere sehr interessant und es gibt einige wissenschaftliche Publikationen. Sie scheinen auch sehr effektive Jäger zu sein. Nur frage ich mich, ob sie auch auf die "Jagd" nach anderen Ameisenarten gehen? Sind die Tiere mit den großen Mandibeln in der Lage, sich gegen säurespritzende Arten (tropische Arten analog zu Lasius) oder giftstachelbewehrte Arten (andere Ponerinen) durchzusetzen? Wenn das nicht in der Wildnis beobachtet werden konnte - hat vielleicht ein Odontomachus-Halter seine Kolonie mal mit hiesigen Ameisen gefüttert? Darüber hinaus stellt sich mir die Frage, inwiefern sich Ameisenjagd für diese Tiere lohnen könnte - an Ameisen ist im Vergleich zu fetten (Käfer-)Larven ja kaum was dran, anderesseits sind sie in der Natur viel häufiger zu finden.


Odontomachus sind sehr spezialisierte Jäger, Blattläuse oder andere zuckrige Säfte werden in der Natur nicht ausgebeutet. Auch in Haltungsberichten konnte ich lesen, dass Zucker- und Höniglösungen abgelehnt werden. Wie kommen die Tiere dann zu (doch für jede Ameisenart notwendigen) Kohlenhydraten? An Beutetieren wie Ameisen und Larven sind doch fast ausschliesslich Wasser und Proteine dran. Oder hat diese Art einen extrem geringen Kohlenhydratebedarf und deckt ihre Ernährung über die in Insektenhämolymphe gelösten Stoffe?


Gruss
Denis