Das wird ein längerer Post, also holt euch erst die Keksdose und n Kaffee, bevor ihr weiterlest.
Hiho,
endlich melde ich mich wieder. Das Ganze hat den Grund, weil ich mich erst wieder melden wollte, wenn das Becken gänzlich fertig und sogar schon bezogen wurde.
Aber ich fange mal vorne an. Der letzte Stand war der, dass die Rückwand fertig aufgetragen wurde und trocken musste. In der Folgewoche habe ich täglich mehrmals kleine Stellen ausbessern müssen. Dazu habe ich einen Rest des fertigen Gemisches draußen stehen lassen, wo es kühl war und es somit nur extrem langsam fester wurde. Das hat wunderbar geklappt. Das Ausbessern wiederrum hat mich schon einige Nerven gekostet. Ich bin davon überzeugt, dass die aufgetragene Masse sehr gut haftend ist, jedoch hab ich ja an senkrechter Rückwand aufgetragen und sogar Vorsprünge von unten beklebt. Ich habe es weitgehend alles dicht bekommen. Doch wenn man vorm Becken kniet, sieht man doch noch einige offene Stellen. Jedoch nur dann. Umso froher bin ich deswegen, dass das darunterliegende Styropor mit Epoxid Harz versiegelt wurde. Die Rückwandmasse ist sehr fest geworden, sogar etwas zu fest. Sie nimmt nämlich kaum Flüssigkeit auf. D.h. ich werde das nächste Mal das Mischverhältnis zwischen Latex und Modelliermaterial zugunsten des Modelliermaterials verschieben. Zufrieden bin ich dennoch mit der Rückwand. Sie sieht sehr schön aus und Angst, dass irgendwann etwas abfällt, habe ich absolut keine.
Danach habe leider etwas naiv direkt das Bodensubstrat eingefüllt, heißt: 3-4 cm Tonkügelchen, Gartenfließ, alles trocknen lassen und darauf dann das bewohnbare Substrat. Dieses besteht aus Spielsand, Gartentorf ungedüngt und ebenso zersetzt wie das von der Rückwand (H4-H8), Waldboden, an der Oberfläche noch Moos und Xaximpulver fein. Bei der ersten Befüllung kam es dann leider fast zum Super-GAU: undicht! Da das Becken eins von denen ist, das hinten am Boden eine Kabeldurchführung hat, musste ich dort natürlich wasserdicht versiegeln, was ich aber in einem meiner letzten Beiträge eigentlich auch schon erledigt hatte. Doch scheinbar habe ich eine Lücke gelassen. Wasser sucht sich seinen Weg. Und auf einmal hörte meine Frau es erst tropfen, dann richtig herunterfließen... Ich hatte bis dato etwa 30-40 Liter Wasser drin. Herausgekommen sind dann ungefähr 10... über mehrere Tage hat es gedauert und das Silikon, welches zuerst dort angebracht war, löste sich während dieser Nassphase ebenfalls wieder, da es noch nicht komplett durchgetrocknet war... Das macht einen schon wütend. Einerseits über die Situation, andererseits über die jugendliche Ungeduld und die eigene Blödheit einen Dichtigkeitstest nicht schon vorher gemacht zu haben oder wenigstens anständig versiegelt zu haben. Das habe ich dann aber getan, erneut getest... erneut... denkts euch... wieder trocknen lassen, wieder versiegelt... und... siehe da: dicht

. Ich wollte eigentlich 2 Wochen eher mit dem Becken fertig sein und nur durch diesen Mist (und dem Trocknen der Rückwand vorher) hat es sich so dermaßen verlängert.
Jetzt konnte es aber losgehen. Diverse Dinge wurden eingesetzt, z.B. ein Blumentopf aus reinem Xaxim, in den ich eine Myrmecodia platyrea gesetzt habe.

Ein sehr großer Ast geht quer durch das Becken. Dieser stammt noch vom Vorbesitzer des Beckens. Ein weiterer Ast mit Moosbewuchs stamm aus dem Wald. Ich werde im oberen Bereich des Beckens aber noch weitere Äste einhängen. Im Boden gibt es dann noch eine halbierte Korkröhre und ganz wichtig natürlich: eine Menge Pflanzen überall!

Der größte Teil der Pflanzen sind Stecklinge, für dich mich recht herzlich bei Tuffi bedanken möchte!
Die Myrmecodia platyrea, die Passiflora

und eine Peperomia prostrata, welche ganz oben links in der Rückwand in einer mit Substrat gefüllten, topfähnlichen Struktur lebt und gedeiht, weil es mal eine Hängepflanze wird, habe ich von Alpha Chuby erhalten. Auch hierfür vielen Dank.
Die beiden Pflanzen, die links und rechts auf der Mitte des Beckens hängen, zwei afrikanische Lianen

und noch ein paar weitere stammen von Fred. Wie immer: Vielen lieben Dank, Fred!!

Wirklich das allermeiste der Pflanzen geht gut an. Das freut mich sehr.
Hier mal ein Foto, als die Ameisen dann eingezogen sind inklusive der Pflanzen von Fred:

Das Becken läuft mittlerweile mit folgenden Parametern:
Heizmatte im Boden 24h an, Heizkabel an den Frontblechen 24h an, 4 40mm Lüfter an den Frontblechen 24h an, HQI 150 Wattfluter für 12 Stunden an. Die Heizmatte wird evtl noch über eine Zeitschaltuhr geregelt, muss ich mal schauen. Mir ist der Boden derzeit ein wenig zu warm.
Gesprüht wird 1-2 mal täglich, das reicht.
Die rLF liegt zwischen 65% und 95%, meist 70-80%.
Die Temperatur liegt bei rund 25 Grad tagsüber und 22-23 nachts.
Anfangs hatte ich große Probleme mit Schimmel am Boden und der Rückwand sowie mit beschlagenen Scheiben. Habe dann ein wenig im Internet gelesen und mir eine Konstruktion einfallen lassen, die ich ebenfalls im Folgebeitrage zeige und beschreibe. Fest steht, dass ich jetzt niemals mehr beschlagene Scheiben habe und der Schimmel seltener auftritt. Grundsätzlich empfinde ich es so, wenn der Boden zu warm wird (z.B. Heizmatte), begünstigt das den Schimmel immens! Deswegen werde ich nochmal mit der Zuschaltung der Heizmatte im Boden spielen.
Der Schimmel an der Rückwand wird täglich gespült, ganz weg geht er trotzdem nicht. Schimmel entsteht ja bei zu schlechter Belüftung. Leider habe ich das Problem noch nicht gänzlich mit meiner Aktivbelüftung in den Griff bekommen.
Jetzt wird es endlich interessant und bebildert.
Natürlich soll das Becken auch einmal bewohnt werden. Und somit bin ich losgefahren und habe die ersten Bewohner des Beckens abgeholt. Dabei handelt es sich um eine kleine Kolonie Megalomyrmex mit 2 Königinnen und einer Gründungskolonie von Paraponera Clavata.
Megalomyrmex:
Ich hätte es nicht gedacht, aber ich finde sie irgendwie faszinierend. Es handelt sich um relativ kleine (5-6mm) rotorange Ameisen, die durch relativ große Augen auffallen. Einige Arten dieser Gattung sind darauf spezialisiert Leafcutter zu erbeuten. Bei mir im Becken sind sie sehr aktiv. Ständig sieht man irgendwo im Becken eine Arbeiterin umherlaufen, obwohl die Kolonie vllt 20 Tiere hat. Dabei bewegen sie sich keines Falls nur um ihr Nest herum, nein, sie laufen weite Wege. Ihr Nest befindet sich in der hinteren rechten Ecke des Beckens unter einem Ast, der einen ordentlichen Moospelz drauf hat. Von dort aus unternehmen sie auch Wanderungen bis nach ganz links, wo die Paraponera ihr Nest haben, um direkt in deren Nesteingang eine Fliege gemütlich zu öffnen und ihr Inneres über diese Wegstrecke ins heimische Nest zu transportieren. Megalomyrmex lassen sich gut ein einem großen Becken zusammen mit anderen Ameisen halten. Sie werden irgendwann aber recht zahlreich. Dann muss man schon mal eingreifen, und die Kolonie entweder entfernen oder einfach Arbeiterinnen absammeln.


Paraponera:
Die Kolonie habe ich mit einer Königin und 3 Arbeiterinnen sowie 4 Puppen, 3-4 Larven und einigen Eiern abgeholt. In der zweiten Nacht haben sie bereits ein Nest ausgehoben und jetzt habe ich keinen Einblick mehr. Aber so wurde das Becken ja konstruiert. Diese Zeit haben eine Arbeiterin und eine Puppe leider nicht überlebt, evtl. auch einfach kurzzeitig Zug während des Heimtransports bekommen. Die Puppe wurde nur minimalst angeschnitten entsorgt. Ich habe sie dann geöffnet und in ihr befand sich nicht viel mehr als ein wenig Flüssigkeit, so, als ob man eine Puppe von Maden öffnet. Ich habe diese Puppe geöffnet liegen gelassen, sodass sie verwertet werden konnte. Erst gingen die Megalomyrmex dran, als diese fertig weren, kamen die Heerscharen von Springschwänzen, die ich ins Becken gekippt habe.

Ansonsten kann ich nur sagen, dass es wundere Tiere sind. So ruhig, so bedächtig und auch so eindrucksvoll. Ich sehe ab und zu eine der Arbeiterinnen durchs Becken laufen, wobei sie tatsächlich meist direkt irgendwo hochklettern. Zudem durfte ich schon während sie noch in der Transportbox waren, beobachten, wie sie einen Tropfen Zuckerwasser (also ein richtiger Tropfen, nicht das bißchen, was Diacamma so aufnehmen) von einem Ast zwischen die Mandibel aufgenommen und zurück in die Box transportiert haben. Der Tropfen wurde dann weitergereicht und die Königin behielt am Ende den größten Teil zwischen ihren Mandibeln.
Noch sind die Tiere allerdings sehr scheu, was natürlich mit ihrer Koloniegröße zu tun hat. Die Arbeiterin ergriff jedenfalls schlagartig die Flucht, als ich ihr ein frischtotes Heimchen mit der Pinzette gereicht habe. Ich lege täglich mindestens 1-2 Heimchen oder Fliegen ins Becken, an unterschiedlichen Stellen und jedes Mal sind sie weg. Kann manchmal etwas dauern. Die Megalomyrmex transporieren derzeit noch nichts ab, sie laben sich nur am Ort des toten Insekts an diesem. Ergo müssen die Paraponera die Insekten wirklich eintragen, was mich sehr freut.
Brutpflege in der Box


Die ersten Erkundungstouren:

Welch goldener Schimmer:

In voller Pracht:

Beim Zuckerwasser sammeln:

Tja, dann drück mir mal die Daumen, dass alles gut anlaufen wird. Das Becken hat mich schon einiges gekostet. Aber es hat sehr viel Spaß gemacht und ich kann solche Projekte nur jedem empfehlen. Ich werde weiterhin berichten

Viele Grüße
Stephan