Medizinische Verwendung der Formica rufa in Deutschland

Diskussion über alle Ameisenarten.

Medizinische Verwendung der Formica rufa in Deutschland

Beitragvon dottedfish » So 24. Nov 2013, 23:12

Hallo zusammen,

ich bin kürzlich über das Thema Ameisenhaltung gestolpert und wollte einige interessante Arten zur Haltung recherchieren. Unter anderem stieß ich auch auf einheimische Arten wie die Waldameise. Naiv wie ich war, hatte ich schnell "Formica rufa kaufen" eingetippt.
Das Ergebnis war zweierlei:
- die Formica rufa steht unter Naturschutz und darf nicht verkauft, bessessen oder vertrieben werden
- es gibt die Formica rufa in Form von Tabletten auf Milch- und Rohrzuckerbasis, Salben, Lösung

Die Beschreibung selbst ist jedoch zudem deutlich:

Name: Formica rufa
Deutsche Bezeichnung: Ameise
Synonyme:
Lateinische Bezeichnung: Formica rufa
Angaben zum Arzneigrundstoff:
Material: Arbeiterin

Nun, Ameisensäure als Wirkstoff könnte ich mir ja noch erklären - aber warum ausgerechnet von einer geschützten Ameise und nicht etwa einer verwandten Art?
Das bedeutet doch dass hier direkt Ameisen verarbeitet werden?
Woher stammen diese und weshalb ist dies scheinbar legal?

Nur ungern würde ich zu derartigen Angeboten verlinken - aber mit der entsprechenden Suche kommt man sehr schnell darauf.
Zuletzt geändert von dottedfish am Mo 25. Nov 2013, 19:18, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Medizinische Verwendung der Formica fusca in Deutschland

Beitragvon trailandstreet » Mo 25. Nov 2013, 13:08

Ich hab selbst mal ein wenig gegooglet. Die Formica rufa gibt es sozusagen als Globuli, in homöopathischen Dosen.
Falls da die Ameisensäure drin sein sollte, würe es warscheinlich ausreichen, wenn man mal damit durch den Wald spaziert.

Mir sieht das eher wieder nach einem "zurückzurNaturWerbeTrick" der alternativen Arzeimittelindustrie aus.
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Re: Medizinische Verwendung der Formica fusca in Deutschland

Beitragvon Erne » Mo 25. Nov 2013, 13:28

> die Formica rufa steht unter Naturschutz und darf nicht verkauft, besessen oder vertrieben werden <
Das Trifft zu.

Hast Du Dich verschrieben?
In der Threadüberschrift steht Formica fusca, der Threadtext handelt von Formica rufa.

Grüße Wolfgang
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Re: Medizinische Verwendung der Formica rufa in Deutschland

Beitragvon dottedfish » Mo 25. Nov 2013, 19:23

Du hast recht Erne - ich habe das sofort angepasst. Es handelt sich in der Tat um die Formica rufa, also die unter Naturschutz stehende Waldameise.

@trailandstreet
Wie meinst du mit durch den Wald spazieren? Ich gehe eher davon aus dass hier tatsächlich Arbeiterinnen "verarbeitet" werden.
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Re: Medizinische Verwendung der Formica rufa in Deutschland

Beitragvon Holger Barnack » Mo 25. Nov 2013, 20:13

Hallo,

die Formica rufa sind meines Wissens nur in Deutschland geschützt.
Ihr Verbreitungsgebiet liegt aber in Europa zwischen dem 40°N und 63,5°N in Kleinasien und Kaukasus.
Somit können sie ohne Probleme in anderen Ländern gesammelt werden.

LG
Holger
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Re: Medizinische Verwendung der Formica rufa in Deutschland

Beitragvon myrmikonos » Di 26. Nov 2013, 14:36

Die Formica rufa ist auch gar nicht so einfach von ihren Artverwandten zu unterscheiden und wird in diesem Zusammenhang vermutlich auch eher als Sammelbegriff fuer alle huegelbauenden Ameisen mit ihrem Phaenotypus benutzt. Wahrscheinlich ist bei den oben angesprochenen Produkt sowieso keine eindeutige Artenbestimmung mehr moeglich. Dieser Umgang erinnert mich etwas an die historische Art der Ameisensaeuregewinnung:
„Die Ameisensäure erhält man durch Destillation aus den Ameisen (Formica rufa). Man destilliert Ameisen bei gelindem Feuer, und erhält in der Vorlage die Ameisensäure. Sie macht ungefähr die Hälfte des Gewichtes der Ameisen aus. Oder man wäscht die Ameisen in kaltem Wasser ab, legt sie nachher auf ein Tuch, und gießt kochendes Wasser darüber. Drückt man die Ameisen gelinde aus, wird die Säure stärker. Um die Säure zu reinigen, [unterwirft man sie wiederholt der Destillation, und um sie zu konzentrieren, lässt man sie gefrieren. Oder noch besser: man sammelt Ameisen, preßt sie aus, ohne Wasser, und destilliert die Säure davon.“
Christoph Girtanner: Anfangsgründe der antiphlogistischen Chemie. 1. Auflage, 1792, S. 389
https://books.google.de/books?id=cKo5AAAAcAAJ&pg=PA389#v=onepage&q&f=false

Vermutung: Zudem wird sich ein Produkt/Artikel besser verkaufen, wenn die Tierart seltener ist, einen gewissen Bekanntheitsgrad hat und irgendwelchen Verboten unterliegt. Je verbotener, desto exklusiver, desto teurer usw.
Gruß
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Re: Medizinische Verwendung der Formica rufa in Deutschland

Beitragvon trailandstreet » Do 5. Dez 2013, 22:00

@dottedfish
nachdem man hier von homöopathischen Dosen spricht, also Verdünnungen von 1:10^6, könnte man die Ameisensäure ja schon dadurch geinnenm dass man sie nur etwas "ärgert". nachdem Formica rufa als Abwehrreaktion die Säre bereits gegen ihre Gegner auf Distanz verpritzt, würde die Konzentration der Ameisensäure innerhalb von 10cm über den Ameisen am Hügel hier für eine riesige Menge an Arznei reichen.
Ausserdem könnte man sich das Auspressen sparen.
https://de.wikipedia.org/wiki/Hom%C3%B6o ... e_Mischung

Möglicherweise wird aber wohl doch F. rufa dazu benutzt, da sie i.d.R in größerem Mengen auftritt. Und wie bereits erwähnt, nur bei uns geschützt ist.

Abgesehen davon wird die Ameisensäure der einheimischen Formica-Arten wohl ziemlich ähnlich sein, ob F. rufa oder fusca.

edit: Link
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