Hallo Zusammen!
Rückblick:Auch hier gibt es jetzt wieder viel zu Berichten, ist ja auch schon eine Weile her, mein letzter Bericht.
Ich versuche die Ereignisse der letzten Wochen so gut es geht wieder zu geben. Die neueren Ereignisse werde ich dann wieder etwas ausführlicher beschreiben.
Es ging drunter und drüber in den letzten Wochen. Ich schrieb ja in meinem letzten Bericht dass sie ein neues Nest bekommen hatten. Leider hatte dieses einen Materialbedingten Fehler den ich im Nachhinein nicht mehr korrigieren konnte. Der Porenbetonstein hatte einen Riss der sich einmal durch den halben Stein zog, genau an der Stelle wo der Wassertank war. So kam es das beim Auffüllen des Tanks das Nest viel zu stark befeuchtet wurde, vor allem zu schnell. Brut die dort gelagert wurde musste jedes Mal in Panik davon geschleppt werden. Das war ein Umstand den ich den Ameisen nicht so lange zumuten wollte.
Also musste ein neues Nest her. Ich dachte mir das ich die Kolonie in mein selbst gebautes Becken setzen könnte, was ich dann auch tat. Also das Tropenbecken abgebaut, es war eh nichts darin und war somit eigentlich frei. Ich hatte noch ein altes Nest von meinen Messor arenarius das ich noch einmal verwenden konnte. Damals hatten sich die M. arenarius darin ein paar Löcher gegraben. Diese verschloss ich mit einem Lehmgemisch. Da die Camponotus terebrans eigentlich noch nie versuchten in ihrem Nest etwas durch graben oder anknabbern zu verändern dachte ich an nichts Schlimmes. Ihr könnt euch nun sicher schon denken was dieses Mal mit dem Nest passiert ist. Genau, sie gruben doch und das nicht zu wenig. Es war nachher so dass das komplette Nest voll war mit Granulat aus dem Bodengrund. Da ich bei diesen Tieren schon seit einiger Zeit den Boden mit Gips versiegele damit sie nicht das ganze Becken umgraben, hatten sie bald einen Großteil der Steine (Bodengrund) ausgetragen und eigentlich eine riesige Kammer unter dem Boden, gestützt vom Gips.
Natürlich konnte auch das nicht so bleiben, also wieder alles Ameisen eingesammelt. Der Stress war sicher nicht gering in den letzten Wochen, meine Nerven waren auch am Ende. Da hat man schon recht wenig Zeit und dann solche Fehlschläge. Mit dem neuen Nest sollte es aber nun besser werden.
Das neue Nest und Becken:Nun etwas ausführlicher, ab jetzt also der momentane Istzustand vom Becken und dem Nest.
Dieses Mal sollte es also nun endlich perfekt werden. Perfekt wird es nie ich weiß, aber aus Fehlern sollte man schon Rückschlüsse ziehen und diese Möglichst nicht wiederholen!
Das Nest besteht eigentlich aus zwei kleineren Nestern die ich mit einem kurzen Gummischlauch verbunden habe. In dem einen haben sie schon einmal gewohnt, dieses wurde Ihnen aber zu klein. Das andere wurde ebenfalls schon einmal von den Messor arenarius bewohnt. Die Nester habe ich dieses Mal Innen mit einem Gemisch aus Lehm, Gips und etwas Sand bemalt. Ich verspreche mir davon dass sie durch den härteren Gips davon abgehalten werden die Kammern zu erweitern oder gar wieder Gänge darin zu graben. Bis jetzt muss man sagen dass sie es nicht mehr geschafft haben, auch wenn ich sie dabei beobachten konnte wie sie es versuchten. Da das Nest, oder besser der Verbund aus den beiden Nestern, eigentlich zu groß ist habe ich die Hälfte der Kammern mit feuchtem Sandkastensand aufgefüllt. Diesen graben sie aktuell aus dem Nest und haben auch schon einen Großteil frei gelegt. Es ist eigentlich eine Art Beschäftigungstherapie. Es macht Spaß ihnen dabei zu zuschauen.
Das Becken ist wieder das 80x30x50 (LxBxH) das sie davor auch schon hatten. Wieder wurde der Grund mit Gips versiegelt. Die Einrichtung ist mir, denke ich, recht gut gelungen. Einen dickeren Stamm und ein paar Äste erweitern den Bewegungsfreiraum der Tiere. Dazu habe ich den Boden mit Granitkies und Wüstensand dekoriert. Eine Möglichkeit frisches Wasser aufzunehmen biete ich über eine Schale, ähnlich wie bei meinen Cataglyphis, an. Außerdem noch einen Deckel auf dem ich Zuckerwasser anbiete (oder Honig). Futtertiere werde ich frisch tot einfach im Becken verteilen.
Hier nun Bilder vom Becken und dem Nest:





Die beiden Eingänge, auf dem ersten Bild klar zu erkennen. Beim zweiten wird es schon schwieriger, das etwas heller, rot gefärbte Teil neben dem senkrecht laufendem Ast ist das Röhrchen mit dem anderen Eingang. Sorry, besser ging es nicht zu fotografieren.


Haltungsbericht:
Natürlich ist der ganze Stress der letzten Wochen nicht ganz Spurlos an der Kolonie vorbei gegangen. Ich hatte jetzt seit dem letzten Bericht drei tote Arbeiterinnen. Brut werde ich wohl kaum oder gar nicht verloren haben. Diese ist Konstant geblieben. Die Kolonie befindet sich aber definitiv in einer Winterruhe. Die Königin hat im November die letzten Eier gelegt. Aus den letzten Puppen sind nach und nach Arbeiterinnen geschlüpft. Weitere sind nicht dazu gekommen. Erst seit etwa einer Woche wachsen die Larven nun wieder und es gibt wieder Puppen. Eier konnte ich aber noch keine sehen, das wird aber sicher nicht mehr lange dauern. Hat die Kolonie erst einmal wieder die nötige Ruhe, Licht und Wärme sollte es bald wieder los gehen. Das die Larven wieder wachsen freut mich sehr. Ich konnte beobachten dass die Larven vor der Pause maximal die Größe einer Minor Larve erreichten. Einige haben auch kleiner die Winterruhe verbracht, aber nie war eine größer. Erst jetzt entwickeln sich scheinbar wieder Media und Majore. Ich denke mir das es für eine so kleine Kolonie einfacher ist die Larven nicht in größeren Entwickelten Stadien Überwintern zu lassen. Das ist aber nur eine vage Vermutung die ich mit einer Beobachtung nicht als Schlussfolgerung ansehen möchte.
Zum Thema Winterruhe/Winterpause bei Camponotus Arten:
Die Winterruhe wurde wohl mit den kühleren Temperaturen in der Nacht ausgelöst. Nachts ist es in meinem „Ameisenkeller“ doch recht frisch. Ohne Beheizung sind es sicher keine 20°C eher 15-18°C dürften es sein. Aus diesem Grund beheize ich ja auch das Cataglyphis Nest in der Nacht. Bei den terebrans habe ich das mit Absicht nicht getan. Eine Ruhe kann ich ihnen jetzt besser anbieten als im Sommer. Oft wird ja diskutiert ob sich Camponotus Arten die eigentlich im Winter bei uns, in ihrem Heimatland Sommer haben, anpassen können oder nicht. So versuchen viele im Sommer die Temperaturen herunter zu Regeln. Für mich eines der größten Missverständnisse überhaupt. Oft wird dieses auch noch bei Arten die aus Tropischen Regionen stammen so gehandhabt. Da man ja auch in den Tropen so tolle Wintermonate vorfindet :rolleyes: . In den Tropen wird das ganze wohl eher durch die Regenzeit bestimmt in anderen Regionen durch Licht und Kälte. Halte ich meine Arten kühl und mit weniger Licht würden diese wohl eine Pause einlegen. Auch Camponotus Arten kann man so beeinflussen auch wenn diese einen endogenen Rhythmus haben. Man kann sie aber trotzdem dazu animieren diese Pausen zu bestimmten Jahreszeiten einzulegen. Dies ist eher Möglich als zu versuchen seine Camponotus Kolonie ganzjährig auf „Sommer“ laufen zu lassen. Irgendwann legen sie dann eine Pause ein, egal wann, sie kommt gewiss. Hält man sie nun ganz normal von Februar bis Oktober warm (ansteigend zum Sommer, abfallend zum Herbst) dann kann man jede Kolonie egal von wo sie kommt (Winterruhe im Ursprungsland vorausgesetzt) in unseren Wintermonaten dazu animieren ihre Pause einzulegen. Ich beschränke das aber mal auf Königinnen vom Schwarmflug und denke nicht das es bei Kolonien klappt die der Natur durch fangen entnommen wurden. Obwohl man es durch entsprechend langer Haltung eventuell auch hin bekommen könnte. Ich lege mich damit mal etwas weit aus dem Fenster ich weiß, jeder ist eingeladen das in meinem Diskussionsbereich zu diskutieren. Wichtig ist nur das die Tiere eine Pause bekommen, wann diese letztlich stattfindet ist den Ameisen eigentlich egal. Die haben sicher keinen Kalender im Nest. Zurück zum Haltungsbericht. Die Kolonie bekommt von mir Zuckerwasser oder Honig. Insekten gibt es in Form von Heimchen, Grillen, Schaben und Wachsmotten. Ich habe aber auch schon Spinnen, Maden, Raupen, Ohrenkneifer und Fliegen verfüttert. Man kann sagen dass sie nicht wählerisch sind. Sie sind in jedem Fall aber sehr aggressiv. Beute wird auch Lebend erjagt verfolgt und zusammen ins Nest getragen. Oft kommt es aber auch vor das sie die Beute am Fundort verarbeiten. Sprich sie bringen die Beute nicht immer ins Nest. Warum sie es mal machen und mal wieder nicht kann ich nicht nach vollziehen. Zuckerwasser und auch der Honig werden, wie bei allen Camponotus Arten, sehr gerne angenommen. Biete ich mehr an als aufgenommen werden kann dann sieht es im Nest aus als würden gleich eine ganze Reihe von Arbeiterinnen platzen. Vor allem die Majore haben dann einen Gaster der mancher Königin Schamesröte ins Gesicht treiben würde

.
Noch mal ein paar Worte zu ihrer Aggressivität. Diese Art versprüht ihre Ameisensäure sehr schnell und auch nicht gerade wenig. Beim einsammeln der Tiere musste ich mir des Öfteren erst einmal die Hände waschen bevor ich weiter machen konnte. Zu sehr stanken meine Hände nach Essig (Ameisensäure) und machten andere Arbeiterinnen noch aggressiver. Die Ameisensäure war aber nicht stark, zumindest löste sich bei mir nicht die Haut von den Fingern, wie einige das von P. dives berichteten.
Ich freue mich das die Kolonie die stressigen letzten Wochen einigermaßen gut Überstanden hat und das die Larven wieder wachsen. Das lässt hoffen dass es in ein paar Wochen weiter voran geht mit diesen schönen Tieren. Mein aktueller Stand der Kolonie:
1 Königin
ca. 170 Minor Arbeiterinnen
4 Media Arbeiterin
3 Major Arbeiterinnen
10 normale Puppen
2 größere Puppen
2 sehr große Larven
ca. 100 normale Larven
50 kleine Larven
keine Eier und kleinste Larven Nun noch ein paar Bilder:
Erst einmal eine Übersicht aus dem Nest, man sieht Brut, Larven und natürlich Arbeiterinnen.






Dann konnte ich heute auch mal schöne Bilder von zwei Majoren machen. Erst einmal einer mit einer Delle am Kopf:


Dann ein noch etwas größeres Tier, dieser Major putze sich im Schein meiner Ringleuchte! Aber seht selbt:

Noch ein bisschen näher ran:



Diskussion bitte hier unter diesem Link!LG, Mathias