*Camponotus vagus-erste Schritte als Halter

*Camponotus vagus-erste Schritte als Halter

Beitragvon antic » Sa 25. Feb 2012, 21:33

Hallo,
vor zwei Tagen kam mittags das bestens isolierte Päckchen mit einer kleinen Kolonie (laut Händlerinfo 18-40, gezählt habe ich ca.24 Arbeiterinnen und 1 Königin -was für ein Größenunterschied!- Brut irgendeiner Entwicklungsstufe war keine dabei) in einem Plastikdöschen mit Küchenpapier als Versteck.Der Händler sagte mir , daß die Kolonie bei ihm Winterruhe gehalten hätte, aber seit einigen Tagen schon aktiv sei.

Das offene Döschen stellte ich in die Arena (Licht, ca 22Grad, 50%Luftfeuchte) und war gespannt was sich tun würde.
Innerhalb von Sekunden tauchten aus den Falten des Papiers einige Arbeiterinnen auf , prüfend, wachsam die Lage zu sondieren.
Den ganzen Nachmittag über erkundeten dann so 2 bis 4 Tiere die Gegend, es wurde Wasser getrunken, die Honigwassertränke fand Anklang und ein aufgeschnittenes kleines Heimchen verschwand unter großem Gezerre von 3 Arbeiterinnen zwischen den Falten des Papiers.
Abends, gegen 21.30 sah ich wie sich eine Arbeiterin beim senkrecht in die Tiefe zum unter der Arena liegenden Holz-Ytong Nest (Bilder davon gibt es bereits im "Kaffeetisch") führenden Fallrohr zu schaffen machte. Sie hatte einige Fichtennadeln dorthin getragen und werkelte herum.

Am nächsten Morgen war das Plastikdöschen leer , der Eingang (20mm Durchmesser) zum Nest vollkommen zugebaut und die Kolonie saß in einem der Gänge um die Königin versammelt. Den Tag über war wenig los, hir und da eine Arbeiterin unterwegs wenn ich ins Zimmer schaute.
Die Königin hatte am Abend ihren Platz gewechselt, sie zog ein paar Zentimeter in die Höhe, näher zum Eingang hin, immer umgeben von etlichen Arbeiterinnen die sie häufig fütterten. Auch untereinander wurde gefüttert. Die Gaster der meisten Tiere sind, soweit ich das beurteilen kann (Vergleich mit Fotos aus dem Forum und der Literatur) leidlich gefüllt, die Haut zwischen den Skleriten gespannt und hell.

Heute früh war die Königin wieder dort wo sie am Anfang war, zog aber im Laufe des Tages einmal nach oben, um bald wieder zurückzukehren.
Heute mittags schaltete ich für ein paar Stunden den 35W Halogenspot ein (es war auch draußen im Freien sehr warm, Formica rufa war schon sehr lebendig!) und streute einige Drosophila auf den Boden der Arena. Gegen Abend konnte ich schon eine Arbeiterin sehen, die mit der Fliege Richtung Nest verschwand. Momentan sitzt die Königin wieder knapp unter dem Eingang, mitten im Volk.

Die Tiere machen auf mich einen grazilen, geradezu eleganten Eindruck, und bei ihrem Verhalten könnte man im ganzen Repertoire der anthropomorphisierenden Adjektiva wühlen. Sie machen jedenfalls keinen automatenhaften Eindruck.

Was mir Sorgen bereitet ist das unstete Herumziehen der Königin-könnte es sein, daß das Nest (ich habe zwar die meisten Kammerzugänge mit Rindengranulat verstopft) zu groß ist? Soll ich ihnen doch ein Reagenzglas anbieten und warten bis sie keinen Platz mehr darin haben?
Den Nestblock temperiere ich übrigens tagsüber mit einer, an der Rückseite angebrachten 8W Heizfolie. Merken tut man davon nicht viel, der Holzblock ist 10cm dick. Ist das üblich, daß bei einer Kolonie dieser Größe keine überwinternden Larven dabei sind?

Die nächste Zeit wird jedenfalls spannend. Ich halte Euch von Zeit zu Zeit auf dem Laufenden.

Ich schließe noch ein paar Belegfotos bei.
Ein gutes Wochenende wünscht
Volker
Ein paar Belegfotos noch.

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Re: Camponotus vagus-erste Schritte als Halter

Beitragvon Holger Barnack » So 26. Feb 2012, 12:58

Hallo Volker,

herzlichen Glückwunsch zu dieser wunderschönen Art.
Wegen der Königin würde ich mir mal vorerst keine sorgen machen.
Lass sie sich zuerst mal an die neue Umgebung gewöhnen.

LG
Holger
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Re: Camponotus vagus-erste Schritte als Halter

Beitragvon Antfriend » So 26. Feb 2012, 14:50

Hallo Volker,

eine schöne Wahl hast du getroffen, mit Camponotus vagus. Und eine wundervolle Anlage hat die Kolonie ja auch bekommen. :ok: Die natürliche Schönheit dieser Art kommt auf Bildern gar nicht immer so zu Geltung. Bis ich sie letztes Jahr in Kroatien in Natura gesehen habe, war Camponotus vagus für mich "eine weitere" schwärzliche Camponotus Art. Aber Körperbau, Behaarung, Habitus dieser Art sind wirklich schön und interessant. Bin mir sicher, du wirst mit der Kolonie viel Freude haben und zahlreiche Beobachtungen machen können.

Sorgen würde ich mir wegen der Gyne auch nicht machen. Der Transport und die neue Umgebung bereiten den Tieren halt anfangs einiges an Aufregung. Das legt sich im Normalfall innerhalb von 1-2 Tagen. Es kann auch sein, dass die Kolonie mehrere Tage hin und her zieht. Bedenklich ist nur, wenn die Königin frei in der Anlage umherläuft und sichtlich nicht zur Ruhe kommt. Das anfängliche wechseln zwischen altem und neuem Nest hingegen kann man öfter bei Kolonien beobachten.

LG
Marcel
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Re: Camponotus vagus-erste Schritte als Halter

Beitragvon Marcel Dieter » Di 28. Feb 2012, 22:58

Hallo Volker,

freut mich das du einen HB über diese Art gestartet hast, sind sehr aktiv und haben eine schöne Größe.
Habe ein paar Kolonien im Freiland von Südfrankreich beobachten dürfen, ist sehr sehenwert.
Die können richtig schnell werden, musste im Urlaub zweimal hinschauen das ich die kleinen Arbeiter nicht mit Cataglyphis cursor verwechsel so schnell wie die unterwegs waren. :)

Viel spaß mit den kleinen.

Grüße
TUFFI
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Re: Camponotus vagus-erste Schritte als Halter

Beitragvon antic » Mi 29. Feb 2012, 13:37

Danke für den guten Zuspruch, heute habe ich die ersten( 3?) Eier gesehen (sie liegen an einer schwerer einsehbaren Stelle).Fotos getraue ich mich noch nicht zu machen, wird aber noch werden.
Ich streue tiefgefrorene Drosophila in der Arena aus und biete Micro-Heimchen an, Honigwasser und Wasser selbstverständlich auch.
Lufttemperatur in der Arena 22° ,unter dem Spot 30. Immer wieder einmal kommt eine Ameise und sonnt sich minutenlang fast unbeweglich auf dem Wurzelholzstück. Das macht einen so selbstständigen Eindruck . Den Ytongteil bewässere ich mäßig (10 ml alle 2 Tage), tagsüber erwärmt eine kleine Heizmatte den Holzblock auf ca.23°. Die Königin zieht sich noch immer nachts in den Eingangsstollen zurück.
Ich muß zugeben, die Ameisenhaltung ist sehr spannend !
LG
Volker
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Re: Camponotus vagus-erste Schritte als Halter

Beitragvon antic » Do 1. Mär 2012, 21:12

Einen freundlichen Gruß an alle Mitleser(-innen selbstverständlich auch , wird's aber keine geben ),

nach der Freude gestern über die ersten Eier kam abends die Enttäuschung, kein Ei mehr zu sehen .
Heute dasselbe Spielchen-in der Früh legt die Königin 4 Eier(konnte ich durch das rote Glas sehen)in einer Nestkammer, wechselt dann den Platz und bei den Eiern bleiben nur 4 bis 5 Arbeiterinnen zurück. Diese "betreuen" dann die Eier bis nach ein paar Stunden keines mehr da ist.

Entweder sie haben sie vertragen (ginge nur an eine kleine uneinsehbare Stelle im Eingangsbereich zum Nest)
Oder sie haben sie gefressen.

Was könnte die Ursache für dieses Verhalten sein?
Stressnachwirkungen vom Verschicken und der neuen Umgebung?
Haltungsfehler?
Was ich ihnen biete steht schon in den vorigen Beiträgen. Was könnte ich , außer Geduld haben, sonst machen?
.
Ich habe schon sehr viele Forenbeiträge durchgesehen, so etwas scheint immer wieder einmal zu passieren , muß aber doch irgendwelche Ursachen haben.Für hilfreiche Antworten wäre ich sehr dankbar!

LG
Volker
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Re: Camponotus vagus-erste Schritte als Halter

Beitragvon NCS » Do 1. Mär 2012, 21:41

Hi Volker
Ich würde dir erstmal zu deiner genannten Geduld raten.
Nicht mehr unbedingt 3 mal am Tag nachgucken, sondern nuroch 3 mal die Woche, wenn du merkst, dass die anderen Haltungsbedingungen ansonsten stimmen ;), was sei laut deinen Angaben tun sollten.
Meine Königin hat schon nach ein paar Tagen aus ihrer Winterruhe die ersten Eier gelegt, jetzt sind wieder welche da und die ersten Larven sind kurz vor dem verpuppen. Es kann also sehr schnell gehen bei diesen wirklich schönen Tieren.
Also erstmal abwarten und Tee trinken, ausreichen füttern und die Temperatur sowie Feuchtigkeit ab und an überprüfen :D.

Grüße Nils
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Re: Camponotus vagus-erste Schritte als Halter

Beitragvon Alpha Chuby » Do 1. Mär 2012, 21:55

Hallo Volker,

mich hat ehrlich gesagt schon stutzig gemacht, dass bei der Ankunft keine Brut dabei war. Eine Kolonie in dieser Größe sollte doch wenigstens ein paar Larven überwintern und diese bei der Stress-Situation des Transportes nicht gleich auffressen. Zumahl die Temperatur ja auch recht niedrig war.

Ich empfehle Dir den Ameisen möglichst viel unterschiedliche Nahrung anzubieten, neben Zuckerwasser auch Proteine, am besten in flüssiger Form. Dies wird, wenigstens von meinen Ameisen auch aufgenommen und an Nestgenossinnen (und Königin) mittels Trophallaxis weitergegeben. Frische Lymphflüssigkeit können die Tiere aus toten Heimchen oder Fliegen, die man entsprechend präpariert hat, saugen.

Hast Du die Kolonie bei einem offiziellen Shop oder einem privaten Händler gekauft? Ich frage weil ein bisschen sachliche und unabhängige Evaluation nie verkehrt ist.

Viel Erfolg!
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Re: Camponotus vagus-erste Schritte als Halter

Beitragvon antic » Fr 2. Mär 2012, 09:45

Hallo,
danke für die Antworten, die Kolonie stammt von World of Ants (war der einzige Anbieter). Ich füttere Fliegen, Heimchen, Spinnen, Mehlwürmer alle aufgeschnitten.Ich biete auch Bhatkar Diät an (wird ignoriert).
Nils, Deinen Rat werde ich befolgen (wenn auch zähneknirschend ;-)
LG
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Re: Camponotus vagus-erste Schritte als Halter

Beitragvon Frank Mattheis » Sa 3. Mär 2012, 13:51

Hallo Volker,
wenn man mal reinschaut, ohne dabei allzusehr zu stören, schadet das nicht. Ich halte fast alle meine Arten in einsehbaren Beobachtungsnestern und kann jederzeit hineinsehen. Das hat noch nie gestört oder zum Verlust von Brut geführt.
Wichtig ist, dass man nicht mit allzu hellen Licht herumhantiert und vor allem ist wichtig , dass man Erschütterungen vermeidet. Besonders holzbewohnende Arten wie Deine vagus reagieren auf Erschütterungen sehr nervös und sogar ängstlich.
Aber Einsicht in ein Nest ist nach einer Gewöhnungsphase kein Problem. Natürlich sollte der Nestinnenraum nicht ständig sehr hellem Licht ausgesetzt sein, aber es muss auch nicht völlig dunkel sein. Rotlicht zB. ist immer besonders geeignet, übrigens auch zum Beheizen des Nestes.

LG, Frank.
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