Cataglyphis bicolor - Gemeinsamer Haltungsbericht

Cataglyphis bicolor - Gemeinsamer Haltungsbericht

Beitragvon Tarsus » Mi 27. Mai 2015, 15:46

Hallo!

Wie Einigen bekannt sein dürfte, brachte der werte Frank vor Kurzem einige Gynen C. bicolor aus Djerba mit.
Natürlich konnte ich da nicht widerstehen :)
Ein paar andere User auch nicht. Daraufhin beschlossen wir, einen gemeinsamen Haltungsbericht zu verfassen.

Los gehts also:

Ich holte die Gyne, nebst einiger dazugegebener Puppen, drei Arbeiterinnen und einem Eipaket am Samstag persönlich bei Frank ab (danke auch für Kaffee und Kuchen :wave: )

Nach Verfrachtung des RG in ein oben offenes Mini-Glasterrarium mit Sand als Bodengrund, bot ich Invertzucker an, welcher auch gleich angenommen wurde. Das RG habe ich mit einem kleinen Dach aus Pappe provisorisch abgedunkelt.
Am nächsten Tag gabs dann ein Stück Schabe, welches alsbald von der Gyne persönlich ins RG eingetragen wurde.

Die Tiere waren anfangs etwas nervös, beruhigten sich aber schnell wieder und scheinen sich langsam an die neue Umgebung zu gewöhnen. Die üblichen, von mir erzeugten, leichten Erschütterungen stören sie mittlerweile nicht mehr.

Mehr gibts aktuell noch nicht zu berichten, darum nur noch ein Bildchen.

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Gruß, Jan
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Re: Cataglyphis bicolor - Gemeinsamer Haltungsbericht

Beitragvon Frank Mattheis » Mi 27. Mai 2015, 18:11

Hallo Jan, schön, dass du einen HB beginnst.
Ich muss dich aber berichtigen, nicht ich allein begab mich auf die weite und gefahrvolle Reise :sonne: . Dieses Tier brachte also nicht ich allein mit.
Starke Erschütterungen mögen alle Cataglyphis überhaupt nicht. Sie befürchten dann, dass ihr Nest im Sand einbrechen könnte, es ist also sinnvoll, wenn die Cataglyphis bei Erschütterungen mit Unruhe und Aufregung reagieren. Würde ich nach Möglichkeit vermeiden. An geringen Erschütterungen können sie sich vllt. gewöhnen, es wäre mal interessant, das genauer zu untersuchen.

LG, Frank.
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Re: Cataglyphis bicolor - Gemeinsamer Haltungsbericht

Beitragvon Tarsus » Mi 27. Mai 2015, 18:29

Hu!

Stimmt, auch der Phillip, Phil und Jan machten Djerba unsicher. Ich wollte die nicht unterschlagen.

Mit leichte Erschütterungen meinte ich, wenn ich, schwergewichtig wie ich bin, durchs Ameisenzimmer trample :D
Das macht ihnen nun nix mehr aus. Sie sitzen ganz ruhig im Nest, wenn ich vorbeiwalze :P

Gruß, Jan
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Re: Cataglyphis bicolor - Gemeinsamer Haltungsbericht

Beitragvon Diffeomorphismus » Do 28. Mai 2015, 13:50

Moin liebe Forengemeinde,

dann schließe ich mich auch mal diesem HB an, da auch ich heute eine kleine Kolonie dieser Wüstenameisen bekommen habe. Mein Dank geht daher auch erst einmal an Frank & Co.

Meine Kolonie besteht aktuell aus der Königin und 4 Arbeiterinnen. Weiterhin ist Brut in allen Stadien vorhanden. Wie bei Jan wurde auch meine Königin mit etwas zugegebener Brut unterstützt.

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Wie eigentlich alle meine Gründungskolonien lebt auch diese anfangs in einer kleinen Plastik-Box. Als Bodengrund dient eine ausgehärtete Sand-Lehm-Mischung.

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Die Korkstücke haben keine besondere Bedeutung, sie sollen vor allem das RG vor dem Herumrollen schützen. Eine Infrarot-Heizmatte hält die Temperatur in der Box momentan auf ca. 26-28°C. Da sich meine Dachgeschoss-Wohnung im Sommer eh extrem aufheizt, muss das aktuell erst einmal genügen.

Als Futter biete ich Invertzucker und eine Terfly an. Bislang haben die Damen das RG aber noch nicht verlassen.

Mehr gibt es nach ein paar Stunden Haltung nun wirklich nicht zu berichten. ;)

Liebe Grüße,
Christian
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Re: Cataglyphis bicolor - Gemeinsamer Haltungsbericht

Beitragvon Diffeomorphismus » Do 4. Jun 2015, 09:55

Hallo liebe Forengemeinde,

zu Beginn dieses Beitrages soll es erst einmal ein paar mehr Informationen zu dieser Art geben; beginnen wir also mit der Taxonomie:

Familia: Formicidae | Subfamilia: Formicinae | Tribus: Formicini | Genus: Cataglyphis | Species: C. bicolor

Nun weiß man aber heute, dass das, was man lange als die Art C. bicolor angesehen hat, eigentlich ein Komplex aus drei morphologisch kaum unterscheidbaren Arten ist: C. viaticus, C. bicolor und C. savignyi.

Diesbezüglich ein Zitat aus "Patterns of biogeographic distribution within the bicolor species group of the North African desert ant, Cataglyphis FOERSTER 1850 (Insecta: Hymenoptera: Formicidae)":

Die nordafrikanische Formicinen-Art Cataglyphis bicolor (sensu SANTSCHI 1929) wird aufgrund morphometrischer, biochemischer (Pheromon- und Isozym-) sowie molekularbiologischer (mtDNA-) Analysen in drei parapatrische Arten aufgeteilt, die geographisch längs des in Nord-
Süd-Richtung verlaufenden Ariditätsgradienten als C. viaticus, C. bicolor und C. savignyi aufeinander folgen. Morphometrische Merkmale, vor allem aber die auf Isozymvergleichen beruhenden populationsgenetischen Untersuchungen zeigen, daß in den breiten Überlappungsgebieten je zweier Arten keine Hybridisierung stattfindet, C. viaticus, C. bicolor und C. savignyi also als echte Arten zu klassifizieren sind.


Vielleicht können ja die Sammler der hier vorgestellten Kolonien etwas dazu sagen, ob es Hinweise darauf gibt, um welche Art aus diesem Komplex es sich genau handelt, bzw., ob es sich anhand der Herkunft, von der tunesischen Insel Djerba, ableiten lässt?

So, nach diesem kleinen Exkurs zurück zur Haltung dieser Wüstenameisen. So konnte ich bislang bei der Königin ein recht untypisches Verhalten feststellen, denn nur sie alleine war bislang beim Fouragieren zu beobachten. Sie ist es also, die die Nahrung heranschafft. Die Arbeiterinnen, mittlerweile 8 Stück, konnte ich noch nie beim Verlassen des Nestes beobachten.

Hier Bilder von der Königin außerhalb des Nestes:

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Man erkennt sehr schön, wie sie ihre Gaster beim Laufen in die Höhe streckt. Ein Verhalten, welches im natürlichen Habitat, der Wüste, den Körper vor der Hitze des Sandes schützt.

Da auch Jan dieses ungewöhnliche Verhalten bei seiner Königin beobachten konnte, dürfte es, zumindest in der Haltung, normal sein. Da die Königin aber allgemein sehr unruhig wirkt, werde ich nun ein kleines YTONG-Nest anbieten. Vielleicht ist dieses für diese Ameisen geeigneter als das RG; immerhin legen sie ihre Nester in der Natur sehr tief im Sand an.

Ansonsten scheint die Entwicklung aber sehr gut zu verlaufen: Eier und Larven sind in großen Mengen vorhanden. Auch werden täglich Proteine (in Form von Terflys und Fliegenmaden) angenommen. Es sind auf jeden Fall extrem faszinierende Ameisen, und ich freue mich schon richtig auf die weitere Entwicklung dieser Kolonie.

Zum Abschluss noch ein paar Bilder:

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Liebe Grüße,
Christian
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Re: Cataglyphis bicolor - Gemeinsamer Haltungsbericht

Beitragvon Phil » Do 4. Jun 2015, 11:44

Hallo Diffeomorphismus,

Diffeomorphismus hat geschrieben:Vielleicht können ja die Sammler der hier vorgestellten Kolonien etwas dazu sagen, ob es Hinweise darauf gibt, um welche Art aus diesem Komplex es sich genau handelt, bzw., ob es sich anhand der Herkunft, von der tunesischen Insel Djerba, ableiten lässt?

Ja, ich wollte schon länger etwas dazu schreiben, weil ich mich schon seit ein paar Tagen damit abmühe, die notwendigen Infos zusammen zu bekommen... Eigentlich sollte das in den Reisebericht (der kommt noch!), aber jetzt muss es mal raus.
Leider sind die Cataglyphis schwer zu bestimmen - das nicht nur aufgrund der geringen morphologischen Abgrenzungen, sondern vor allem weil es schwer ist Artlisten für die Sammelregion zu bekommen, und zusätzlich sehr viel Verwirrung um den Artstatus mancher Arten besteht. Cataglyphis Taxonomie ist eine einzige Unordnung, was vor allem durch die vielen Unterartsbeschreibungen durch Santschi zurückzuführen ist (guter Kommentar dazu in der Einleitung der Wehner et al. 1994 Studie) und das eher geringe heutige Interesse, da mal Ordnung einzubringen. Die bereits zitierte Arbeit von Wehner ist Gold wert...
Jedenfalls, die drei Arten des C. bicolor-Komplexes unterscheidet man am Besten anhand des Fundortes, und auf Djerba (unser Sammelgebiet) kommt laut Dietrich & Wehner (2003) oder der bereits genannten Studie Wehner et al. (1994)nur C. savignyi vor. Das machts leicht - oder auch nicht?
Es gibt noch weitere große Cataglyphis Arten, die für Tunesien beschreiben wurden. Zum Beispiel gibt es noch die Art Cataglyphis oasium, deren Artstatus zur Zeit noch gültig ist. Sie gehört eigentlich auch in die bicolor Gruppe, nur wurde von Wehner et al. (1994) die Vermutung angestellt, dass es sich nur um ein Synonym zu C. savignyi handelt, zumindest bei den tunesischen (guter Kommentar zu C. oasium auf Sifolinia's Blog).
Dann, wir haben den Namen hier auch schon öfter im Forum gehört, gibt es noch Cataglyphis desertorum. Forel hat diese Art nach eigenen Angaben in Tunesien gesammelt, aber so schreiben laut Ants of Egypt Collingwood & Agosti (1996):
Cataglyphis desertorum. - Collingwood 1985: Fauna of Saudi Arabia 7: 286 [misidentification].
This is the commonest Cataglyphis species throughout Arabia and there are many collections from the southern Sinai Peninsula to Saudi Arabia, Kuwait, United Arab Emirates, Oman and Yemen. However, no nest series is known, and only single workers were collected. in Collingwood (1985), this species appeared under the name C. desertorum Forel, 1894, but Forel's species, described from southern Tunisia, is probably a synonym of C. savignyi (Agosti & Collingwood, in prep.). For this reason, a formal description will be given later.

Aha, C. desertorum in Tunesien ist also vermutlich synonym zu C. savignyi. Kommt mir bekannt vor.

Also so wie ich das sehe: Alle Hinweise deuten auf Cataglyphis savignyi. Und man sollte sich ohnehin nicht zuviel den Kopf darüber zerbrechen, letzlich geht es hier nur um Namen.

Grüße, Phil
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Re: Cataglyphis bicolor - Gemeinsamer Haltungsbericht

Beitragvon Frank Mattheis » Do 4. Jun 2015, 14:20

Danke für die Erklärungen, Phil. Ich verwende ja nun, nachdem ich auch versucht habe, mit antweb oder mit Herkunftsangaben die Arten näher zu bestimmen, lieber den Begriff Cataglyphis bicolor. Auch wenn ich natürlich weiss, dass dies eher ein Sammelbegriff ist, der eine Gruppe von Arten umfasst.
Für mich persönlich umfasst der bicolor-Komplex viel mehr als nur drei Arten, ich orientiere mich dabei an Lebensweise und Verhalten, an Ähnlichkeiten in Körperbau und Färbung der Arten. Aber das ist natürlich keine wissenschaftliche Herangehensweise. Trotzdem scheinen mir die Arten, die ich da gemeinsam einordne, eng verwandt zu sein und das genügt mir bei "meiner" ganz privaten Einteilung, die eben lediglich auf Beobachtungen und Erfahrungen beruht.

Hallo Christian, wie ich dir schon in meiner PN schrieb, das Verhalten ist normal bei den jungen Königinnen der Art in der Haltung in einer Box oder einem kleinem Terrarium. Sie müssen eben, als einzige "erwachsene" Ameise der kleinen Kolonien für Nahrung sorgen. Die jungen Arbeiterinnen sind noch nicht so weit, sind aber, ebenso wie die Larven hungrig. Also muss jemand Futter herbeischaffen.
Solches Verhalten wird im Freiland natürlich nie auftreten. Dort schlüpfen anfangs winizge Pygmäen, deren Nahrungsbedarf gering ist und die natürlich bald beginnen, ausserhalb des Nestes nach Futter zu suchen.
Dieses Verhalten zeigt für mich in der Haltung, dass sich die Königinnen sicher genug fühlen und den Auslauf mit der Futterstelle als Teil des sicheren Nestes ansehen.

LG, Frank.
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Re: Cataglyphis bicolor - Gemeinsamer Haltungsbericht

Beitragvon Diffeomorphismus » Do 4. Jun 2015, 16:41

Hey Phil,

vielen Dank für Deinen Beitrag. Allerdings frage ich mich schon, warum scheinbar keine Interesse besteht Ordnung in die Gattung Cataglyphis zu bringen. Wenn in meinem Haus so ein Chaos herrschte, könnte ich jedenfalls nicht mehr ruhig schlafen. ;)

Und es wird ja nicht besser. Obwohl Wehner et al. in ihrer Publikation ja eindeutig von C. viaticus sprechen, musste ich nun in einem anderen Forum, in dem unser Thema, wie nicht anders zu erwarten, aufgegriffen wurde (Eigene Ideen Mangelware?), lesen, dass es scheinbar C. viatica heißen soll. (Zumindest im alten Ameisenforum konnte man mit C. viaticus jahrelang gut leben.) Aber gut, zum Glück ist dieser taxonomische Saustall für die Haltung unerheblich. Und genau um diese soll es hier ja gehen. Daher bleiben es für mich persönlich C. bicolor. Der Name passt wenigstens zum Aussehen.

Was die Haltung angeht, so konnte ich vorhin auch zum ersten Mal eine Arbeiterin am Invertzucker sehen, also ist die Königin dann doch nicht ganz auf sich alleine gestellt.

Liebe Grüße,
Christian
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Re: Cataglyphis bicolor - Gemeinsamer Haltungsbericht

Beitragvon Phil » Do 4. Jun 2015, 21:44

Hallo,

wenn wir schon bei Cataglyphis Systematik sind, sollte man die Arbeit von Donat Agosti (1990) (irgendwo gibts evtl. auch noch ne Revision, aber die kann ich im Netz nicht finden) nicht unerwähnt lassen. Man stolpert häufig über seine hervorragenden taxonomischen Arbeit, und er hat wirklich riesige Arbeit dabei geleistet die Gattung zu reklassifizieren. Man möchte sich nur mal zu Gute führen, dass der Mann allein dafür 2500 Ameisenpräparate zusammengesucht und ausgewertet hat!

Für mich persönlich umfasst der bicolor-Komplex viel mehr als nur drei Arten, ich orientiere mich dabei an Lebensweise und Verhalten, an Ähnlichkeiten in Körperbau und Färbung der Arten.

Frank, ich glaube Du meinst absolut das richtige und hast aber den falschen Begriff verwendet. Es gibt eine Art-Komplex und eine Art-Gruppe! Jaja, systematische Verwirrungen :crazy: Du hast sicher die bicolor-Artgruppe gemeint. Denn die besteht in der Tat aus sehr vielen Arten. Ich zähle mal nur die Art-Komplexe auf, die in der Gruppe drin sind; das ist der Catalgyphis abysinnicus-Komplex, bicolor-Komplex, diehlii-Komplex, niger-Komplex, nodus-Komplex und der setipes-Komplex. Hui. (alles aus der oben angegeben Studie - auf heutige Gültigkeit und insbesondere Gendering (heh) keine Gewähr)
Warum ist da auf einmal soviel von Komplexen und Artgruppen die Rede, anstatt einfach von Arten? Weil Arten schwer zu bestimmen sind und außerdem ziemlich durcheinander. Die Eingrenzung auf Artkomplexe ist noch vergleichsweise leicht durchführbar, weshalb Agosti dafür einen guten Schlüssel gibt.

Grüße, Phil
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Re: Cataglyphis bicolor - Gemeinsamer Haltungsbericht

Beitragvon Diffeomorphismus » Do 4. Jun 2015, 22:39

Hey Phil,

nochmals Danke für die weiteren Ausführungen. Die Publikation gibt wirklich einen sehr guten Einblick in die Taxonomie. Ich wollte auch nicht die Arbeit von Leuten wie dem guten Herrn Agosti in Abrede stellen. Allerdings frage ich mich, ob es Sinn macht, über Kleinigkeiten wie Cataglyphis viaticus oder C. viatica zu diskutieren, während im Großen und Ganzen noch ein relatives Chaos herrscht. Da ich von Natur aus Perfektionist bin, wäre ich erst zufrieden, wenn alles geordnet wäre. Aber das ist ja nun zum Glück nicht meine Aufgabe. Da verlasse ich mich ganz auf dich. ;)

Wenn ich jedoch sehe, dass selbst Experten hier an ihre Grenzen stoßen, frage ich mich, warum man in den Foren immer so einen Heckmeck um eine möglichst genaue Bestimmung gemacht wird, und gerade Händler diesbezüglich oft an den Pranger gestellt werden?

Betrachtet man alleine die drei Arten des bicolor-Komplexes, so ist eine hundertprozentige Bestimmung ja nur unter sehr großem Aufwand möglich. Schlussendlich für die Haltung aber irrelevant.

Ähnliches gilt ja z. B. auch für einheimische Arten; siehe den Tetramorium caespitum/impurum-Komplex.

Letztendlich sollen doch die Ameisen dem Halter gefallen. Und solange dies der Fall ist und man den Tieren Haltungsbedingungen für eine gute Entwicklung bieten kann, sollte es doch am Ende unerheblich sein, ob sie hundertprozentig richtig bestimmt sind. Für die Gattung dürfte es ja fast immer reichen.

Liebe Grüße,
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