Aphaenogaster senilis/iberica – (Haltungs)Bericht

Aphaenogaster senilis/iberica – (Haltungs)Bericht

Beitragvon Mathias Zille » So 23. Jan 2011, 14:03

Hallo Zusammen!

Ich halte nun schon seit ein paar Monaten eine kleine Kolonie von Aphaenogaster senilis oder A. iberica. Eine genaue Bestimmung wurde nicht vorgenommen. Die Kolonie wurde mir aus Spanien zugeschickt, es handelte sich dabei um keine aufgezogene Kolonie sondern um einen Wildfang. Dementsprechend waren anfangs noch einige Männchen in der Kolonie, und bei der Brut die sie hatten waren auch noch ein paar dabei. Anfangs hielt ich sie in einem Reagenzglas, das an einer kleinen Box angeschlossen war. Diese Box diente als Auslauf und für mich als Möglichkeit der Futtergabe. So hielt ich sie bis zur Winterruhe, die ich den kleinen gönnen wollte, doch dazu später mehr.

Diese Aphaenogaster unterscheiden sich von meiner anderen Aphaenogaster Kolonie nicht nur allein in der Färbung. Auch das Verhältnis zwischen Größe der Königin zu ihren Arbeiterinnen ist ein anderes. Die Königin der Aphaenogaster senilis/iberica ist in etwa so groß wie der meiner Aphaenogaster sp. sie hat aber einen Größeren Gaster, dafür aber einen schmaleren Thorax. Das liegt wohl an der Art und Weise wie sich die einzelnen Arten verbreiten. Während die Aphaenogaster senilis/iberica sich wohl eher durch Zweignestbildung verbreiten, scheinen die Aphaenogaster sp. von der Krim wohl eine Ausbreitung durch ausgeprägte Schwarmflüge zu bevorzugen. Zumindest sind die Unterschiede der Thorax Größen damit plausibel zu erklären.
Der zweite Unterschied liegt in der Größe der Arbeiterinnen, diese erreichen bei den Aphaenogaster senilis/iberica fast die Größe der Königin. Bei den Aphaenogaster sp. ist der Größenunterschied deutlich zu erkennen. Das liegt nicht nur an der Körperlänge sondern auch an dem größeren Thorax der wie schon oben angeführt deutlicher ausgeprägt ist.
Wer schon einmal eine Aphaenogaster Art gehalten hat, dem fällt sofort das grazile und vorsichtige verhalten auf. Die Arbeiterinnen sind sehr bedacht in ihrem vorgehen. Die Aphaenogaster senilis/iberica passen nicht ganz in dieses Bild. Ihr Auftreten ist eher schroff und aggressiv. Meine Aphaenogaster swammerdami und auch die Aphaenogaster sp. sind deutlich vorsichtiger unterwegs. Wer also eher auf aggressive Arten steht ist mit den A. senilis/iberica gut beraten.

Haltungsbericht:

Die Haltung dieser Art gestaltet sich denkbar einfach. Viel Insekten, genug Feuchtigkeit und gelegentlich etwas Honig, mehr brauchen diese robusten Tiere nicht. Man muss sagen das sie recht schnell an Fahrt aufnehmen können. Wie bei Cataglyphis werden auch hier die Beutetiere zu den Larven geschleppt. Das Anlegen der Larven an die Beute ist eine der herausragenden Beobachtungen die man bei dieser Art machen kann. Manchmal versinkt das Beutetier regelrecht unter den Larven. Die Larven bekommen dann schnell einen rot/bräunlichen Magen den man dann gut sehen kann. Die Entwicklung ist Rasant. Die Königin, man mag es bei ihrer Größe kaum glauben, ist eine wahre „Eierlegemaschine“. Eins sollte man dann doch beachten, die Erfahrung die ich bis jetzt machen konnte hat gezeigt dass sie recht empfindlich auf Nahrungsmangel reagieren. Man sollte also eine recht Konstante Futtergabe einhalten. Die Ameisen passen sich daran sehr gut an. Gibt man ihnen konstant wenig dann wächst die Kolonie eher langsam. Gibt man hingegen konstant viel, dann ist das Wachstum enorm, vor allem das Larvenstadium ist schnell abgeschlossen.
Ich halte die Kolonie wie gesagt im Reagenzglas, aber zurzeit ohne angeschlossene Box. Die Winterruhe ist seit zwei Wochen abgeschlossen und nun befinden sie sich wieder im Warmen. Überwintert hatten sie mit etwas Brut, ich denke so um die 20-25 Larven. Die Winterruhe haben sie mit wenigen Verlusten überstanden, vier bis fünf Verluste habe ich gezählt. Futter wird wieder reichlich angenommen und so hat sich ihre Brut in kurzer Zeit mehr als verdoppelt. Es ist schon erstaunlich wie viele Eier diese kleine Königin hervorbringt. Die kleinen Larven sind anfangs sehr klein und Schneeweiß, später werden sie dann eher matt gelblich, mit dem wie oben beschriebenen gut sichtbaren Darminhalt. Kurz vor dem „Verpuppen“ scheiden die Larven den Darminhalt aus und sind dann milchig weiß. In diesem Stadium befinden sich nun einige Larven, eine Hand voll haben sich auch schon verpuppt. Dies sollten die Larven sein die mit in die Winterruhe genommen wurden. Die Haltung gestaltet sich sehr einfach, diese Tiere benötigen auch nicht viel Platz. Ein kleines Becken 40x30x30 sollte für eine größere Kolonie ausreichend sein, mit angeschlossenem Beobachtungsnest ist das eine schön zu beobachtende Ameisenart. Ich würde diese Art auch für Anfänger empfehlen, wobei das frühe Auftreten von Geschlechtstieren zu beachten ist.

Ich hoffe dieser kleine (Haltungs)Bericht ist informativ und lesenswert. Er schildert meine Erfahrungen mit dieser Art, die ich in den letzten Monaten beobachten konnte und einer Kolonie die ich im Sommer zwei Wochen gepflegt hatte.

Nun noch einige Bilder meiner Kolonie (leider erst einmal nur eins, wenn ich umgezogen bin folgen noch weitere):
Bild

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LG, Mathias
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