Camponotus gigas

Camponotus gigas

Beitragvon Frank Mattheis » Fr 10. Jan 2014, 20:11

Hallo Leute,
ich hab etwas gezögert, einen HB aufzusetzen, weil diese Art ja doch etwas heikel sein soll. Es gibt kaum längerfristige Erfahrungen in der Haltung dieser Art und der Respekt vor den Schwierigkeiten, die bei dieser besonderen Art laut verschiedenen Berichten auftreten können, liess mich bis jetzt warten mit einem HB.
Meine junge Königin erhielt ich von Gerhard Kalytta und einem Freund von ihm, mit dem er gemeinsam Tiere der Art in Malaysia sammelte. Ich holte dieses wunderschöne Tier aus Stuttgart zusammen mit Gerhard bei dessen Freund ab, das war nur ein kleiner Weg und eine geringe Mühe für ein so interessantes und auch imposantes Tier.

Meine Jungkönigin hatte bis jetzt lediglich ein Eipaket, dass sie aber sorgsam pflegte und behütete. Ausserdem gibt es eine Arbeiterin, die ihr von den Sammlern der Ameise zugesetzt wurde, wie mir berichtet wurde. Die Arbeiterin schloss sich der Königin problemlos an und versorgte die Königin stets mit Futter und tut dies immer noch, dies ist der Grund, warum diese Königin so ausserordentlich gut genährt und versorgt erscheint.

Der Grund meines Zögerns, einen HB zu beginnen, war bis heute, dass es nur dieses Eipaket gab. Heute morgen aber, vor der Arbeit, sah ich in das Beobachtungsnest und was ich sah, machte mich richtig froh. Ich sah heute die erste frischgeschlüfte, winzige Larve.
Laut Gerhard Kalytta gibt es wenige Erfahrungen mit Jungköniginnen der Art. Manche der Jungköniginnen, übrigens bei einen anderen Halter, schafften diese Hürde wohl nicht in der Haltung, d.h., wenn es dumm läuft, schlüpfen aus irgendeinen Grund keine Larven aus den Eiern. Meine Königin scheint diese Hürde nun geschafft zu haben, schlüpft eine Larve, werden sicher auch weitere schlüpfen und damit ist ein sehr wichtiger Schritt auf dem Weg zu einer Kolonie getan.

Ich bin gespannt, was ich mit dieser Ameise noch erleben werde. Bis jetzt sieht alles recht gut aus und ich bin sehr froh, dieses wundervolle Tier hier zu haben.
Durch ihre gewaltige Körpergrösse hat diese Ameise schon etwas ganz Besonderes, dazu kommt die Ruhe, die sie ausstrahlt und die Behäbigkeit, mit der sich die Königin im Nest bewegt und mit der sie alle Arbeiten, Brutpflege und Nestausbau, erledigt. Dabei bemerkt sie jede Kleinigkeit und die kleinste Erschütterung; nehme ich die Abdeckung weg, hebt sie die Fühler, was ein wenig an ein Hochziehen der Augenbrauen erinnert...:D

Hier ein Foto von heute. Vor dem Eipaket liegt auf dem Boden eine winzige Larve, leider kaum auf dem Foto zu erkennen.

Bild

Soviel erstmal.

LG, Frank.

Edit: Man sieht auf diesem Foto, dass diese Jungkönigin ein kleines Handycap hat, an der linken Fühlergeissel fehlen einige Segmente. Dies wurden ihr wohl von einer feindlichen Ameise abgezwickt bei einer Begegnung nach dem Hochzeitsflug. Eine winzige "Behinderung", die aber kaum eine Einschränkung darstellt.
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Re: Camponotus gigas

Beitragvon Phillip Gronski » Fr 10. Jan 2014, 20:18

Hallo Frank,
ich freue mich sehr, dass du nun doch über diese ganz besondere Art berichtest! Es ist wichtig, dass solche Informationen über die Haltung aus erster Hand für alle zugänglich sind. Und wie es aussieht, scheinen die Jungköniginnen ja topfit zu sein, ich drücke dir alle zwei Daumen dass alles gutgeht. ;)

LG, Phillip
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Re: Camponotus gigas

Beitragvon Frank Mattheis » Di 14. Jan 2014, 20:31

Es bleibt auf jedem Fall spannend mit meinen gigas. Bisher ist keine weitere Larve geschlüpft, aber trotzdem sieht eigentlich alles sehr gut aus.
Einen Tag lang machte mir die Arbeiterin etwas Sorgen, sie lief einen ganzen Tag im Terrarium umher. Zwar kehrte sie immer wieder in das Nest zurück, aber trotzdem ist es beunruhigend, wenn eine "Rossameise" sich so unruhig verhält. Zum Glück hat sie ihr Verhalten wieder geändert, sich beruhigt und sitzt nun fast ständig im Nest bei der Königin und der Brut.

Ich versuche immer wieder, anderes Futter zu geben, um die Ameisen zu stimulieren. Heute fütterte ich die Gigantiops mit den üblichen Terflys und da dachte ich mir, reichst du doch mal den gigas eine solche Fliege. Erstaunlicherweise war deren Interesse gross. Und es war dieses Mal die Arbeiterin, die sich gierig über die Fliege hermachte. Bie anderen Futterangeboten war gerade die Arbeiterin scheu und wich ängstlich zurück. Anders bei der Fliege, hier griff sie sofort zu.
Ich habe versucht, die fressende Arbeiterin zu fotografieren, leider gelang das nur in mässiger Qualitiät. Die Sichtscheibe ist beschlagen. Aber immerhin wurde das Beutetier einigermassen scharf abgebildet...:)

Hier ein Foto.

Bild

Ich werde morgen weitere Terflys anbieten. Mal sehen, kann sein, dass sie diese wirklich mögen. Ich berichte dann darüber, vllt. kann das andere Halter der Art helfen, ihrer Jungkönigin Proteine zu bieten, die auch genommen werden. Meine gigas nahmen bisher kleine Bockkäferlarven, diese aber nicht gerade mit überschwenglicher Begeisterung und eben diese Terfly. Grillen wurden verschmäht und ich werde solche auch nicht mehr anbieten. Bei Fred wurden Schaben angenommen, leider habe ich keine hier.
Aber die Terflys scheinen eine gute Alternative zu sein. Und die relativ kleinen Fliegen machen den etwas schüchternen Ameisen offenbar auch keine Angst.

LG, Frank.
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Re: Camponotus gigas

Beitragvon Frank Mattheis » Mo 3. Feb 2014, 20:14

Es ist nicht ohne Spannung mit diesen Ameisen.
Leider war die Larve, die vor einigen Tagen bereits geschlüpft war, nach etwa einer Woche wieder weg. Spurlos verschwunden. Dann gab es wieder für einige Tage nur das Eipaket, das aber immer grösser wurde. Trotzdem machte ich mir natürlich Sorgen.
Vor einer Woche bat ich Fred um seine Hilfe, was Fred auch spontan zusagte. Letzten Freitag übergab er mir in seiner Dehner-Filiale zwei Puppen seiner kleinen gigas-Kolonie. Ein grosses Opfer und eine extrem wertvolle Hilfe, für diese Hilfe bin ich Fred überaus dankbar...

Kaum zu Hause, öffnete ich vorsichtig das Beobachtungsnest. Das Ytongnest habe ich so angelegt, dass ich es an einer Stelle öffnen kann und so Futter oder eben diese Puppen direkt in die Königinkammer zugeben kann. Durch ein winziges Loch bugsierte ich nun gaaanz vorsichtig die beiden Puppen in die Königinkammer. Und...? ...nichts erstmal... :no:
Die beiden, Königin und Arbeiterin, ignorierten erstmal die Brutzugabe. Die Puppen lagen den ganzen Abend unbeachtet in einer Ecke der Brutkammer.
Am nächsten Morgen aber hatte die Königin die beiden Puppen unter ihre Fittiche genommen. Beide Puppen lagen unter ihr und waren offenbar angenommen. Und als ich nun mit einer Lupe in die Kammer schaute, staunte ich nicht schlecht, denn plötzlich waren mehrere junge Larven geschlüft und die Königin hatte diese fein säuberlich auf die Puppen drapiert.
Nun gibt es also etwas mehr Brut und es solte nun weiter voran gehen.
Am Sonntag morgen war aus einer der Puppen von Fred eine relativ kleine Arbeiterin geschlüpft, die Kolonie war also gewachsen...:)

Vorhin habe ich versucht die kleine Arbeiterin zu fotografieren, das ist aber schwierig, die Sichtscheibe in der Königinkammer ist leider sehr verschmutzt. Die Königin hat etwas an ihrer Kammer gebastelt und dabei leider die Scheibe mit Lehm usw. verschmiert. Sehr schade, gute Fotos sind so nicht möglich.

Trotzdem ein schöner Anblick. Eine junge, kleine Arbeiterin.

Bild

Nochmal, ganz herzlichen Dank an Fred.

LG, Frank.
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